18.01.2025 - 04:56 Uhr

Louka
19 Rezensionen

Louka
Hilfreiche Rezension
8
la boulangerie qui était une étreinte
puh, umzüge. es ist dein wievielter? no 16?
du sitzt von kartons und staub und zeug umgeben auf dem boden und blätterst in einem fotoalbum aus einer zeit, als iphoto noch ein großer, von innen beleuchteter kasten aus plastik samt zugehöriger lupe zum betrachten von dias war.
du blätterst, bilder aus deiner grundschulzeit, ende der 1970er. familienausflüge, du im zoo, du mit kühen, mit ziegen, mit eseln (das stadtkind hat tiere schon immer geliebt), du, wie du gelangweilt, mit beiden kleinen fingern in deinem mund herumspielend deinem vater auf einem rummel-schießstand zuschaust, wie er hässliche plastikblumen erjagt (und dieses automatisch geschossene „gewinnerfoto”).
du landest bei den fotos von dir mit sandrine und estelle, töchter von bekannten im elsass, bei denen du mal deine sommerferien verbracht hast. du erinnerst dich schmunzelnd, wie du „bonne nuit tout le monde” gelernt hast, wie ihr auf der hollywoodschaukel im garten herumgelungert habt, wie ihr morgens immer zum baguette kaufen geschickt wurdet.
und… zack, riechst du sie wieder. die kleine, damals schon nostalgische ein-mann-boulangerie en france rurale. wie sie so heimelig und vertraut gerochen hat, obwohl du dich doch ganz fremd gefühlt hast. ein geruch, den du noch nie zuvor gerochen und in den du dich stehenden fußes verliebt hast. ein geruch, der nach zuhausesein und freundschaft und umarmung duftet, nach geborgenheit und einssein. …
hello! anybody out there?
du löst dich widerwillig aus dem wohligen gefühl und packst das album in den umzugskarton. auf in ein neues zuhause.
**
was für ein feiner duft. so zart und verträumt, gar nicht laut oder aufdringlich. eindringlich allerdings sehr.
ich kann (oder mag?) nicht wirklich den verlauf analysieren. ja, manchmal ist ein schönerweicher harzton im vordergrund, mal weht ein flüchtiger rauchhauch vorbei, mal die ambriert-warme verbindung der blüten mit der vanille und einem hauch zitrone. viel stärker als die einzelnen aromen ist bei mir ein gesamtgefühl, das ich unbeschreibbar finde. nur eben über den geruch in der boulangerie.
ich weiß nicht, was genau die tatsächliche olfaktorische verbindung zur französischen backstube ist. falls es sie außer in meinem limbischen system überhaupt gibt.
wäre der duft eine farbe, es wäre ein warmes, dunkles erdbraun.
wäre er ein wasser: ein stiller, tiefer quelltopf.
wäre er ein tier: braunbär.
ein baum: eine alte eiche.
sitzunterlage: ein weiß-dunkelbraun geschecktes schaffell.
saddle ist mein erster duft von perfumer h, mein sechster von lyn harris. ich mag ihre kunst. diesen duft hier ganz besonders wegen seiner stillen, liebevollen berührung.
allerdings – so geht es mir immer wieder mit harzdüften – wird er im dd auf diese bestimmte art harzig-süß (obwohl der duft insgesamt gar nicht süß ist), die mir schnell zu viel wird. ähnlich kenne ich es z.b. von Dirty Hinoki oder Bo. da brauche ich dann – wie nach einer einheit kekse backen – akut ein frischwürziges gegengewicht. sowas wie Patchouli – was für eine feine, herbe schönheit!
den duft dieser bestimmten boulangerie habe ich übrigens nie wieder erlebt, obgleich ich im lauf der zeit noch viele baguettes gekauft habe, in paris, in der bretagne, den cevennen…
danke an marieposa für die inspiration, perfumer h endlich von meiner inneren merkliste auf die haut zu bewegen!
du sitzt von kartons und staub und zeug umgeben auf dem boden und blätterst in einem fotoalbum aus einer zeit, als iphoto noch ein großer, von innen beleuchteter kasten aus plastik samt zugehöriger lupe zum betrachten von dias war.
du blätterst, bilder aus deiner grundschulzeit, ende der 1970er. familienausflüge, du im zoo, du mit kühen, mit ziegen, mit eseln (das stadtkind hat tiere schon immer geliebt), du, wie du gelangweilt, mit beiden kleinen fingern in deinem mund herumspielend deinem vater auf einem rummel-schießstand zuschaust, wie er hässliche plastikblumen erjagt (und dieses automatisch geschossene „gewinnerfoto”).
du landest bei den fotos von dir mit sandrine und estelle, töchter von bekannten im elsass, bei denen du mal deine sommerferien verbracht hast. du erinnerst dich schmunzelnd, wie du „bonne nuit tout le monde” gelernt hast, wie ihr auf der hollywoodschaukel im garten herumgelungert habt, wie ihr morgens immer zum baguette kaufen geschickt wurdet.
und… zack, riechst du sie wieder. die kleine, damals schon nostalgische ein-mann-boulangerie en france rurale. wie sie so heimelig und vertraut gerochen hat, obwohl du dich doch ganz fremd gefühlt hast. ein geruch, den du noch nie zuvor gerochen und in den du dich stehenden fußes verliebt hast. ein geruch, der nach zuhausesein und freundschaft und umarmung duftet, nach geborgenheit und einssein. …
hello! anybody out there?
du löst dich widerwillig aus dem wohligen gefühl und packst das album in den umzugskarton. auf in ein neues zuhause.
**
was für ein feiner duft. so zart und verträumt, gar nicht laut oder aufdringlich. eindringlich allerdings sehr.
ich kann (oder mag?) nicht wirklich den verlauf analysieren. ja, manchmal ist ein schönerweicher harzton im vordergrund, mal weht ein flüchtiger rauchhauch vorbei, mal die ambriert-warme verbindung der blüten mit der vanille und einem hauch zitrone. viel stärker als die einzelnen aromen ist bei mir ein gesamtgefühl, das ich unbeschreibbar finde. nur eben über den geruch in der boulangerie.
ich weiß nicht, was genau die tatsächliche olfaktorische verbindung zur französischen backstube ist. falls es sie außer in meinem limbischen system überhaupt gibt.
wäre der duft eine farbe, es wäre ein warmes, dunkles erdbraun.
wäre er ein wasser: ein stiller, tiefer quelltopf.
wäre er ein tier: braunbär.
ein baum: eine alte eiche.
sitzunterlage: ein weiß-dunkelbraun geschecktes schaffell.
saddle ist mein erster duft von perfumer h, mein sechster von lyn harris. ich mag ihre kunst. diesen duft hier ganz besonders wegen seiner stillen, liebevollen berührung.
allerdings – so geht es mir immer wieder mit harzdüften – wird er im dd auf diese bestimmte art harzig-süß (obwohl der duft insgesamt gar nicht süß ist), die mir schnell zu viel wird. ähnlich kenne ich es z.b. von Dirty Hinoki oder Bo. da brauche ich dann – wie nach einer einheit kekse backen – akut ein frischwürziges gegengewicht. sowas wie Patchouli – was für eine feine, herbe schönheit!
den duft dieser bestimmten boulangerie habe ich übrigens nie wieder erlebt, obgleich ich im lauf der zeit noch viele baguettes gekauft habe, in paris, in der bretagne, den cevennen…
danke an marieposa für die inspiration, perfumer h endlich von meiner inneren merkliste auf die haut zu bewegen!
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