Apicius
5
Namenstypisch
Nomen est Omen! Wer mal wissen will, wie Amber riecht, kann das an diesem Parfum gut erfahren. Das ist keine Selbverständlichkeit, denn sehr oft ist in denjenigen Parfums, die einen einzigen Duftstoff als Namensgeber haben (Amber, Sandelholz, Musk usw.) doch noch ein wenig hiervon drin und davon drin, und am Ende hat man zwar einen prima Duft, dem aber gerade das Namenstypische abtrainiert wurde.
Doch an diesem Amber wird gezeigt, welche Bedeutung der Begriff „ambratisch“ hat: warm, rund, etwas süß und etwas opulent. Amber dominiert, seine Opulenz wird noch durch etwas cremigen Moschus unterstützt. Von den interessanten sonstigen Duftnoten - wie zum Beispiel Heliotrop - habe ich dagegen nicht viel mitbekommen. Amber ist der warme, süßliche Herrenduft schlechthin. Wenn man mit dem Attribut „englisch“ und den entsprechend auftretenden Marken den kräuterig - knarzigen Barber-Shop-Stil verbindet, weicht dieses Parfum etwas ab. Eine sehr traditionelle Anmutung hat es aber schon.
Wie bereits bei Duncan fällt mir die Geradlinigkeit und Schlichtheit des Duftes auf. Kein raffiniertes Spiel kontrastierender Noten, keine sonderliche Duftentwicklung, nichts Experimentelles oder Außergewöhnliches. Amber ist eine ehrliche Haut, die Qualität empfinde ich als gut, kratzen tut nichts und mehr wird man bei diesem Preis auch nicht verlangen wollen.
Amber könnte als unkomplizierter, aber gehaltvoller und warmer Herrenduft speziell für die kühleren Tage gefallen. Mir gefällt er in seiner Eindimensionalität nicht. Statt den ambratischen Charakter noch mit Moschus einzudicken, hätte ich mir etwas Kontrast gewünscht. Dann wäre es allerdings kein typisches Amber mehr.