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Top Rezension
Fifty shades of grey...
Nein...ganz sicher nicht! Mit großer Gewissheit ist jetzt jeder hier lesende Parfumo bzw Parfuma geneigt an einen einschlägigen Filmtitel zu denken. Hieraus wird aber leider nichts, oder sollte ich besser sagen Gott sei Dank?! Das liegt, wie so oft, im Auge des Betrachters.
Ich wählte diesen treffenden Titel deswegen, weil Anthracite in meinen Augen genau diese sehr vielfältigen Grauschattierungen präsentiert. Eine ganze Weile begleitet mich dieser intensive und sehr ausdrucksstarke Tom Ford nun schon, weswegen ich ihm ein paar Zeilen mehr widmen möchte, hier mit diesem Kommentar.
Noir Anthracite startet Abstand nehmend und auf Distanz gehend. Viele dieser grauen Facetten und düsteren Sprenkler zeigen sich in der Eröffnungsphase. Durch den präzise und gekonnten Einsatz des Szechuanpfeffers und der Tuberose entstehen Eindrücke eines kühl mattierten Schleiers, welcher sich mit einer gewissen Säure, Schärfe und Bitternote auf die Haut legt. So als ob er sagen würde: Da bin ich nun, und werde auch nicht mehr so schnell gehen! Jetzt sie zu wie Du mit mir zurecht kommst...
Dieses "zurecht kommen" meine ich tatsächlich so. Noir Anthracite besitzt meiner Meinung nach nämlich eine sehr stark emotional kaskadierende Komponente. Durch diesen latent melancholischen Start hatte ich schon Tage, an denen ich das Auftragen fast bereut habe. Denn wenn die eigene Gefühlslage nicht dem "mir scheint die Sonne aus dem..." gleichkommt, vermag der Duft diesen Zustand sogar eher im negativen zu unterstützen.
Ob ich dieses Phänomen nun gut oder schlecht heißen soll wusste ich lange Zeit selbst nicht. Mittlerweile sehe ich das aber klarer. Denn das Konzept des Duftes wurde mit aller Konsequenz umgesetzt. Sowas ist in jeder Hinsicht löblich und tadellos. Ich als Träger muss eben entscheiden, ob ich mich in dem dazu passenden Modus befinde.
Zur aktuell anstehenden Jahreszeit, dem Herbst, passt der Duft dennoch perfekt. Noir Anthracite ist schlichtweg prädestiniert jetzt, im Herbst, getragen zu werden. Sobald sich ein, sagen wir mal, gewisser groove mit dem Duftschleier eingestellt hat, funktioniert Noir einfach großartig. Seine Großartigkeit erhält der Duft durch seine ihm inne wohnende Ambivalenz - seine Widersprüchlichkeit! Paradoxerweise wird nach einer gewissen Zeit, ziemlich genau dann wenn die dunklen Edelhölzer die Regie übernehmen, das ganze Duftspektrum umgekrempelt respektive gekippt. Plötzlich ist da ganz viel Wärme und Geborgenheit. Weiche und sanfte Nuancen nehmen dem anfänglich harten Konstrukt die kalten und scharfen Kanten, die den Duft zu Beginn schon fast lieblos machten.
Klassisch, elegant und perfekt in Szene gesetzt duftende Hölzer verwandeln den kühlen Schleier in einen wärmenden Mantel. So entsteht ein anschmiegsamer Begleiter für den nahezu gesamten Tag. Denn ihn zeichnet auch eine gewisse Unverwüstlichkeit aus. Mehrere Stunden Haltbarkeit sind kein Problem. Deswegen sollte auch die Dosierung mit Bedacht gewählt werden, um die Sillage und Projektion nicht ausufern zu lassen.
In seiner Gesamtheit betrachtet ist Noir Anthracite genau das was er sein will bzw sein soll. Sicherlich nicht für jeden geeignet, auf seine Art speziell, für mich aber unbedingt authentisch und überzeugend, unnahbar kühl und anschmiegsam warm, abweisend fremd und anziehend vertraut...
*Das Glück besteht nicht darin, dass ich tue was ich will, sondern das ich will, was ich tue*
Vielen Dank für´s lesen...
Anm.d.Red.: ich kenn den Film gar nicht...:-))
Ich wählte diesen treffenden Titel deswegen, weil Anthracite in meinen Augen genau diese sehr vielfältigen Grauschattierungen präsentiert. Eine ganze Weile begleitet mich dieser intensive und sehr ausdrucksstarke Tom Ford nun schon, weswegen ich ihm ein paar Zeilen mehr widmen möchte, hier mit diesem Kommentar.
Noir Anthracite startet Abstand nehmend und auf Distanz gehend. Viele dieser grauen Facetten und düsteren Sprenkler zeigen sich in der Eröffnungsphase. Durch den präzise und gekonnten Einsatz des Szechuanpfeffers und der Tuberose entstehen Eindrücke eines kühl mattierten Schleiers, welcher sich mit einer gewissen Säure, Schärfe und Bitternote auf die Haut legt. So als ob er sagen würde: Da bin ich nun, und werde auch nicht mehr so schnell gehen! Jetzt sie zu wie Du mit mir zurecht kommst...
Dieses "zurecht kommen" meine ich tatsächlich so. Noir Anthracite besitzt meiner Meinung nach nämlich eine sehr stark emotional kaskadierende Komponente. Durch diesen latent melancholischen Start hatte ich schon Tage, an denen ich das Auftragen fast bereut habe. Denn wenn die eigene Gefühlslage nicht dem "mir scheint die Sonne aus dem..." gleichkommt, vermag der Duft diesen Zustand sogar eher im negativen zu unterstützen.
Ob ich dieses Phänomen nun gut oder schlecht heißen soll wusste ich lange Zeit selbst nicht. Mittlerweile sehe ich das aber klarer. Denn das Konzept des Duftes wurde mit aller Konsequenz umgesetzt. Sowas ist in jeder Hinsicht löblich und tadellos. Ich als Träger muss eben entscheiden, ob ich mich in dem dazu passenden Modus befinde.
Zur aktuell anstehenden Jahreszeit, dem Herbst, passt der Duft dennoch perfekt. Noir Anthracite ist schlichtweg prädestiniert jetzt, im Herbst, getragen zu werden. Sobald sich ein, sagen wir mal, gewisser groove mit dem Duftschleier eingestellt hat, funktioniert Noir einfach großartig. Seine Großartigkeit erhält der Duft durch seine ihm inne wohnende Ambivalenz - seine Widersprüchlichkeit! Paradoxerweise wird nach einer gewissen Zeit, ziemlich genau dann wenn die dunklen Edelhölzer die Regie übernehmen, das ganze Duftspektrum umgekrempelt respektive gekippt. Plötzlich ist da ganz viel Wärme und Geborgenheit. Weiche und sanfte Nuancen nehmen dem anfänglich harten Konstrukt die kalten und scharfen Kanten, die den Duft zu Beginn schon fast lieblos machten.
Klassisch, elegant und perfekt in Szene gesetzt duftende Hölzer verwandeln den kühlen Schleier in einen wärmenden Mantel. So entsteht ein anschmiegsamer Begleiter für den nahezu gesamten Tag. Denn ihn zeichnet auch eine gewisse Unverwüstlichkeit aus. Mehrere Stunden Haltbarkeit sind kein Problem. Deswegen sollte auch die Dosierung mit Bedacht gewählt werden, um die Sillage und Projektion nicht ausufern zu lassen.
In seiner Gesamtheit betrachtet ist Noir Anthracite genau das was er sein will bzw sein soll. Sicherlich nicht für jeden geeignet, auf seine Art speziell, für mich aber unbedingt authentisch und überzeugend, unnahbar kühl und anschmiegsam warm, abweisend fremd und anziehend vertraut...
*Das Glück besteht nicht darin, dass ich tue was ich will, sondern das ich will, was ich tue*
Vielen Dank für´s lesen...
Anm.d.Red.: ich kenn den Film gar nicht...:-))
19 Antworten


Den Duft auch nicht, aber nach Deinem Kommentar muß ich wohl eher sagen, noch nicht. Kommt auf die ML!
Die hier verbaute wässerige Tuberose ist ganz sicher maskulin und gelungen wie Dein Kommentar auch. Gerne gelesen - Pokälsche!!
Ich kenne den Duft selbstverständlich auch,aber mir war er auf eine suspekte Art immer zu distanziert. Aber das ist Grau nun mal auch! Toller Kommentar!
Und den Spruch am Schluss habe ich auch bei mir immer als Erinnerung stehen.
Es gibt wirklich diese Tage wo er einfach nicht passt.
Hat Spaß gemacht zu lesen.
Den Filme kenne ich auch nicht ;)