Lord George wachte mit einem ihm bislang unbekannten Unwohlsein auf. Ihm war übel, er hatte Bauchschmerzen und konnte sich kaum bewegen. Scheinbar mit allerletzter Kraft schleppte er sich mühsam in das geräumige Badezimmer, um sein Gesicht mit kaltem Wasser zu waschen, wodurch er sich eine Erfrischung und eine leichte Besserung seines Zustandes erhoffte. Der Blick in den Spiegel erschrak ihn aber so sehr, dass er zurückweichen musste. Er sah einen scheinbar über Nacht deutlich gealterten Mann mit blutunterlaufenen Augen und ungesund bleicher Haut. Plötzlich erschien eine Gestalt hinter ihm, die er zunächst nur schemenhaft erkennen konnte.
Als er sich umdrehte, sah er, dass es seine Ehefrau, Lady Blanche, war, die ihn angrinste. Plötzlich wurde ihm alles klar. Eine Frau wie Lady Blanche, die wirklich alles dafür tun würde, um noch weiter in der gesellschaftlichen Schicht aufzusteigen, als sie es derzeit ohnehin war, würde vermutlich sogar vor Mord nicht zurückschrecken. Deswegen war sie den Abend zuvor so nett und liebenswürdig gewesen und hatte sich gegenüber ihn so verhalten, als hätten sie sich erst neu verliebt. Und die Nacht erst…
Alles nur, damit er keinen Verdacht schöpfen konnte, dass sie ihn in Wahrheit vergiftet hatte, um an sein gesamtes Vermögen zu kommen. Ausgerechnet ihn, der ebenfalls raffiniert war und (sinnliche) Geheimnisse hatte, welche nun mit ihm ins Grab kommen würden. Lord George fragte sich, ob sein Vermögen oder seine Geheimnisse der Grund dafür waren, dass er vergiftet worden war, aber da diese Frau unberechenbar war, war wohl durchaus beides möglich und nicht nur sein „Fehltritt“ bei einer anderen.
„Nie wieder muss ich deine Visage ertragen! Und alles, was mal deins war, gehört nun mir!“, sagte Lady Blanche so verachtungsvoll, wie sie nur konnte.
Unfähig, noch irgendetwas dagegen tun zu können, sammelte Lord George ein letztes Mal all seine Kraft, um ihr etwas zu sagen, dass in seiner gesellschaftlichen Schicht eher selten offen gesagt wurde. Und er selber hatte dies (angeblich) in seinem ganzen Leben noch nie zuvor gesagt. Er starrte sie für einige Sekunden an, öffnete mühselig den Mund und sagte, trotz seiner Vergiftung noch mit einer erstaunlich kräftigen Stimme:
„Miststück!“, ehe er schließlich zusammenbrach.
Was somit seine letzten Worte waren und diese für immer auf Lady Blanche, die als Everybody’s Darling galt, haften würden. Nicht, dass es ihr etwas auszumachen schien, aber wenigstens hatte Lord George damit eine kleine Genugtuung für sich bekommen, in der er sie ein letztes Mal beleidigen konnte, bevor er für immer die Augen schloss…
Der Duft:
Eigentlich riecht man genau das, was in der Duftpyramide hier unten auch angegeben ist, und zwar sogar in dieser Reihenfolge. Es beginnt mit einer puderigen, aber schwachen Iris (die für einen kleinen Moment sogar wie eine Iriswurzel duftet), welche wie immer schön und sanft duftet. Dann kommen schnell Narzissen hinzu, die ihren unverkennbaren, herben Duft versprühen. Diese werden sogar zunächst recht intensiv und können dadurch ein wenig „scharf“ wirken. Zudem geben sie auch einen Duft ab, der etwas an Mastixharz erinnert.
Als nächstes gibt es eine schöne, blumige und zum Glück nicht stickige Note, welche ich den Wasserhyazinthen zuordne. Ich frage mich, ob es an den Wasserhyazinthen liegt, dass der Duft eine Duftnote hat, die an das Blumenwasser aus Blumengeschäften erinnert, was für mich ganz nett duftet. Von der Iris gibt es neben dem puderigen auch eine geringe Süße, was gut zum Rest dazu passt, aber schwach genug ist, um den Duft als eigentlich nicht süßlich zu bezeichnen. Später werden die Narzissen schwächer und erscheinen damit weniger scharf. Zudem erscheint der Duft in der Basis auch krautig, ich denke da ist etwas Ingwer drin. Ansonsten bleibt es bei Narzissen und leicht puderiger Iris. Ein schöner Duft.
Die Sillage und die Haltbarkeit:
Die Sillage ist überdurchschnittlich gut ausgefallen, man kann den Duft gut an einer riechen, aber es scheint, dass aus etwas mehr Entfernung fast nur die Narzisse am besten wahrgenommen wird. Erst aus der Nähe erscheint der Duft auch blumig-puderiger.
Der Duft hält acht Stunden und mehr aus. Das finde ich ganz okay.
Der Flakon:
Der Flakon basiert auf den normalen Flakons aller Penhaligon’s Düfte. Er ist also ebenfalls zylindrisch, hat aber einen dickeren Boden und ist am oberen Bereich noch weiter abgerundet. Das auffälligste Merkmal ist der vergoldete Deckel, der bei jedem Portrait-Duft einen anderen Tierkopf zeigt. Bei diesem hier sieht man einen Leopardenkopf, als Symbol für Lady Blanches Verstohlenheit und ihrer tödlichen Absichten. Sieht super aus!
Ja, mit der Portraits Collection von Penhaligon’s geht es hier um die Geheimnisse der (britischen) Aristokratie. Über Einfluss, Macht, Provokation und alles, was dazu gehört. Vor allem geht es natürlich um Geheimnisse, die jeder in solchen Positionen scheinbar hat, egal ob es Mord, Fremdgehen, streben nach mehr Macht und sonstige Intrigen betrifft,… na ihr kennt das ja aus der Geschichte und aus Geschichten :D
Jedenfalls ist es ein interessantes Konzept mit fiktiven Geschichten, etwa so ähnlich wie die fiktiven Geschichten der Imaginary Authors Düfte (nur dass diese da gänzlich verschiedene Themen behandeln).
Der Duft hier ist ein netter Frühlingsduft geworden, da er eine leichte, lockere, blumige Aura mit leichten puderig und gering süßlichen und krautigen Noten ausstrahlt und daher optimal in die warmen Tage passt. Er wirkt trotz seiner Einfachheit dennoch elegant und ist damit ein schöner Tagesduft, den man eventuell aber Abends verwenden kann, wenn man seinen Ehemann umbringen möchte… äh ich meinte den man auch Abends verwenden kann, zum Beispiel beim Ausgehen… :D
Sollte man sich mal angeschaut haben :)