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Olfaktorische Streitereien
vor 4 Jahren - 17.05.2020
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Sammlungsminimalismus

Welche Motive für eine minimalistische Sammlung sprechen, sind mit großer Wahrscheinlichkeit höchst individuell und den einen speziellen Grund beziehungsweise die eine spezielle Konstellation aus verschiedenen Gründen wird es hier nicht geben. Ich kann - wie so oft - nur von mir sprechen und erklären, weshalb ich mich für eine möglichst kleine Sammlung entschieden habe, auch wenn das Bedürfnis, von so manchen Schätzen einen Flakon zu besitzen, immer wieder mal entsteht.


Einerseits bin ich Student, jetzt 25, muss mich selbst krankenversichern und und und ... Es sind also auf der einen Seite finanzielle Gründe, weshalb ich die Sammlung möglichst klein halte. Andererseits stelle ich bereits seit meinem Einstieg in die Duftwelt fest, dass Stammdüfte, also die, von denen ich einen Flakon besitze, weniger häufig angerührt werden als die diversen hier im Souk erkauften und ertauschten Abfüllungen. Es gibt immer viel zu entdecken und so kann es durchaus mal vorkommen, dass ich meine Flakons über eine Woche nicht anrühre, was eigentlich schade ist.

Dies sind zwei Gründe, die in meinem persönlichen Fall das Bedürfnis nach einer kleinen, überschaubaren Sammlung aufkommen ließen. Nun muss natürlich die Frage gestellt werden, wie viele Düfte in eine solche gehören und vor allem welche genau.

1) Wir brauchen einen Kandidaten für die Arbeit. Dieser sollte möglichst nicht anecken, nicht zu stark sein und vielleicht auch eine kühle Distanziertheit ausstrahlen - halt professionell daherkommen. Hierfür besitze ich den wirklich tollen "Guerlain Homme (Eau de Parfum)", das ich natürlich auch in der Freizeit einsetze, sofern der Kleidungsstil dazu passt.

Kleidungsstil ist übrigens auch ein Aspekt, den ich beim Kauf eines Parfums berücksichtige. Es gibt Wässerchen, die - so finde ich - einfach nicht zu kurzer Hose, T-Shirt oder allgemein "lockerer" Kleidung passen. Eventuell sehe ich das alles etwas zu eng, aber ich kann mir zum Beispiel einfach nicht vorstellen, den soeben angesprochenen Guerlain zu kurzer Hose und T-Shirt zu tragen. Das passt einfach nicht und so kommen wir auch schon zum zweiten Punkt.

2) Wir brauchen einen Duft, der nicht zwingend einen vornehmen Kleidungsstil verlangt. Meist ist dieser dann eher frühlings- oder sommerhaft, da jener lockere Kleidungsstil (kurze Hose und Co.) gerade im Frühling oder Sommer anzutreffen ist. Für den Frühling oder die noch nicht ganz so heißen Sommertage gibt es da zum Beispiel "APOM Homme", der den Weg in meine Sammlung schon längst gefunden hätte, würde das Paket endlich ankommen. "APOM Homme" ist für mich der flakonisierte Frühling schlechthin, macht aber auch bis maximal 30 Grad noch eine gute Figur, wenn man mit der Dosierung vorsichtig ist. Es braucht aber natürlich, immerhin werden die Sommer immer heißer und heißer, noch etwas, was auch bei über 30 Grad tragbar ist, womit wir beim dritten Punkt angelangt sind.

3) Wir brauchen einen hochsommertauglichen Duft. Hier habe ich gerade - blind wohlgemerkt - "You Or Someone Like You" bestellt. Dies ist dem hervorragenden Kommentar von "Benedikt 2019" zu verdanken, der mich auf diesen brachte. Ich bin mir sicher, Gefallen an diesem Wässerchen zu finden.

4) Wir brauchen einen Herbst- und Winterduft. Da kommt bei mir "Lumière Noire Homme" zur Geltung. Dieser edle Rosenduft macht in Schlechtwetterzeiten eine tolle Figur und kann auch im Frühling hervorragend eingesetzt werden. Er ist aber auch so ein Kandidat, der nach "gehobenerer" Kleidung verlangt. Ein schöner Pullover oder ein Hemd sollten, so finde ich, hier schon vorhanden sein. Eine weniger rustikale Jacke wäre ebenfalls nicht verkehrt. Hingegen sind Mäntel hier perfekt. Für den "rustikaleren" Auftritt, also beispielsweise den mit der Laderjacke, gibt es etwas anderes.

5) Wir brauchen einen leicht schmutzigen, weniger vornehmen Duft, der zur Lederjacke passt. Hier trage ich gerne "L'Homme Intense", der eine schöne pudrige Ledernote mit sich bringt. Dieser Prada-Kandidat ist sowohl im Herbst als auch im Winter tragbar, handelt es sich bei ihm doch um einen sehr schweren Duft, der vorsichtig dosiert werden muss, denn immerhin befindet man sich meistens in geschlossenen Räumen, in denen viele Winterkracher oft problematisch sind.

Mit gerade einmal fünf Düften wäre meine minimalistische Sammlung vollständig. Vielleicht dürfte sich irgendwann noch ein sechster Flakon mit dazu gesellen, doch betrachtet man sein Hobby pragmatisch (ja ... schwierig und irgendwie widersprüchlich), so können fünf sorgfältig ausgewählte Düfte den Alltag mit all seinen Facetten - Anlass, Wetter, Kleidung etc. - perfekt abdecken. Natürlich könnte man nun auch sagen, dass hierfür auch ein Parfüm ausreicht, aber da würde ich entgegnen, dass wir uns hier noch immer auf parfumo.de befinden. Ein bisschen Sammeln "muss" schon irgendwie sein.

Erzählt doch mal, was euch bei eurer Parfümauswahl wichtig ist. Worauf achtet ihr? Seid ihr vielleicht auch so sehr auf die zum Duft passende Kleidung fixiert? Ich bin gespannt.

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