25.03.2010 - 11:45 Uhr
Profumo
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Profumo
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19
Frau Nicolaï´s ernsthafter Mann...
Alle möglichen Häuser bringen ja jetzt Düfte heraus die sie einfach nur ‚Homme’, oder ‚Man’ nennen, so als habe der Mann nur so zu riechen und nicht anders. Da war man vor einiger Zeit noch einfallsreicher und bemühte entweder die Götter (Kouros, Antaeus, Xeryus), kokettierte mit einer Unart (Egoïste), einer Weltanschauung (L´Anarchiste), einem speziellen Outfit (Habit Rouge) etc. Man gab sich in der Namensgebung kreativ. War häufig schon nicht der Duft einzigartig, so verhalf wenigstens ein einprägsamer und unverwechselbarer Name zu einer gewissen Wiedererkennungswert. Heute aber: ‚Homme’, und sonst nichts. Es ist fast wie ein Virus: Dior Homme, Guerlain Homme, Molinard Homme, Rykiel Homme, Yohji Homme etc. mal mit, mal ohne ‚pour’, mal ‚Man’ (Rochas Man), mal ‚for men’ (Lauder) ......uff! Ist es nicht mal genug mit all den Hommes und Mans?
Als Patricia de Nicolaï 2003 mit einem neuen Parfum aufwartete, das sie einfach nur ‚pour Homme’ nannte dachte ich: na ja, ein bisschen einfallsreicher hätte die Namensgebung schon sein dürfen. Als ich den Duft dann aber testete, war mir ziemlich schnell klar, dass in diesem Falle der Name eine gewisse Berechtigung und Folgerichtigkeit hatte. Das berühmte ‚Pour un Homme de Caron’, das diese Zueignung zum ersten Mal verwendete, stand nämlich nicht nur für den Namen Pate, sondern auch für den Duft selbst. Der neue war, bzw. ist eine Hommage an den alten. Das beide verbindende Band: der Lavendel - ein aus der Geschichte des Herrenparfums nicht wegzudenkendes aromatisch-herb duftendes Gewächs, besonders beliebt als klassisch-britisches Lavendel-Water, sei es von Yardley, Geo. F. Trumper, Caldey Islands oder in neuerer Interpretation von Czech & Speake (Oxford & Cambrige). In Frankreich besetzten vor allem Jicky und dessen jüngerer Bruder Mouchoir de Monsieur, beide von Guerlain, das Lavendel-Thema, waren aber ihres charakteristischen Zibet-Anteiles wegen nicht jedermanns Sache. ‚Pour un Homme de Caron’ etablierte dann den Lavendel als ‚Soliflor’ entgültig in der französischen Parfumherstellung. Viele der alten Parfum-Manufakturen aus Grasse, die ganzen –ard´s (Gallimard, Fragonard, Molinard) haben heute ein Eau de Lavande in ihrem Katalog, oft als Cologne, nebst diversen Lavendelseifen.
Auch Patricia de Nicolaï hat noch einen weiteren Lavendelduft in ihrem Sortiment, sie nennt ihn ‚Haut Provençe’. Ihrem ‚pour Homme’ tut man allerdings ein wenig Unrecht, bezeichnete man ihn, wie Madame Nicolaï selbst, als ‚Lavendel-Soliflor’ – jede Menge andere Noten prägen diesen Duft auf ihre Weise ebenso mit. Natürlich steht der Lavendel im Mittelpunkt dieses Duftes, spielt die erste Geige, aber als Teil eines kleinen, mehrstimmigen Orchesters. Da ist vor allem die Minze die dem Lavendel zur Seite steht, beider eher harsches Aroma verschmilzt zu einem einzigartigen, kühl-trockenen, etwas scharfen Akkord, der von- leicht nach Fichtennadeln riechendem - Tannenbalsam und einer guten Dosis grünem Galbanum gestützt wird. Dieser Lavendel steht am Rande eines Waldes, von den Harzen und Moosen der Baumstämme, wie vom Grün der Felder umweht, in denen vereinzelte Blumen für bunte Farbtupfer sorgen. Ein paar herb-süße Tabakblätter und weiche Ambernoten bilden die Basis dieses balsamisch-aromatischen Duftes. Nach anfänglich recht guter Abstrahlung zieht er sich ziemlich schnell auf die Haut des Trägers zurück, sodass man das Gefühl haben kann, dieser Duft verfliege zu schnell. Aber selbst wenn man ihn kaum mehr wahrnimmt, andere bemerken ihn noch immer, allerdings muss man dem Träger recht nahe kommen. Dieses ‚sich dezent zurückziehen’ teilt der Duft auch mit einigen Klassikern der Herrenparfümerie wie Chanel´s ‚Pour Monsieur’ oder Dior’s ‚Eau Sauvage’.
Seltsamerweise ist er nie wirklich populär geworden, obwohl fast alle die über ihn schreiben begeistert sind – darunter viele Frauen. Man lese die Reviews auf 'Makeupalley'! Vielleicht aber ist ‚pour Homme’ zu nüchtern, zu ernst, zu melancholisch. Mag sein, dass es ihm an Sinnlichkeit und Erotik mangelt, er zu verkopft ist: Ein grübelnder, französischer Intellektueller im schwarzen Rolli beim Spaziergang entlang eines von Lavendel gesäumten Waldes, ein Päckchen Gitanes in der Tasche. So ungefähr stellt er sich mir dar, Frau Nicolaï´s ‚Homme’.
Ich mag und achte ihn, er ist sympathisch, freundlich und stilvoll. Aber ich entbrenne nicht in Leidenschaft für ihn – da sei ‚New York’ vor, Patricia de Nicolaï´s vielleicht größtes Meisterwerk!
Als Patricia de Nicolaï 2003 mit einem neuen Parfum aufwartete, das sie einfach nur ‚pour Homme’ nannte dachte ich: na ja, ein bisschen einfallsreicher hätte die Namensgebung schon sein dürfen. Als ich den Duft dann aber testete, war mir ziemlich schnell klar, dass in diesem Falle der Name eine gewisse Berechtigung und Folgerichtigkeit hatte. Das berühmte ‚Pour un Homme de Caron’, das diese Zueignung zum ersten Mal verwendete, stand nämlich nicht nur für den Namen Pate, sondern auch für den Duft selbst. Der neue war, bzw. ist eine Hommage an den alten. Das beide verbindende Band: der Lavendel - ein aus der Geschichte des Herrenparfums nicht wegzudenkendes aromatisch-herb duftendes Gewächs, besonders beliebt als klassisch-britisches Lavendel-Water, sei es von Yardley, Geo. F. Trumper, Caldey Islands oder in neuerer Interpretation von Czech & Speake (Oxford & Cambrige). In Frankreich besetzten vor allem Jicky und dessen jüngerer Bruder Mouchoir de Monsieur, beide von Guerlain, das Lavendel-Thema, waren aber ihres charakteristischen Zibet-Anteiles wegen nicht jedermanns Sache. ‚Pour un Homme de Caron’ etablierte dann den Lavendel als ‚Soliflor’ entgültig in der französischen Parfumherstellung. Viele der alten Parfum-Manufakturen aus Grasse, die ganzen –ard´s (Gallimard, Fragonard, Molinard) haben heute ein Eau de Lavande in ihrem Katalog, oft als Cologne, nebst diversen Lavendelseifen.
Auch Patricia de Nicolaï hat noch einen weiteren Lavendelduft in ihrem Sortiment, sie nennt ihn ‚Haut Provençe’. Ihrem ‚pour Homme’ tut man allerdings ein wenig Unrecht, bezeichnete man ihn, wie Madame Nicolaï selbst, als ‚Lavendel-Soliflor’ – jede Menge andere Noten prägen diesen Duft auf ihre Weise ebenso mit. Natürlich steht der Lavendel im Mittelpunkt dieses Duftes, spielt die erste Geige, aber als Teil eines kleinen, mehrstimmigen Orchesters. Da ist vor allem die Minze die dem Lavendel zur Seite steht, beider eher harsches Aroma verschmilzt zu einem einzigartigen, kühl-trockenen, etwas scharfen Akkord, der von- leicht nach Fichtennadeln riechendem - Tannenbalsam und einer guten Dosis grünem Galbanum gestützt wird. Dieser Lavendel steht am Rande eines Waldes, von den Harzen und Moosen der Baumstämme, wie vom Grün der Felder umweht, in denen vereinzelte Blumen für bunte Farbtupfer sorgen. Ein paar herb-süße Tabakblätter und weiche Ambernoten bilden die Basis dieses balsamisch-aromatischen Duftes. Nach anfänglich recht guter Abstrahlung zieht er sich ziemlich schnell auf die Haut des Trägers zurück, sodass man das Gefühl haben kann, dieser Duft verfliege zu schnell. Aber selbst wenn man ihn kaum mehr wahrnimmt, andere bemerken ihn noch immer, allerdings muss man dem Träger recht nahe kommen. Dieses ‚sich dezent zurückziehen’ teilt der Duft auch mit einigen Klassikern der Herrenparfümerie wie Chanel´s ‚Pour Monsieur’ oder Dior’s ‚Eau Sauvage’.
Seltsamerweise ist er nie wirklich populär geworden, obwohl fast alle die über ihn schreiben begeistert sind – darunter viele Frauen. Man lese die Reviews auf 'Makeupalley'! Vielleicht aber ist ‚pour Homme’ zu nüchtern, zu ernst, zu melancholisch. Mag sein, dass es ihm an Sinnlichkeit und Erotik mangelt, er zu verkopft ist: Ein grübelnder, französischer Intellektueller im schwarzen Rolli beim Spaziergang entlang eines von Lavendel gesäumten Waldes, ein Päckchen Gitanes in der Tasche. So ungefähr stellt er sich mir dar, Frau Nicolaï´s ‚Homme’.
Ich mag und achte ihn, er ist sympathisch, freundlich und stilvoll. Aber ich entbrenne nicht in Leidenschaft für ihn – da sei ‚New York’ vor, Patricia de Nicolaï´s vielleicht größtes Meisterwerk!
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