08.08.2013 - 15:28 Uhr
Palonera
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Palonera
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11
die Weinkönigin
Eigentlich war alles nur ein Mißverständnis.
"Muskat – wie wunderbar, eines meiner Lieblingsgewürze in einem Duft, noch dazu in der Hauptrolle!" dachte ich, als mir "Princesse Muscat" vor vielen Jahren in der damaligen Parfümerie meines Vertrauens ins Blickfeld blinkte.
Ich hatte es eilig, in drei Minuten ging mein Bus – keine Zeit zum Testen und auch keine Notwendigkeit, dachte ich, denn der Name des Duftes schien eindeutig und ließ in Vorfreude auf die mich erwartenden gewürzigen Genüsse schon meine Nasenflügel vibrieren.
Überraschungen bereichern das Leben, doch der Nasenstüber, den mir die vermeintliche Muskatprinzessin versetzte, hatte es erst einmal in sich und ließ mich ernstlich an der Intaktheit meiner Geruchsnerven zweifeln.
Was auch immer ich erwartet hatte, es war ganz sicher nicht jene kühl-herbe Grapefruit, die sich nach wenigen Wimpernschlägen mit süßen roten Beeren und ein wenig Mango zu einem geeisten Fruchtcocktail vermengt, der weder mit einem Gourmand noch mit einem Orientalen auch nur entfernteste Ähnlichkeit aufweist.
Ein Hauch Orchidee schwebt im Hintergrund, ein paar hellrosa Röschen kokettieren unschuldig in ihrer Vase - und ich hoffte immer noch auf den mir doch allem Anschein nach versprochenen Muskat.
An seiner Stelle erscheint nach wenigen Minuten eine pralle, glänzende, gelbgrüne Traube, knackig und von moderater traubenzuckriger Süße, die zunehmend das Duftgeschehen dominiert.
Die Süße nimmt - wie auch in der Natur - mit fortschreitendem Reifegrad der Traube zu, bleibt jedoch stets angenehm und meidet jeden Vergleich mit Escada-Obstkörbchen und anderem Zuckerwasser.
Und spätestens hier wird klar, daß wir es mit einer Weinkönigin zu tun haben, die uns mit einigem Charme die Muskatellertraube schmackhaft zu machen sucht, ohne freilich auch deren charakteristisches Muskatbukett ins Spiel zu bringen.
Eine weitere Entwicklung läßt sich auf meiner Haut nicht feststellen, Holz und Moschus dienen allenfalls als Fixateure, ohne den Duftcharakter zu beeinflussen.
Wer "Fleur de Vigne" von Caudalie liebt und sich über deren doch ein wenig bescheidene Haltbarkeit grämt, möge es einmal mit der Weinkönigin versuchen – zwar würde ich hier keinesfalls von Duftzwillingen sprechen, doch eine deutliche Familienähnlichkeit ist vorhanden und im Gegensatz zur Weinblüte lassen sich Reste der "Princesse Muscat" bei mir noch am folgenden Morgen erschnuppern.
"Muskat – wie wunderbar, eines meiner Lieblingsgewürze in einem Duft, noch dazu in der Hauptrolle!" dachte ich, als mir "Princesse Muscat" vor vielen Jahren in der damaligen Parfümerie meines Vertrauens ins Blickfeld blinkte.
Ich hatte es eilig, in drei Minuten ging mein Bus – keine Zeit zum Testen und auch keine Notwendigkeit, dachte ich, denn der Name des Duftes schien eindeutig und ließ in Vorfreude auf die mich erwartenden gewürzigen Genüsse schon meine Nasenflügel vibrieren.
Überraschungen bereichern das Leben, doch der Nasenstüber, den mir die vermeintliche Muskatprinzessin versetzte, hatte es erst einmal in sich und ließ mich ernstlich an der Intaktheit meiner Geruchsnerven zweifeln.
Was auch immer ich erwartet hatte, es war ganz sicher nicht jene kühl-herbe Grapefruit, die sich nach wenigen Wimpernschlägen mit süßen roten Beeren und ein wenig Mango zu einem geeisten Fruchtcocktail vermengt, der weder mit einem Gourmand noch mit einem Orientalen auch nur entfernteste Ähnlichkeit aufweist.
Ein Hauch Orchidee schwebt im Hintergrund, ein paar hellrosa Röschen kokettieren unschuldig in ihrer Vase - und ich hoffte immer noch auf den mir doch allem Anschein nach versprochenen Muskat.
An seiner Stelle erscheint nach wenigen Minuten eine pralle, glänzende, gelbgrüne Traube, knackig und von moderater traubenzuckriger Süße, die zunehmend das Duftgeschehen dominiert.
Die Süße nimmt - wie auch in der Natur - mit fortschreitendem Reifegrad der Traube zu, bleibt jedoch stets angenehm und meidet jeden Vergleich mit Escada-Obstkörbchen und anderem Zuckerwasser.
Und spätestens hier wird klar, daß wir es mit einer Weinkönigin zu tun haben, die uns mit einigem Charme die Muskatellertraube schmackhaft zu machen sucht, ohne freilich auch deren charakteristisches Muskatbukett ins Spiel zu bringen.
Eine weitere Entwicklung läßt sich auf meiner Haut nicht feststellen, Holz und Moschus dienen allenfalls als Fixateure, ohne den Duftcharakter zu beeinflussen.
Wer "Fleur de Vigne" von Caudalie liebt und sich über deren doch ein wenig bescheidene Haltbarkeit grämt, möge es einmal mit der Weinkönigin versuchen – zwar würde ich hier keinesfalls von Duftzwillingen sprechen, doch eine deutliche Familienähnlichkeit ist vorhanden und im Gegensatz zur Weinblüte lassen sich Reste der "Princesse Muscat" bei mir noch am folgenden Morgen erschnuppern.
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