15.02.2022 - 04:31 Uhr
Genesis666
12 Rezensionen
Genesis666
Hilfreiche Rezension
18
The Beauty and the Beast
Als großer Fan der Tigerwood-Öle, insbesondere des Tigerwood Royale, war ich mehr als hyped, als ich die ich die Nachricht bekam, dass es diese fast schon „legendären“ Ouds nun auch als Spray-Parfum bzw. wie es bei EO heißt; „PureParfum“ geben wird. Noch nie zuvor, habe ich so schnell auf den „Order-Button“ geklickt wie in diesem Fall.
Wer mit den Tigerwoods bisher nicht vertraut sein sollte – Hierbei handelt es sich um wilde Vintage-Ouds aus Malaysia die zwischen 1990 und 2001 destilliert wurden. In dem Fall ausnahmsweise mal nicht von Ensar selbst. Nach seinen Angaben hat er die Öle von einem chinesischen Oud-Tycoon gekauft und neben ihm selbst sind weitere Abfüllungen ausschließlich im Besitz der Königin von Abu-Dhabi.
Was diese Ouds aus meiner Sicht so besonders macht, ist das absolut außergewöhnliche Duftprofil, das wohl mit zu den komplexesten gehört, welches ich jemals in Adlerholz-Ölen gerochen habe. Es ist so komplex, dass man es nur schwer beschreiben kann. Eine Mischung aus mineralisch, erdig, ledrig, holzig, moosig. Einer der passendsten Beschreibungen wäre wohl der Begriff „petrichor“, welcher den typischen Geruch der Atmosphäre kurz vor einem Sommerregen beschreibt – kennt und liebt doch jeder, oder? „Es riecht nach Regen.“
So viel zum Oud selbst.
Ensar scheint sich sehr wohl bewusst zu sein, welchen Stellenwert „Tigerwood Royale“ bei Oud-Liebhabern auf der ganzen Welt hat und das wird wohl auch der Grund sein, weshalb er sich entschied, eine „Spray-Variante“ davon zu kreieren. Gleiches hat sich mit „Oud Yusuf PP“ ja bereits als extrem erfolgreiche Strategie erwiesen.
Nun zum PP: Die Noten klangen für mich sehr vielversprechend. In meinem Kopf ergab die Ergänzung von Kaffe, Vanille, Kakao, Tabak Kashmir-Moschus usw. eine extrem harmonische Komposition. Einzig der schwarze Ambergris, von dem laut Beschreibung „Unmengen“ verwendet wurden, machte mir ein wenig Sorge. Schwarze Ambra ist bei weitem die extremste und animalischste Variante und wird deshalb eher selten verwendet.
Schon beim ersten Test war mir klar: „Aiaiai, das wird kein einfacher Duft.“… und ich bin alles andere als zimperlich, was Düfte angeht. Im Opening erkennt man ganz klar die Tigerwood-DNA. Wenn auch, bedingt durch die logischerweise geringere Konzentration, etwas transparenter anmutend. In den ersten Minuten kommen auch ganz leichte Nuancen von Kaffe, Tabak und Kakao durch. Hier liegt die Betonung aber auf „Nuancen“. Soll heißen, dass die Noten zwar da sind aber in keinster Weise dem Oud die Show stehlen. Was nun folgt is genau das, was Ensar beschrieben hat: „A base-heavy Blast, that ain’t pretty.“ Tigerwood hat keinerlei Herznoten was zur Folge hat, dass das Opening nach ca. 10 Minuten direkt in die Basis übergeht und die hat es mehr als in sich. Der schwarze Ambergris ist so unfassbar potent, dass er meiner Meinung nach alle anderen Noten komplett überrennt und ohne Gnade mit dem Gesicht zu Boden drückt. Hier und da erkennt man noch die leichten benzinartigen, fast wie Schweröl anmutenden Noten des Ouds aber Mainplayer ist nach 10 Minuten ganz klar Black Ambergris. Wie gesagt, ich bin wirklich nicht zart besaitet was animalische und außergewöhnliche Düfte angeht aber die Tigerwood-Base spielt hier in einer ganz anderen Liga.
Ich würde es nichtmal als animalisch bezeichnen sondern eher als „sumpfig“ bezeichnen. Es erinnert an den Geruch von feuchten Mooren und verrottendem Holz. Jemand anderes beschrieb den Duft als „Geruch von Mordor“ oder „Smeagol’s Signature“ aus „Herr der Ringe“. Leider muss ich sagen, dass ich das ziemlich treffend finde. Ein Bekannte von mir, die als Zahntechnikerin arbeitet war sogar der Meinung der Duft rieche wie „Halitosis“. Zugegeben, das musste ich selbst erstmal googeln aber im Prinzip beschreibt es nichts anderes als „Mundgeruch“. Zwischendurch kommt immer mal wieder eine Spur von Eichenmoos durch, welches meiner Meinung nach völlig deplatziert wirkt, da es einen merkwürdigen Chypre-Charakter in die Komposition einbringt und mehr irritiert als das es dem Duft etwas Gutes täte. Auf mich macht der gesamte Duft einen unrunden, unausgereiften und unfertigen Eindruck. Wie ein überstürzter Versuch dem „Tigerwood-Hype möglichst schnell die Krone aufzusetzen. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass es sich eher um einen „Geruch“ als um ein Parfum handelt. Je länger der Duft auf der Haut blieb, desto unangenehmer wurde er für mich. Nicht nur für mich, sondern auch für mein Umfeld. Meine Freundin mochte ihn anfangs aber das änderte sich recht schnell wieder. Um sicher zu gehen, dass es nicht einfach nur auf einer ungünstigen Interaktion zwischen dem Duft und meiner Hautchemie basiert, sprühte ich den Duft zum Vergleich noch auf einen Pullover – leider mit dem gleichen Ergebnis.
Um das Ganze anhand eines kurzen Beispiels zu verdeutlichen: Hätte ich für ein Bewerbungsgespräch die Wahl zwischen War&Peace II, den ich sehr schätze, bei dem mir aber dennoch bewusst ist, dass er Lichtjahre entfernt von „alltagstauglich“ ist und dem Tigerwood PP würde ich mich wohl für den W&P II entscheiden.
Mein persönliches Fazit:
Ensar hat „Tigerwood Royale“ mit dem PP aus meiner Sicht keinen Gefallen getan. Vielleicht liegt es einzig und allein am opulenten Gebrauch der schwarzen Ambra, vielleicht hätte man den Fokus der Fixative eher auf Moschus oder auf den höher gradierten weißen Ambergris legen sollen. Ich weiß es nicht, ich bin kein Parfümeur. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass Ensar angibt, die letzten Reste dieses wertvollen Öls für den Duft verwendet zu haben kann ich nur sagen: Schade um dieses wunderbare Ausnahme-Oud.
Es ist mit ziemlicher Sicherheit eine extreme Herausforderung eine Hommage an ein solches Produkt zu kreieren aber frei nach dem Motto: Never Change a running System“ sollte man manche Dinge vielleicht einfach unberührt lassen. Es würde wahrscheinlich auch niemand auf die Idee kommen einen Ferrari F40 zu verbasteln.
Zugegeben, Ensar hat im Vorfeld schon deutlich kommuniziert, dass der Duft nicht „Pretty“ wird und deshalb will ich mich hier nicht „beschweren“ sondern lediglich wiedergeben, wie das Resultat für mich riecht. Ich möchte auch GANZ KLAR BETONEN, dass es sich hierbei lediglich um meine SUBJEKTIVE Meinung und Wahrnehmung handelt. Ich bin mir sicher, dass es auch hier Leute gibt, die das Parfum absolut genial finden. Das respektiere ich selbstverständlich zu 100% und freue mich für jeden, der diesen Duft, so wie er ist, zu schätzen weiß. Möglicherweise muss der Duft auch einfach noch einige Monate ausreifen, wir werden sehen. Ich persönlich werde aber definitiv beim Öl bleiben.
Bei einem derart hohen Preis muss ein Duft für mich gewissen Kriterien erfüllen und das tut Tigerwood leider in dem Fall nicht. Wie immer gilt aber auch hier: Testet ihn selbst und legt nicht zu viel Wert auf meine Meinung. Nur so kann man objektiv urteilen. Zumindest sofern es das Wort „objektiv“ in der Welt der Düfte überhaupt gibt.
Wer mit den Tigerwoods bisher nicht vertraut sein sollte – Hierbei handelt es sich um wilde Vintage-Ouds aus Malaysia die zwischen 1990 und 2001 destilliert wurden. In dem Fall ausnahmsweise mal nicht von Ensar selbst. Nach seinen Angaben hat er die Öle von einem chinesischen Oud-Tycoon gekauft und neben ihm selbst sind weitere Abfüllungen ausschließlich im Besitz der Königin von Abu-Dhabi.
Was diese Ouds aus meiner Sicht so besonders macht, ist das absolut außergewöhnliche Duftprofil, das wohl mit zu den komplexesten gehört, welches ich jemals in Adlerholz-Ölen gerochen habe. Es ist so komplex, dass man es nur schwer beschreiben kann. Eine Mischung aus mineralisch, erdig, ledrig, holzig, moosig. Einer der passendsten Beschreibungen wäre wohl der Begriff „petrichor“, welcher den typischen Geruch der Atmosphäre kurz vor einem Sommerregen beschreibt – kennt und liebt doch jeder, oder? „Es riecht nach Regen.“
So viel zum Oud selbst.
Ensar scheint sich sehr wohl bewusst zu sein, welchen Stellenwert „Tigerwood Royale“ bei Oud-Liebhabern auf der ganzen Welt hat und das wird wohl auch der Grund sein, weshalb er sich entschied, eine „Spray-Variante“ davon zu kreieren. Gleiches hat sich mit „Oud Yusuf PP“ ja bereits als extrem erfolgreiche Strategie erwiesen.
Nun zum PP: Die Noten klangen für mich sehr vielversprechend. In meinem Kopf ergab die Ergänzung von Kaffe, Vanille, Kakao, Tabak Kashmir-Moschus usw. eine extrem harmonische Komposition. Einzig der schwarze Ambergris, von dem laut Beschreibung „Unmengen“ verwendet wurden, machte mir ein wenig Sorge. Schwarze Ambra ist bei weitem die extremste und animalischste Variante und wird deshalb eher selten verwendet.
Schon beim ersten Test war mir klar: „Aiaiai, das wird kein einfacher Duft.“… und ich bin alles andere als zimperlich, was Düfte angeht. Im Opening erkennt man ganz klar die Tigerwood-DNA. Wenn auch, bedingt durch die logischerweise geringere Konzentration, etwas transparenter anmutend. In den ersten Minuten kommen auch ganz leichte Nuancen von Kaffe, Tabak und Kakao durch. Hier liegt die Betonung aber auf „Nuancen“. Soll heißen, dass die Noten zwar da sind aber in keinster Weise dem Oud die Show stehlen. Was nun folgt is genau das, was Ensar beschrieben hat: „A base-heavy Blast, that ain’t pretty.“ Tigerwood hat keinerlei Herznoten was zur Folge hat, dass das Opening nach ca. 10 Minuten direkt in die Basis übergeht und die hat es mehr als in sich. Der schwarze Ambergris ist so unfassbar potent, dass er meiner Meinung nach alle anderen Noten komplett überrennt und ohne Gnade mit dem Gesicht zu Boden drückt. Hier und da erkennt man noch die leichten benzinartigen, fast wie Schweröl anmutenden Noten des Ouds aber Mainplayer ist nach 10 Minuten ganz klar Black Ambergris. Wie gesagt, ich bin wirklich nicht zart besaitet was animalische und außergewöhnliche Düfte angeht aber die Tigerwood-Base spielt hier in einer ganz anderen Liga.
Ich würde es nichtmal als animalisch bezeichnen sondern eher als „sumpfig“ bezeichnen. Es erinnert an den Geruch von feuchten Mooren und verrottendem Holz. Jemand anderes beschrieb den Duft als „Geruch von Mordor“ oder „Smeagol’s Signature“ aus „Herr der Ringe“. Leider muss ich sagen, dass ich das ziemlich treffend finde. Ein Bekannte von mir, die als Zahntechnikerin arbeitet war sogar der Meinung der Duft rieche wie „Halitosis“. Zugegeben, das musste ich selbst erstmal googeln aber im Prinzip beschreibt es nichts anderes als „Mundgeruch“. Zwischendurch kommt immer mal wieder eine Spur von Eichenmoos durch, welches meiner Meinung nach völlig deplatziert wirkt, da es einen merkwürdigen Chypre-Charakter in die Komposition einbringt und mehr irritiert als das es dem Duft etwas Gutes täte. Auf mich macht der gesamte Duft einen unrunden, unausgereiften und unfertigen Eindruck. Wie ein überstürzter Versuch dem „Tigerwood-Hype möglichst schnell die Krone aufzusetzen. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass es sich eher um einen „Geruch“ als um ein Parfum handelt. Je länger der Duft auf der Haut blieb, desto unangenehmer wurde er für mich. Nicht nur für mich, sondern auch für mein Umfeld. Meine Freundin mochte ihn anfangs aber das änderte sich recht schnell wieder. Um sicher zu gehen, dass es nicht einfach nur auf einer ungünstigen Interaktion zwischen dem Duft und meiner Hautchemie basiert, sprühte ich den Duft zum Vergleich noch auf einen Pullover – leider mit dem gleichen Ergebnis.
Um das Ganze anhand eines kurzen Beispiels zu verdeutlichen: Hätte ich für ein Bewerbungsgespräch die Wahl zwischen War&Peace II, den ich sehr schätze, bei dem mir aber dennoch bewusst ist, dass er Lichtjahre entfernt von „alltagstauglich“ ist und dem Tigerwood PP würde ich mich wohl für den W&P II entscheiden.
Mein persönliches Fazit:
Ensar hat „Tigerwood Royale“ mit dem PP aus meiner Sicht keinen Gefallen getan. Vielleicht liegt es einzig und allein am opulenten Gebrauch der schwarzen Ambra, vielleicht hätte man den Fokus der Fixative eher auf Moschus oder auf den höher gradierten weißen Ambergris legen sollen. Ich weiß es nicht, ich bin kein Parfümeur. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass Ensar angibt, die letzten Reste dieses wertvollen Öls für den Duft verwendet zu haben kann ich nur sagen: Schade um dieses wunderbare Ausnahme-Oud.
Es ist mit ziemlicher Sicherheit eine extreme Herausforderung eine Hommage an ein solches Produkt zu kreieren aber frei nach dem Motto: Never Change a running System“ sollte man manche Dinge vielleicht einfach unberührt lassen. Es würde wahrscheinlich auch niemand auf die Idee kommen einen Ferrari F40 zu verbasteln.
Zugegeben, Ensar hat im Vorfeld schon deutlich kommuniziert, dass der Duft nicht „Pretty“ wird und deshalb will ich mich hier nicht „beschweren“ sondern lediglich wiedergeben, wie das Resultat für mich riecht. Ich möchte auch GANZ KLAR BETONEN, dass es sich hierbei lediglich um meine SUBJEKTIVE Meinung und Wahrnehmung handelt. Ich bin mir sicher, dass es auch hier Leute gibt, die das Parfum absolut genial finden. Das respektiere ich selbstverständlich zu 100% und freue mich für jeden, der diesen Duft, so wie er ist, zu schätzen weiß. Möglicherweise muss der Duft auch einfach noch einige Monate ausreifen, wir werden sehen. Ich persönlich werde aber definitiv beim Öl bleiben.
Bei einem derart hohen Preis muss ein Duft für mich gewissen Kriterien erfüllen und das tut Tigerwood leider in dem Fall nicht. Wie immer gilt aber auch hier: Testet ihn selbst und legt nicht zu viel Wert auf meine Meinung. Nur so kann man objektiv urteilen. Zumindest sofern es das Wort „objektiv“ in der Welt der Düfte überhaupt gibt.
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