22.01.2017 - 13:34 Uhr
Meggi
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ßamßingwißvanilla – geht das auch jugendfrei?
Also hören Sie mal, Frau Polyakova, was haben Sie sich denn dabei gedacht? Ich meine, Ihr tadelloser Service in Ihrer tollen „Bloom Perfumery“* war natürlich grundsätzlich eine feine Sache: Zu jedem erfragten Duft haben Sie gleich vier Papierstreifen besprüht und unsere Kinder fühlten sich deshalb offensichtlich derart ernst genommen, dass sie sich trauten, eigene Pröbchen-Wünsche zu äußern. Aber auf die Bitte „ßamßingwißvanilla“ hin (mein Sohn ist ein Englisch-Anfänger) dieses Ding auszuwählen…?
Der Auftakt ist ja noch einfach ziemlich floral, Orangenblüte war meine spontane Idee. Doch rasch folgt ein geradezu jasmin-animalischer, süßlicher Muff, der womöglich irgendwann zum eigentlichen Thema überleiten soll, sich indes vorläufig persönlich breit macht. Und mächtig gewürzig wird es. Zimt genügt nicht. Bananig-schwitziges Cumin? Ich denke obendrein an stinkige Rosengeranie und nach langer Überlegung wird mir klar, warum. Dazu später.
Das Zeug ist ein heimliches Tier! Wenn hier nicht mal sogar Castoreum drin ist… Ich bilde mir jedenfalls so einen säuerlich-ledrig-baldrianigen Viehzeugs-Hauch ein. Nix, was ich mit den Angaben überein kriege. Und mit der kindlich erbetenen „Vanille“ komme ich da gar nicht hin. Vielleicht außerdem Ambra?
Und damit ist jetzt „später“. Ich habe ewig gegrübelt und musste die Liste meiner Kommentare durchgehen, um den Kommt-mir-bekannt-vor-Gedanken zu verifizieren – entsprechend absurd scheint zunächst der letztlich identifizierte Stil-Verwandte: Ambrarem von Histoires de Parfums (und folglich selbstredend Stinker wie Ambraliquida und Sandalo von L'Erbolario).
Es handelt sich, das sei betont, keineswegs um Duft-Zwillinge. Ich meine lediglich eine Teil-Verwandtschaft, einen speziellen, angedreckt-animalischen Stink. Zudem hält sich Anima Dulcis (was für ein irrer Name!) im Vergleich zu Ambrarem fraglos etwas zurück, allemal in der direkten Gegenüberstellung. Aber harmlos geht definitiv anders und schlichtweg unleugbar ist der süßliche Ungewaschen-Dreh; nicht unangenehm-dreckig, sondern eher abendlich-unvermeidbar, ein wenig wie Kneipe früher. Doller Auftritt. Ein solches Votum von mir ist kein Wunder, schließlich habe ich eine unerklärliche Schwäche für Ambrarem, ist einer meiner Lieblings-Stinker.
Erst nach rund einer Stunde beruhigen sich besagte Animalismen allmählich. Ich bin ganz verblüfft. Ein starker Duft bis hierhin und völlig außerhalb des Erwarteten. Nun allerdings darf ich mich vielleicht den Erwartungen zuwenden und kann tatsächlich Chili, staubig-unsüßen Kakao und nennenswerten Piekse-Zimt entdecken. In der bisherigen Hierarchie ließe sich freilich sagen: „Die dürfen ein bisschen zappeln“. Im Verlauf vermag allein die Vanille, ein greifbares eigenes Profil zu entwickeln, obwohl sie durchweg verstänkert bleibt und vom Kakao - im Sinne eines abdunkelnden Begleiters – zusätzlich verernsthaftet wird. Mithin beginne ich zu verstehen, warum Frau Polyakova auf den Wunsch meines Sohnes hin Anima Dulcis ausgereicht hatte.
Hm. Ich sollte überdies die Möglichkeit einräumen, dass hinter ihrer latent unterkühlt wirkenden Professionalität ein ordentliches Stück Briten-Schalk steckt. Denn dies ist echt kein Duft für Kinder, da mögen sich die Zutaten hundertmal nach Backwerk anhören. Zumindest ist mein Sohn nicht sooooo ein Schlitzohr. Zwei Freundinnen hatte er zwar schon im Kindergarten durch, doch das war eindeutig passiv, sprich: ging von den Mädels aus. Er ist halt ein Süßer. Der damit – das nur nebenbei bemerkt – in der Grundschule auch die Lehrerinnen recht gut im Griff hatte.
Fazit: Und das Zeug soll zurückgehen auf eine dereinst von einer Gruppe Nonnen zusammengerührte Mixtur? Das muss ein fideles Kloster gewesen sein.
Testen!
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* Bloom Perfumery, Covent Garden, London - siehe ggf. Kommi zu „Cirebon“; Frau Polyakova: www.youtube.com/watch?v=LLKi28KgVHo
Der Auftakt ist ja noch einfach ziemlich floral, Orangenblüte war meine spontane Idee. Doch rasch folgt ein geradezu jasmin-animalischer, süßlicher Muff, der womöglich irgendwann zum eigentlichen Thema überleiten soll, sich indes vorläufig persönlich breit macht. Und mächtig gewürzig wird es. Zimt genügt nicht. Bananig-schwitziges Cumin? Ich denke obendrein an stinkige Rosengeranie und nach langer Überlegung wird mir klar, warum. Dazu später.
Das Zeug ist ein heimliches Tier! Wenn hier nicht mal sogar Castoreum drin ist… Ich bilde mir jedenfalls so einen säuerlich-ledrig-baldrianigen Viehzeugs-Hauch ein. Nix, was ich mit den Angaben überein kriege. Und mit der kindlich erbetenen „Vanille“ komme ich da gar nicht hin. Vielleicht außerdem Ambra?
Und damit ist jetzt „später“. Ich habe ewig gegrübelt und musste die Liste meiner Kommentare durchgehen, um den Kommt-mir-bekannt-vor-Gedanken zu verifizieren – entsprechend absurd scheint zunächst der letztlich identifizierte Stil-Verwandte: Ambrarem von Histoires de Parfums (und folglich selbstredend Stinker wie Ambraliquida und Sandalo von L'Erbolario).
Es handelt sich, das sei betont, keineswegs um Duft-Zwillinge. Ich meine lediglich eine Teil-Verwandtschaft, einen speziellen, angedreckt-animalischen Stink. Zudem hält sich Anima Dulcis (was für ein irrer Name!) im Vergleich zu Ambrarem fraglos etwas zurück, allemal in der direkten Gegenüberstellung. Aber harmlos geht definitiv anders und schlichtweg unleugbar ist der süßliche Ungewaschen-Dreh; nicht unangenehm-dreckig, sondern eher abendlich-unvermeidbar, ein wenig wie Kneipe früher. Doller Auftritt. Ein solches Votum von mir ist kein Wunder, schließlich habe ich eine unerklärliche Schwäche für Ambrarem, ist einer meiner Lieblings-Stinker.
Erst nach rund einer Stunde beruhigen sich besagte Animalismen allmählich. Ich bin ganz verblüfft. Ein starker Duft bis hierhin und völlig außerhalb des Erwarteten. Nun allerdings darf ich mich vielleicht den Erwartungen zuwenden und kann tatsächlich Chili, staubig-unsüßen Kakao und nennenswerten Piekse-Zimt entdecken. In der bisherigen Hierarchie ließe sich freilich sagen: „Die dürfen ein bisschen zappeln“. Im Verlauf vermag allein die Vanille, ein greifbares eigenes Profil zu entwickeln, obwohl sie durchweg verstänkert bleibt und vom Kakao - im Sinne eines abdunkelnden Begleiters – zusätzlich verernsthaftet wird. Mithin beginne ich zu verstehen, warum Frau Polyakova auf den Wunsch meines Sohnes hin Anima Dulcis ausgereicht hatte.
Hm. Ich sollte überdies die Möglichkeit einräumen, dass hinter ihrer latent unterkühlt wirkenden Professionalität ein ordentliches Stück Briten-Schalk steckt. Denn dies ist echt kein Duft für Kinder, da mögen sich die Zutaten hundertmal nach Backwerk anhören. Zumindest ist mein Sohn nicht sooooo ein Schlitzohr. Zwei Freundinnen hatte er zwar schon im Kindergarten durch, doch das war eindeutig passiv, sprich: ging von den Mädels aus. Er ist halt ein Süßer. Der damit – das nur nebenbei bemerkt – in der Grundschule auch die Lehrerinnen recht gut im Griff hatte.
Fazit: Und das Zeug soll zurückgehen auf eine dereinst von einer Gruppe Nonnen zusammengerührte Mixtur? Das muss ein fideles Kloster gewesen sein.
Testen!
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* Bloom Perfumery, Covent Garden, London - siehe ggf. Kommi zu „Cirebon“; Frau Polyakova: www.youtube.com/watch?v=LLKi28KgVHo
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