26.03.2018 - 15:34 Uhr

loewenherz
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loewenherz
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Am Wannsee
Die Duftende oder auch Gartenreseda ist keine besonders kapriziöse Pflanze und nicht nur aufgrund ihrer recht anspruchslosen Kultivierung besonders beliebt in bäuerlichen oder vergleichbar zwanglos gestalteten Gärten. Ihr sanfter Duft erinnert vage an Veilchen, aber pflanzt man sie in die Nachbarschaft von dramatischeren Geschöpfen wie Lilien, Rosen oder auch nur Gartennelken, wird man die Reseda höchstens als einen ganz feinen, beinahe etwas altmodisch anmutenden Hintergrundton wahrnehmen - so wie man sich die Gärten auf den sepiafarben verblassten Fotografien aus den Jahren vor dem Krieg vorstellt, auf denen die Großeltern in ihren Sonntagskleidern in Korbstühlen vor dem alten Apfelbaum sitzen, an dessen dicken Ästen wir als Kinder geschaukelt haben.
Harry Lehmanns Reseda ist kein Veilchenduft, vielleicht nicht mal ein vager. Gleichwohl ist er ein feiner und etwas altmodischer Duft - und in seiner Anmutung weniger verblasst als von kräftigem, akzentuiertem Wesen. Reseda ist von reifer Blumigkeit und einer Art junifarbener Krautigkeit: mattgrün und sanft und nicht mehr Frühling und noch nicht Sommer, erzählt in klaren, liebevollen Worten von einer Zeit, die immer schon vergangen schien - und ist tatsächlich doch verblüffend zeitlos, wenn man ihn denn für sich entdeckt. Für Damen unter weißen Sonnenschirmen und Herren mit schwarzen Gamaschen - und für die melancholischen Momente der Erinnerung - während die letzten Scheite des Apfelbaums, in dessen Ästen wir einst schaukelten, langsam im Kamin verglühen.
Fazit: am Ufer des Wannsees im ruhigen Südwesten von Berlin, besaß der Maler Max Liebermann ein langgestrecktes Gartengrundstück, auf dem er sich 1910 eine Sommervilla errichten ließ. Seit ein paar Jahren ist das Gelände als Museum zugänglich und eröffnet einen wunderbaren Eindruck davon, wie es gewesen sein muss, vor hundert Jahren hier am stillen Seeufer sitzen - auf Korbstühlen und unter Sonnenschirmen, zwischen Levkojen, Phlox und Reseda - von altmodischer und ruhiger Schönheit und doch völlig im Hier und Jetzt - während die Autos sich kaum einen Kilometer weiter auf der Avus stauen.
Harry Lehmanns Reseda ist kein Veilchenduft, vielleicht nicht mal ein vager. Gleichwohl ist er ein feiner und etwas altmodischer Duft - und in seiner Anmutung weniger verblasst als von kräftigem, akzentuiertem Wesen. Reseda ist von reifer Blumigkeit und einer Art junifarbener Krautigkeit: mattgrün und sanft und nicht mehr Frühling und noch nicht Sommer, erzählt in klaren, liebevollen Worten von einer Zeit, die immer schon vergangen schien - und ist tatsächlich doch verblüffend zeitlos, wenn man ihn denn für sich entdeckt. Für Damen unter weißen Sonnenschirmen und Herren mit schwarzen Gamaschen - und für die melancholischen Momente der Erinnerung - während die letzten Scheite des Apfelbaums, in dessen Ästen wir einst schaukelten, langsam im Kamin verglühen.
Fazit: am Ufer des Wannsees im ruhigen Südwesten von Berlin, besaß der Maler Max Liebermann ein langgestrecktes Gartengrundstück, auf dem er sich 1910 eine Sommervilla errichten ließ. Seit ein paar Jahren ist das Gelände als Museum zugänglich und eröffnet einen wunderbaren Eindruck davon, wie es gewesen sein muss, vor hundert Jahren hier am stillen Seeufer sitzen - auf Korbstühlen und unter Sonnenschirmen, zwischen Levkojen, Phlox und Reseda - von altmodischer und ruhiger Schönheit und doch völlig im Hier und Jetzt - während die Autos sich kaum einen Kilometer weiter auf der Avus stauen.
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