Méharées L'Erbolario
40
Top Rezension
Lawrence von Arabien - oder der romantische Blick auf den Orient
Lawrence von Arabien ist ein mit sieben Oscars gekrönter, meisterhafter Spielfilm mit Peter O‘Toole in der Hauptrolle und wer ihn nicht kennt, hat einen der besten Filme aller Zeiten (so auch die Ansicht führender Filmregisseure und -kritiker) nicht gesehen und dringenden Nachholbedarf.
Lawrence von Arabien war aber auch eine historische Figur, ein britischer Offizier, der 1888 in Wales geboren wurde und 1935 als mythenumrankte Legende starb. Er war am Unabhängigkeitskampf der Araber gegen das osmanische Reich beteiligt und eine schillernde Persönlichkeit, sowohl Geheimagent als auch Schriftsteller. Sein Blick auf Arabien, vor allem aber die romantisch verklärte Sicht auf sein Wirken nicht zuletzt durch den gleichnamigen Film, prägte über Jahrzehnte das Bild der Amerikaner und Europäer von Arabien.
Nun muss man wissen, dass es nicht so selbstverständlich ist, den Duft Méharées mit Lawrence von Arabien in Verbindung zu bringen, denn da gibt es tatsächlich eine wirkliche und wahrhaftige Verbindung von Lawrence von Arabien zu Düften, wenn nicht auch die ins Reich der Mythen und Legenden verwiesen werden muss, wie so vieles, was über T.E. Lawrence, so der richtige Name des Lawrence von Arabien, überliefert wurde:
Die im Strudel der Massenherstellung von Parfums untergegangene britische Kultmarke Crown (die Namensrechte liegen wohl bei Clive Christian, der auch die Form der Flakons weiter nutzt, die Düfte werden z.T. von Anglia Parfumery weiter hergestellt) hatte einen Duft namens „Spiced Limes“ im Programm, der heute noch von Anglia Perfumery in ähnlicher Form weiter hergestellt und vertrieben wird. Ich besitze noch einen Originalflakon von Crown Spiced Limes und diese Marke warb bereits vor Jahrzehnten damit, dass T.E. Lawrence bevorzugt diesen Duft bei ihr geordert habe. Die ursprüngliche Rezeptur ist sehr alt, Basenotes.net, das amerikanische Pendant zu Parfumo, weiß hier Näheres: Von 1921 soll der Duft stammen und so könnte es durchaus sein, dass dieser erfrischende und gleichzeitig kräftige Duft einem britischen Kolonialoffizier wie Lawrence, der in den heißen arabischen Ländern unterwegs war, gut gefiel.
Nun aber zurück zu Méharées, das mit Spiced Limes nicht das Geringste zu tun hat, das aber in großartiger Manier den verklärten Blick einer europäischen Marke auf Arabien widerspiegelt. Man könnte einwenden, dass dies kein authentischer Blick sei, dass echtes arabisches Flair nur durch Düfte entstehen könne, die aus arabischer Produktion stammen, so wie z.B. das schöne Soir de Marrakech. Aber das ist nur ein Teil der Wahrheit.
Oftmals ist ja gerade der romantisch verklärte Blick auf ferne Länder von ganz eigenem Reiz. Gauguin wurde zum Maler der Südsee, obwohl er selbst kein Polynesier war, deutsche Porzellanmanufakturen ahmten chinesisches Porzellan auf ganz eigene Weise nach, Lawrence von Arabien hat als Film für ein mythenumranktes Arabienbild gesorgt und in der Parfumkunst gab es von jeher den Versuch, exotisches Flair einzufangen und romantisch verklärt neu und verwandelt in den Blick zu rücken.
Einer der jüngeren Versuche, arabischen Kolorit für Düfte nutzbar zu machen, ist die Komposition Méharées von L‘Erbolario, einer italienischen Marke.
Das Reizvolle an diesem Duft ist seine Zusammensetzung: Das arabisch inspirierte Modethema Oud wurde vermieden, stattdessen findet sich hier die Dattel, die Rose, Myrrhe sowie diverse Gewürze (Zimt, Vanille) und Hölzer (Guajak, Sandel, Zeder).
Schon im Auftakt macht sich ein honigartiger Geruch bemerkbar, der mich stark an süße Datteln erinnert, wenn sie getrocknet gereicht werden. Man meint förmlich die etwas klebrig-zuckrige Konsistenz vor Augen und Nase zu haben. Der Geruch von Orangen, auch hier weniger frisch als süß und reif, mildert etwas die honigsüße Schwere des Auftakts.
Nach kurzer Zeit mischt sich der Duft von Rosen und von Zimt in den Gesamteindruck und sorgt für einen floral-würzigen Akzent, der einen leicht scharfen Unterton enthält, so als wäre auch eine Prise Pfeffer in der Komposition enthalten.
Patschouli ist nur zu ahnen, wie ein Hauch im Hintergrund, drängt sich nie in den Vordergrund und schafft lediglich die stabile Basis für die flüchtigeren Gerüche. Holzige Noten kann ich kaum ausmachen. Das Sandelholz, das in der Regel einen weichen und schweren Charakter hat, dürfte in den anderen süßen Tönen ein wenig untergehen; Zedernholz, das ich eigentlich wegen seines charakteristischen Geruchs liebe, kann ich gar nicht erkennen.
Möglicherweise ist die Grundlage aus Hölzern aber dafür verantwortlich, dass hier etwas vermieden wurde, was mir persönlich nicht allzu sehr behagen würde: eine Gourmandnote. Zwar schwingt eine leichte Ahnung davon mit, vor allem im Auftakt, wenn die süßen Datteln im Mittelpunkt stehen. Man nimmt den Duft aber letztlich dennoch immer noch als einheitliche Komposition war, die eine abstrakte Idee von Arabien, von Nordafrika verkörpert, die also in ihrer Gesamtheit und nicht durch einzelne Komponenten wirkt. Das gefällt mir ausgesprochen gut.
Dabei ist Méharées ein Duft für beide Geschlechter. Natürlich ist er recht süß, gerade auch durch die gegen Ende immer deutlicher durchscheinende Vanillenote eher feminin geprägt, aber auch für Männer durch die würzige Note, die Orange und die Myrrhe gut tragbar, sicherlich nicht jeden Tag, aber vorzugsweise am Abend.
Somit erscheint mir Méharées als Pendant und gleichzeitig auch als Gegenentwurf zu Düften wie Soir de Marrakech. Das erste verkörpert den europäischen Blick auf Arabien, ganz ohne die Oud-Thematik, das zweite den authentischen, die Innensicht.
Beide Perspektiven sind reizvoll und auf ihre Weise einzigartig.
Lawrence von Arabien war aber auch eine historische Figur, ein britischer Offizier, der 1888 in Wales geboren wurde und 1935 als mythenumrankte Legende starb. Er war am Unabhängigkeitskampf der Araber gegen das osmanische Reich beteiligt und eine schillernde Persönlichkeit, sowohl Geheimagent als auch Schriftsteller. Sein Blick auf Arabien, vor allem aber die romantisch verklärte Sicht auf sein Wirken nicht zuletzt durch den gleichnamigen Film, prägte über Jahrzehnte das Bild der Amerikaner und Europäer von Arabien.
Nun muss man wissen, dass es nicht so selbstverständlich ist, den Duft Méharées mit Lawrence von Arabien in Verbindung zu bringen, denn da gibt es tatsächlich eine wirkliche und wahrhaftige Verbindung von Lawrence von Arabien zu Düften, wenn nicht auch die ins Reich der Mythen und Legenden verwiesen werden muss, wie so vieles, was über T.E. Lawrence, so der richtige Name des Lawrence von Arabien, überliefert wurde:
Die im Strudel der Massenherstellung von Parfums untergegangene britische Kultmarke Crown (die Namensrechte liegen wohl bei Clive Christian, der auch die Form der Flakons weiter nutzt, die Düfte werden z.T. von Anglia Parfumery weiter hergestellt) hatte einen Duft namens „Spiced Limes“ im Programm, der heute noch von Anglia Perfumery in ähnlicher Form weiter hergestellt und vertrieben wird. Ich besitze noch einen Originalflakon von Crown Spiced Limes und diese Marke warb bereits vor Jahrzehnten damit, dass T.E. Lawrence bevorzugt diesen Duft bei ihr geordert habe. Die ursprüngliche Rezeptur ist sehr alt, Basenotes.net, das amerikanische Pendant zu Parfumo, weiß hier Näheres: Von 1921 soll der Duft stammen und so könnte es durchaus sein, dass dieser erfrischende und gleichzeitig kräftige Duft einem britischen Kolonialoffizier wie Lawrence, der in den heißen arabischen Ländern unterwegs war, gut gefiel.
Nun aber zurück zu Méharées, das mit Spiced Limes nicht das Geringste zu tun hat, das aber in großartiger Manier den verklärten Blick einer europäischen Marke auf Arabien widerspiegelt. Man könnte einwenden, dass dies kein authentischer Blick sei, dass echtes arabisches Flair nur durch Düfte entstehen könne, die aus arabischer Produktion stammen, so wie z.B. das schöne Soir de Marrakech. Aber das ist nur ein Teil der Wahrheit.
Oftmals ist ja gerade der romantisch verklärte Blick auf ferne Länder von ganz eigenem Reiz. Gauguin wurde zum Maler der Südsee, obwohl er selbst kein Polynesier war, deutsche Porzellanmanufakturen ahmten chinesisches Porzellan auf ganz eigene Weise nach, Lawrence von Arabien hat als Film für ein mythenumranktes Arabienbild gesorgt und in der Parfumkunst gab es von jeher den Versuch, exotisches Flair einzufangen und romantisch verklärt neu und verwandelt in den Blick zu rücken.
Einer der jüngeren Versuche, arabischen Kolorit für Düfte nutzbar zu machen, ist die Komposition Méharées von L‘Erbolario, einer italienischen Marke.
Das Reizvolle an diesem Duft ist seine Zusammensetzung: Das arabisch inspirierte Modethema Oud wurde vermieden, stattdessen findet sich hier die Dattel, die Rose, Myrrhe sowie diverse Gewürze (Zimt, Vanille) und Hölzer (Guajak, Sandel, Zeder).
Schon im Auftakt macht sich ein honigartiger Geruch bemerkbar, der mich stark an süße Datteln erinnert, wenn sie getrocknet gereicht werden. Man meint förmlich die etwas klebrig-zuckrige Konsistenz vor Augen und Nase zu haben. Der Geruch von Orangen, auch hier weniger frisch als süß und reif, mildert etwas die honigsüße Schwere des Auftakts.
Nach kurzer Zeit mischt sich der Duft von Rosen und von Zimt in den Gesamteindruck und sorgt für einen floral-würzigen Akzent, der einen leicht scharfen Unterton enthält, so als wäre auch eine Prise Pfeffer in der Komposition enthalten.
Patschouli ist nur zu ahnen, wie ein Hauch im Hintergrund, drängt sich nie in den Vordergrund und schafft lediglich die stabile Basis für die flüchtigeren Gerüche. Holzige Noten kann ich kaum ausmachen. Das Sandelholz, das in der Regel einen weichen und schweren Charakter hat, dürfte in den anderen süßen Tönen ein wenig untergehen; Zedernholz, das ich eigentlich wegen seines charakteristischen Geruchs liebe, kann ich gar nicht erkennen.
Möglicherweise ist die Grundlage aus Hölzern aber dafür verantwortlich, dass hier etwas vermieden wurde, was mir persönlich nicht allzu sehr behagen würde: eine Gourmandnote. Zwar schwingt eine leichte Ahnung davon mit, vor allem im Auftakt, wenn die süßen Datteln im Mittelpunkt stehen. Man nimmt den Duft aber letztlich dennoch immer noch als einheitliche Komposition war, die eine abstrakte Idee von Arabien, von Nordafrika verkörpert, die also in ihrer Gesamtheit und nicht durch einzelne Komponenten wirkt. Das gefällt mir ausgesprochen gut.
Dabei ist Méharées ein Duft für beide Geschlechter. Natürlich ist er recht süß, gerade auch durch die gegen Ende immer deutlicher durchscheinende Vanillenote eher feminin geprägt, aber auch für Männer durch die würzige Note, die Orange und die Myrrhe gut tragbar, sicherlich nicht jeden Tag, aber vorzugsweise am Abend.
Somit erscheint mir Méharées als Pendant und gleichzeitig auch als Gegenentwurf zu Düften wie Soir de Marrakech. Das erste verkörpert den europäischen Blick auf Arabien, ganz ohne die Oud-Thematik, das zweite den authentischen, die Innensicht.
Beide Perspektiven sind reizvoll und auf ihre Weise einzigartig.
24 Antworten


Lawrence von Arabien ist wirklich ein klasse Film. Da hast Du vollkommen recht.