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Mikaylas Blog
vor 1 Jahr - 11.03.2023
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Eine Zeitreise durch die Parfumgeschichte

Eine Zeitreise durch die Parfumgeschichte

Seit Jahrtausenden üben Düften eine magische Anziehungskraft auf den Menschen aus und sind für viele zu einem unverzichtbaren Bestandteil des täglichen Lebens geworden. Es ist daher schwer vorstellbar, dass es eine Zeit gab, in der sie eine Seltenheit waren und in einigen Kreisen sogar verpönt wurden. Die Geschichte des Parfums ist eine faszinierende Reise, die bis in die antike Welt zurückreicht und unser Verständnis von Schönheit, Kunst und Kultur beeinflusst hat.

    Die Anfänge der Duftstoffe

    Die Geschichte der Düfte reicht zurück bis in die Zeit der ägyptischen Pharaonen. In den antiken Zivilisationen und Hochkulturen wie Ägypten, Mesopotamien und Griechenland waren Duftstoffe ein wichtiger Bestandteil des Lebens und wurden für unterschiedliche Zwecke verwendet. Sie wurden beispielsweise bei religiösen Zeremonien eingesetzt, um die Götter zu besänftigen und ihnen Opfer darzubringen. Der lateinische Begriff „Parfum“ leitet sich vom Ausdruck „per fumum“ ab, was „durch Rauch“ bedeutet und sich auf die damalige Methode bezog, Duftstoffe durch die Verbrennung von Pflanzen und Hölzern zu gewinnen. Die ersten Wohlgerüche wurden durch das Abbrennen von Räucherwerk geschaffen, um den Göttern zu huldigen und ihre Wünsche schneller zu erfüllen. 

    Die Ägypter gelten als Vorreiter in der Herstellung von Duftstoffen. Bereits vor 5.000 Jahren verbrannten sie duftende Blumen, Kräuter und Harze, um den Sonnengott Re zu ehren und verwendeten ätherische Öle und Pflanzenextrakte, um Parfums und Salben herzustellen. Insbesondere Duftstoffe aus Myrrhe und Weihrauch wurden bei religiösen Zeremonien verwendet.

    Ägypter verwendeten Duftstoffe nicht nur zur Ehrung der Götter, sondern auch zur Einbalsamierung der Toten, um den Körper für die Wiedergeburt im Jenseits zu bewahren.
    Ägypter verwendeten Duftstoffe nicht nur zur Ehrung der Götter, sondern auch zur Einbalsamierung der Toten, um den Körper für die Wiedergeburt im Jenseits zu bewahren.
    Der Tempel von Deir El Medina, Luxor
    Der Tempel von Deir El Medina, Luxor


    Im antiken Griechenland und Rom waren Düfte ebenfalls sehr beliebt: Der Duft symbolisierte eine Annäherung an das Göttliche und Wohlgeruch wurde als Zeichen von Schönheit betrachtet. Auch Kleopatra nutzte duftende Salben, um ihre Verführungskunst zu steigern. Zudem nutzten Babylonier und Römer Duftstoffe für ihre Gebete, indem sie duftendes Räucherwerk gen Himmel schickten.

    „Himmel und Erde sollen überfließen von Weihrauch und der Duft soll im Fürstenhaus sein. Rein und makellos sollst du sie mir darbringen, damit Salbe für die göttlichen Glieder daraus ausgepresst wird.“ – An Königin Hatschepsut (1490–1469 v. Chr.)


    Im 9. Jahrhundert leisteten die Araber einen bedeutenden Beitrag zur Parfumgeschichte, indem sie die Destillation von Duftstoffen weiterentwickelten. Mit ihren innovativen Techniken, die bis heute Verwendung finden, waren sie in der Lage, exotische Düfte aus weit entfernten Ländern zu importieren und zu veredeln. Dabei wurden nicht nur Rosen, sondern auch eine Vielzahl von anderen Pflanzen extrahiert, um eine breite Palette an Duftstoffen zu erzeugen.

    Der persische Alchemist Avicenna (Abu 'Ali Al Hosain Ibn Sina) gilt als einer der bedeutendsten Denker seiner Zeit und wird oft als „der Meister der Alchemie“ bezeichnet. Im 10. und 11. Jahrhundert beschäftigte er sich intensiv mit der Wissenschaft der Parfumherstellung und entwickelte neue Methoden zur Extraktion von ätherischen Ölen und Duftstoffen aus Pflanzenmaterialien. Seine Arbeiten haben einen erheblichen Einfluss auf die Parfumentwicklung gehabt und werden noch heute von Parfumeuren und Duftstoffexperten genutzt.


    Duftstoffe im Mittelalter und der Renaissance: Vom Schutz vor Krankheiten bis zu den ersten Schönheitsidealen

    Im frühen Mittelalter dauerte es, bis die Düfte auch in Europa populär wurden. Zu Beginn galt es sogar als verpönt und sittenlos, sich zu parfümieren. Doch schon bald brachten die Kreuzfahrer aus dem Vorderen Orient und dem Fernen Osten neue wohlriechende Duftstoffe und die raffinierte Kunst der Parfumherstellung nach Europa. Insbesondere die wohlhabende Schicht und der Hof nutzten die Düfte zum Pudern und Beduften und trugen Parfumkugeln mit wohlduftenden Harzen, Moschus und Amber bei sich.

    Im 14. und 15. Jahrhundert grassierten verschiedene Seuchen in Europa, darunter Pest, Cholera und Syphilis. Aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr wurden öffentliche Badehäuser gemieden und es verbreitete sich der Irrglaube, dass durch das Baden Krankheitserreger in den Körper eindringen könnten. Die Menschen griffen daher oft zu ätherischen Ölen und anderen Duftessenzen, um die sogenannte „Pestluft“ abzuwehren.

    Er gilt symbolisch für den Schwarzen Tod: der Pestdoktor mit Schnabelmaske
    Er gilt symbolisch für den Schwarzen Tod: der Pestdoktor mit Schnabelmaske


    Allmählich erfreuten sich Duftstoffe zunehmender Beliebtheit, inspirierten Poeten mit ihren verlockenden Aromen und verwöhnten Liebende bei duftenden Bädern. Der zaghafte Anfang einer neuen Kulturgeschichte des Wohlbefindens und der Körperpflege war geschrieben, die sich im Laufe der Zeit immer weiter entwickeln sollte.

    Mit der Renaissancezeit begann schließlich eine neue Epoche in Europa. Die Wiederbelebung von Kunst, Kultur und Wissenschaft führte zu einer Blütezeit. Alchemistische Rezepte des Mittelalters wurden durch die ersten wissenschaftlichen Abhandlungen abgelöst. Bedeutende Entdecker wie Columbus, Magellan und Vasco da Gama brachten eine Vielzahl neuer und aromatischer Rohstoffe wie Kakao, Vanille, Tabak und Gewürznelken nach Europa. Vor allem Schönheitsideale waren zu dieser Zeit von großer Bedeutung und Parfums gehörten von nun an dazu. Italienische und spanische Parfumhersteller siedelten sich in Paris an und Dufthandschuhe galten als besonders modisch.

    Die Bedeutung des Parfums während des Barockzeitalters und der Aufklärung

    Im Barockzeitalter von 1600 bis 1700 war der französische Hof in Versailles der Maßstab für Mode und Körperpflege. Statt zu baden, griffen die hohen gesellschaftlichen Kreise vermehrt zu Parfum, um unangenehme Körpergerüche zu überdecken. So soll der damalige französische König, Ludwig XIV., nur einmal in vier Jahren ein Bad genommen haben. Parfums wurden zu einem wichtigen Teil der Körperpflege und Handschuhmacher durften fortan den Titel „Parfumhersteller“ und „Puderhersteller“ tragen.

    Im Zeitalter der Aufklärung gewann die Hygiene wieder an Bedeutung und feinere Düfte wurden bevorzugt. Die Parfümherstellung erreichte eine Blütezeit, insbesondere in der französischen Stadt Grasse, wo raffinierte Techniken wie Enfleurage und Destillation kultiviert wurden. Auch das berühmte „Original Eau de Cologne“ von Johann Maria Farina wurde zu dieser Zeit in Köln auf den Markt gebracht.  

    „Echt Kölnisch Wasser (Eau de Cologne)“ von 4711 erschien 1792
    „Echt Kölnisch Wasser (Eau de Cologne)“ von 4711 erschien 1792



    Die Popularisierung von Parfums im 19. Jahrhundert: Eine neue Ära wird geboren

    Im Zeitalter der Romantik wurden Parfumeure des Adels während der Französischen Revolution verbannt, jedoch durch Napoleons Gemahlin Josephine wieder rehabilitiert. Ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der Parfumindustrie war die Gründung des Parfumhauses Guerlain im Jahr 1828 in Frankreich. Guerlain wurde berühmt für seine Kreationen, die von prominenten Persönlichkeiten wie Königin Victoria und Kaiserin Eugénie getragen wurden.

    Die Verwendung von Parfums verbreitete sich schnell und erreichte bald eine breitere Bevölkerungsschicht. Fortschritte in der Chemie und die Entdeckung neuer Duftstoffe wie Heliotropin, Vanillin, Kumarin und Aldehyde revolutionierten die Welt der Düfte und leiteten eine neue Ära der modernen Parfumherstellung ein.

      Die Parfümerie erkannte schnell die neuen kreativen Möglichkeiten, die sich durch die chemische Industrie erschlossen. Besonders bahnbrechend war das Parfüm „Jicky“ von Guerlain im Jahr 1889, das als erstes synthetisch erzeugte Vanille enthielt. Der Duft ahmte nicht mehr nur natürliche Gerüche nach, sondern schuf ein „Gefühl im Flakon“ (Paul Guerlain) und wurde mit einer faszinierenden, magischen und verwirrenden Wirkung assoziiert.

      Königin Victoria zeigt den Destillationsprozess in Chiris Parfümfabrik in Grasse, 1890er Jahre, 19. Jahrhundert
      Königin Victoria zeigt den Destillationsprozess in Chiris Parfümfabrik in Grasse, 1890er Jahre, 19. Jahrhundert



      Vom Duftmittel zur Populärkultur: Die Parfumindustrie heute

      Im 20. Jahrhunderts wurden einige der bekanntesten und meistverkauften Parfums der Welt kreiert, wie „N°5" von Chanel im Jahr 1921, das bis heute als Symbol für Eleganz und zeitloser Schönheit angesehen wird. In diesem Zusammenhang wurde auch die Parfumwerbung zu einem wichtigen Element der Populärkultur. Parfums wurden nicht mehr nur als Duftmittel betrachtet, sondern auch als Teil der Mode und des Lebensstils vermarktet.

      Schließlich entwickelte sich die Parfumindustrie zu einem globalen Wirtschaftsriesen. Der Einsatz von synthetischen Duftstoffen ermöglichte eine effektivere und günstigere Produktion, und die fortschreitende Entwicklung neuer Technologien und Verfahren erweiterte das Spektrum an Düften kontinuierlich.

      Ein Duftuniversum: Die Parfumvielfalt begeistert heutzutage mit einer schier unendlichen Auswahl
      Ein Duftuniversum: Die Parfumvielfalt begeistert heutzutage mit einer schier unendlichen Auswahl


      Heute ist die Parfumindustrie ein bedeutsamer Wirtschaftszweig und bietet eine schier unendliche Vielfalt an Düften, die von luxuriösen Designerparfums bis hin zu einzigartigen Nischendüften reicht. Doch trotz der Kommerzialisierung bleibt die Welt der Parfums für viele ein Ort der Inspiration, Erinnerung und der individuellen Ausdrucksweise.

      Bildernachweise: iStock.com/Manel Vinuesa, iStock.com/Manel Vinuesa, duncan1890, pixbay.com

      Aktualisiert am 12.03.2023 - 15:08 Uhr
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