02.07.2023 - 08:32 Uhr
Ropanski2020
21 Rezensionen
Ropanski2020
Hilfreiche Rezension
10
Die Wucht des Schönen - erwachte Dschungel-Triebe
Den aktuellen Veröffentlichungen bei Ensar wird mit derart viel Kritik begegnet, dass man meinen könnte, das Thema Ensar sei endgültig ausgelutscht, als bliebe von dem ganzen Bau kein Stein mehr auf dem anderen. Zugegeben - neben dem offensichtlichen Kernfeld sind die Ausflüge von Ensar in nächstgelegene oder gar weitentfernte Gefilde nicht immer von Erfolg gekrönt gewesen.
Die einen finden zu viel alte, vertrauensvolle DNA aufgegeben, die anderen noch zu viel von dieser aufrecht erhalten. Allen Vorstellungen bzw. Wünschen zu genügen, kann die Aufgabe einer Marke sicherlich nicht sein. Sie sollte vielmehr im Ringen mit der Konkurrenz um Aufrechterhaltung ihrer Qualität bemüht sein. Ob ihr das durchgängig gelingt, ist eine andere Frage.
Insgeheim scheinen die "Fans" ohnehin die klassische Ensar-Ausrichtung zu bevorzugen, obwohl die weiterhin zu Tode destillierte SQ- und/ oder EO N°X-"haste noch nicht gesehen"-Etikettiererei mehr einer umschiffend-nervigen Marotte denn einem Qualitätssiegel zu gleichen scheint. Diejenigen "Fans", die von Anfang an dabei sind, beschweren sich zusehends.
Dabei lohnt es sich, ab und an vom Hauptpfad abzulassen und den Blick mal nach links und rechts schweifen zu lassen, manche vermeintliche Abzweigung führt ebenfalls zum unverhofften Glück. Maroke Maharaja ist eine ebensolche (Abzweigung) und darüber hinaus noch so viel mehr!
Maroke, das ist...
(1) ein Bild, das von umtriebigen Wurzelformationen durchzogen ist, erbaut von den Bäumen selbst, die Schatten spenden, begleitet vom bunten Nachtkonzert einer immergrünen Wildnis, welche verfängt.
(2) das Gefühl, sich durch moosbehangende schmale Schluchten zu quetschen und auf einen dicht bewachsenen Dschungel zuzulaufen, während am Horizont leichte Rauchschwaden aufziehen.
(3) die Vorstellung, unter Demeter’s Rock zu krauchen und hinter wild umwuchernden Böschungen eine Schneise zu ziehen, irgendwo zwischen frühreifem Gemüseanbau und knorrig altem Holz gelegen.
Maroke ist aber vor allem eins: dunkel-grün, durchnässt von Bitterstoffen. Aus Halmen dringt der Saft ins dunkelholzige Papua-Oud ein und lässt dieses mentholartig schwitzen. Ätherisch-klärenden Rauch steigt auf, reich an süßlichen Harzen und Moschus-Balsam, der in Bottichen erhitzt wird, während trockene Tabakblätter in feuchter Erde versinken.
Im Unterschied zu Maroke Maharaja findet in der Parfüm-Variante Vetiver und eine gehörige Portion Tonkin-Moschus Verwendung. Letzterer fungiert als Träger in der Basis, was sich vor allem auf die Haltbarkeit des Saftes auswirkt, die mehr als ordentlich ausfällt; da kann Maroke Maharaja nur bedingt mithalten. Das Parfüm eröffnet mit einem recht scharfen, Blattsaft-grünen Akkord (Gemüse-Assoziation), ergänzt/ intensiviert durch Zypresse, Vetiver und viel Eichenmoos, das Papua-Oud ist zunächst dunkelholzig-frisch, mit mentholartig-rauchigen Anklängen, später dunkelholzig (im Ausklang), mit kräftiger, würzig-süßlicher Moschus-Ausdünstung im dry down.
—————————
Fazit - abschließende Worte
Ja, ich habe über die Veröffentlichungspolitik der letzten Jahre bei Ensar geflucht, möglicherweise sogar viel zu oft. Über die diversen SQ-Verblendungen, die noch immer anhaltende Sultani-Referenzerei, über die teils hoffnungslos pathetischen Worte auf der Homepage und nicht zuletzt auch über mich, der bei all dem Meckern und Zaudern den erstklassigen Wald vor lauter Bäumen nicht mehr zu erkennen vermochte, dem bereits seine Machete ganz und gar stumpf geworden ist, so schwach war zuletzt das persönliche Verlangen, in die Ensar-Wildnis zurückzukehren.
Nicht nur Menschen, auch Düfte wollen erobert werden, "je vermeintlich seltener desto besser", raunt es einen durch den Schädel. Der innere Jagdtrieb ist geweckt, wer sie kennt, die erfolgreiche Jagd, wird zum Triebtäter, sucht das nächste Flakon der Begierde. Stets begleitet von dem unermüdlichen Gedanken, der bereits den Neandertaler aus der Höhle trieb, überleben und sich weiter entwickeln zu wollen. Zwischen all dem olfaktorischen Unrat, der die zivilisatorischen Pfade unlängst säumt, öffnet sich ein Korridor der Zeit, der uns erneut einst werden lässt mit dem vorgenannten, urzeitlichem Geschöpf, das noch seine Eindrücke an die Wände kritzelte, während unsereins (überwiegend) nur noch mit der Tastatur vorliebnimmt.
Hegel sah einst in Napoleon die Weltseele manifestiert, die hoch zu Pferd und von militärischem Eroberungseifer ergriffen das politische Weltgeschehen umfassend beeinflusste, ich hingegen eine solche (olfaktorische) in Ensar, sobald dieser vor den Destillierkolben stehend *Großes* (Maroke Maharaja) zu komponieren bereit ist.
Danke dafür!
PS: Dank geht ferner raus an @MrOud92, der mir diese Perle überlassen hat.
Die einen finden zu viel alte, vertrauensvolle DNA aufgegeben, die anderen noch zu viel von dieser aufrecht erhalten. Allen Vorstellungen bzw. Wünschen zu genügen, kann die Aufgabe einer Marke sicherlich nicht sein. Sie sollte vielmehr im Ringen mit der Konkurrenz um Aufrechterhaltung ihrer Qualität bemüht sein. Ob ihr das durchgängig gelingt, ist eine andere Frage.
Insgeheim scheinen die "Fans" ohnehin die klassische Ensar-Ausrichtung zu bevorzugen, obwohl die weiterhin zu Tode destillierte SQ- und/ oder EO N°X-"haste noch nicht gesehen"-Etikettiererei mehr einer umschiffend-nervigen Marotte denn einem Qualitätssiegel zu gleichen scheint. Diejenigen "Fans", die von Anfang an dabei sind, beschweren sich zusehends.
Dabei lohnt es sich, ab und an vom Hauptpfad abzulassen und den Blick mal nach links und rechts schweifen zu lassen, manche vermeintliche Abzweigung führt ebenfalls zum unverhofften Glück. Maroke Maharaja ist eine ebensolche (Abzweigung) und darüber hinaus noch so viel mehr!
Maroke, das ist...
(1) ein Bild, das von umtriebigen Wurzelformationen durchzogen ist, erbaut von den Bäumen selbst, die Schatten spenden, begleitet vom bunten Nachtkonzert einer immergrünen Wildnis, welche verfängt.
(2) das Gefühl, sich durch moosbehangende schmale Schluchten zu quetschen und auf einen dicht bewachsenen Dschungel zuzulaufen, während am Horizont leichte Rauchschwaden aufziehen.
(3) die Vorstellung, unter Demeter’s Rock zu krauchen und hinter wild umwuchernden Böschungen eine Schneise zu ziehen, irgendwo zwischen frühreifem Gemüseanbau und knorrig altem Holz gelegen.
Maroke ist aber vor allem eins: dunkel-grün, durchnässt von Bitterstoffen. Aus Halmen dringt der Saft ins dunkelholzige Papua-Oud ein und lässt dieses mentholartig schwitzen. Ätherisch-klärenden Rauch steigt auf, reich an süßlichen Harzen und Moschus-Balsam, der in Bottichen erhitzt wird, während trockene Tabakblätter in feuchter Erde versinken.
Im Unterschied zu Maroke Maharaja findet in der Parfüm-Variante Vetiver und eine gehörige Portion Tonkin-Moschus Verwendung. Letzterer fungiert als Träger in der Basis, was sich vor allem auf die Haltbarkeit des Saftes auswirkt, die mehr als ordentlich ausfällt; da kann Maroke Maharaja nur bedingt mithalten. Das Parfüm eröffnet mit einem recht scharfen, Blattsaft-grünen Akkord (Gemüse-Assoziation), ergänzt/ intensiviert durch Zypresse, Vetiver und viel Eichenmoos, das Papua-Oud ist zunächst dunkelholzig-frisch, mit mentholartig-rauchigen Anklängen, später dunkelholzig (im Ausklang), mit kräftiger, würzig-süßlicher Moschus-Ausdünstung im dry down.
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Fazit - abschließende Worte
Ja, ich habe über die Veröffentlichungspolitik der letzten Jahre bei Ensar geflucht, möglicherweise sogar viel zu oft. Über die diversen SQ-Verblendungen, die noch immer anhaltende Sultani-Referenzerei, über die teils hoffnungslos pathetischen Worte auf der Homepage und nicht zuletzt auch über mich, der bei all dem Meckern und Zaudern den erstklassigen Wald vor lauter Bäumen nicht mehr zu erkennen vermochte, dem bereits seine Machete ganz und gar stumpf geworden ist, so schwach war zuletzt das persönliche Verlangen, in die Ensar-Wildnis zurückzukehren.
Nicht nur Menschen, auch Düfte wollen erobert werden, "je vermeintlich seltener desto besser", raunt es einen durch den Schädel. Der innere Jagdtrieb ist geweckt, wer sie kennt, die erfolgreiche Jagd, wird zum Triebtäter, sucht das nächste Flakon der Begierde. Stets begleitet von dem unermüdlichen Gedanken, der bereits den Neandertaler aus der Höhle trieb, überleben und sich weiter entwickeln zu wollen. Zwischen all dem olfaktorischen Unrat, der die zivilisatorischen Pfade unlängst säumt, öffnet sich ein Korridor der Zeit, der uns erneut einst werden lässt mit dem vorgenannten, urzeitlichem Geschöpf, das noch seine Eindrücke an die Wände kritzelte, während unsereins (überwiegend) nur noch mit der Tastatur vorliebnimmt.
Hegel sah einst in Napoleon die Weltseele manifestiert, die hoch zu Pferd und von militärischem Eroberungseifer ergriffen das politische Weltgeschehen umfassend beeinflusste, ich hingegen eine solche (olfaktorische) in Ensar, sobald dieser vor den Destillierkolben stehend *Großes* (Maroke Maharaja) zu komponieren bereit ist.
Danke dafür!
PS: Dank geht ferner raus an @MrOud92, der mir diese Perle überlassen hat.
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