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loewenherz
Top Rezension
20
Get on your back, point your heels to Jesus and think of handbags!
Das vielleicht charakteristischste Kennzeichen der Düfte aus dem New Yorker Haus Bond No. 9 - neben den eigenwilligen Sternenflakons in meist kirmesbunten Farben und in ihrer Erscheinung das beklagenswerte Gegenteil von understated - ist etwas, das man euphemistisch als 'künstlerisch überhöht' und übelwollend als 'artifiziell' bezeichnen könnte. Alle Bond No. 9-Parfums, die ich kenne, sind überaus selbstbewusst konzipiert und gemacht und in diesem Selbstbewusstsein sehr amerikanisch, was LiebhaberInnen des traditionell europäischen Parfums vielleicht zunächst abschrecken mag. Doch liegt in dieser artifiziellen künstlerischen Überhöhung ein ganz eigener Reiz, den man aber wollen bzw. auf den man sich zumindest einlassen muss, um ihm zu verfallen.
Madison Avenue - benannt nach einer zwischen Park Avenue und 5th Avenue gelegenen in Nord-Süd-Richtung verlaufener Straße auf Manhattans schicker Upper East Side, die das Zentrum der Ostküsten-Werbeindustrie und eine exklusive Shoppingmeile ist - folgt diesem Schema: er ist präsent und selbstbewusst, einladend und sexy und dabei doch seltsam nüchtern und unterkühlt. Keiner seiner Blumen- oder Obstakkorde ist lieblich, duftig oder gar ländlich-zwanglos arrangiert - sie alle sind deutlich erkennbar (die Brombeere erst, wenn man es weiß, dann aber ganz eindeutig - Brombeere ist wohl zu wenig populär, um gleich wiedererkannt zu werden). Und alle sind auf diese leuchtend artifiziell anmutende Art und Weise hochwertig und gut gemacht - und doch nur ein künstliches Zitat ihrer selbst. Dies ist kein frischer Sommer- oder Bauerngarten - nicht einen einzigen Augenblick lang - sondern amerikanischer Großstadthochglanz in jedem Augenblick seines Seins. Jenseits der Blüten - sorgfältig und fast übertrieben arrangiert wie ein Hotelhallenblumenstrauß - ist er opulent und betäubend süß wie kandierte Früchte und auf eine faszinierende Art und Weise unnahbar und seelenlos.
Fazit: ein selbstbewusster und - so wenig ich diese Formulierung mag - teuer riechender Duft. Das im Titel angeführte Zitat stammt übrigens von Karen Walker, der wunderbar zynischen, alkohol- und tablettenabhängigen Millionärsgattin aus Will & Grace, meiner Lieblings-Sitcom aus den 00er Jahren - NBC produziert nach zehn Jahren Pause gerade eine neue, neunte Staffel, can't wait. Karen, die (ver-)trägt einen wie Madison Avenue. Oder auch zwei.
Kopfnote 
Brombeere
Apfel
Bergamotte
Herznote 
Magnolie
Rose
Jasmin
Basisnote 
Ambroxan
Praline
Patchouli
Pinseltown
SchatzSucher
Parma
Schnüffel27
Rieke2021
