12.04.2021 - 12:24 Uhr

Zerotonin
25 Rezensionen

Zerotonin
Top Rezension
52
Der Garten von Oma M.
Ich habe als Kind viel Zeit bei meiner Oma verbracht. Man könnte eigentlich sagen, dass ich beinah zur Hälfte bei ihr aufgewachsen bin.
Sie hatte ein älteres Haus mit recht großem Garten ganz am Rande eines kleinen Dorfes. Sie pflanzte damals, zusammen mit meinem Opa, einige Tannen dort im Garten, als das Haus gerade fertig gebaut war. Zu meiner Zeit waren die natürlich schon hoch gewachsen und ragten weit über das Dach hinaus. Mitten zwischen den Tannen befand sich ein kleiner Teich, mit Goldfischen und Fröschen, die ab und an zu Besuch kamen. Dort verbrachte ich die meiste Zeit. Ich habe viel gespielt, viel entdeckt, viel gelernt.
Meine Oma ließ meinen Onkel irgendwann eine eigene, süße Bank dort für mich bauen. Bei schönem Wetter verzog ich mich dann mit Büchern an 'meinen' Platz und las. Und dann passierte es bei jedem etwas stärkeren Windzug, dass einige der Tannennadeln auf die Blätter der Bücher fielen. Während des Lesens brach ich eine nach der anderen entzwei und hielt sie dicht unter meine Nase, um diesen harzig, holzig, frisch-grünen Duft zu inhalieren. Beruhigend, einlullend.
An diesem Ort begann ich auch, meine Liebe für den Geruch von Baumharz zu entdecken. Meine erste bewusste Erinnerung ist, dass ich mich (als ganz kleine Zerotonin) aus Versehen am Baum abstützte, genau in die klebrige Substanz. Den Geruch empfand ich als so stark, dass ich schockiert zurückwich und zu meiner Oma lief. Sie lächelte und erklärte mir, dass der Baum blute, ich mir aber keine Sorgen machen solle. Sie sagte, dass der Duft doch so schön sei. Mein Interesse war geweckt und ich begann zu experimentieren. Ich entdeckte schnell, dass das Harz der Tannen teilweise klar und zähflüssig, bernsteinfarben und noch zähflüssiger oder gelblich-weiß und fest sein konnte. Je nach Stadium verändert sich auch die Stärke des Duftes. Das Zähflüssige eignete sich auch perfekt zum zusammenkleben von Blättern und Stöckern zur Errichtung eines Barbie-Natur-Zeltes ;-)
Jetzt, über zwanzig Jahre später, sitze ich hier und bin doch ganz überwältigt von allem, was der Duft in meinem Kopf auslöst. Murkwood riecht exakt so, wie der Ort, wo ich damals so gern Zeit verbrachte. Nach den Tannennadeln auf den Büchern, der lockeren Erde unter den Bäumen, dem Harz, das das Holz hinunterläuft und der frischen Luft unter den Tannen.
Meine Oma ist mittlerweile leider verstorben, das Haus wurde verkauft und die Tannen vom neuen Eigentümer gefällt. Ich versuche meistens nicht sehr viel darüber nachzudenken, da es mich todtraurig macht. Aber ich weiß, dass auch das zum Leben dazu gehört - stetige Veränderung. Manchmal zum Guten, manchmal eben zum Schlechten.
Danke an Oma M. für meine schöne Kindheit, an Murkwood für die bittersüßen Erinnerungen und danke Floyd, für die Probe!
Sie hatte ein älteres Haus mit recht großem Garten ganz am Rande eines kleinen Dorfes. Sie pflanzte damals, zusammen mit meinem Opa, einige Tannen dort im Garten, als das Haus gerade fertig gebaut war. Zu meiner Zeit waren die natürlich schon hoch gewachsen und ragten weit über das Dach hinaus. Mitten zwischen den Tannen befand sich ein kleiner Teich, mit Goldfischen und Fröschen, die ab und an zu Besuch kamen. Dort verbrachte ich die meiste Zeit. Ich habe viel gespielt, viel entdeckt, viel gelernt.
Meine Oma ließ meinen Onkel irgendwann eine eigene, süße Bank dort für mich bauen. Bei schönem Wetter verzog ich mich dann mit Büchern an 'meinen' Platz und las. Und dann passierte es bei jedem etwas stärkeren Windzug, dass einige der Tannennadeln auf die Blätter der Bücher fielen. Während des Lesens brach ich eine nach der anderen entzwei und hielt sie dicht unter meine Nase, um diesen harzig, holzig, frisch-grünen Duft zu inhalieren. Beruhigend, einlullend.
An diesem Ort begann ich auch, meine Liebe für den Geruch von Baumharz zu entdecken. Meine erste bewusste Erinnerung ist, dass ich mich (als ganz kleine Zerotonin) aus Versehen am Baum abstützte, genau in die klebrige Substanz. Den Geruch empfand ich als so stark, dass ich schockiert zurückwich und zu meiner Oma lief. Sie lächelte und erklärte mir, dass der Baum blute, ich mir aber keine Sorgen machen solle. Sie sagte, dass der Duft doch so schön sei. Mein Interesse war geweckt und ich begann zu experimentieren. Ich entdeckte schnell, dass das Harz der Tannen teilweise klar und zähflüssig, bernsteinfarben und noch zähflüssiger oder gelblich-weiß und fest sein konnte. Je nach Stadium verändert sich auch die Stärke des Duftes. Das Zähflüssige eignete sich auch perfekt zum zusammenkleben von Blättern und Stöckern zur Errichtung eines Barbie-Natur-Zeltes ;-)
Jetzt, über zwanzig Jahre später, sitze ich hier und bin doch ganz überwältigt von allem, was der Duft in meinem Kopf auslöst. Murkwood riecht exakt so, wie der Ort, wo ich damals so gern Zeit verbrachte. Nach den Tannennadeln auf den Büchern, der lockeren Erde unter den Bäumen, dem Harz, das das Holz hinunterläuft und der frischen Luft unter den Tannen.
Meine Oma ist mittlerweile leider verstorben, das Haus wurde verkauft und die Tannen vom neuen Eigentümer gefällt. Ich versuche meistens nicht sehr viel darüber nachzudenken, da es mich todtraurig macht. Aber ich weiß, dass auch das zum Leben dazu gehört - stetige Veränderung. Manchmal zum Guten, manchmal eben zum Schlechten.
Danke an Oma M. für meine schöne Kindheit, an Murkwood für die bittersüßen Erinnerungen und danke Floyd, für die Probe!
15 Antworten