Shendy von Roger & Gallet
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7.8 / 10 2 Bewertungen
Ein Parfum von Roger & Gallet für Damen, erschienen im Jahr 1970. Der Duft ist blumig-chypreartig. Die Produktion wurde offenbar eingestellt.
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Duftrichtung

Blumig
Chypre
Frisch
Würzig
Zitrus
Bewertungen
Duft
7.82 Bewertungen
Haltbarkeit
6.52 Bewertungen
Sillage
6.02 Bewertungen
Flakon
7.18 Bewertungen
Eingetragen von Cassandra, letzte Aktualisierung am 14.04.2024.

Rezensionen

1 ausführliche Duftbeschreibung
9
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
7.5
Duft
Yatagan

396 Rezensionen
Yatagan
Yatagan
Top Rezension 31  
Hüllenlos
Umkommentierte Düfte No. 65

Ich bin ganz ehrlich: Aufgefallen ist mir dieser Duft erst auf den zweiten Blick, und zwar durch die wunderschöne Reklame (oben unter dem Flakonbild in unterschiedlichen Variationen zu sehen), von der ich durch Zufall ein Exemplar in einer uralten Zeitschrift im Schrank meiner Mutter fand. Das ist nicht nur eine wunderschöne "Nude at the beach" (ein Phänotyp der Werbung aus den frühen 70ern, hier in meisterhafter Weise in flächigen Farben und Formen gemalt; das könnte im Übrigen, denkt man sich den Flakon im Vordergrund weg, auch ein rundum gelungenes Filmplakat sein), sondern auch Irritation in Vollendung, - ganz im Sinne guter Werbung.

Denn: Wer soll hier eigentlich angesprochen werden? Männer (der Duft ist hier auf Parfumo und in älteren Harmann & Reimer-Duftatlanten als Herrenduft klassifiziert), die dem Charme der schönen Nackten erliegen wollen und sollen? Frauen (auf dem Flakon ist ganz deutlich der Hinweis "Roger & Gallet Madame" erkennbar, was aber ganz allgemein auf den Gender-Schwerpunkt der Marke verweisen könnte), die sich selbst im Bild der Schönen und der Sehnsucht nach Strand und Meer und Sand auf nackter Haut wiedererkennen könnten? Beide Geschlechter, da das o.g. Bild sowohl in der einen wie der anderen Weise funktioniert und gerade auch zu Beginn der 70er etwas antriggerte, das im Kontext wachsenden Wohlstands seit den späteren 60ern Ferien, Sommer, Sonne, Strand, fremde Länder, Abenteuer und vielleicht auch freie(re) Liebe verhieß? Ein Verspechen, das in der späteren Werbung (s.o.) durch das nackte Pärchen in expliziterer Weise noch einmal aufgenommen wurde. Ob das allerdings die bessere, weil erotisch offensichtlichere Version ist, sei dahingestellt. Ich persönlich würde mich immer für die ältere Variante (m.E. ist das erste der oben zu sehenden Bilder auch das älteste) entscheiden.

Spannend ist auch die Art und Weise der Darstellung, die zwischen den Mentalitäten der 60er und 70er changiert; stilistisch noch in den Sixties verhaftet, thematisch bereits in den Seventies, insbesondere auch durch die dezente, auch fürs Bürgertum goutierbare Andeutung des Hippie-Chics (Dank an DOCBE für diesen Hinweis).

Die Frage, ob es sich tatsächlich um einen Damen- oder Herrenduft handelt, ist bei unvoreingenommener Betrachtung gar nicht so schwer zu beantworten. Trotz der hier und anderswo vorgenommenen Einordnung als Herrenduft (wohlgemerkt: nicht einmal als unisex-Duft), muss Shendy im Kontext der Wahrnehmung der frühen 70er als Damen-Chypre mit floralem Einschlag gelten (Zitrus-Bergamottauftakt, Holznote, typischerweise sogar mit Patchouli, das bei einem Früh-Siebziger nicht fehlen darf, Ausklang mit Eichenmoos und Moschus, ebenfalls ein Must in diesem Jahrzehnt, dann aber auch florale Anteile: Weißblüher-Komponenten: Jasmin, wenn auch weniger aufdringlich, eher dezent-blumig; - sozusagen Chypre im Vordergrund, Blumenstrauß im Hintergrund).
Am hypotaktischen Geschachtelt meiner Sätze mag man erkennen, wie schwer mir hier die schnelle Einordnung fällt: der Duft hat tatsächlich auch etwas Androgynes an sich.

Ob der Duft in späterer Zeit vielleicht mit einem anderen Flakon, auf dem das "Madame" gefehlt haben müsste (s. die Miniatur auf dem Foto von Gold unten), auch als Herren- UND Damenduft beworben worden sein könnte, weiß ich nicht, vermute aber gerade dies aufgrund der bereits erwähnten und oben zu sehenden Schwarz-Weiß-Werbung mit den beiden nackten Schönen. Denkt man an einen ähnlichen klassischen Vertreter, nämlich Jicky, dann zeigt sich auch dort, dass die Klassifizierung als Herren- oder Damenduft durchaus im Verlaufe der Jahrzehnte mit dem Zeitgeschmack hin- und her wechseln kann.

Bitte jetzt keine Hinweise darauf, dass man als Mann oder Frau doch ohnehin tragen könne, was man wolle... Natürlich ist das grundsätzlich richtig, wurde aber in der Parfümherstellung vergangener Jahrzehnte und Jahrhunderte so nicht verstanden. Da dienten Düfte eher als Verstärkung von zeitbezogenen Geschlechterbildern, auch wenn diese eben durchaus variieren konnten.

Zurück zum Duft selbst: Shendy ist ein, um es noch einmal zu sagen, charmanter Chypre mit etwas stärker betonten floralen Anteilen, hat aber auch seine maskulinen Akzente in der stabilen holzigen und moosigen Basis und dem frischen Auftakt, der bei meiner Miniatur, die natürlich auch schon einige Jahre auf dem Glasbuckel hat, nicht mehr lange wahrnehmbar ist. Da schwebt nur noch ein zitronig-herber Hauch voran, bevor die anderen, bereits genannten Töne anklingen.

Maskulin oder androgyn sind auch einige krautige Noten, die nach längerem Tragen sachte aufscheinen, den Duft aber nie in die grüne Fougère-Richtung tragen.

Alles in allem ist die Einordnung in die Herrensparte aus heutiger Sicht akzeptabel, aufgrund der frühen Werbeplakate, des Aufdrucks auf dem Flakon und der Einordnung als floralem Chypre in den frühen 70ern aus meiner Sicht allerdings sachlich kaum haltbar. Ich würde daher als Kompromiss für eine Verschiebung zur Kategorie der Unisex-Düfte plädieren, auch wenn sich H & R und Parfumo nur selten irren.

Für eine Unisex-oder Herren-Einordnung spräche auch die zeitgleiche Bewerbung des R & G-Herrenduftes "Monsieur" mit einem ganz ähnlichen Bild. Diesmal jedoch mit einem nachten Mann vor genannter Kulisse...

Hätte ich den Duft wohl getestet, wenn mir nicht die wunderschöne Nackte ins Auge gefallen wäre? Vielleicht schon - aufgrund meines Faibles für ältere Herrenklassiker, aber letztlich bleibt Shendy als Duft im engeren Sinne nur eine zeitgebundene Episode, der Versuch einen weiteren Chypre am Markt zu etablieren, was offenbar für eine Weile, nicht aber auf Dauer gelang. Shendy ist m.E. schon länger vor Markt verschwunden. In neueren H & R-Duftantologien taucht er nicht mehr auf, letztmalig nach meiner Erkenntnis Ende der 80er Jahre. Ob er anschließend noch produziert wurde, vielleicht noch für den französischen Markt, entzieht sich meiner Kenntnis.

Ein Flakon oder eine Miniatur ist kein Must-have, aber wer preiswert eine erstehen kann, mag es mit diesem kleinen Duft versuchen. Allen anderen sei die Betrachtung des oben stehenden Bildes empfohlen.
23 Antworten

Statements

1 kurze Meinung zum Parfum
GoldGold vor 16 Tagen
7.5
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Chyprisches Eau aus den 70's. Da traute sich R&G noch viel mehr als heute. Richtig interessante Komposition mit leicht herbem Touch.
12 Antworten

Diagramm

So ordnet die Community den Duft ein.
Torten Radar

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