06.01.2017 - 14:49 Uhr
Ronin
50 Rezensionen
Ronin
Top Rezension
Kein Sonntagsbraten. Kein Gin. Wacholder.
Wacholder ist ein spannendes Gewürz:
Fruchtig in die Zitrusrichtung gehend.
Bitzelig-frisch wie Nadelholz, nur nicht holzig.
Eine kühle Würze, ohne krautig zu wirken.
Warme Facetten, die im Kontrast zu den genannten kühlen Aspekten stehen.
Also komplex, damit auch sperrig und beim Kochen gar nicht so einfach einzusetzen. Passt gut zu Sauerkraut. Die wahre Bestimmung scheint allerdings der klassische Sonntagsbraten zu sein, egal ob vom Schwein oder Wild. Hier ist die Komplexität hochwillkommen, die Schmoraromen dämpfen die Sperrigkeit.
Mengenmäßig bedeutender ist vermutlich die Aromatisierung von Spirituosen mit Wacholder, nicht erst seit dem Gin-Tonic-Revival der letzten Jahre.
Es gibt einige Parfums, die mit Wacholder als Note solch einen Gineindruck erzeugen, ob nun Oliver Cresps "Juniper Sling" oder gefühlt jeder zweite Geza-Schön-Duft. Ich mag das sehr, habe nur immer Bedenken, ob mich dieser Spirituoseneindruck vom Tragen bei der Arbeit abhalten sollte.
"Onde Sensuelle" nun ist fraglos ein Wacholderduft. Mit der Neugier, ob uns auch Bertrand Duchaufour einen Gincocktail kredenzt, näherte ich mich dem Duft an. Und roch zunächst vor allem Rhabarber. Schnell wird aber Wacholder dominant mit all den oben beschriebenen Aspekten, die noch jeweils mit anderen Noten verstärkt werden: das Bitzelig-Frische mit dem erwähnten Rhabarber, das Fruchtige mit einer saftigsüßen, bis in die Basis zu riechenden Mandarine, die kühle Würze mit Kardamom. Bereits früh im Verlauf wird der Duft wärmer durch Safran ohne dessen manchmal präsente Staubigkeit. Das ganze ruht auf einer warmen, fluffigen Moschusbasis, die gerade so unsauber ist (animalisch wäre übertrieben), dass sie nicht zu klinisch wirkt. Weiterhin ist die Basis gleichzeitig warm und frisch, so dass ich auf eine kräftige Ambroxandosis tippe, die diese eher widersprüchlichen Charakteristika miteinander vereinen kann.
Diese Kombination des Wacholders mit Noten, die sich mit dessen Geruchseindruck überlappen, führt zu einem spannenden Effekt: wenn ich "Onde Sensuelle" beiläufig rieche, bemerke ich als einzige Note Wacholder. Konzentriere ich mich hingegen auf das Parfum, nehme ich die Wacholderaspekte getrennt voneinander wahr – ein fruchtiger Mix mit Mandarine, ein frischer mit Rhabarber, ein kühlwürziger mit Kardamom und ein warmer mit Safran-Moschus – und durch dieses Auffächern erkenne ich den Wacholder gar nicht mehr als solchen. Ein wenig wie Heisenbergs Unschärferelation. Das mag jetzt anstrengend klingen, ist es aber gar nicht. Ganz im Gegenteil: dadurch bleibt "Onde Sensuelle" abwechslungsreich und ich scheine mich auch nicht so schnell an den Duft zu gewöhnen.
Eine weitere, nicht zu unterschätzende Folge dieser Kompositionsart: ich habe nie den Eindruck, eine Ginfahne zu haben. Oder ein Sonntagsbraten zu sein.
Und das ist nicht das Schlechteste für einen Wacholderduft.
Fruchtig in die Zitrusrichtung gehend.
Bitzelig-frisch wie Nadelholz, nur nicht holzig.
Eine kühle Würze, ohne krautig zu wirken.
Warme Facetten, die im Kontrast zu den genannten kühlen Aspekten stehen.
Also komplex, damit auch sperrig und beim Kochen gar nicht so einfach einzusetzen. Passt gut zu Sauerkraut. Die wahre Bestimmung scheint allerdings der klassische Sonntagsbraten zu sein, egal ob vom Schwein oder Wild. Hier ist die Komplexität hochwillkommen, die Schmoraromen dämpfen die Sperrigkeit.
Mengenmäßig bedeutender ist vermutlich die Aromatisierung von Spirituosen mit Wacholder, nicht erst seit dem Gin-Tonic-Revival der letzten Jahre.
Es gibt einige Parfums, die mit Wacholder als Note solch einen Gineindruck erzeugen, ob nun Oliver Cresps "Juniper Sling" oder gefühlt jeder zweite Geza-Schön-Duft. Ich mag das sehr, habe nur immer Bedenken, ob mich dieser Spirituoseneindruck vom Tragen bei der Arbeit abhalten sollte.
"Onde Sensuelle" nun ist fraglos ein Wacholderduft. Mit der Neugier, ob uns auch Bertrand Duchaufour einen Gincocktail kredenzt, näherte ich mich dem Duft an. Und roch zunächst vor allem Rhabarber. Schnell wird aber Wacholder dominant mit all den oben beschriebenen Aspekten, die noch jeweils mit anderen Noten verstärkt werden: das Bitzelig-Frische mit dem erwähnten Rhabarber, das Fruchtige mit einer saftigsüßen, bis in die Basis zu riechenden Mandarine, die kühle Würze mit Kardamom. Bereits früh im Verlauf wird der Duft wärmer durch Safran ohne dessen manchmal präsente Staubigkeit. Das ganze ruht auf einer warmen, fluffigen Moschusbasis, die gerade so unsauber ist (animalisch wäre übertrieben), dass sie nicht zu klinisch wirkt. Weiterhin ist die Basis gleichzeitig warm und frisch, so dass ich auf eine kräftige Ambroxandosis tippe, die diese eher widersprüchlichen Charakteristika miteinander vereinen kann.
Diese Kombination des Wacholders mit Noten, die sich mit dessen Geruchseindruck überlappen, führt zu einem spannenden Effekt: wenn ich "Onde Sensuelle" beiläufig rieche, bemerke ich als einzige Note Wacholder. Konzentriere ich mich hingegen auf das Parfum, nehme ich die Wacholderaspekte getrennt voneinander wahr – ein fruchtiger Mix mit Mandarine, ein frischer mit Rhabarber, ein kühlwürziger mit Kardamom und ein warmer mit Safran-Moschus – und durch dieses Auffächern erkenne ich den Wacholder gar nicht mehr als solchen. Ein wenig wie Heisenbergs Unschärferelation. Das mag jetzt anstrengend klingen, ist es aber gar nicht. Ganz im Gegenteil: dadurch bleibt "Onde Sensuelle" abwechslungsreich und ich scheine mich auch nicht so schnell an den Duft zu gewöhnen.
Eine weitere, nicht zu unterschätzende Folge dieser Kompositionsart: ich habe nie den Eindruck, eine Ginfahne zu haben. Oder ein Sonntagsbraten zu sein.
Und das ist nicht das Schlechteste für einen Wacholderduft.
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