08.11.2020 - 07:16 Uhr
Bellatrix
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Bellatrix
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13
Party like it's 1866...
Ungehalten surrt ihr Fächer durch die Luft. Sie verabscheut Staatsempfänge! All die Blicke, die an ihr kleben, gierig und besitzergreifend, wie etwas Schmutziges, das sie hinterher abwaschen müsste. Dass man sie so anstarren muss, als wäre sie ein wildes Tier in einer Menagerie! Und jetzt hält ihr Mann auch noch eine Ansprache, grauenvoll. Gelangweilt lässt sie den Blick schweifen und den Spitzenfächer surren. Jede Fächerbewegung sendet einen winzigen Hauch des Veilchendufts in die Luft, den sie auf ihr Spitzentaschentuch getröpfelt und in ihrem Korsett versteckt hat. Samtige, dunkelviolette Veilchenblüten und ebenso samtige, dunkelgrüne Veilchenblätter vereint in einem sauberen, gepflegten, vornehmen und doch etwas unnahbaren Duft. Der liebliche Geruch des Puders, mit dem sie die Porzellanblässe ihrer Haut schützt, mischt sich mit dem natürlichen, leicht fruchtigen Duft der Veilchenessenz sowie dem sanften und reinen Duft ihrer frischgewaschenen Unterröcke, die ihre Hofdame heute Morgen aus der Schlosswäscherei in ihre Gemächer hat bringen lassen. Die frische Wäsche aus der Schlosswäscherei riecht immer ein wenig nach Rosen und Jasmin, vor allem aber frisch und sauber nach weißem Moschus.
Der französische Kaiser starrt sie schon den ganzen Abend an. Lüstern, wie ihr scheint, als würde er ihr das mit Duftwasser beträufelte Spitzentuch am liebsten aus dem Dekolleté pflücken und sich auf der Suche nach dem Frische-Wäsche-Duft bis zu ihren Unterröcken durchkämpfen. Natürlich tut er das nur in Gedanken, aber sie muss fast kichern bei dem Gedanken an die diplomatische Krise, die das auslösen würde. Ein leichtes Auflachen entkommt ihren Lippen, das sie gerade noch als Hüsteln tarnen und hinter ihrem Fächer verstecken kann. Ihr Mann sieht sie an und runzelt kaum merklich die Stirn, was seinen kaiserlichen Backenbart ein wenig zum Zittern bringt, dann redet er unbeirrt weiter, über die Freundschaft seiner Kronvölker zu der französischen Nation... was für eine Farce! Sie würde gerne die Stirn runzeln, aber sie fürchtet die Falten. Also fächelt sie einfach weiter.
In ihrem Duftwasser kommt jetzt mehr das Süßholz zur Geltung, bittersüß und zusammen mit den satten, grünen Tönen des Veilchenblattes ein wenig wehmütig, fast abgründig. Sie hat den Eindruck, das passt zu ihr. Auch sie ist nur auf dem ersten Blick sanft und lieblich. Sie alle wissen nichts von den Abgründen, den Untiefen, die in ihr schlummern, am allerwenigsten er, ihr hochwohlgeborener Gemahl. Leider ist der Veilchenduft, der ihre angespannten Nerven ein wenig beruhigt, allzu flüchtig, dabei handelt es sich um das neueste, kostbarste Duftwasser aus Paris. Kein Verlass auf die Franzosen eben... Aber ist nicht alles flüchtig, eitel, vergänglich, so flüchtig wie das Haarteil des französischen Diplomaten jedenfalls, der einige Plätze von ihr entfernt an der Tafel sitzt und gerade bemüht unauffällig sein schlechtsitzendes Toupet zurechtrückt? Sie lässt den Fächer zuklappen und versucht sich auf die Rede des Kaisers zu konzentrieren. Sie versucht es wirklich, aber die Langeweile ist übermächtig... und das Duftwasser auch schon wieder verflogen. Man kann wohl nicht alles haben im Leben, denkt sie sich, nicht einmal mit der Krone auf dem Haupte.
Der französische Kaiser starrt sie schon den ganzen Abend an. Lüstern, wie ihr scheint, als würde er ihr das mit Duftwasser beträufelte Spitzentuch am liebsten aus dem Dekolleté pflücken und sich auf der Suche nach dem Frische-Wäsche-Duft bis zu ihren Unterröcken durchkämpfen. Natürlich tut er das nur in Gedanken, aber sie muss fast kichern bei dem Gedanken an die diplomatische Krise, die das auslösen würde. Ein leichtes Auflachen entkommt ihren Lippen, das sie gerade noch als Hüsteln tarnen und hinter ihrem Fächer verstecken kann. Ihr Mann sieht sie an und runzelt kaum merklich die Stirn, was seinen kaiserlichen Backenbart ein wenig zum Zittern bringt, dann redet er unbeirrt weiter, über die Freundschaft seiner Kronvölker zu der französischen Nation... was für eine Farce! Sie würde gerne die Stirn runzeln, aber sie fürchtet die Falten. Also fächelt sie einfach weiter.
In ihrem Duftwasser kommt jetzt mehr das Süßholz zur Geltung, bittersüß und zusammen mit den satten, grünen Tönen des Veilchenblattes ein wenig wehmütig, fast abgründig. Sie hat den Eindruck, das passt zu ihr. Auch sie ist nur auf dem ersten Blick sanft und lieblich. Sie alle wissen nichts von den Abgründen, den Untiefen, die in ihr schlummern, am allerwenigsten er, ihr hochwohlgeborener Gemahl. Leider ist der Veilchenduft, der ihre angespannten Nerven ein wenig beruhigt, allzu flüchtig, dabei handelt es sich um das neueste, kostbarste Duftwasser aus Paris. Kein Verlass auf die Franzosen eben... Aber ist nicht alles flüchtig, eitel, vergänglich, so flüchtig wie das Haarteil des französischen Diplomaten jedenfalls, der einige Plätze von ihr entfernt an der Tafel sitzt und gerade bemüht unauffällig sein schlechtsitzendes Toupet zurechtrückt? Sie lässt den Fächer zuklappen und versucht sich auf die Rede des Kaisers zu konzentrieren. Sie versucht es wirklich, aber die Langeweile ist übermächtig... und das Duftwasser auch schon wieder verflogen. Man kann wohl nicht alles haben im Leben, denkt sie sich, nicht einmal mit der Krone auf dem Haupte.
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