Habit Rouge 1965 Eau de Toilette

Habit Rouge (Eau de Toilette) von Guerlain
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8.0 / 10 1036 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Guerlain für Herren, erschienen im Jahr 1965. Der Duft ist zitrisch-würzig. Die Haltbarkeit ist überdurchschnittlich. Es wird von LVMH vermarktet. Der Name bedeutet „roter Frack”.
Aussprache
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Duftrichtung

Zitrus
Würzig
Pudrig
Ledrig
Orientalisch

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
grüne Zitronegrüne Zitrone BitterorangeBitterorange
Herznote Herznote
PatchouliPatchouli
Basisnote Basisnote
VanilleVanille BenzoeBenzoe LederLeder

Parfümeur

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Bewertungen
Duft
8.01036 Bewertungen
Haltbarkeit
8.1786 Bewertungen
Sillage
7.4760 Bewertungen
Flakon
7.4734 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
8.2226 Bewertungen
Eingetragen von Kankuro, letzte Aktualisierung am 21.04.2024.
Wissenswertes
Im Jahr 2003 wurde die Formel des Duftes erneuert und den heutigen Standards angepasst.

Rezensionen

93 ausführliche Duftbeschreibungen
9
Preis
9
Flakon
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Sillage
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Haltbarkeit
10
Duft
Ponticus

63 Rezensionen
Ponticus
Ponticus
Top Rezension 119  
Wie sich doch die Zeiten ändern !
Vor mehr als 11 Jahren berichtete Friendchild hier auf Parfumo in seinem heute noch prominent platzierten Daumen-runter-Kommentar davon, wie Habit Rouge damals das Ranking beliebter Düfte dominierte und dort immer auf Platz eins zu finden war. Schaut man heute auf die am besten bewerteten Parfüme, ist unter den ersten einhundert Herrendüften kein Habit Rouge mehr zu finden, weder das EdT, noch das EdP, noch das Extrait.

Ganz sicher liegt das nicht an der kraftvollen, erdigen Bitterkeit der anfangs kreischenden Zitronen und Orangen mit der Habit Rouge EdT eröffnet und dessen bittere Aromen sich in einer pfiffig ausgeklügelten Harmonie in duftige Frische wandeln. Abgemildert durch warme schokodunkle und erdige Noten, gesellen sich mit der Zeit vorwitzige, aromatische Ledernoten dazu, erst fruchtig, später immer cremiger, bis sie schließlich in einem lieblichen, leicht süßlichen Vanillenebel versinken.

Vielleicht hat der Verlust an Beliebtheit mit dem Namen zu tun? Habit Rouge bedeutet roter Frack, Jacke, Jäckchen. 1965 eine Hommage Guerlains an seine Leidenschaft der Pferdedressur bei der die Reiter gerne eine rote Jacke trugen. Nun ist das Dressurreiten und nicht nur das in den roten Jacketts, schon seit längerer Zeit in Verruf geraten und spätestens seit dem Olympia-Eklat arg verpönt, als die heulende Annika Schleu mit der Reitgerte auf ihr störrische Pferd einschlug um es unter ihren Willen zu zwingen. Das gilt gleichermaßen für die Verfolgungsjagden, bei der rotbefrackte Reiter neben der Hundemeute hinter einem Fuchs querfeldein hinterherjagen. Auch das verbreitete rote Jäckchen des Torero beim Stierkampf in der Arena wird wohl mit diesem gemeinsam untergehen. Selbst die rote Uniformjacke der Irish Guards, getragen auch von Prinz William, bekommt mit den zunehmenden Affären des Königshauses ein Geschmäckle. Ebenfalls kann keiner sagen, daß der rote Militärfrack des Colonel William Tavington, der den jungen Sohn des Witwers Benjamin Martin im Film „Der Patriot“ erschoß, diesen sympathischer machte. Bleibt noch Karneval und Zirkus, aber auch da ist der Ast der Zuneigung absteigend. Das rote Jäckchen des kleinen Mädchens in Spielbergs Film „Schindlers Liste“ sei hier nur am Rande und in aller gebotenen Demut erwähnt, aber auch dieses stand unter keinem guten Stern. Selbst ich hatte Mitte der neunziger Jahre mal ein knallrotes Business Jackett und das heutige Betrachten dieser Bilder bestärkt mich weiter in meiner Eingangsvermutung. Ein triftiger Grund sich von mir abzuwenden, denn vertrauenswürdig sah ich damit nicht aus.

Einen Teil zum „Vergessen“ älterer Düfte trägt wahrscheinlich auch die Flut der vielen Neuerscheinungen bei. Möchte man hier nur annähernd gut informiert sein, bleibt wenig Zeit für die Klassiker. Die Werbung und die Influencer zielen auch eher auf Neuheiten ab. Das Alter der Nutzer spielt sicher ebenfalls eine Rolle. Ich als reifer Best Ager kenne und mag Düfte von „früher“. Gleichzeitig gefallen mir aber auch viele neuere Kreationen ganz ausgezeichnet und meine Sammlung ist da ein guter Mix. Dagegen sind die Düfte von „Oma und Opa“ bei den Jüngeren eher seltener vertreten und weitgehend unbekannt.

Die Bevorzugung anderer Düfte als Habit Rouge und ähnlicher Vertreter in der Spitzengruppe, ist auch den heutigen Duftvorlieben der Männer geschuldet. Für ältere Klassiker ist die Masse der Herren nicht zu begeistern, erst jenseits von Platz 20 finden sich Parfüme aus dem vorigen Jahrtausend und damit älter als 20 Jahre. Für die unisex Düften ist die Lage noch offensichtlicher. Nur bei den Damen kehrt sich die Begehrlichkeit nach guten Spitzendüften, auf das Alter abgestellt, komplett um. Die sechs beliebtesten Frauendüften sind, jeder für sich, weit über 90 Jahre alt. Die Damen lieben ihre Klassiker und zeigen das auch.

Ich liebe meine Klassiker ebenfalls, unter anderem eben auch Habit Rouge. Nicht der teuerste, aber für mich einer der schönsten im Markt befindlichen Düfte. Mit stimuliernder Vitalität und Leidenschaft, der auch viel verwegener Charme innewohnt, paart sich hier innere Substanz und handwerkliche Eleganz zu einem großen, zeitlosen Orientalen. Zitronengrün spritzig, bittrig fruchtig frisch, schokoerdig, warm süßlich ledrig, vanillig balsamisch kräftig ! Ein dynamischer Komplex von bitterer Zitrik, samtigem Leder und süßlicher Vanille dominiert das Geschehen dabei durchgängig auf das Feinste. Raumgreifend, ganztägig und einzigartig duftend, dazu in einem herrlichen Flakon und in einer schönen roten Schachtel, ist Habit Rouge zeitlos und gemacht für die Ewigkeit. Gleichwohl, und bei aller berechtigten Euphorie des Liebhabers, bleibt Habit Rouge doch nur ein Parfüm. Aber was für eines !

Es wäre schön, wenn ich erneut einen Moment der Erinnerung an eine solche Legende anregen konnte und bedanke mich herzlichst für die erhaltene Aufmerksamkeit.
68 Antworten
8
Preis
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Gold

256 Rezensionen
Gold
Gold
Top Rezension 55  
Habit Rouge, Du bist nicht mein Habibi!
Über 80 Kommentare und 803 Bewertungen verzeichnet dieser Klassiker allein auf Parfumo.
Warum ich jetzt auch noch meinen Senf dazugeben möchte, ist einfach: "Habit Rouge EdT" kam vor ein paar Tagen als Geschenk zu mir (X-MAS was all around us...) und ich trage das Eau de Toilette jetzt nach längerer Zeit mal wieder, ohne wirklich diese Riesen-JOY an dem Duft zu empfinden, welche sich durch die meisten Kommentar-Oden hier zieht.
Vielleicht habt Ihr Lust, mit mir zusammen zu ergründen, warum für mich dieser Guerlain kein "10"er-Kandidat ist, aber Ihr müßt nachsichtig mit meiner alten Spießerseele sein.

Schon als Jugendliche wurde ich auf "Habit Rouge" aufmerksam, weil mein Vater diesen Duft einen Flakon lang trug, ihn jedoch (Gott sei Dank!) nicht zum Parfum seines Lebens gemacht hat. Später kauften dann meine Schwester und ich immer mal wieder einen Flakon des Eau de Toilettes, weil uns (familienspezifische Verrücktheit!) der Name "Habit" plus "Rouge" eben so gut gefällt und wir der Meinung sind, daß "Habit Rouge" der große Bruder von "Shalimar" ist (und "Shalimar" früher teurer war. Damals zu unserer Studentenzeit, als man noch nichts im Internet bestellen konnte und wir Geld sparen mußten).
Der Duftverlauf von HR und SH ist sehr ähnlich. So wie auch bei "Shalimar" öffnet der Duft mit einer herrlichen Kaskade aus hesperidischen Noten, belebend und fast schon schneidend.
Das ist für mich der schönste Part des Duftes, der Grund, warum ich ihn gerne versprühe! Niemand macht so großartige zitrische Kopfnoten wie Guerlain!
Es folgen dann bei "Habit Rouge" einige Noten, die hier in der Pyramide nicht genannt sind, die aber in einigen französischen Büchern angegeben werden und die man sehr gut wahrnehmen kann, nämlich Rosen, Geranie und Iris. An dieser Stelle des Herzens bekommt der Duft etwas Staubiges, bevor er in einen weichen balsamischen Fond mündet, ganz feine Ledernoten zeigt, sich dann (wiederum ähnlich wie Shalimar) sanft auf Vanille bettet und langsam ausklingt. Charmant, aber ...- aber was?

Er ist mir zu sanft, er ist zu stark an "Shalimar" angelehnt, er ist perfekt androgyn und gleichzeitig so seltsam angestaubt. Einerseits ist "Habit Rouge" kein Duft für den netten, soliden Familienvater von nebenan, der jeden Tag brav ins Büro trabt (oder jetzt im Home Office gefangen vor seinem Bildschirm sitzt) und nie eine Affaire mit der Kollegin beginnen würde, andererseits ist er aber auch aus meiner Sicht komplett ungeeignet für Männer, die auffallen möchten, die Stärke ausstrahlen wollen, die unkonventionell sind.
Wenn ich "Habit Rouge" rieche, erscheint vor meinem geistigen Auge einer dieser klassischen Dandys aus dem letzten Jahrhundert. Ein Mann, der bunte Seidenschals mit Paisleymustern trägt und auf dessen blassem Teint ein Hauch von Puder liegt.
Die Version, die ich heute aufgesprüht habe, ist natürlich reformuliert, aber sie hat sich ihren nostalgischen Charme bewahrt. Theoretisch halte ich es ja für Blödsinn, Düfte mit Geschlechterstereotypen zu überfrachten, ja, es ist sogar extrem altmodisch und "politically not correct", zu schreiben, diese oder jene Blume dufte "männlich" und die andere Note "weiblich".
Trotzdem nehmen die meisten aus Gründen der Sozialisation immer wieder genderspezifische Zuordnungen vor, sowohl bei Düften als auch bei Farben, in der Mode allgemein etc. etc. etc.

Ich bitte daher um Verzeihung, wenn dieser Kommentar sich letzten Endes so liest wie eine Kolumne aus den 50's, aber ich kann mir nicht helfen: "Habit Rouge" ist für mich kein männlicher Duft. Ein Mann sollte nicht so riechen wie jemand, der sich nicht traut, zu "Shalimar" zu greifen. Er sollte entweder gleich "Shalimar" benutzen oder "Polo" von Ralph Lauren. Oder beispielsweise "Monsieur" von F. Malle. Der heißt ja auch nicht umsonst "Monsieur"!
So, und jetzt könnt Ihr mich fertigmachen...
41 Antworten
6
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
FabianO

1005 Rezensionen
FabianO
FabianO
Top Rezension 54  
Die männliche Variante von Chanel No. 5 ....
...so in etwa könnte mein Fazit lauten. Ich habe ihn gestern zum ersten Mal getestet, auch aufgrund der unten stehenden teils arg divergenten Bewertungen.
HR schlägt einem schon ordentlich herbe Zitrusfrüchte um die Ohren, und das für lange Zeit.

Grundsätzlich schon mal gut, insbesondere hier interessant, weil die Noten von Herz und Basis in DIESER Kombination eher ungewöhnlich sind. Eine satte Dröhnung Benzoe bindet das ganze Zitronige ein und ist für mein Empfinden vielleicht etwas zu gewaltig (zumindest in den ersten beiden Stunden).

Benzoe ist für mich bei Düften ein Äquivalent zu Tanninen im Wein - hier zieht sich die Nase fast etwas betäubt ob der Benzoewucht zu. Begleitet wird das Ganze dann von Leder und Patchouli, wobei vor allem das Ledrige sehr untypisch in Kombi mit Zitrone ist.
Auf jeden Fall polarisiert es schon sehr, hat aber extrem viel Charisma.

Ich finde die Haltung einiger Bewerter sehr betrüblich, die einem Duft wie HR allen Ernstes vorwerfen, er würde nach den 60ern riechen. Ich sage: Wie genial ist das denn bitte?! Dass es Düfte geschafft haben, eine längst vergangene Zeit stilistisch und atmosphärisch wiederauferstehen und greifbar werden zu lassen? Das ist doch ganz hohe Kunst!

Wie kann man sich, gerade in der heutigen oberflächlich-flüchtigen "Gefällt mir"-Zeit, darüber mokieren, dass etwas noch richtig klar einen Stil hat, der wie hier Assoziationen weckt à la "so könnte Connery in Bond" oder "so könnte Cary Grant in "Charade" geduftet haben? Ich kapiere es einfach nicht.

Die grundlegende Seifigkeit, von der unten viele schreiben, stellt für mich dann den Bogen zu Chanel No. 5 dar- ähnlich klassisch, beinahe aldehydig im Eindruck, sehr sauber und gepflegt.

An dieser Stelle muss ich noch mal 2 Anmerkungen zu den kritischen Diskussionen unten machen:

a) an die Adresse von 0 %- Bewertern:

ich habe damit meine Probleme, wenn Leute in den Foren hier ständig entweder nur 0 oder 100 % verteilen und dann nur in Abscheu oder Glorifizierung von Düften sprechen. Leute, die Welt besteht aus endlos vielen Grautönen! Etwas differenzierte Bewertungen wären hilfreicher für andere Menschen und ich kann einfach nicht glauben, dass es so realistisch ist, wenn immer wieder gerade Klassiker und gerade oft von Duft-Neulingen abgewatscht werden mit etwas, das nach Schulnoten praktisch einer 6- entspricht!

Nach der Gaußschen Normalverteilung pendelt sich das meiste in Bewertungsspektren doch eher zwischen 20 % und 80 % ein. Ich will gar nicht zu mathematisch werden, aber mich stört es echt zusehends, wenn auch z.B. bei "Dior Homme Intense" irgendwer immer 0 % raushaut, als hätte er sich Kot oder Verwesungsabfälle auf die Hand gesprüht. Es geht mir dabei gar nicht darum, dass vielleicht ich speziell diese Düfte toll finde und Kritik daran nicht ertrage, aber mich erinnert das einfach zu oft an ein Bild-Zeitungs-Niveau, wo entweder die Welt zusammmenstürzt oder erlöst wird und beides kommt - wer möchte widersprechen? - eher selten vor.

b) an die Adresse von Duft-Neulingen, die so rabiat bewerten:

Liebe Leute, verschafft euch doch erst mal einen Überblick über die Welt des Parfums! Als ich angefangen habe, vor ca. 7 Jahren Rotwein zu trinken, hätte ich es nie gewagt, gleich alle Weinforen dichtzuschreiben mit Bewertungen von Chianti und Co., weil ich - zugegebenermaßen - am Anfang kaum Unterschiede rausgeschmeckt habe und mich gerade an höherwertige Weine à la Brunello oder guten Bordeaux und deren Kraft/Aromenfülle geschmacklich "gewöhnen" musste.

Jetzt kann ich sehr gut, auch bei Blindproben, Rotweine voneinander abgrenzen und maße mir an, darüber kritisch zu urteilen. Ich würde mir genau das auch von Neulingen bei Düften wünschen - dann spart man sich die teilweise elendigen Diskussionen in den Bewertungsbereichen und erfährt auch mehr über das Wesen der jeweiligen Düfte.
39 Antworten
9
Duft
MrWhite

84 Rezensionen
MrWhite
MrWhite
Top Rezension 60  
Wovor habt ihr denn Angst?
Dass ihr nach Opa riecht?
HR verströmt aber den Duft von Erfolg, Dynamik und Dekadenz (ausserdem sind Opas toll).

Dass ihr nach altem Schrank müffelt?
Mit HR riecht ihr frisch, sauber und gepflegt.

Dass euch Mama nach dem Essen nicht mehr den Mund abwischt?
Ja, damit ist irgendwann Schluss.

Dass ihr ohne Kuscheltier einschlafen müsst?
Auch das ist irgendwann vorbei.

Dass ihr keine Ladies mehr abbekommt?
Mit Gold, Night und Extreme riecht ihr nach sozialem Brennpunkt, wie anziehend.

Dass ihr plötzlich nicht mehr jung und/oder attraktiv seid?
Entweder ihr seid's oder seid's nicht.

Empfehlung: strong buy.
24 Antworten
10
Duft
Naaase

109 Rezensionen
Naaase
Naaase
Top Rezension 29  
Der "Habit Rouge-Mann" steht für höchste Eleganz
Der "Habit Rouge- Mann" steht für höchste Eleganz...

Auf der Internet-Seite von Guerlain findet sich folgende (kurze) Beschreibung: "Als Hommage an den Pferdesport entwickelte Jean-Paul Guerlain 1965 den ersten orientalischen Herrenduft der Geschichte. Der Name Habit Rouge spielt auf die berühmte rote Jacke der Reiteruniform an. Der Duft verbindet Noten von Erde, warmem Leder und Wald ... Wie eine akrobatische Figur steht er für beherrschten, raffinierten und kraftvollen Instinkt."

An anderer Stelle findet sich im Internet über diesen Duft: "Der Habit Rouge-Mann steht für höchste Eleganz. Er ist mit seinen Verführungskräften vertraut. Das Einzige, das sein perfektes Äußeres aus der Fassung bringen kann, ist der Hauch einer unkontrollierbaren Leidenschaft, die tief in seinen Augen glüht. Verwegen schreitet er voran, von einem Zauber seltener Raffinesse umgeben, die ein klein wenig an Unverschämtheit grenzt. Er mag es, sich vorzustellen, dass sein Parfum ihm ähnelt, sein zweites Gesicht, sein Alter Ego ist. Also muss es schlicht gehalten sein, zur selben Zeit aber auch den vollkommenen Ausnahmefall darstellen, eben ganz so wie er selbst ist."

Bin ich dieser "Habit-Rouge-Mann" aus der Werbung ? Bin ich mit meinen Verführungskräften vertraut ? Tatsache ist, dass ich -laut Aussage meiner Frau- anscheinend durchaus eine gewisse Überzeugungskraft an den Tag legen kann. So etwa beim Hausputz. Oder besser gesagt: Dessen Vermeidung. Oder noch genauer gesagt: Dessen Vermeidung für mich. Aber, wie sieht es da bei anderen Frauen aus ? Nun ja, immerhin ist es mir neulich gelungen, durch das Spielen meines unendlichen Charmes die Verkäuferin einer Parfümerie-Kette dazu zu bewegen, mir drei Pröbchen mit in die Tüte zu legen. "Also klappt das mit dem Verführen !" dachte ich insgeheim glücklich. Bis ich dann kurze Zeit später bemerkte, dass jeder ihrer Kunden mit den gleichen Pröbchen in der selben Anzahl bedacht wurde. Zugegeben: Das gab meinem Selbstvertrauen kurzfristig einen kleinen Dämpfer.

Stehe ich aber vielleicht "für höchste Eleganz" ? Das mögen andere beurteilen. Zweifellos steht jedoch "für höchste Eleganz" das Haus Guerlain. Hierbei handelt es sich um eines der ältesten Parfümhäuser der Welt. Von 1828 bis 1994 wurde das Unternehmen von der Familie Guerlain geführt, bis es an den Luxuskonzern "LVMH" verkauft wurde. Das erste "Maison Guerlain" wurde 1828 von Pierre-François Pascal Guerlain in der Rue de Rivoli 42 in Paris eröffnet. Dort schuf Pierre-Francois Guerlain mit seinen beiden Söhnen Aimé und Gabriel Düfte. Mit steigender Anerkennung in vornehmen Gesellschaftskreisen expandierte das Haus 1840 in die Rue de la Paix. Der Erfolg dieses Unternehmens gipfelte 1853 mit der Kreation des Parfums "Eau de Cologne Impériale". Diese Kreation brachte Pierre-François Guerlain den Titel des "königlichen französischen Hofparfumeurs" ein. Auch Königin Victoria und Königin Isabella II. von Spanien zählten zu seinen Kunden. 1864 starb Pierre-François Guerlain und seine beiden Söhne übernahmen das Unternehmen; sein Sohn Gabriel die Geschäftsführung, Aimé wurde Chefparfümeur. Aimé schuf in dieser Zeit verschiedene Düfte: Fleur d'Italie (1884), Rococo (1887) und Eau de cologne du coq (1894). Sein vermutlich bekanntestes Parfum wurde Jicky (1889). In dritter Generation übernahmen Gabriels Söhne Jacques Guerlain and Pierre Guerlain die Leitung. Jacques wurde Chefparfumeur und Pierre übernahm die Geschäftsleitung. Einige von Jacques Parfums sind bis heute beliebt: Eau du Coq (1894), Mouchoir de Monsieur (1904), Après L'Ondée (1906), L'Heure Bleue (1912), Mitsouko (1919), und Guerlains bis heute hergestelltes Flaggschiff Shalimar (1925). Weitere Kreationen sind: Vol de Nuit (1933) als Hommage an Antoine de Saint-Exupéry und Air France. Ode (1955), Joy von Jean Patou, war die letzte Kreation von Jacques Guerlain. Der Duft Ode entstand unter Mithilfe seines damals 18-jährigen Enkelsohnes Jean-Paul Guerlain, der letztlich, der letzte Eigentümer und Chefparfumeur der Familie werden sollte. Sein Spitzname in der Branche ist "Le Nez", die Nase. Jean-Paul schuf Düfte wie Vétiver (1959), Habit Rouge (1965), Nahéma (1979), Jardins de Bagatelle (1983), Samsara (1989), sowie Héritage und Coriolan. Nachdem das Unternehmen 1994 an den Luxuskonzern LVMH verkauft wurde arbeitete er noch als Berater für das Unternehmen. Mit Jean-Pauls Rückzug 2002 im Alter von 65 Jahren und dem Fehlen von Erben innerhalb der Familie endete die Periode eines familiengeführten Parfumhauses. Nach der Übernahme Guerlains durch den Luxuskonzern "LVMH" im Jahre 1994 wurden familienfremde Parfümeure, wie Mathilde Laurent, Maurice Roucel,Thierry Wasser mit der Herstellung von Düften beauftragt.

So entstand im Hause Guerlain insbesondere 1965 das Habit Rouge (EdT), dem im Jahr 2003 letztlich das Habit Rouge EdP folgen sollte. In dieser Reihe entstanden in den folgenden Jahren noch einige Abwandlungen. So im Jahre 2005 das "Habit Rouge Legère", 2009 gleich drei Facetten dieses Duftes mit "Habit Rouge Sport", "Habit Rouge Extrait" und dem "Habit Rouge Beau Cavalier". Letztlich wurden wir Parfüm-Freunde noch im Jahr 2011 mit dem "Habit Rouge L'Eau" beschenkt.

Doch Gegenstand unserer Betrachtung sollen heute nur das EdT aus dem Jahre 1965 und das 2003 erschienene EdP sein, wobei ich einräumen muss, dass mir jeweils nur eine aktuelle Ausgabe dieser Düfte vorliegt.

Das EdT startet sehr zitrisch. Sehr erfrischend. Auf den ersten Blick fast wie "Pour Monsieur" von Chanel. Meine Nase entdeckt eine Zitrone. Aber keine solche, die reif und träge über einen langen Zeitraum hinweg am Ast hängend die sommerlichen Sonnenstrahlen genossen hat. Nein, es ist eine früh gepflückte Zitrone. Ebenso wie bei (dem zehn Jahre älteren) "Pour Monsieur" erscheint mir dieser (zitrisch-erfrischende) Auftakt typisch für viele Männerdüfte dieser Zeit: Der Mann von damals wollte gleich zu Beginn des Duftverlaufes erst einmal erfrischt werden. Die süßen Duftnoten waren damals (erst recht in der Kopfnote) eher noch dem schönen Geschlecht vorbehalten. Und welche Frucht wäre besser geeignet für eine erfrischende Anfangsdusche als eine noch grüne Zitrone ? Doch schon sehr schnell zeigt Habit Rouge EdT im weiteren Duftverlauf, wo die Reise hingeht: Und diese geht gerade nicht "Hand-in-Hand" weiter mit Chanel's "Pour Monsieur", sondern in Richtung Orange. Aber auch diese bringt kaum -um es mal so auszudrücken- "Zucker bei die Fische". Denn auch sie ist offensichtlich dazu auserkoren, den erfrischenden Auftakt zu unterstützen. "Habit Rouge" wird ja stets damit beworben, es sei der erste orientalisch geprägte Duft für den Mann gewesen. Insoweit drängt sich mir bereits in diesem frühen Stadium der Duftentwicklung beim EdT ein gewisser orientalischer Touch durch das Zusammenspiel von Zitrone und Orange auf. Oder bin ich gar ein Opfer der Werbekampagne des Hauses Guerlain geworden ?
Doch zum Überlegen bleibt nicht viel Zeit: Den jetzt wird es endgültig orientalisch: Feinstes Patchouli erreicht meine Nase. Es ist rein und nur leicht kratzig; fügt sich jedoch perfekt in das Duett der beiden Zitrusfrüchten ein. Diese bleiben uns noch erhalten, obgleich sie etwas in den Hintergrund treten. Doch da erschnuppere ich schon etwas Leder. Nein, nein, nein, das ist nicht das edle Leder eines antiken Barockstuhles und auch nicht das frische Wildleder eines Sommerblousons. Nein, verdammt nochmal, das ist ein richtig cooles Leder. Das Leder einer -Verzeihung- "abgefuckten Motorradjacke" oder auch das abgewetzte Leder einer jahrelang benutzten Reiteruniform. Doch an dieser Stelle rieche ich noch etwas anderes: Der Motorradfahrer musste also mal Tanken fahren: Benzoe ! Aber nur leicht und im Hintergrund. Kaum wahrnehmbar begleiten diese unsere immer noch sau-coole orientalische Motorradjacke. Unser Motorradfahrer (mit den vielen "Pferdestärken - um im Bild zu bleiben). Ist nun offensichtlich an der Kasse und nimmt sich an diesem heißen Sommertag zur Erfrischung noch ein Eis mit: Ein Vanille-Eis. Es ist aber nicht eins dieser ultra-süßen Exemplare. Nein, Mann, es ist doch ein heißer Sommertag ! Mit sanften und leichten Vanille-Noten klingt der Duft dann langsam aus. Einfach cool. Einfach wunderschön.

Das EdP startet bereits ganz anders: Zwar treffen wir in der Kopfnote -dem Grunde nach- unsere beiden Freunde von vorhin: Zitrone und Orange. Doch sie sind gereift. So sehr, dass sich fast der Eindruck aufdrängt, sie wären zwischen der Lancierung des Habit Rouge (EdT) im Jahr 1965 und der Veröffentlichung des gleichnamigen EdP (2003) noch am Baum verblieben und wären in diesen 38 Jahren gereift. Zudem wird ihnen als Weggefährte eine Bergamotte zur Seite gestellt. Auch diese hat ihre Jugendjahre bereits hinter sich; wenn auch nicht überreif. Auch Neroli gesellt sich dazu und -zu meiner Überraschung- etwas Blumiges (Jasmin). Hey, war den unser sau-cooler Motorradfahrer vom EdT nach dem Erledigen des zwingend notwendigen Tankvorgangs noch bei Fleurop ? Oder hat er gar seiner Liebsten am Wegesrand der Autobahn (oder gar der "Route 66" ?) noch ein paar Blümchen gepflückt ? Na, wenigstens hat er seine orientalische (Patchouli) Lederjacke noch an. Aber irgendwie ist diese Lederjacke auch eine andere. Oh, er hat sich offensichtlich eine neue gekauft. Natürlich ohne Patina. Zweifellos aus sehr hochwertigem Material. War sicherlich auch sehr sehr teuer. Aber eben nicht mehr diese alte. Diese coole. Diese Patina. Die neue Lederjacke hat -natürlich- auch nicht diese Beulen und diese kleinen Risse von diesem -Gott sei Dank- damals recht glimpflich ausgegangenen Sturz. Nein, die neue Lederjacke passt perfekt.
Und man kann sich ja auch mit dieser neuen Lederjacke ein Eis kaufen. Zur Abkühlung an einem solch' heißen Sommertag. Was, dieses Eis von damals gibt es nicht mehr ? Dafür ein neues ? Sorte "Vanille-Traubenzucker" ? Na gut, mal probieren: Ja, die verwendete Vanille schmeckt intensiver. Wird sicherlich eine qualitativ sehr sehr hochwertige Bourbon-Vanille sein. Im Gegensatz zu früher schmeckt sie aber pudrig-weich. Cremig und anschmiegsam.

Fazit:
Beide Düfte bewegen sich auf einem sehr sehr hohen Niveau. Man möge es mir verzeihen: Ich bevorzuge -wie man vielleicht schon aus obigen Zeilen heraus lesen konnte- das EdT. Ich liebe Düfte, die -scheinbar mühelos- Widersprüche in sich vereinen, mit ihnen spielen und dabei noch sau-cool sind. Das alles hat Habit Rouge EdT. Das gleichnamige EdP aus dem Jahr 2003 ist zweifellos ein großartiger Duft: Pudrig-weich, cremig und anschmiegsam. Mir jedoch etwas zu viel ...
5 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

124 kurze Meinungen zum Parfum
PinseltownPinseltown vor 2 Jahren
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Mit Zitrusblumenholz frisch rasiert
Auf Vanilleleder Hollywoodschaukel wiegend
Winkt der Pinsel
Gutes Neues Jahr zu
You´ll never walk alone
42 Antworten
MidnightsMidnights vor 1 Monat
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Lektion im Brechen von Widerstand:
Zitrusbesprenkeltes Herz wächst
Schlägt pudrige Patchouliwurzeln
Sich um Heilige Dreifaltigkeit windend *
62 Antworten
SalvaSalva vor 3 Jahren
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Französisch Par excellence
Für Mondäne Herren
Zitrus-Eleganz in seifig-pudriger
Erhabenheit
Glückseligkeit&Wohlergehn
in dunklen Zeiten
20 Antworten
TofuwachtelTofuwachtel vor 1 Jahr
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Connery Bond
Kinn Markant
Humor Erfrischend
Augen Braun
Stimme Warm
Maß Anzug
Leder Schuhe
Perfect Understated
Wonderful Gentleman
39 Antworten
BastianBastian vor 2 Jahren
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Zitrisch Orangiger Start der recht kräftig ist
Nach kurzer Zeit mischt sich Patchouli und Vanille ein...
Wird pudrig fein , sehr elegant..
26 Antworten
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Diskussionen

Themen zum Parfum im Forum
PeterosPeteros vor 7 Jahren
Herren-Parfum
Habit Rouge
Auf der Guerlain Seite sind von den aktuellen Habit Rouge flankern, Habit Rouge Dress CodeHabit Rouge Extraitangegeben ich finde aber keine Deutschen/Europäischen Onlineshop der sie anbietet.Sind...
xoxoxoxo vor 10 Jahren
Beratung
Habit Rouge und Dior Homme für eine Frau...
Ich hatte mich bei Deinem Kommentar schon gewundert über das Neroli. Hätte eher Taurus zugestimmt, aber so unterschiedlich sind die Nasen.Jetzt nach 5 Stunden finde ich das EDP auch langweilig...
ZappergeckZappergeck vor 12 Jahren
Herren-Parfum
Habit Rouge After Shave
hallodas AS besitze ich leider nicht, dafürdas dusch-gel. muss sagen dasses wirklich gut ist. der duft bleibt..und ist einfach gut...ich rasiere mich nicht jeden tag....habe aber von gerlain...

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