Innesiv
Ehrliches und Erfundenes
vor 8 Jahren - 23.08.2016
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Öffnen oder nicht?

Mein Blog hat jetzt einen Namen. Und nach dem ehrlichen ersten Beitrag kommt nun einer aus der zweiten Kategorie...

Ich habe nämlich etwas gefunden und wollte mal eure Meinung dazu hören. Ich war vor kurzem auf dem Flohmarkt und da verkaufte jemand alte Betttücher aus Leinen. Klasse Zeug. Dicke, schwere Qualität, angegilbt und mit einem recht typischen Geruch aus Moder und Mottenpulver / Naphtalin. Dachbodenware, sicher gute 80, 90 Jahre alt. Ich griff den Stapel schwerer Tücher, hob ihn an (bewährte Strategie: unten anfangen!) und sah etwas. Auf dem Boden des alten Weidenkorbes, der die Stoffe beherbergte, lag ein kleines, kupferfarbenes Döschen. Ich mag Döschen. Dieses hier war ungewöhnlich klein, kleiner als eine Streichholzschachtel. Alt, verbeult, unten schwarz angelaufen und mit einem aufgeklebten Satz, der aussah, wie aus einem Buch ausgeschnitten. "That, that is, is".

Seltsam. Ich nahm den muffigen Geruch der alten Laken nicht mehr wahr, statt dessen roch es warm und wohlig. Vertraut-unvertraut - vielleicht, wie mein Wohnzimmer, wenn ich nach einer Reise zurückkomme? Ich schüttelte es: nichts klapperte, aber vom Gewicht her, könnte schon was drin sein. Bei dem Versuch, die Dose zu öffnen, knickte ich fast meinen Daumennagel um. Ok, dann eben später.

Ich zeigte meinen Fund der Verkäuferin. "Gehört das Ihnen? Das lag unten im Korb bei den Leinenstoffen." "Zeigen Sie mal" - sie drehte das kleine kupferfarbene, angemackte Döschen hin und her und meinte "7 Euro, dann können Sie's mitnehmen, wenn sie wollen". Ich hatte eigentlich vorgehabt, mir ein Leintuch zu kaufen, um es in Shibori-Technik zu färben und ein Kissen draus zu nähen, aber was interessieren mich meine Ideen von vor fünf Minuten. Wichtig war jetzt: die Dose haben, bevor es sich die Dame anders überlegt, dann hinfort von diesem Stand und gucken, was drin ist. Ich kramte betont gelangweilt in meinem Geldbeutel nach passendem Kleingeld, gab ihr das Geld, nahm das Objekt zu mir und fühlte: Erleichterung.

Wie ich von dem Stand wegkam, weiß ich nicht mehr, nur dass mir Steine vom Herzen fielen und dass die Dose sich sehr warm anfühlte, in meiner Hand. Gute Tradition auf diesem Flohmarkt ist die Verpflegungsecke. Es gibt Kaffee und Kuchen, belegte Brötchen, Bockwürstchen, Fanta und Bier. Auf einer freien Bank ließ ich mich nieder und widmete mich dem Deckel. Und er ging auf.

Wow, was ist das denn? Ich schüttele den Inhalt aus der Dose (die übrigens hübsch mit hellrotem Samt ausgeklebt ist) und sehe:


ein winziges Fläschchen, am Flaschenhals ein Metallring, daran eine Kette mit einem kleinen Totenkopf. Der Propfen aus Holz, auf der Flasche zwei Wörter, wieder wie aus einem Buch geschnitten und aufgeklebt: "Antwort" und die Ziffern "219".

Das Glas ist ca. zu einem Drittel mit einer gelblichen Substanz gefüllt, darin befindet sich ein ca. graupengroßer, roter, glitzernder Klumpen. Das Ganze sieht irgendwie eingetrocknet aus. Döschen und Fläschchen riechen... tja - nach was?

Mir geht es oft so: nach einem Tag tragen, kurz vorm Verschwinden, riechen manche Düfte auf meiner Haut ganz fabelhaft - gerade Düfte, die ich anfangs eher aufdringlich und süßlich finde, z.B. "Neon" von Roads. Aber hier noch eine Duftrichtung zu benennen? Dazu fehlt mir Kenntnis und Vokabular. Ich traue mich nicht, das Fläschchen zu öffnen. Totenkopf? Antwort 219? Was meint ihr?

(Disclaimer: erfunden und gebastelt)

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