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vor 3 Jahren - 07.05.2021
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Wabi-sabi - die Schönheit des Vergänglichen und Unvollkommenen

Kürzlich habe ich Cierge de LuneCierge de Lune als vollendet bezeichnet, aber „nur“ eine 9 gegeben. Hm. Wieso kriegt ein vollendeter Duft nicht die Traumnote 10? Weil perfekte Schönheit in meinen Augen langweilig ist. Wenn der Durchschnitt Hunderter von Porträtfotos berechnet wird, sieht das Resultat wunderschön aus – aber auch austauschbar, banal.

In Japan wird das Unvollkommene, Unvollendete, Vergängliche, vordergründig Schlichte oder ein Objekt mit Gebrauchsspuren weit mehr geschätzt als offenkundige, makellose Schönheit. Eine handgemachte, ungleichmässige Keramik (besonders wenn ein Sprung mit Goldlack repariert wurde – Kintsugi), ein bemoostes Strohdach, eine Holzskulptur mit Patina oder die flüchtige Schönheit der Kirschblüte verkörpern das ästhetische Prinzip des Wabi-sabi.

Zentrales Element von Wabi-sabi ist Zurückhaltung. Die Reduktion auf das Wesentliche, alles überflüssige weglassend, bis zur poetischen Essenz.

Ein Parfüm, was für meine Nase Wabi-sabi entspricht, ist Passage d'Enfer ExtrêmePassage d'Enfer Extrême. Gerade mal fünf Noten ergeben eine schlichte, aber prägnante Harmonie, mit einem hohen Wiedererkennungswert.

Opulenz und Perfektion haben bestimmt ihren Reiz, aber die Reduktion auf das Wesentliche, eine herbe Schlichtheit ebenso.



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