Sammlungsminimalismus
Welche Motive für eine minimalistische Sammlung sprechen, sind mit großer Wahrscheinlichkeit höchst individuell und den einen speziellen Grund beziehungsweise die eine spezielle Konstellation aus verschiedenen Gründen wird es hier nicht geben. Ich kann - wie so oft - nur von mir sprechen und erklären, weshalb ich mich für eine möglichst kleine Sammlung entschieden habe, auch wenn das Bedürfnis, von so manchen Schätzen einen Flakon zu besitzen, immer wieder mal entsteht.
Einerseits bin ich Student, jetzt 25, muss mich selbst krankenversichern und und und ... Es sind also auf der einen Seite finanzielle Gründe, weshalb ich die Sammlung möglichst klein halte. Andererseits stelle ich bereits seit meinem Einstieg in die Duftwelt fest, dass Stammdüfte, also die, von denen ich einen Flakon besitze, weniger häufig angerührt werden als die diversen hier im Souk erkauften und ertauschten Abfüllungen. Es gibt immer viel zu entdecken und so kann es durchaus mal vorkommen, dass ich meine Flakons über eine Woche nicht anrühre, was eigentlich schade ist.
Dies sind zwei Gründe, die in meinem persönlichen Fall das Bedürfnis nach einer kleinen, überschaubaren Sammlung aufkommen ließen. Nun muss natürlich die Frage gestellt werden, wie viele Düfte in eine solche gehören und vor allem welche genau.
1) Wir brauchen einen Kandidaten für die Arbeit. Dieser sollte möglichst nicht anecken, nicht zu stark sein und vielleicht auch eine kühle Distanziertheit ausstrahlen - halt professionell daherkommen. Hierfür besitze ich den wirklich tollen "Guerlain Homme (Eau de Parfum)", das ich natürlich auch in der Freizeit einsetze, sofern der Kleidungsstil dazu passt.
Kleidungsstil ist übrigens auch ein Aspekt, den ich beim Kauf eines Parfums berücksichtige. Es gibt Wässerchen, die - so finde ich - einfach nicht zu kurzer Hose, T-Shirt oder allgemein "lockerer" Kleidung passen. Eventuell sehe ich das alles etwas zu eng, aber ich kann mir zum Beispiel einfach nicht vorstellen, den soeben angesprochenen Guerlain zu kurzer Hose und T-Shirt zu tragen. Das passt einfach nicht und so kommen wir auch schon zum zweiten Punkt.
2) Wir brauchen einen Duft, der nicht zwingend einen vornehmen Kleidungsstil verlangt. Meist ist dieser dann eher frühlings- oder sommerhaft, da jener lockere Kleidungsstil (kurze Hose und Co.) gerade im Frühling oder Sommer anzutreffen ist. Für den Frühling oder die noch nicht ganz so heißen Sommertage gibt es da zum Beispiel "APOM Homme", der den Weg in meine Sammlung schon längst gefunden hätte, würde das Paket endlich ankommen. "APOM Homme" ist für mich der flakonisierte Frühling schlechthin, macht aber auch bis maximal 30 Grad noch eine gute Figur, wenn man mit der Dosierung vorsichtig ist. Es braucht aber natürlich, immerhin werden die Sommer immer heißer und heißer, noch etwas, was auch bei über 30 Grad tragbar ist, womit wir beim dritten Punkt angelangt sind.
3) Wir brauchen einen hochsommertauglichen Duft. Hier habe ich gerade - blind wohlgemerkt - "You Or Someone Like You" bestellt. Dies ist dem hervorragenden Kommentar von "Benedikt 2019" zu verdanken, der mich auf diesen brachte. Ich bin mir sicher, Gefallen an diesem Wässerchen zu finden.
4) Wir brauchen einen Herbst- und Winterduft. Da kommt bei mir "Lumière Noire Homme" zur Geltung. Dieser edle Rosenduft macht in Schlechtwetterzeiten eine tolle Figur und kann auch im Frühling hervorragend eingesetzt werden. Er ist aber auch so ein Kandidat, der nach "gehobenerer" Kleidung verlangt. Ein schöner Pullover oder ein Hemd sollten, so finde ich, hier schon vorhanden sein. Eine weniger rustikale Jacke wäre ebenfalls nicht verkehrt. Hingegen sind Mäntel hier perfekt. Für den "rustikaleren" Auftritt, also beispielsweise den mit der Laderjacke, gibt es etwas anderes.
5) Wir brauchen einen leicht schmutzigen, weniger vornehmen Duft, der zur Lederjacke passt. Hier trage ich gerne "L'Homme Intense", der eine schöne pudrige Ledernote mit sich bringt. Dieser Prada-Kandidat ist sowohl im Herbst als auch im Winter tragbar, handelt es sich bei ihm doch um einen sehr schweren Duft, der vorsichtig dosiert werden muss, denn immerhin befindet man sich meistens in geschlossenen Räumen, in denen viele Winterkracher oft problematisch sind.
Mit gerade einmal fünf Düften wäre meine minimalistische Sammlung vollständig. Vielleicht dürfte sich irgendwann noch ein sechster Flakon mit dazu gesellen, doch betrachtet man sein Hobby pragmatisch (ja ... schwierig und irgendwie widersprüchlich), so können fünf sorgfältig ausgewählte Düfte den Alltag mit all seinen Facetten - Anlass, Wetter, Kleidung etc. - perfekt abdecken. Natürlich könnte man nun auch sagen, dass hierfür auch ein Parfüm ausreicht, aber da würde ich entgegnen, dass wir uns hier noch immer auf parfumo.de befinden. Ein bisschen Sammeln "muss" schon irgendwie sein.
Erzählt doch mal, was euch bei eurer Parfümauswahl wichtig ist. Worauf achtet ihr? Seid ihr vielleicht auch so sehr auf die zum Duft passende Kleidung fixiert? Ich bin gespannt.
Dass die Flakons weit weniger in Verwendung stehen, seit ich die Möglichkeit der Abfüllungen kennengelernt habe, das Phänomen kenne ich auch.
Der Moment, wo man sich fragen würde: Welcher der beiden Winterdüfte passen jetzt besser? Möchte ich mir überhaupt morgens die Frage stellen, oder ist der zweite auch nur eine unnötige Option, da ich eh nur zum selben greife und der andere mir durch die Nichtverwendung schlechtes Gewissen bereitet?
Wobei ich zugeben muss, dass ich einen habe, den ich explizit und ausschließlich zu einem bestimmten T-Shirt trage, da sie soo perfekt dazu passen :)
Zudem bin ich der Überzeugung, dass die eigene Nase sich an den eigenen Duft gewöhnt und dann bräuchte ich -theoretisch- für jeder der fünf Duftrichtungen mindestens zwei Varianten.
Im heißesten Sommer keinen schweren schwülstigen Duft, sondern z.B Light Blue. Den aber wiederum nicht bei kalten Temperaturen, weil sich dann auf meiner Haut die schöne Amberbasis versteckt...
Gehe ich mit meinem Mann aus oder gehe ich ins Büro?
Fühle ich mich energiegeladen oder möchte ich eine olfaktorische Kuscheldecke?
Theoretisch! würden mir 5 Richtungen reichen. ;-)
Allerdings müssen meine Düfte zur Arbeit passen, das würde hier zu Umfangreich, habe ich aber mal in einem Blog behandelt. Eine Ausnahme mache ich ...
Ich häng schon an meiner mittelgroßen Sammlung. Wenn man älter wird, bringen die halbvollen Flakons oder Reste Erinnerung zurück. Sammlung wie Jahresringe. Manches gibts ja auch später nie wieder zu kaufen - und man hätte es plötzlich gern wieder.
Zu Guerlain Homme: ich trag die gesamte Homme-Serie Guerlains schon auch zu kurzer Hose (nicht aber die Habits, den L'Instants und andere Klassiker des Hauses).
Ich finde es ganz schön mutig von Dir, Deinen Sommerduft blind zu kaufen. Gerade bei Frischlingen bin ich ganz schön festgelegt, wie die sein müssen. Cremig darf da nichts sein, nix Dichtes, kein Moschus, keine Vanille, möglichst wenig süß usw. Gerade, wenn Du Dich so beschränkst, dann dürfen ja da keine Düfte dabei sein, die an irgendeiner Stelle nur ein Kompromiss sind.
Was ich eher vermeide, sind recht süße und sehr blumige Düfte in Gesellschaft. Weil ich denke, dass die schon manchmal eine Belästigung sein können.
Eine Beschränkung auf nur 5 Düfte in der Sammlung würde ich schwer finden.
Der interessante Gedanke, den ich bei mir auch immer entdecken kann, je mehr ich von einem Duft besitze, je weniger benutze ich ihn. Je weniger drin, je heiliger wird er. Das Phänomen wurde hier schon mal angerissen...kurios..
Ich möchte zu jeder favorisierten Duftrichtung/Note min. ein Exemplar haben. Dann brauche ich Auswahl für versch Jahreszeiten und immergeher bei Entscheidungsnot. Anlass und Outfit spielen für mich keine so große Rolle. Ich trage wonach mir der Sinn steht und dann kann ich auch hinter der Auswahl stehen.
Ich sehe aber schon zu mein Limit von 30 Flakons nicht zu überschreiten.
Bei meiner Auswahl ist mir wichtig das sie Mir Gefallen - so schlicht sich das auch anhört ;) Natürlich der Jackpot ist es wenn der Duft auch der besseren Hälfte Gefällt! :) Aber manchmal sind die Geschmäcker verschieden.
Ich lege da keinen Groß Wert darauf zwecks Kleidung, bzw habe ich keine Konkreten in der Sammlung die ich mir nur an einem Anzug Vorstellen könnte.
Dunkle Würzige Düfte trage ich gerne mit meiner Alpha-Jacke (keine Bomberjacke) im Winter :)
Habe mich gerne durchgelesen und du hast auch hier und da einen Reizpunkt angesetzt!
Ich bin ebenfalls am Aussortieren weil manche Düfte komplett in den Hintergrund geraten und ich mich damit auseinander gesetzt habe "Warum benutzte ich diese den nicht mehr oder sehr selten?" Dann Entscheidungen getroffen - aber nun ja , ich möchte vermeiden das ich einen Duft überhaupt nicht mehr nutze, dann sollte er lieber gehen und noch jemanden glücklich machen! :)