ParfumAholic
Top Rezension
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Gegensätze ziehen sich an
Es war ein grauer, windiger und wolkenverhangener Novembermorgen an der Küste. Er trat aus der Wärme des Hauses heraus, um seinen täglichen Spaziergang am naheliegenden Strand zu machen.
Der kalte Wind roch frisch und die Luft leicht salzig. Ja, er liebte es, vom Wind durchgepustet zu werden, der tanzenden Gischt auf dem Meer zuzusehen und wieder einen klaren Kopf und Blick zu bekommen. Die Lutschpastillen, die er so gern mochte und ihn auf all seinen Spaziergängen begleiteten, ergänzten die Gerüche perfekt, denn sie schmeckten angenehm zitrisch. Nicht kratzig, sondern eher weich und wohltuend.
So ging er, mit sich und der Welt zufrieden, noch eine Weile weiter, bevor er sich auf den Heimweg machte.
Beim Betreten des Hauses empfing ihn eine wohlige Wärme. In der Luft lag ein feiner Wildleder- Geruch, der seiner an der Garderobe hängenden Lederjacke entströmte. Er liebte diesen feinen und edlen Geruch, den er schlichtweg als exquisit bezeichnen würde.
Wie nach jedem Spaziergang stand ihm jetzt der Sinn nach einem frischen und heißen Kaffee. In der Küche roch es noch herrlich nach einem Potpourri aus Iris, Vanille und Hölzern, das auf der Fensterbank in der Küche stand. Die darunter befindliche Heizung hatte mit ihrer Wärme dafür gesorgt, dass es in der Glasschale etwas erwärmt wurde und nun zarte Duftschwaden in den Raum abgab.
Mit seinem frischen Kaffee ließ er sich auf einen der Küchenstühle nieder, blickte zufrieden aus dem Fenster hinaus in den Novembertag und genoss den Moment und die wohltuenden Gerüche um ihn herum.
Könnte er die Zeit anhalten, würde er genau jetzt den entsprechenden Knopf dazu drücken wollen.
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Wer mich ein wenig kennt, weiß, dass ich das Meer, das Wasser und den küstentypischen Wind sehr gerne mag. Es muss auch nicht ausschließlich das eher ruhige Mittelmeer sein, Nord- und Ostsee sind mir genauso willkommen. Irgendwie bin ich wohl doch ein „Nordlicht“ ;-)
Aber egal, der neue Duft von Keiko Mecheri „Embruns“ („Gischt“) hat mich zumindest im Sturm erobern können und mich diese Geschichte in mein virtuelles Buch schreiben lassen. Eine Geschichte, die zu mir, zu meinen Vorstellungen und Vorlieben passt wie die sprichwörtliche Faust auf’s Auge.
Vom ersten Moment an hat mich „Enbruns“ berührt und fasziniert, weil er viele Seiten in mir anspricht und sehr facettenreich erscheint.
Er startet unerwartet „frisch“ (aber eben nicht krautig oder kratzig), um dann nach und nach eine lieblichere Gangart einzuschlagen ohne dabei allerdings komplett süß zu werden.
Die gerösteten Tonkabohnen werden aufgrund des Röstverfahrens um einen Teil ihrer Süße beraubt, was aber genial ist, denn so entsteht eine „geröstete Süße“, die sehr erwachsen und ernsthaft erscheint.
Alles in allem ist „Enbruns“ für mich ein absoluter Volltreffer, weil er weibliche und männliche Aspekte, Schwere und Leichtigkeit und Dunkelheit und Licht in sich vereint und mit einer unaufgeregten und unangestrengten Eleganz aufwartet, die man nicht an jeder Ecke findet.
Für mich persönlich ist „Embruns“ einer der besten aller Mecheri-Düfte, weshalb er auch zwingend bei mir einziehen muss.