Leitfaden für Parfum-Anfänger und Gelegenheitskäufer
vor 15 Jahren
Dieser Überblick richtet sich an alle, die angesichts der Vielfalt in den Parfumgeschäften und auch der vielen Beiträge auf Parfumo ratlos und verunsichert sind. Hier gibt es:
- Überblick über Duftrichtungen und Sorten von Parfum,
- Tipps zur Vermeidung von Anfängerfehlern,
- Vorschläge zum Ausprobieren und
- Wissenswertes über Parfum
Ein paar Worte zum Autor dieses Beitrags: Ich bin kein Parfumfachmann, habe auch beruflich nichts damit zu schaffen. Doch ich beschäftige mich seit ein paar Jahren etwas intensiver mit Parfums. Im Laufe der Zeit habe ich eine Sammlung zusammengetragen und mich durch einige hundert weitere Parfums geschnüffelt.
Vorlieben für das eine oder andere Parfum sind individuell verschieden. Die nachfolgenden Tipps und Empfehlungen beruhen auf meinen persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen und sind daher subjektiv. Widerspruch ist gestattet und erwünscht. Ich glaube, ich habe inzwischen einen ganz guten, wenn auch keinen vollständigen Überblick. Ich würde mich freuen, wenn dieser Leitfaden dem einen oder anderen von Nutzen ist und hoffe auch ein wenig darauf, Leser zum Mitmachen auf Parfumo gewinnen zu können.
Eine Einschränkung gibt es leider: Die nachfolgenden Tipps und Empfehlungen sind auf Herren- und Unisexdüfte fokussiert. Die Leserinnen bitte ich um Nachsicht, aber bei Damendüften fehlt mir die benötigte Erfahrung. Hier wären die Damen auf Parfumo gefordert, Tipps für Anfängerinnen zu verfassen.
Bei den nachfolgend erwähnten Parfumbeispielen habe ich mich bemüht, nur solche zu wählen, die überall leicht erhältlich sind und preislich nicht aus dem Rahmen fallen. Exotische und teure Nischendüfte sind hier nicht Thema. Zum Weiterlesen sind alle erwähnten Düfte auf die Kommentare auf Parfumo verlinkt, mitunter sind diese schon recht ausführlich.
Parfums werden gerne in Duftfamilien gruppiert. Meine Einteilung entspricht den bekannten Schemata nicht. Stattdessen habe ich versucht, auf Ähnlichkeiten so einzugehen, wie sie mir persönlich auffallen.
Die Frischen
„Welche Richtung soll es denn sein?“ – „Na ja, eher was Frisches.“
Dieser Dialog findet täglich tausendfach in den Parfumerien und Parfumabteilungen der Kaufhäuser statt. Natürlich soll es was Frisches sein, denn man will ja wach und ausgeschlafen wirken. Und keinesfalls will der Kunde seine Mitmenschen mit schweren, süßlichen Duftwolken belästigen. Mit was Frischem kann man sicher nichts falsch machen – oder doch?
Tatsächlich stellt der Kunde den engagierten Verkäufer mit diesem simplen Wunsch vor eine ziemliche Herausforderung. Es gibt zwar schon ein paar ausgesprochen frisch wirkende Herrenparfums, darunter aber nur wenige gute. Duftstoffe wie zum Beispiel Calone, die frisch wirken, riechen leider oft sehr künstlich. Und klebrig sind sie auch. Damit meine ich, dass sie ewig auf der Haut halten und nicht gut mit Wasser und Seife abwaschbar sind.
Die meisten Parfumduftstoffe werden von nur wenigen Chemiekonzernen hergestellt. Kein Parfumeur braut seine Wässerchen aus selbst gepflückten Wiesenblumen zusammen. Doch manche dieser Stoffe riechen im Ergebnis wie Blumen, Hölzer, Zitrusfrüche, Naturharze usw., andere aber wirken durch und durch synthetisch. Und das ist leider eine häufige Eigenschaft von solchen ozonigen Frische-Noten. Ätherisch, aber künstlich. Oft findet man diese Frischenoten in den Parfums der so genannten aquatischen Richtung, die einen Bezug zum Thema Meer – Meeresfrische haben und meistens in blauen Flakons präsentiert werden. Bei den schlimmsten Vertretern dieser Gattung wird mir flau, wenn ich zuviel davon in meiner Umgebung riechen muss:
- Bvlgari Acqva pour Homme Marine,
- Undo von Annayaké (Douglas),
Eine Erfahrung Wert finde ich: Kenneth Cole Reaction T-Shirt - Wer heimlich nachts aufsteht, um an der Weichspülerflasche zu schnüffeln, wird hiermit viel Freude haben.
Gut finde ich den komplexen, sehr interessanten Duft Quasar von Jesus del Pozo. Leider etwas schwieriger zu finden. Es freut mich auch, dass Nightflight von Joop! wieder zu bekommen ist. Ebenso empfehlenswert, aber sehr speziell und nur für wenige Situationen geeignet ist Kenzo pour Homme.
Die Zitrischen
Wenn schon keine synthetische Frische, wie wäre es dann mit natürlicher Frische, zum Beispiel was Zitrischem? Schon besser!
Zitrusnoten sind sehr weit verbreitet: Zitrone, Bergamotte, Zitronatszitrone (Cedrat), Zitronenverbene, Grapefruit, Orange, Mandarine, Neroli, Yuzu, Petitgrain. Ehrlich gesagt, fast jedes Parfum weist mehr oder weniger intensive Zitrusnoten auf. Ihre Beliebtheit verdanken sie ursprünglich sicher auch der Tatsache, dass ihre Säure sich zum Haltbarmachen von Parfums eignen mag. Parfums sind nämlich keineswegs unbegrenzt verwendbar. Nach einigen Jahren kippen sie um und werden bitter. 3 Jahre ab Kauf sollten auf jeden Fall drin sein. Nur mit etwas Glück sind sie nach 10 Jahren noch gut. Das sollte man wissen, falls man den Kauf einer Großpackung ins Auge fasst. Wenn man sich mehrere Parfums anschaffen möchte, um abzuwechseln, reicht grundsätzlich die kleinste angebotene Menge (30 ml oder 50 ml).
Zitrusfrische Parfums sind prima geeignet für die warme Jahreszeit. Leicht erhältlich ist Clinique Happy for Men, eine ausgesprochen gelungene Kombination von Grapefruit und Mandarine. Ich habe ihn neulich nachgekauft. Leider wurde das Parfum reformuliert, also die Zusammensetzung verändert. Manchmal ist das aus gesetzlichen Gründen erforderlich, weil ein Stoff als allergie- oder krebsauslösend eingestuft wurde. Manchmal hat es aber auch andere Gründe (Kostenersparnis, Marketing). Clinique Happy for Men riecht jetzt weniger fein, etwas kratzig, ist aber immer noch gut. Man hat wohl ein wenig am Materialeinsatz gespart.
Ein wunderbarer, aber eigenwilliger und auffälliger Zitrusduft ist L’Eau d’Issey pour Homme von Issey Miyake. Zitrische Yuzu und grün-krautige Noten sind bestimmender Teil eines recht komplexen Duftgeschehens.
Grundsätzlich sollte man sich bei Parfums mit ausgeprägten Zitrusnoten fragen, ob einem die vielleicht bekannt vorkommen. Zum Beispiel aus Haushaltsreinigern oder noch Schlimmerem. Dann lieber Finger weg!
Die Sportlichen
Einer der gegenwärtigen Trends ist die so genannte Sport-Duft-Welle. Meistens wird zu bereits bekannten Parfums noch mal eine Variante nachgelegt, die den Namenszusatz „Sport“ erhält. Dabei handelt es sich dann um eine leichtere, oft etwas wässrig und verdünnt wirkende Interpretation des Originalduftes. Sehr beliebt scheint es zu sein, diesen mit einer künstlich wirkenden Grapefruitnote zu versehen.
Künstlich deshalb, weil Zitrusöle eigentlich recht flüchtig sind und somit nur Bestandteil der Kopfnote eines Parfums sein sollten. Doch mit Hilfe des einen oder anderen Wunderwerks der Chemie kann hier nachgeholfen werden, sodass der zitrische Eindruck noch nach Stunden bis weit in die Basis bestehen bleibt. Auch die oben schon erwähnten synthetischen Frische-Noten werden hier gerne mal dezent eingebaut.
Sportdüfte finde ich meistens langweilig, austauschbar und beliebig. Doch gerade darin mag der kommerzielle Erfolg liegen. Mit einem Sport Duft kann man meistens nicht allzu viel falsch machen, denn damit fällt man selten auf. Bisher hat mir nur ein Vertreter dieser Gattung gut gefallen: Burberry Sport for Men.
Die Dezenten
Wie wir gesehen haben, kann man schon ganz schön ins Fettnäpfchen treten, aber der vorsichtige Käufer weiß sich zu helfen. Man verlange einfach ein betont dezentes, leichtes und unauffälliges Parfum. Mit etwas Glück wird man vom Verkaufspersonal auf die folgenden Parfums hingewiesen:
- Kenzo Power,
- Kenzo Power Cologne,
- Eau de Cartier.
Jawohl, der Name ist eine Unverschämtheit! Denn mit Power hat das nichts zu tun. Die genannten Wässerchen wirken hochgradig verdünnt. Der Träger verbreitet keinen Duft, sondern allenfalls eine recht vage, unbestimmte Aura. Die Parfums scheinen einfach die Geruchsnerven nicht so stark anzusprechen wie vieles andere. Es hat den Eindruck, selbst wenn man darin regelrecht baden würde, würde man immer noch nicht stinken! Ob das an irgendwelchen besonderen Zutaten liegt, oder einfach am Verdünnungsgrad, sei mal dahingestellt.
Mit warmen und blumigen Noten ist Kenzo Power eigentlich eine recht ausgefallene Kombination, was aber durch die dezente, leichten Art wieder ausgeglichen wird. Das Experiment darf man wagen. Ich finde ihn den interessantesten Vertreter dieses Spektrums. Kenzo Power Cologne hingegen riecht nach verdünnter Seife und Eau de Cartier ist nichtssagend.
Weitere, empfehlenswerte Vertreter dieser Philosophie kommen von der Marke Jil Sander.
Die Jugendlichen
Gerade jüngere Kunden möchten vermeiden, ein Opa-Parfum angedreht zu bekommen. Aber was macht eigentlich ein jugendliches Herrenparfum aus? Und wollen junge Parfumkäufer wirklich nach Milchbubi, Hubba-Bubba und Clerasil riechen?
Natürlich hat sich die Industrie auch auf Jugendliche eingestellt. Unter bei ihnen beliebten Modemarken wie Puma, Adidas, Mexx wird Preiswertes auf den Markt geschmissen. Oft billig wirkende und sythetisch anmutende Duftkombinationen. Gemeinsam ist ihnen, dass sie an die Dufterfahrungen aus dem Bereich der Drogerieprodukte, insbesondere vieler Deos und Duschgels anknüpfen.
Ich gebe zu, hier fehlt mir etwas der Überblick. Und eigentlich glaube ich, dass viele Jungs sich gerne mal was Kräftiges, betont Männliches kaufen: Biotherme Force und Pure DNA von Police dürften da ankommen.
Die Preiswerten
Wo wir schon beim Thema sind - preiswert muss nicht unbedingt schlecht sein. Ist es aber oft. Mit Einschränkung kann ich zwei Parfums empfehlen:
J'S Exté Man, seit kurzem bei Douglas ab 15 € erhältlich. Dieser Duft gehört zur so genannten orientalischen Richtung. Die zeichnen sich oft durch Vanille und die vanilleartige Tonkabohne als Bestandteil der Duftbasis aus. Sehr speziell. Muss man mögen.
Tabac Original, das schon Opa trug. Mäurer und Wirtz vertreiben ganz unterschiedliche Düfte als Tabac Original. Das Eau de Toilette ist ein nichtssagendes Kölnisch Wasser. Das Pre Shave hingegen beinhaltet den guten Barber Shop Duft von früher und erreicht locker Eau de Toilette Stärke. Extreme Vorsicht bei der Dosierung, sonst wird es peinlich! Tabac Original betäubt irgendwie die Duftempfindlichkeit des Trägers, aber nicht der Menschen um ihn herum.
Die Aktuellen
"Kennen Sie denn schon den neuen Duft von..." - so lautet eine beliebte Ansprache des Verkaufspersonals. Natürlich kennt man ihn nicht, und schon wird man damit angesprüht. Um auf diese Weise ein wirklich gutes Parfum zu finden, benötigt man Glück. Hier meine Tops und Flops der Neuerscheinungen in letzter Zeit:
Top:
- Voyage d'Hermes,
- Marc O'Polo Man,
- Infusion de Vetiver von Prada,
- J'S Exté Man.
Nicht schlecht:
- Le Male Terrible von Jean Paul Gaultier,
- Biotherm Force,
- Pure DNA von Police,
- Burberry Sport for Men.
Flop:
- Bleu de Chanel,
- Boss Bottled Night,
- Champion von Davidoff,
- die vier bunten Big Pony Düfte von Ralf Lauren: 1, 2, 3, 4,
- Kenneth Cole Vintage Black,
- Freigeist von Wolfgang Joop,
- Hot Water von Davidoff,
- Dirty English,
- Mistero di Roma Uomo,
- Cool Blend von Aramis
Die Kratzigen
Apropos Flops. Dass mir manches nicht gefällt, liegt nicht nur an meinen persönlichen Duftpräferenzen. Bei vielen der mittelpreisigen Parfums, um die es hier geht, lässt die Qualität der Rohstoffe zu wünschen übrig. Auf Parfumo bezeichnen wir solche Parfums gerne mal als Designer-Düfte. Sie wurden vom Parfumeur optimiert auf:
- geringen Materialeinsatz bei
- großer Beschaffungssicherheit der Rohstoffe,
- Übereinstimmung mit aktuellen Modetrends der Branche und
- Anforderungen der Marketingabteilung
Individueller künstlerischer Ausdruck ist kaum gefragt. Das handwerkliche Können des Parfumeurs scheint darin zu bestehen, aus Wenigem das Bestmögliche herauszuholen.
Viele dieser Parfums weisen eine eigentümliche Kratzigkeit und Schärfe auf, die ich auf vermutlich preiswerte Ingredienzien zurückführe. Bei hochpreisigen Parfums (über 100 €) kommt sowas kaum vor. Manchmal spürt man die Kratzigkeit nur zu Beginn der Duftentwicklung, und das Parfum wird nach einer Weile doch noch schön. Oder es kratzt nur unmittelbar auf der Haut, in 20 cm Entfernung ist der Duft aber sanft wie ein Perwoll-Schaf.
Wer wissen will, was ich meine, sprühe auf die eine Hand Champion von Davidoff, auf die andere einen hervorragenden Klassiker wie z. B. Habit Rouge von Guerlain.
Die Holzigen
Also Schluß mit dieser falschen Zurückhaltung. Wenden wir uns lieben den herberen, aussagekräftigeren Charakteren zu. Hölzer sind oft die Basis eines "erwachsenen" Parfums, das ohne zur Schau getragenen Zitrus-, Sport- und Frischewahn auskommt.
Natürlich ist "holzig" ein breites Spektrum und kaum ein Parfum ist nur das. Zudem gibt es viele unterschiedliche holzigen Duftnoten, die in Parfums verwendet werden. Die häufigsten sind Sandelholz und Zedernholz, daneben gibt es: Okumé, Oud, Pinie, Gajakholz, Kaschmirholz, Teak und mehr.
Aus der ganzen Vielfalt möchte ich nur auf drei sehr verschiedene holzige Düfte hinweisen. Der erste ist Guerlain Homme. Dieses weist eine schöne, aber sehr dezente, dunkle holzig-trockene Basis auf, auf die man etwas warten muss. Denn darüber liegt - als Zugeständnis an den Zeitgeist (siehe Sportduft) - eine von Guerlain so bezeichnete Mojito-Note. Das Parfum ist sehr mainstreamig, was eingeschworenen Fans der Guerlain Klassiker (wie mir) eher nicht gefällt.
Der zweite Duft ist Terre d'Hermes, einer der besten und populärsten Neuerscheinungen der letzten Jahre. Hier wird Zedernholz mit dem Duft von Vetiver, das ist eine tropische Grasart, kombiniert und deutlich in den Mittelpunkt gestellt. Das ergibt einen ganz eigenartigen, aber wunderbaren Geruch: bitter, erdig, prägnant. Wer übrigens wissen will, wie Zedernholz pur riecht, versuche folgendes: Einfach ein Parfum mit Zedernholz (aber möglichst ohne Moschus) in der Basis auf die Hand aufsprühen. Einziehen lassen und dann mit Seife und Wasser abwaschen. Die Note, die am längsten kleben bleibt und überhaupt nicht wegzubekommen ist, ist Zedernholz. (Mit einigen Moschusnoten funktioniert das übrigens auch).
Ein weiteres, komplett anderes Parfum, das zu kennen sich lohnt ist M7 von Yves Saint Laurent. Leider etwas schwerer zu finden. Auf jeden Fall bekommt man es in den gut sortierten Parfumabteilungen der Müller-Drogeriekaufhäuser.
M7 ist ein Parfum, bei dem man den Unterschied zwischen verschiedenen Abschnitten der Duftentwicklung ganz besonders deutlich wahrnehmen kann. Meist spricht man da von Kopf-, Herz- und Basisnote. Bei M7 gibt es allerdings sogar 4, wenn nicht 5 aufeinanderfolgende und gut abgrenzbare Abschnitte.
Aber das ist gar nicht der Grund, weswegen ich M7 erwähne. In der Basisnote, dem letzten Stadium der Entwicklung, scheint eine in dieser Preisklasse sehr seltene Holznote auf - Oud! Wird auch als Adlerholz, Agarwood, Aoud oder Oudh bezeichnet. Das ist ein von einem bestimmten Pilz befallenes Holz mit einem eigentümlichen, etwas erdigen, vielleicht auch muffigen Charakter. Nicht jedermanns Sache, aber viele Leute lieben es. Oud wird vor allem in der klassischen arabischen Parfumerie verwendet und bildet dort zusammen mit Rosenessenzen die Basis traditioneller Kompositionen. Zur Zeit gibt es unter den Parfumfreunden, die gerne etwas mehr Geld ausgeben, einen regelrechten Oud-Hype. An dem kann man mit M7 teilhaben, auch wenn man deutlich unter 100 € anlegen möchte.
Die Würzigen
Auch würzige Parfums empfehlen sich als ausdrucksstark. Ein würziger Duft ist etwas anderes als ein würziges Essen. Es bedeutet nicht, daß es gut schmeckt bzw. riecht, sondern einfach, dass Gewürze bzw. Duftnoten, die nach bestimmten Gewürzen riechen, Bestandteil der Zusammenstellung sind: Nelke, Piment, Pfeffer, Wacholder, Zimt, Koriander, Kreuzkümmel, Muskat und Kardamom sind häufig anzutreffende Noten.
Auch würzige Düfte lassen sich nicht über einen Kamm scheren. Da gibt es solche, die mit Nelke oder gar Zimt fast weihnachtliche Stimmung verbreiten. Andere wiederum erzeugen mit Gewürzen eher einen trockenen, pikanten oder fast scharfen Charakter.
Mehr auf der weihnachtlichen Seite steht für mich das bekannte Gucci pour Homme. Übrigens gefällt mir sehr der schlicht-elegante, eckige und schwer in der Hand liegende Flakon. Das Auge riecht eben mit. Über der warmen Gewürznote in der Basis liegt eine merkwürdige dunkle, kräuterige Kopf- und Herznote, die mich persönlich etwas abstößt. Aber das braucht den Leser nicht zu kümmern - Versuch macht kluch! Die Qualität scheint jedenfalls zu stimmen.
Auf der anderen Seite des Spektrums würde ich eher Düfte mit Koriander, Wacholder oder Muskat sehen: XS pour Homme oder Pasha de Cartier könnten als Vertreter dieser "helleren", pikanten Richtung gelten.
Die Männlich-Markanten
Es gab eine Zeit, da waren neue Herrenparfums überwiegend nicht leicht, sportlich, zitrisch, sondern eher kräftig. Sie waren erfolgreich, wenn der Duft ordentlich "menschelte", zum Beispiel mit Moschusnoten, Krautigkeit, eventuell ledrigen Noten, gelegentlich auch besonderer Würze. Die 70er und 80er Jahre standen für diese Richtung.
Aber Moden in der Parfumindustrie gehen nicht so schnell weg. Es scheint eine treue Fangemeinde zu geben, die erstaunlich viele dieser "Eighties Powerhouses" und noch früheren Düfte am Leben erhalten hat. Dazu kann man unterschiedlicher Meinung sein. Die einen freuen sich über den vermeintlichen Retro Trend, doch anderen erscheinen Düfte dieser Art vielleicht als perfekte Ergänzung zum Brusthaartoupet! Ich glaube, ganz viele Kunden mögen Wechsel überhaupt nicht und bleiben einfach über viele Jahre bei ein und demselben Duft.
Hier eine kleine Auswahl:
- Trussardi Uomo,
- Azzaro pour Homme,
- Aramis,
- Kouros von Yves Saint Laurent,
- Égoïste von Chanel,
- Marbert Man,
- Joop! Homme.
Die Kuscheligen und die Orientalen
Inwieweit reflektiert die Parfumindustrie ein geändertes Geschlechterrollenverständnis? Müssen Herrenparfums (immer noch) markant, scharf, herbe, trocken, bitter, beißend oder frischkalt wie ein arktischer Sturm sein?
Neulich habe ich ein traditionelles Fougère ausprobiert, eine Rezeptur, die auf das 19. Jahrhundert zurückgeht. Das hat regelrecht weh getan! Doch es geht auch anders. Zum Beispiel mit Parfums der orientalischen Duftrichtung.
Was das genau ist, ist nicht ganz einfach zu beschreiben, da auch hier das Spektrum sehr breit ist und Kombinationen mit anderen Duftfamilien häufig sind (Semi-Orientals). Gemeint zu sein scheinen damit Parfums mit Zutaten, deren Herkunft man - und sei es auch nur klischeehaft - irgendwie im Morgenland verortet. Also Sachen wie Patchouli oder bestimmte Harze, und vor allem Vanille. Als kleinster gemeinsamer Nenner dieser Parfums könnte vielleicht ein runder, warmer, süßer und auch opulenter Charakter gelten. Vor allem wenn ich in der Duftpyramide als Basisnote Vanille oder die Tonkabohne lese, vermute ich einen Orientalen.
Orientalisch finde ich die folgenden empfehlenswerten Düfte:
- Jaïpur Homme von Boucheron,
- Minotaure von Paloma Picasso,
- Nikos Sculpture pour Homme,
- Lui von Rochas,
- J'S Exté Man.
Bei den warmen, weichen Kuscheldüften dieser Richtung kommt es meist darauf an, dass der Parfumeur doch die eine oder andere kontrastierende Note integriert hat, um es interessant zu machen. Vielleicht passen diese Parfums eher zu entspannten, ruhigen Situationen, in der Freizeit oder zum Abend, aber auch das ist Ansichtssache.
Die orientalische Duftrichtung mag nicht jeder. Man kann das alles auch zu süß, zu opulent, zu wenig frisch finden. Als gedankenlos gekauftes Geschenk eignen sich diese Parfums eher nicht, da sollte man schon die Vorlieben des Beschenkten kennen.
Die Bürodüfte
Meistens hat man keine Zeit, sich mit einem Orientalen auf irgendeinem Diwan zu wälzen. In vielen Lebens- und Arbeitssituation wären orientalische Parfums unwillkommen. An der Arbeitsstelle, insbesondere im Büro, will man es leicht und frisch. Ganz besonders wichtig ist es, gut zu duften, aber niemandem damit auf die Nerven zu gehen.
Zur Beschreibung der typischen Bürodüfte könnte ich jetzt einfach auf die Kapitel zu den Frischen, den Zitrischen und den Sportdüften verweisen. Denn das ist es, was uns in den Büros am meisten begegnet. Laaangweilig! Mir geht es so, dass ich das nicht immer riechen mag.
Ich bin der Meinung, für einen guten Büroduft kommen grundsätzlich Parfums aus allen Duftrichtungen infrage. Bei der Auswahl empfehle ich, auf zwei Dinge zu achten. Erstens: Ist es ein besonders auffälliges Parfum, mit dem ich sofort die Aufmerksamkeit aller Leute beanspruche? Falls ja, Finger weg!
Zweitens: Wie nahe bleibt der Duft am Körper? Manche Parfums riecht man nur in der Nähe des Trägers, sie bleiben nah am Körper. Andere wiederum sind raumfüllend. Man zieht eine regelrechte Wolke hinter sich her. Also Finger weg davon. Die Projektion eines Parfums ist in erster Linie keine Frage der Dosierung! (Auf umweltverträgliche Dosierung sollte man in jedem Fall achten).
Eine besondere Empfehlung für einen solchen Büroduft möchte ich loswerden: Infusion de Vetiver von Prada. Ich sehe darin den Büroduft einer neuen Generation. Morgens präsentieren sich Kopf- und Herznote einige Stunden lang mit einer dezenten, leichten und grünen, etwas kräuterigen Frische. Man duftet angenehm und wirkt ausgeschlafen. Am Nachmittag tritt die Basisnote hervor: eine trockene, transparente Kombination von Zedernholz und Vetiver. Obwohl sie sehr dezent ist, wirkt sie energetisierend. Immer wieder wird man von einem dezenten, aber energiegeladenen Hauch getroffen. Ist hochwillkommen, wenn man schon etwas müde wird.
Die Auffälligen
Glücklicherweise besteht das Leben nicht nur aus Arbeit. Und es gibt viele Gelegenheiten, zu denen Menschen aus purer Lebensfreude dick auftragen: Schaut her, da bin ich!
Es gibt diese Düfte, die einen umhauen können. Laut, geradeheraus und unverwechselbar stehen sie da. Riecht man sie zum ersten Mal, ist man entweder sofort begeistert - oder abgestoßen. Natürlich läuft man da Gefahr, es gehörig zu übertreiben. Begeistert von der Großartigkeit eines möglichst exzentrischen Parfums, kommt man gar nicht auf die Idee, dass einige Mitmenschen die Dinge anders sehen könnten. Dazu kommt, dass man nicht der Einzige ist, der einem solchen auffälligen Duft verfällt. Je verbreiteter ein solches Parfum ist, um so genervter reagieren die Verständnislosen.
Ich trage so was ab und zu mit Freude, doch ich achte darauf, mich nicht daran zu überfressen:
- Le Mâle von Jean Paul Gaultier. Herrlicher benzinartiger Duft, der diese auch schon vorher dezent in Parfums verwendete Duftnote herausstellt und auf die Spitze treibt. Wird von vielen als unmännlich empfunden. Vermutlich ist aus diesem Grund der ursprünglich schwule Seemann in der Le Mâle Werbung durch ein Muskelpaket im Bett einer Frau ersetzt worden.
- Fleur du Mâle von Jean Paul Gaultier. Noch großartiger. Zur benzinartigen Note tritt einerseits ein schwerer Blütenduft, andererseits eine dunkle, teerartige Note. Blumen für die Herren!
- Body Kouros von Yves Saint Laurent. Ziemlich nahe bei Le Mâle, aber irgendwie erdiger und kräftiger.
- A*Men von Thierry Mugler. Intensive Aromen von Kaffee und Vanille treffen auf seifigen Moschus und animalische Noten. Sehr laut, kräftig, brutal und ohne Feinheiten.
- Kenzo pour Homme. Tiefdunkle Noten treffen auf brutale Frische und ergeben ein herrliches, unverwechselbares Parfum.
- Joop! Homme. Das rot gefärbte Parfum erinnert mich immer an aromatisierten Schwarztee mit Wildkirscharoma. Das war in den 80ern, als Joop! Homme erschien, ein beliebtes Getränk!
Die Unauffälligen
Wem diese Düfte doch zu heftig sind, für den ist trotzdem gesorgt. Die Parfumindustrie bietet neben diesen Exzentrikern immer Varianten an, in denen alles ein bisschen zahmer, heruntergedimmter und harmloser ausgeführt wird. Meist besorgen das die jeweiligen Hersteller selber, doch manchmal betätigt sich auch die Konkurrenz. Ich habe mal eine Liste zusammengestellt:
- A*Men - Armani Attitude,
- Fleur du Mâle - La Cologne Fleur du Mâle,
- Kenzo pour Homme - Kenzo pour Homme Fresh und vieles andere von Kenzo,
- L'Eau d'Issey - L'Eau d'Issey Pour Homme Summer 2007, - 2009, - 2010 usw.,
- Terre d'Hermes - Voyage d'Hermès,
- Le Mâle - Le Mâle Summer Fragrance 2010,
- Kouros - Kouros Cologne Sport.
Mitunter ergeben die Bemühungen, immer noch einen weiteren Leicht-Duft nachzulegen, skurrile Parfumnamen: Kouros Cologne Sport Eau d'Ete Summer Fragrance.
Die Besonderen
Das war noch nicht alles. Neben den sehr auffälligen Parfums gibt es durchaus weitere, die zwar aus dem gängigen Schema herausfallen, aber dennoch gut tragbar sind. Sie sind etwas Besonderes und Wert, dass man auf sie aufmerksam macht.
- Infusion d'Homme von Prada. Ein leichter, dezenter und angenehm frischer Duft. Das Besondere ist die Verwendung der Iriswurzel. Die erzeugt betont pudrige Noten. Eher selten in einem Herrenduft zu finden.
- Dior Homme. Ein großartiger, ziemlich kuscheliger Duft. Feine Ledernoten und wiederum Iriswurzel erzeugen etwas, das als Lippenstiftakkord beschrieben wird.
- Prada Amber pour Homme. Statt Iriswurzel ein feines Veilchenaroma. Sehr elegant.
- Fahrenheit von Dior. Habe ich krautig mit einer seltamen gummiartigen Note in Erinnerung.
Die großen Klassiker
Somit bleibt als krönender Abschluss nur noch eins - der Hinweis auf die ganz großen Klassiker, die zurecht seit vielen Jahren von den Käufern am Leben erhalten werden. Edle, stilvolle Parfums, die Ausgewogenheit mit Prägnanz, Subtilität mit eindeutiger Aussage vereinen können.
Sicherlich wäre es nicht die schlechteste Idee, als Parfumanfänger die vorstehenden Kapitel zu überspringen und mit dem Ausprobieren hier anzufangen. Oder man beschäftigt sich zwischen anderem ab und zu mal mit einem von diesen. Der Abstand wird deutlich werden.
- Vetiver von Guerlain. Die Referenz für maskuline Vetiver Parfums. Kräftig, würzig, grün.
- Habit Rouge von Guerlain. Der Leichte mit der feinen Ledernote.
- Eau Sauvage von Dior. Was Chanel No. 5 für die Damen, ist Eau Sauvage für die Herren. Der Herrenduft schlechthin. Vielleicht ein wenig zu konventionell.
- Gentleman von Givenchy. Feine Kräuternoten, etwas Patchouli und dezentes Leder in einem gediegenen, leichten Parfum.
- Chanel pour Monsieur. Kräftige Zitrone leitet über zu einer wunderbaren, chypreartigen Basis.
- Überblick über Duftrichtungen und Sorten von Parfum,
- Tipps zur Vermeidung von Anfängerfehlern,
- Vorschläge zum Ausprobieren und
- Wissenswertes über Parfum
Ein paar Worte zum Autor dieses Beitrags: Ich bin kein Parfumfachmann, habe auch beruflich nichts damit zu schaffen. Doch ich beschäftige mich seit ein paar Jahren etwas intensiver mit Parfums. Im Laufe der Zeit habe ich eine Sammlung zusammengetragen und mich durch einige hundert weitere Parfums geschnüffelt.
Vorlieben für das eine oder andere Parfum sind individuell verschieden. Die nachfolgenden Tipps und Empfehlungen beruhen auf meinen persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen und sind daher subjektiv. Widerspruch ist gestattet und erwünscht. Ich glaube, ich habe inzwischen einen ganz guten, wenn auch keinen vollständigen Überblick. Ich würde mich freuen, wenn dieser Leitfaden dem einen oder anderen von Nutzen ist und hoffe auch ein wenig darauf, Leser zum Mitmachen auf Parfumo gewinnen zu können.
Eine Einschränkung gibt es leider: Die nachfolgenden Tipps und Empfehlungen sind auf Herren- und Unisexdüfte fokussiert. Die Leserinnen bitte ich um Nachsicht, aber bei Damendüften fehlt mir die benötigte Erfahrung. Hier wären die Damen auf Parfumo gefordert, Tipps für Anfängerinnen zu verfassen.
Bei den nachfolgend erwähnten Parfumbeispielen habe ich mich bemüht, nur solche zu wählen, die überall leicht erhältlich sind und preislich nicht aus dem Rahmen fallen. Exotische und teure Nischendüfte sind hier nicht Thema. Zum Weiterlesen sind alle erwähnten Düfte auf die Kommentare auf Parfumo verlinkt, mitunter sind diese schon recht ausführlich.
Parfums werden gerne in Duftfamilien gruppiert. Meine Einteilung entspricht den bekannten Schemata nicht. Stattdessen habe ich versucht, auf Ähnlichkeiten so einzugehen, wie sie mir persönlich auffallen.
Die Frischen
„Welche Richtung soll es denn sein?“ – „Na ja, eher was Frisches.“
Dieser Dialog findet täglich tausendfach in den Parfumerien und Parfumabteilungen der Kaufhäuser statt. Natürlich soll es was Frisches sein, denn man will ja wach und ausgeschlafen wirken. Und keinesfalls will der Kunde seine Mitmenschen mit schweren, süßlichen Duftwolken belästigen. Mit was Frischem kann man sicher nichts falsch machen – oder doch?
Tatsächlich stellt der Kunde den engagierten Verkäufer mit diesem simplen Wunsch vor eine ziemliche Herausforderung. Es gibt zwar schon ein paar ausgesprochen frisch wirkende Herrenparfums, darunter aber nur wenige gute. Duftstoffe wie zum Beispiel Calone, die frisch wirken, riechen leider oft sehr künstlich. Und klebrig sind sie auch. Damit meine ich, dass sie ewig auf der Haut halten und nicht gut mit Wasser und Seife abwaschbar sind.
Die meisten Parfumduftstoffe werden von nur wenigen Chemiekonzernen hergestellt. Kein Parfumeur braut seine Wässerchen aus selbst gepflückten Wiesenblumen zusammen. Doch manche dieser Stoffe riechen im Ergebnis wie Blumen, Hölzer, Zitrusfrüche, Naturharze usw., andere aber wirken durch und durch synthetisch. Und das ist leider eine häufige Eigenschaft von solchen ozonigen Frische-Noten. Ätherisch, aber künstlich. Oft findet man diese Frischenoten in den Parfums der so genannten aquatischen Richtung, die einen Bezug zum Thema Meer – Meeresfrische haben und meistens in blauen Flakons präsentiert werden. Bei den schlimmsten Vertretern dieser Gattung wird mir flau, wenn ich zuviel davon in meiner Umgebung riechen muss:
- Bvlgari Acqva pour Homme Marine,
- Undo von Annayaké (Douglas),
Eine Erfahrung Wert finde ich: Kenneth Cole Reaction T-Shirt - Wer heimlich nachts aufsteht, um an der Weichspülerflasche zu schnüffeln, wird hiermit viel Freude haben.
Gut finde ich den komplexen, sehr interessanten Duft Quasar von Jesus del Pozo. Leider etwas schwieriger zu finden. Es freut mich auch, dass Nightflight von Joop! wieder zu bekommen ist. Ebenso empfehlenswert, aber sehr speziell und nur für wenige Situationen geeignet ist Kenzo pour Homme.
Die Zitrischen
Wenn schon keine synthetische Frische, wie wäre es dann mit natürlicher Frische, zum Beispiel was Zitrischem? Schon besser!
Zitrusnoten sind sehr weit verbreitet: Zitrone, Bergamotte, Zitronatszitrone (Cedrat), Zitronenverbene, Grapefruit, Orange, Mandarine, Neroli, Yuzu, Petitgrain. Ehrlich gesagt, fast jedes Parfum weist mehr oder weniger intensive Zitrusnoten auf. Ihre Beliebtheit verdanken sie ursprünglich sicher auch der Tatsache, dass ihre Säure sich zum Haltbarmachen von Parfums eignen mag. Parfums sind nämlich keineswegs unbegrenzt verwendbar. Nach einigen Jahren kippen sie um und werden bitter. 3 Jahre ab Kauf sollten auf jeden Fall drin sein. Nur mit etwas Glück sind sie nach 10 Jahren noch gut. Das sollte man wissen, falls man den Kauf einer Großpackung ins Auge fasst. Wenn man sich mehrere Parfums anschaffen möchte, um abzuwechseln, reicht grundsätzlich die kleinste angebotene Menge (30 ml oder 50 ml).
Zitrusfrische Parfums sind prima geeignet für die warme Jahreszeit. Leicht erhältlich ist Clinique Happy for Men, eine ausgesprochen gelungene Kombination von Grapefruit und Mandarine. Ich habe ihn neulich nachgekauft. Leider wurde das Parfum reformuliert, also die Zusammensetzung verändert. Manchmal ist das aus gesetzlichen Gründen erforderlich, weil ein Stoff als allergie- oder krebsauslösend eingestuft wurde. Manchmal hat es aber auch andere Gründe (Kostenersparnis, Marketing). Clinique Happy for Men riecht jetzt weniger fein, etwas kratzig, ist aber immer noch gut. Man hat wohl ein wenig am Materialeinsatz gespart.
Ein wunderbarer, aber eigenwilliger und auffälliger Zitrusduft ist L’Eau d’Issey pour Homme von Issey Miyake. Zitrische Yuzu und grün-krautige Noten sind bestimmender Teil eines recht komplexen Duftgeschehens.
Grundsätzlich sollte man sich bei Parfums mit ausgeprägten Zitrusnoten fragen, ob einem die vielleicht bekannt vorkommen. Zum Beispiel aus Haushaltsreinigern oder noch Schlimmerem. Dann lieber Finger weg!
Die Sportlichen
Einer der gegenwärtigen Trends ist die so genannte Sport-Duft-Welle. Meistens wird zu bereits bekannten Parfums noch mal eine Variante nachgelegt, die den Namenszusatz „Sport“ erhält. Dabei handelt es sich dann um eine leichtere, oft etwas wässrig und verdünnt wirkende Interpretation des Originalduftes. Sehr beliebt scheint es zu sein, diesen mit einer künstlich wirkenden Grapefruitnote zu versehen.
Künstlich deshalb, weil Zitrusöle eigentlich recht flüchtig sind und somit nur Bestandteil der Kopfnote eines Parfums sein sollten. Doch mit Hilfe des einen oder anderen Wunderwerks der Chemie kann hier nachgeholfen werden, sodass der zitrische Eindruck noch nach Stunden bis weit in die Basis bestehen bleibt. Auch die oben schon erwähnten synthetischen Frische-Noten werden hier gerne mal dezent eingebaut.
Sportdüfte finde ich meistens langweilig, austauschbar und beliebig. Doch gerade darin mag der kommerzielle Erfolg liegen. Mit einem Sport Duft kann man meistens nicht allzu viel falsch machen, denn damit fällt man selten auf. Bisher hat mir nur ein Vertreter dieser Gattung gut gefallen: Burberry Sport for Men.
Die Dezenten
Wie wir gesehen haben, kann man schon ganz schön ins Fettnäpfchen treten, aber der vorsichtige Käufer weiß sich zu helfen. Man verlange einfach ein betont dezentes, leichtes und unauffälliges Parfum. Mit etwas Glück wird man vom Verkaufspersonal auf die folgenden Parfums hingewiesen:
- Kenzo Power,
- Kenzo Power Cologne,
- Eau de Cartier.
Jawohl, der Name ist eine Unverschämtheit! Denn mit Power hat das nichts zu tun. Die genannten Wässerchen wirken hochgradig verdünnt. Der Träger verbreitet keinen Duft, sondern allenfalls eine recht vage, unbestimmte Aura. Die Parfums scheinen einfach die Geruchsnerven nicht so stark anzusprechen wie vieles andere. Es hat den Eindruck, selbst wenn man darin regelrecht baden würde, würde man immer noch nicht stinken! Ob das an irgendwelchen besonderen Zutaten liegt, oder einfach am Verdünnungsgrad, sei mal dahingestellt.
Mit warmen und blumigen Noten ist Kenzo Power eigentlich eine recht ausgefallene Kombination, was aber durch die dezente, leichten Art wieder ausgeglichen wird. Das Experiment darf man wagen. Ich finde ihn den interessantesten Vertreter dieses Spektrums. Kenzo Power Cologne hingegen riecht nach verdünnter Seife und Eau de Cartier ist nichtssagend.
Weitere, empfehlenswerte Vertreter dieser Philosophie kommen von der Marke Jil Sander.
Die Jugendlichen
Gerade jüngere Kunden möchten vermeiden, ein Opa-Parfum angedreht zu bekommen. Aber was macht eigentlich ein jugendliches Herrenparfum aus? Und wollen junge Parfumkäufer wirklich nach Milchbubi, Hubba-Bubba und Clerasil riechen?
Natürlich hat sich die Industrie auch auf Jugendliche eingestellt. Unter bei ihnen beliebten Modemarken wie Puma, Adidas, Mexx wird Preiswertes auf den Markt geschmissen. Oft billig wirkende und sythetisch anmutende Duftkombinationen. Gemeinsam ist ihnen, dass sie an die Dufterfahrungen aus dem Bereich der Drogerieprodukte, insbesondere vieler Deos und Duschgels anknüpfen.
Ich gebe zu, hier fehlt mir etwas der Überblick. Und eigentlich glaube ich, dass viele Jungs sich gerne mal was Kräftiges, betont Männliches kaufen: Biotherme Force und Pure DNA von Police dürften da ankommen.
Die Preiswerten
Wo wir schon beim Thema sind - preiswert muss nicht unbedingt schlecht sein. Ist es aber oft. Mit Einschränkung kann ich zwei Parfums empfehlen:
J'S Exté Man, seit kurzem bei Douglas ab 15 € erhältlich. Dieser Duft gehört zur so genannten orientalischen Richtung. Die zeichnen sich oft durch Vanille und die vanilleartige Tonkabohne als Bestandteil der Duftbasis aus. Sehr speziell. Muss man mögen.
Tabac Original, das schon Opa trug. Mäurer und Wirtz vertreiben ganz unterschiedliche Düfte als Tabac Original. Das Eau de Toilette ist ein nichtssagendes Kölnisch Wasser. Das Pre Shave hingegen beinhaltet den guten Barber Shop Duft von früher und erreicht locker Eau de Toilette Stärke. Extreme Vorsicht bei der Dosierung, sonst wird es peinlich! Tabac Original betäubt irgendwie die Duftempfindlichkeit des Trägers, aber nicht der Menschen um ihn herum.
Die Aktuellen
"Kennen Sie denn schon den neuen Duft von..." - so lautet eine beliebte Ansprache des Verkaufspersonals. Natürlich kennt man ihn nicht, und schon wird man damit angesprüht. Um auf diese Weise ein wirklich gutes Parfum zu finden, benötigt man Glück. Hier meine Tops und Flops der Neuerscheinungen in letzter Zeit:
Top:
- Voyage d'Hermes,
- Marc O'Polo Man,
- Infusion de Vetiver von Prada,
- J'S Exté Man.
Nicht schlecht:
- Le Male Terrible von Jean Paul Gaultier,
- Biotherm Force,
- Pure DNA von Police,
- Burberry Sport for Men.
Flop:
- Bleu de Chanel,
- Boss Bottled Night,
- Champion von Davidoff,
- die vier bunten Big Pony Düfte von Ralf Lauren: 1, 2, 3, 4,
- Kenneth Cole Vintage Black,
- Freigeist von Wolfgang Joop,
- Hot Water von Davidoff,
- Dirty English,
- Mistero di Roma Uomo,
- Cool Blend von Aramis
Die Kratzigen
Apropos Flops. Dass mir manches nicht gefällt, liegt nicht nur an meinen persönlichen Duftpräferenzen. Bei vielen der mittelpreisigen Parfums, um die es hier geht, lässt die Qualität der Rohstoffe zu wünschen übrig. Auf Parfumo bezeichnen wir solche Parfums gerne mal als Designer-Düfte. Sie wurden vom Parfumeur optimiert auf:
- geringen Materialeinsatz bei
- großer Beschaffungssicherheit der Rohstoffe,
- Übereinstimmung mit aktuellen Modetrends der Branche und
- Anforderungen der Marketingabteilung
Individueller künstlerischer Ausdruck ist kaum gefragt. Das handwerkliche Können des Parfumeurs scheint darin zu bestehen, aus Wenigem das Bestmögliche herauszuholen.
Viele dieser Parfums weisen eine eigentümliche Kratzigkeit und Schärfe auf, die ich auf vermutlich preiswerte Ingredienzien zurückführe. Bei hochpreisigen Parfums (über 100 €) kommt sowas kaum vor. Manchmal spürt man die Kratzigkeit nur zu Beginn der Duftentwicklung, und das Parfum wird nach einer Weile doch noch schön. Oder es kratzt nur unmittelbar auf der Haut, in 20 cm Entfernung ist der Duft aber sanft wie ein Perwoll-Schaf.
Wer wissen will, was ich meine, sprühe auf die eine Hand Champion von Davidoff, auf die andere einen hervorragenden Klassiker wie z. B. Habit Rouge von Guerlain.
Die Holzigen
Also Schluß mit dieser falschen Zurückhaltung. Wenden wir uns lieben den herberen, aussagekräftigeren Charakteren zu. Hölzer sind oft die Basis eines "erwachsenen" Parfums, das ohne zur Schau getragenen Zitrus-, Sport- und Frischewahn auskommt.
Natürlich ist "holzig" ein breites Spektrum und kaum ein Parfum ist nur das. Zudem gibt es viele unterschiedliche holzigen Duftnoten, die in Parfums verwendet werden. Die häufigsten sind Sandelholz und Zedernholz, daneben gibt es: Okumé, Oud, Pinie, Gajakholz, Kaschmirholz, Teak und mehr.
Aus der ganzen Vielfalt möchte ich nur auf drei sehr verschiedene holzige Düfte hinweisen. Der erste ist Guerlain Homme. Dieses weist eine schöne, aber sehr dezente, dunkle holzig-trockene Basis auf, auf die man etwas warten muss. Denn darüber liegt - als Zugeständnis an den Zeitgeist (siehe Sportduft) - eine von Guerlain so bezeichnete Mojito-Note. Das Parfum ist sehr mainstreamig, was eingeschworenen Fans der Guerlain Klassiker (wie mir) eher nicht gefällt.
Der zweite Duft ist Terre d'Hermes, einer der besten und populärsten Neuerscheinungen der letzten Jahre. Hier wird Zedernholz mit dem Duft von Vetiver, das ist eine tropische Grasart, kombiniert und deutlich in den Mittelpunkt gestellt. Das ergibt einen ganz eigenartigen, aber wunderbaren Geruch: bitter, erdig, prägnant. Wer übrigens wissen will, wie Zedernholz pur riecht, versuche folgendes: Einfach ein Parfum mit Zedernholz (aber möglichst ohne Moschus) in der Basis auf die Hand aufsprühen. Einziehen lassen und dann mit Seife und Wasser abwaschen. Die Note, die am längsten kleben bleibt und überhaupt nicht wegzubekommen ist, ist Zedernholz. (Mit einigen Moschusnoten funktioniert das übrigens auch).
Ein weiteres, komplett anderes Parfum, das zu kennen sich lohnt ist M7 von Yves Saint Laurent. Leider etwas schwerer zu finden. Auf jeden Fall bekommt man es in den gut sortierten Parfumabteilungen der Müller-Drogeriekaufhäuser.
M7 ist ein Parfum, bei dem man den Unterschied zwischen verschiedenen Abschnitten der Duftentwicklung ganz besonders deutlich wahrnehmen kann. Meist spricht man da von Kopf-, Herz- und Basisnote. Bei M7 gibt es allerdings sogar 4, wenn nicht 5 aufeinanderfolgende und gut abgrenzbare Abschnitte.
Aber das ist gar nicht der Grund, weswegen ich M7 erwähne. In der Basisnote, dem letzten Stadium der Entwicklung, scheint eine in dieser Preisklasse sehr seltene Holznote auf - Oud! Wird auch als Adlerholz, Agarwood, Aoud oder Oudh bezeichnet. Das ist ein von einem bestimmten Pilz befallenes Holz mit einem eigentümlichen, etwas erdigen, vielleicht auch muffigen Charakter. Nicht jedermanns Sache, aber viele Leute lieben es. Oud wird vor allem in der klassischen arabischen Parfumerie verwendet und bildet dort zusammen mit Rosenessenzen die Basis traditioneller Kompositionen. Zur Zeit gibt es unter den Parfumfreunden, die gerne etwas mehr Geld ausgeben, einen regelrechten Oud-Hype. An dem kann man mit M7 teilhaben, auch wenn man deutlich unter 100 € anlegen möchte.
Die Würzigen
Auch würzige Parfums empfehlen sich als ausdrucksstark. Ein würziger Duft ist etwas anderes als ein würziges Essen. Es bedeutet nicht, daß es gut schmeckt bzw. riecht, sondern einfach, dass Gewürze bzw. Duftnoten, die nach bestimmten Gewürzen riechen, Bestandteil der Zusammenstellung sind: Nelke, Piment, Pfeffer, Wacholder, Zimt, Koriander, Kreuzkümmel, Muskat und Kardamom sind häufig anzutreffende Noten.
Auch würzige Düfte lassen sich nicht über einen Kamm scheren. Da gibt es solche, die mit Nelke oder gar Zimt fast weihnachtliche Stimmung verbreiten. Andere wiederum erzeugen mit Gewürzen eher einen trockenen, pikanten oder fast scharfen Charakter.
Mehr auf der weihnachtlichen Seite steht für mich das bekannte Gucci pour Homme. Übrigens gefällt mir sehr der schlicht-elegante, eckige und schwer in der Hand liegende Flakon. Das Auge riecht eben mit. Über der warmen Gewürznote in der Basis liegt eine merkwürdige dunkle, kräuterige Kopf- und Herznote, die mich persönlich etwas abstößt. Aber das braucht den Leser nicht zu kümmern - Versuch macht kluch! Die Qualität scheint jedenfalls zu stimmen.
Auf der anderen Seite des Spektrums würde ich eher Düfte mit Koriander, Wacholder oder Muskat sehen: XS pour Homme oder Pasha de Cartier könnten als Vertreter dieser "helleren", pikanten Richtung gelten.
Die Männlich-Markanten
Es gab eine Zeit, da waren neue Herrenparfums überwiegend nicht leicht, sportlich, zitrisch, sondern eher kräftig. Sie waren erfolgreich, wenn der Duft ordentlich "menschelte", zum Beispiel mit Moschusnoten, Krautigkeit, eventuell ledrigen Noten, gelegentlich auch besonderer Würze. Die 70er und 80er Jahre standen für diese Richtung.
Aber Moden in der Parfumindustrie gehen nicht so schnell weg. Es scheint eine treue Fangemeinde zu geben, die erstaunlich viele dieser "Eighties Powerhouses" und noch früheren Düfte am Leben erhalten hat. Dazu kann man unterschiedlicher Meinung sein. Die einen freuen sich über den vermeintlichen Retro Trend, doch anderen erscheinen Düfte dieser Art vielleicht als perfekte Ergänzung zum Brusthaartoupet! Ich glaube, ganz viele Kunden mögen Wechsel überhaupt nicht und bleiben einfach über viele Jahre bei ein und demselben Duft.
Hier eine kleine Auswahl:
- Trussardi Uomo,
- Azzaro pour Homme,
- Aramis,
- Kouros von Yves Saint Laurent,
- Égoïste von Chanel,
- Marbert Man,
- Joop! Homme.
Die Kuscheligen und die Orientalen
Inwieweit reflektiert die Parfumindustrie ein geändertes Geschlechterrollenverständnis? Müssen Herrenparfums (immer noch) markant, scharf, herbe, trocken, bitter, beißend oder frischkalt wie ein arktischer Sturm sein?
Neulich habe ich ein traditionelles Fougère ausprobiert, eine Rezeptur, die auf das 19. Jahrhundert zurückgeht. Das hat regelrecht weh getan! Doch es geht auch anders. Zum Beispiel mit Parfums der orientalischen Duftrichtung.
Was das genau ist, ist nicht ganz einfach zu beschreiben, da auch hier das Spektrum sehr breit ist und Kombinationen mit anderen Duftfamilien häufig sind (Semi-Orientals). Gemeint zu sein scheinen damit Parfums mit Zutaten, deren Herkunft man - und sei es auch nur klischeehaft - irgendwie im Morgenland verortet. Also Sachen wie Patchouli oder bestimmte Harze, und vor allem Vanille. Als kleinster gemeinsamer Nenner dieser Parfums könnte vielleicht ein runder, warmer, süßer und auch opulenter Charakter gelten. Vor allem wenn ich in der Duftpyramide als Basisnote Vanille oder die Tonkabohne lese, vermute ich einen Orientalen.
Orientalisch finde ich die folgenden empfehlenswerten Düfte:
- Jaïpur Homme von Boucheron,
- Minotaure von Paloma Picasso,
- Nikos Sculpture pour Homme,
- Lui von Rochas,
- J'S Exté Man.
Bei den warmen, weichen Kuscheldüften dieser Richtung kommt es meist darauf an, dass der Parfumeur doch die eine oder andere kontrastierende Note integriert hat, um es interessant zu machen. Vielleicht passen diese Parfums eher zu entspannten, ruhigen Situationen, in der Freizeit oder zum Abend, aber auch das ist Ansichtssache.
Die orientalische Duftrichtung mag nicht jeder. Man kann das alles auch zu süß, zu opulent, zu wenig frisch finden. Als gedankenlos gekauftes Geschenk eignen sich diese Parfums eher nicht, da sollte man schon die Vorlieben des Beschenkten kennen.
Die Bürodüfte
Meistens hat man keine Zeit, sich mit einem Orientalen auf irgendeinem Diwan zu wälzen. In vielen Lebens- und Arbeitssituation wären orientalische Parfums unwillkommen. An der Arbeitsstelle, insbesondere im Büro, will man es leicht und frisch. Ganz besonders wichtig ist es, gut zu duften, aber niemandem damit auf die Nerven zu gehen.
Zur Beschreibung der typischen Bürodüfte könnte ich jetzt einfach auf die Kapitel zu den Frischen, den Zitrischen und den Sportdüften verweisen. Denn das ist es, was uns in den Büros am meisten begegnet. Laaangweilig! Mir geht es so, dass ich das nicht immer riechen mag.
Ich bin der Meinung, für einen guten Büroduft kommen grundsätzlich Parfums aus allen Duftrichtungen infrage. Bei der Auswahl empfehle ich, auf zwei Dinge zu achten. Erstens: Ist es ein besonders auffälliges Parfum, mit dem ich sofort die Aufmerksamkeit aller Leute beanspruche? Falls ja, Finger weg!
Zweitens: Wie nahe bleibt der Duft am Körper? Manche Parfums riecht man nur in der Nähe des Trägers, sie bleiben nah am Körper. Andere wiederum sind raumfüllend. Man zieht eine regelrechte Wolke hinter sich her. Also Finger weg davon. Die Projektion eines Parfums ist in erster Linie keine Frage der Dosierung! (Auf umweltverträgliche Dosierung sollte man in jedem Fall achten).
Eine besondere Empfehlung für einen solchen Büroduft möchte ich loswerden: Infusion de Vetiver von Prada. Ich sehe darin den Büroduft einer neuen Generation. Morgens präsentieren sich Kopf- und Herznote einige Stunden lang mit einer dezenten, leichten und grünen, etwas kräuterigen Frische. Man duftet angenehm und wirkt ausgeschlafen. Am Nachmittag tritt die Basisnote hervor: eine trockene, transparente Kombination von Zedernholz und Vetiver. Obwohl sie sehr dezent ist, wirkt sie energetisierend. Immer wieder wird man von einem dezenten, aber energiegeladenen Hauch getroffen. Ist hochwillkommen, wenn man schon etwas müde wird.
Die Auffälligen
Glücklicherweise besteht das Leben nicht nur aus Arbeit. Und es gibt viele Gelegenheiten, zu denen Menschen aus purer Lebensfreude dick auftragen: Schaut her, da bin ich!
Es gibt diese Düfte, die einen umhauen können. Laut, geradeheraus und unverwechselbar stehen sie da. Riecht man sie zum ersten Mal, ist man entweder sofort begeistert - oder abgestoßen. Natürlich läuft man da Gefahr, es gehörig zu übertreiben. Begeistert von der Großartigkeit eines möglichst exzentrischen Parfums, kommt man gar nicht auf die Idee, dass einige Mitmenschen die Dinge anders sehen könnten. Dazu kommt, dass man nicht der Einzige ist, der einem solchen auffälligen Duft verfällt. Je verbreiteter ein solches Parfum ist, um so genervter reagieren die Verständnislosen.
Ich trage so was ab und zu mit Freude, doch ich achte darauf, mich nicht daran zu überfressen:
- Le Mâle von Jean Paul Gaultier. Herrlicher benzinartiger Duft, der diese auch schon vorher dezent in Parfums verwendete Duftnote herausstellt und auf die Spitze treibt. Wird von vielen als unmännlich empfunden. Vermutlich ist aus diesem Grund der ursprünglich schwule Seemann in der Le Mâle Werbung durch ein Muskelpaket im Bett einer Frau ersetzt worden.
- Fleur du Mâle von Jean Paul Gaultier. Noch großartiger. Zur benzinartigen Note tritt einerseits ein schwerer Blütenduft, andererseits eine dunkle, teerartige Note. Blumen für die Herren!
- Body Kouros von Yves Saint Laurent. Ziemlich nahe bei Le Mâle, aber irgendwie erdiger und kräftiger.
- A*Men von Thierry Mugler. Intensive Aromen von Kaffee und Vanille treffen auf seifigen Moschus und animalische Noten. Sehr laut, kräftig, brutal und ohne Feinheiten.
- Kenzo pour Homme. Tiefdunkle Noten treffen auf brutale Frische und ergeben ein herrliches, unverwechselbares Parfum.
- Joop! Homme. Das rot gefärbte Parfum erinnert mich immer an aromatisierten Schwarztee mit Wildkirscharoma. Das war in den 80ern, als Joop! Homme erschien, ein beliebtes Getränk!
Die Unauffälligen
Wem diese Düfte doch zu heftig sind, für den ist trotzdem gesorgt. Die Parfumindustrie bietet neben diesen Exzentrikern immer Varianten an, in denen alles ein bisschen zahmer, heruntergedimmter und harmloser ausgeführt wird. Meist besorgen das die jeweiligen Hersteller selber, doch manchmal betätigt sich auch die Konkurrenz. Ich habe mal eine Liste zusammengestellt:
- A*Men - Armani Attitude,
- Fleur du Mâle - La Cologne Fleur du Mâle,
- Kenzo pour Homme - Kenzo pour Homme Fresh und vieles andere von Kenzo,
- L'Eau d'Issey - L'Eau d'Issey Pour Homme Summer 2007, - 2009, - 2010 usw.,
- Terre d'Hermes - Voyage d'Hermès,
- Le Mâle - Le Mâle Summer Fragrance 2010,
- Kouros - Kouros Cologne Sport.
Mitunter ergeben die Bemühungen, immer noch einen weiteren Leicht-Duft nachzulegen, skurrile Parfumnamen: Kouros Cologne Sport Eau d'Ete Summer Fragrance.
Die Besonderen
Das war noch nicht alles. Neben den sehr auffälligen Parfums gibt es durchaus weitere, die zwar aus dem gängigen Schema herausfallen, aber dennoch gut tragbar sind. Sie sind etwas Besonderes und Wert, dass man auf sie aufmerksam macht.
- Infusion d'Homme von Prada. Ein leichter, dezenter und angenehm frischer Duft. Das Besondere ist die Verwendung der Iriswurzel. Die erzeugt betont pudrige Noten. Eher selten in einem Herrenduft zu finden.
- Dior Homme. Ein großartiger, ziemlich kuscheliger Duft. Feine Ledernoten und wiederum Iriswurzel erzeugen etwas, das als Lippenstiftakkord beschrieben wird.
- Prada Amber pour Homme. Statt Iriswurzel ein feines Veilchenaroma. Sehr elegant.
- Fahrenheit von Dior. Habe ich krautig mit einer seltamen gummiartigen Note in Erinnerung.
Die großen Klassiker
Somit bleibt als krönender Abschluss nur noch eins - der Hinweis auf die ganz großen Klassiker, die zurecht seit vielen Jahren von den Käufern am Leben erhalten werden. Edle, stilvolle Parfums, die Ausgewogenheit mit Prägnanz, Subtilität mit eindeutiger Aussage vereinen können.
Sicherlich wäre es nicht die schlechteste Idee, als Parfumanfänger die vorstehenden Kapitel zu überspringen und mit dem Ausprobieren hier anzufangen. Oder man beschäftigt sich zwischen anderem ab und zu mal mit einem von diesen. Der Abstand wird deutlich werden.
- Vetiver von Guerlain. Die Referenz für maskuline Vetiver Parfums. Kräftig, würzig, grün.
- Habit Rouge von Guerlain. Der Leichte mit der feinen Ledernote.
- Eau Sauvage von Dior. Was Chanel No. 5 für die Damen, ist Eau Sauvage für die Herren. Der Herrenduft schlechthin. Vielleicht ein wenig zu konventionell.
- Gentleman von Givenchy. Feine Kräuternoten, etwas Patchouli und dezentes Leder in einem gediegenen, leichten Parfum.
- Chanel pour Monsieur. Kräftige Zitrone leitet über zu einer wunderbaren, chypreartigen Basis.
Zuletzt bearbeitet von Apicius am 28.08.2010 - 07:14 Uhr, insgesamt 3-mal bearbeitet