03.08.2010 - 15:34 Uhr
Apicius
1106 Rezensionen
Apicius
Sehr hilfreiche Rezension
25
Hochinteressantes Remake
Francis Kurkdjian, der Schöpfer von Le Male hat neulich sein ebenfalls bei JPG erschienenes Fleur du Male modernisiert und als Custo Man unter anderer Marke veröffentlicht. Für die Modernisierung des Langläufers Le Male konnte JPG ihn offenbar nicht gewinnen. Hier durfte Aurelien Guichard ran, der sich immerhin mit Andy Warhols‘ Silver Factory von Bond No. 9 oder dem Unidentified Fragrance Object von Kenzo empfohlen hat.
Und eine Modernisierung hat Le Male bitter nötig. Neulich erst habe ich es wieder angetroffen, an einer Tankstelle, wo ein Alkoholiker sein Billig-Bier trank. Seine Ausdünstungen mischten sich mit einer penetranten Le-Male-Wolke. Le Male ist heute so tot wie dieser Mensch leider vermutlich bald sein wird.
Beim Facelifting hat Aurelien Guichard woanders abgekupfert bzw. sich inspirieren lassen. Zum einen bei dem neuen Infusion de Vetiver von Prada, zum anderen bei Herrn Kurkdjians Fleur du Male Modernisierung. Aber der Reihe nach.
Schon beim Aufsprühen fiel mir eine Ähnlichkeit mit Custo Man auf. Nämlich eine gewisse frische Kölnisch Wasser Note. Diese gibt es zwar auch in Fleur du Male, wo sie allerdings die opulent-blumige Richtung einschlägt, während sie sich bei Custo Man frisch und grün entwickelt. Eindeutig macht Le Male Terrible einen Schritt zu auf Fleur du Male/ Custo Man, und das ist kein Fehler.
Kölnisch Wasser Noten sind Kopfnoten, so auch hier. Es ist nur der Starter. Was aber bleibt, ist ein grüner Einschlag vom hier auch ausgewiesenen Vetiver. Das tritt in der Duftentwicklung zunächst etwas zurück, um sich dann im Drydown erneut zu präsentieren. Auch etwas Zedernholz könnte bei dieser Note beteiligt sein. Eben genauso wie bei Infusion de Vetiver, mit dem Prada neulich seinen Erfolgsduft Infusion d‘Homme auf so interessante Weise modernisiert hat. Diese Idee ist einfach zu gut, um auf einen Duft beschränkt zu bleiben.
So weit, so gut. Aber Aurelien Guichard hat weitere Akzente gesetzt, für die mir keine Vorlage einfällt. Ich nehme eine deutlich animalische Note wahr. Ob das am Zusammenspiel von Vetiver und dem Le Male Grundakkord liegt, kann ich nicht sagen. Zibet ist zwar nicht ausgewiesen, aber das hier riecht vor allem in der Herznote schon ein wenig nach Kölner Zoo, Abteilung Wildkatze.
Darüberhinaus gibt es Spuren einer fruchtigen Säure, die den Kopf überdauert und erst im Drydown verschwindet. Ich empfinde sie allerdings weniger als Grapefruit - wie angegeben. Es ist fruchtiger, eher wie Apfelessig. Und der geht mit dem Vanille-Anteil des Le Male Grundtons eine interessante Symbiose ein, so etwa wie die Säure in Montales Boisé Vanillée, einem ansonsten gänzlich anderen Parfum.
Im Drydown, der nach 2 Stunden einsetzt, modifiziert die Vetivernote den Le Male Grundakkord deutlich.
Ich habe den Eindruck, dass Le Male Terrible deutlich näher am Körper bleibt und nicht so zur Wolkenbildung neigt wie das Original - ein Segen für die geplagte Menschheit!
Ich möchte noch mal auf Infusion de Vetiver zurückkommen. Den habe ich in meinem Kommentar als ideale Bürovariante von Infusion d‘Homme beschrieben. Gilt das auch für Le Male Terrible im Verhältnis zu Le Male? Nun ja, nur notfalls, und das aus zwei Gründen. Zum einen ist auch diese Variante eindeutig Le Male und als solcher einfach zu ausdrucksstark für langweilige Büros. Das gilt besonders für den mittleren Teil des Duftverlaufs. Zum anderen setzt mir der Drydown mit der Vetiver-Dominanz zu früh ein, nämlich schon nach 2 Stunden. Das Tolle an Infusion de Vetiver oder dem nach dem gleichen Konzept gestalteten English Breakfast von Mark Buxton ist ja, dass man morgens die Frische hat und gegen Abend die Zedernholz-Vetiver-Power noch mal Energieschübe liefert. Dazu braucht es aber Eau de Parfum Stärke, und die hat Le Male Terrible nicht. Diesem genialen Büroduftkonzept ist es nicht gewachsen.
Somit lässt mich Le Male Terrible etwas ratlos zurück. Der Name ist reines Marketing, denn er suggeriert etwas noch Verrückteres als Le Male. Dafür hätte die Wildkatzennote aber deutlicher sein müssen. Le Male Terrible ist ein Le Male, das in drei sehr unterschiedliche Richtungen ausgreift: vornehme Kölnisch-Wasser-Frische im Kopf, Animalisches im Herz, dunkle Vetiver-Holznote in der Basis. Nicht, dass das alles nicht gut harmonieren würde - aber es ist zu komplex, um es mit einem Etikett zu versehen. Es ist kein Funkionsduft (Büro, Abend etc).
Ich denke, Le Male Terrible bietet sich am ehesten noch als Alternative für eingeschworene Le Male Freunde an, die die starke Verbreitung von Le Male kritisch sehen, andererseits selber nicht davon loskommen.
Sorry für das viele Namedropping, aber hier musste es mal sein.
Und eine Modernisierung hat Le Male bitter nötig. Neulich erst habe ich es wieder angetroffen, an einer Tankstelle, wo ein Alkoholiker sein Billig-Bier trank. Seine Ausdünstungen mischten sich mit einer penetranten Le-Male-Wolke. Le Male ist heute so tot wie dieser Mensch leider vermutlich bald sein wird.
Beim Facelifting hat Aurelien Guichard woanders abgekupfert bzw. sich inspirieren lassen. Zum einen bei dem neuen Infusion de Vetiver von Prada, zum anderen bei Herrn Kurkdjians Fleur du Male Modernisierung. Aber der Reihe nach.
Schon beim Aufsprühen fiel mir eine Ähnlichkeit mit Custo Man auf. Nämlich eine gewisse frische Kölnisch Wasser Note. Diese gibt es zwar auch in Fleur du Male, wo sie allerdings die opulent-blumige Richtung einschlägt, während sie sich bei Custo Man frisch und grün entwickelt. Eindeutig macht Le Male Terrible einen Schritt zu auf Fleur du Male/ Custo Man, und das ist kein Fehler.
Kölnisch Wasser Noten sind Kopfnoten, so auch hier. Es ist nur der Starter. Was aber bleibt, ist ein grüner Einschlag vom hier auch ausgewiesenen Vetiver. Das tritt in der Duftentwicklung zunächst etwas zurück, um sich dann im Drydown erneut zu präsentieren. Auch etwas Zedernholz könnte bei dieser Note beteiligt sein. Eben genauso wie bei Infusion de Vetiver, mit dem Prada neulich seinen Erfolgsduft Infusion d‘Homme auf so interessante Weise modernisiert hat. Diese Idee ist einfach zu gut, um auf einen Duft beschränkt zu bleiben.
So weit, so gut. Aber Aurelien Guichard hat weitere Akzente gesetzt, für die mir keine Vorlage einfällt. Ich nehme eine deutlich animalische Note wahr. Ob das am Zusammenspiel von Vetiver und dem Le Male Grundakkord liegt, kann ich nicht sagen. Zibet ist zwar nicht ausgewiesen, aber das hier riecht vor allem in der Herznote schon ein wenig nach Kölner Zoo, Abteilung Wildkatze.
Darüberhinaus gibt es Spuren einer fruchtigen Säure, die den Kopf überdauert und erst im Drydown verschwindet. Ich empfinde sie allerdings weniger als Grapefruit - wie angegeben. Es ist fruchtiger, eher wie Apfelessig. Und der geht mit dem Vanille-Anteil des Le Male Grundtons eine interessante Symbiose ein, so etwa wie die Säure in Montales Boisé Vanillée, einem ansonsten gänzlich anderen Parfum.
Im Drydown, der nach 2 Stunden einsetzt, modifiziert die Vetivernote den Le Male Grundakkord deutlich.
Ich habe den Eindruck, dass Le Male Terrible deutlich näher am Körper bleibt und nicht so zur Wolkenbildung neigt wie das Original - ein Segen für die geplagte Menschheit!
Ich möchte noch mal auf Infusion de Vetiver zurückkommen. Den habe ich in meinem Kommentar als ideale Bürovariante von Infusion d‘Homme beschrieben. Gilt das auch für Le Male Terrible im Verhältnis zu Le Male? Nun ja, nur notfalls, und das aus zwei Gründen. Zum einen ist auch diese Variante eindeutig Le Male und als solcher einfach zu ausdrucksstark für langweilige Büros. Das gilt besonders für den mittleren Teil des Duftverlaufs. Zum anderen setzt mir der Drydown mit der Vetiver-Dominanz zu früh ein, nämlich schon nach 2 Stunden. Das Tolle an Infusion de Vetiver oder dem nach dem gleichen Konzept gestalteten English Breakfast von Mark Buxton ist ja, dass man morgens die Frische hat und gegen Abend die Zedernholz-Vetiver-Power noch mal Energieschübe liefert. Dazu braucht es aber Eau de Parfum Stärke, und die hat Le Male Terrible nicht. Diesem genialen Büroduftkonzept ist es nicht gewachsen.
Somit lässt mich Le Male Terrible etwas ratlos zurück. Der Name ist reines Marketing, denn er suggeriert etwas noch Verrückteres als Le Male. Dafür hätte die Wildkatzennote aber deutlicher sein müssen. Le Male Terrible ist ein Le Male, das in drei sehr unterschiedliche Richtungen ausgreift: vornehme Kölnisch-Wasser-Frische im Kopf, Animalisches im Herz, dunkle Vetiver-Holznote in der Basis. Nicht, dass das alles nicht gut harmonieren würde - aber es ist zu komplex, um es mit einem Etikett zu versehen. Es ist kein Funkionsduft (Büro, Abend etc).
Ich denke, Le Male Terrible bietet sich am ehesten noch als Alternative für eingeschworene Le Male Freunde an, die die starke Verbreitung von Le Male kritisch sehen, andererseits selber nicht davon loskommen.
Sorry für das viele Namedropping, aber hier musste es mal sein.
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