46°N 08°E Richard Lüscher Britos 2013
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												 Top Rezension
					Wie der Schuhplattler entstand…
					In den Sommerferien des Jahres 1982 brach eine vierköpfige Familie von Kiel aus gen Süden auf. Die beiden Jungs (11 und 7 Jahre alt) würden erstmals den Weißwurst-Äquator überqueren. Es ging ins Berchtesgadener Land, ins beschauliche Örtchen Marktschellenberg. Wir haben von dort aus Salzburg besucht, sind am Königssee gewandert, haben Watzmann und Hochkalter bestaunt.
An einen unserer Ausflüge habe ich eine besonders plastische Detail-Erinnerung. Wir spazierten durch ein ziemlich einsames, düsteres Nadel-Gehölz, das sich irgendwann allmählich lichtete, als sich plötzlich massenhaft Bremsen auf uns stürzten und bissen, bissen, bissen… Wir waren in kurzen Hosen unterwegs und hinfort nur noch zugange, uns zappelnd die Viecher von den Beinen zu schlagen. So muss dereinst der Schuhplattler entstanden sein.
Schließlich kam ein Gasthof in Sicht, hinten auf einer Wiese! Wir sind hingeflüchtet, der Schwarm ließ zum Glück von uns ab. Wir Kinder bekamen jeder eine Tapferkeits-Spezi spendiert, die sich als (für uns) 0,4-Liter-Monster herausstellte - kaum zu schaffen, aber endlich mal Brause satt, immerhin wurde derlei sonst streng rationiert.
Wie hatte der durchwanderte Wald bloß gerochen? Keine Ahnung, mir fällt dazu einzig die Bremsen-Geschichte ein. Schön, dass ich das Schnuppern jetzt nachholen kann! Mein Dank dafür gilt Mokka.
46°N 08°E eröffnet säuerlich-terpentinig, eine Spur zuckrig. Der Säure des Harzes wurde womöglich etwas nachgeholfen, doch alles passt lebensecht zusammen. Rasch dringen ätherische Öle hervor, die zwar charakterlich stark sind, allerdings so maßvoll eingesetzt wurden, dass der Geruch nicht medizinisch wird, sondern wirklich und wahrhaftig vollkommen natürlich bleibt.
Bereits nach einer Stunde ist besagtes Harz außerordentlich mild; die verbliebenen zitrischen Anteile kriegen im Verein mit der ätherischen Frische und der untergründig zuckrigen Note fast was Limonadenhaftes. Aha - unsere Brause im Wald-Gasthof!
Während Harzlinge wie Goutals Nuit Etoilée oder Hinoki mich ins Idealisiert-Märchenhafte bzw. Philosophisch-Entrückte mitnehmen möchten, verweilt 46°N 08°E im Hier und Jetzt. Ihm ist eine nicht recht greifbare, schlichte Leichtigkeit eigen, wie ich sie ähnlich schon aus 44°N 03°E kenne. Ein Innehalten und Genießen ganz ohne hintergedanklichen Anspruch.
Lange gibt mir 46°N 08°E Gelegenheit, vor bald 36 Jahren Versäumtes nachzuholen. Der Duft ist enorm statisch, mithin ein reiner Stimmungsduft. Das angebliche „Lagerfeuer“ verbirgt sich vor mir weitgehend, lediglich den sogenannten „Flechten“ mag ich folgen, einige krautige Elemente geben vornehmlich am Nachmittag eine sanfte, hintergründige Grün-Würze hinein. Ansonsten wandere ich durch den Wald und rieche ich einfach mein stilles, unprätentiöses Harz-Holz. Ein schöner Wald. Und dann ist gut - Zeit zum Einkehren. Vielleicht auf ’ne Spezi…?
				
				
			An einen unserer Ausflüge habe ich eine besonders plastische Detail-Erinnerung. Wir spazierten durch ein ziemlich einsames, düsteres Nadel-Gehölz, das sich irgendwann allmählich lichtete, als sich plötzlich massenhaft Bremsen auf uns stürzten und bissen, bissen, bissen… Wir waren in kurzen Hosen unterwegs und hinfort nur noch zugange, uns zappelnd die Viecher von den Beinen zu schlagen. So muss dereinst der Schuhplattler entstanden sein.
Schließlich kam ein Gasthof in Sicht, hinten auf einer Wiese! Wir sind hingeflüchtet, der Schwarm ließ zum Glück von uns ab. Wir Kinder bekamen jeder eine Tapferkeits-Spezi spendiert, die sich als (für uns) 0,4-Liter-Monster herausstellte - kaum zu schaffen, aber endlich mal Brause satt, immerhin wurde derlei sonst streng rationiert.
Wie hatte der durchwanderte Wald bloß gerochen? Keine Ahnung, mir fällt dazu einzig die Bremsen-Geschichte ein. Schön, dass ich das Schnuppern jetzt nachholen kann! Mein Dank dafür gilt Mokka.
46°N 08°E eröffnet säuerlich-terpentinig, eine Spur zuckrig. Der Säure des Harzes wurde womöglich etwas nachgeholfen, doch alles passt lebensecht zusammen. Rasch dringen ätherische Öle hervor, die zwar charakterlich stark sind, allerdings so maßvoll eingesetzt wurden, dass der Geruch nicht medizinisch wird, sondern wirklich und wahrhaftig vollkommen natürlich bleibt.
Bereits nach einer Stunde ist besagtes Harz außerordentlich mild; die verbliebenen zitrischen Anteile kriegen im Verein mit der ätherischen Frische und der untergründig zuckrigen Note fast was Limonadenhaftes. Aha - unsere Brause im Wald-Gasthof!
Während Harzlinge wie Goutals Nuit Etoilée oder Hinoki mich ins Idealisiert-Märchenhafte bzw. Philosophisch-Entrückte mitnehmen möchten, verweilt 46°N 08°E im Hier und Jetzt. Ihm ist eine nicht recht greifbare, schlichte Leichtigkeit eigen, wie ich sie ähnlich schon aus 44°N 03°E kenne. Ein Innehalten und Genießen ganz ohne hintergedanklichen Anspruch.
Lange gibt mir 46°N 08°E Gelegenheit, vor bald 36 Jahren Versäumtes nachzuholen. Der Duft ist enorm statisch, mithin ein reiner Stimmungsduft. Das angebliche „Lagerfeuer“ verbirgt sich vor mir weitgehend, lediglich den sogenannten „Flechten“ mag ich folgen, einige krautige Elemente geben vornehmlich am Nachmittag eine sanfte, hintergründige Grün-Würze hinein. Ansonsten wandere ich durch den Wald und rieche ich einfach mein stilles, unprätentiöses Harz-Holz. Ein schöner Wald. Und dann ist gut - Zeit zum Einkehren. Vielleicht auf ’ne Spezi…?
		22 Antworten 
	
	

 
					
Ob er mir gefiele - ich weiß nicht so recht!
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