29.06.2017 - 19:41 Uhr
Mustang69
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"Alles OK bei dir, Liebling?"
Vorsichtig klopfte er ans Badezimmer. Aus dem Inneren war ein leises Schluchzen zu hören. Mit leicht flauem Gefühl im Magen öffnete er die Türe einen Spalt breit. Ein unheilvoller, vertrauter Lufthauch strömte ihm entgegen. Nur mit Mühe konnte er es vermeiden, das Gesicht abzuwenden, und erfasste die Szene mit einem Blick.
Das letzte Mal hatte er sie vor gut zwei Stunden gesehen. Sie waren sich im Flur begegnet. "Haare färben...", hatte sie fröhlich geträllert, in der Hand einen Longdrink, und ihm zugezwinkert. Nun saß sie auf dem Wannenrand. Die Stimmung war umgeschlagen, der Raum vermittelte Erschöpfung. Mit leerem Blick starrte sie auf die Utensilien, die überall im Waschbecken verstreut lagen: verschmierte Plastikhandschuhe, ein eingedickter Pinsel, zahlreiche ausgequetschte Tuben und Kunststofffläschchen. Auf den Fließen darunter erblickte er zwei kleine Handtücher, deren Tage gezählt waren. Zusammengeknüllt, voller Farbflecken. Die sie umgebenden Schlieren am Boden mit Badreiniger nur notdürftig aufgewischt. Hinter ihr lag in der Wanne kopfüber das Tannennadelshampoo der Kinder. Der Inhalt ergoß sich träge in den Ausfluss.
Ermattet blickte sie hoch zu ihm. Das Glas Wodka-Tonic in ihrer Hand war nicht mehr das Erste. Am Halsansatz erkannte er kleine dunkle Tropfen, die aus ihren Haaren in den Nacken rannen und dort langsam trockneten. "Blödes Zeug, irgendwas klappt einfach nicht", murmelte sie, "ich habe es jetzt schon zweimal angewendet."
Die Luft war zum Schneiden. Beißender, chloriger Gestank von Amoniak und Wasserstoffperoxid hing im Badezimmer und vermengte sich mit dem Grün von Badreiniger und Shampoo. Über allem schwebten scharf die Fuselstoffe der genossenen Alkoholika.
"Soll ich es mal versuchen?" Er holte tief Luft und lächelte. Sie überlegte kurz, nickte und ging auf ihn zu. "Wenn du meinst."
Das letzte Mal hatte er sie vor gut zwei Stunden gesehen. Sie waren sich im Flur begegnet. "Haare färben...", hatte sie fröhlich geträllert, in der Hand einen Longdrink, und ihm zugezwinkert. Nun saß sie auf dem Wannenrand. Die Stimmung war umgeschlagen, der Raum vermittelte Erschöpfung. Mit leerem Blick starrte sie auf die Utensilien, die überall im Waschbecken verstreut lagen: verschmierte Plastikhandschuhe, ein eingedickter Pinsel, zahlreiche ausgequetschte Tuben und Kunststofffläschchen. Auf den Fließen darunter erblickte er zwei kleine Handtücher, deren Tage gezählt waren. Zusammengeknüllt, voller Farbflecken. Die sie umgebenden Schlieren am Boden mit Badreiniger nur notdürftig aufgewischt. Hinter ihr lag in der Wanne kopfüber das Tannennadelshampoo der Kinder. Der Inhalt ergoß sich träge in den Ausfluss.
Ermattet blickte sie hoch zu ihm. Das Glas Wodka-Tonic in ihrer Hand war nicht mehr das Erste. Am Halsansatz erkannte er kleine dunkle Tropfen, die aus ihren Haaren in den Nacken rannen und dort langsam trockneten. "Blödes Zeug, irgendwas klappt einfach nicht", murmelte sie, "ich habe es jetzt schon zweimal angewendet."
Die Luft war zum Schneiden. Beißender, chloriger Gestank von Amoniak und Wasserstoffperoxid hing im Badezimmer und vermengte sich mit dem Grün von Badreiniger und Shampoo. Über allem schwebten scharf die Fuselstoffe der genossenen Alkoholika.
"Soll ich es mal versuchen?" Er holte tief Luft und lächelte. Sie überlegte kurz, nickte und ging auf ihn zu. "Wenn du meinst."
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