16.06.2016 - 14:31 Uhr
Meggi
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Neue Religionen am Start - heute: der Shams-Kult
„Willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer, zu ‚Neue Religionen am Start‘! Am Mikrofon ist wie gewohnt Nastasja Riech-Kolb. Mein heutiger Gast im Studio ist Jeronimo Dippelhuber, der jüngst den Shams-Kult gegründet hat. Herr Dippelhuber, können Sie uns in zwei, drei Sätzen erläutern, was es mit Ihrer neuen Religion auf sich hat?“
„Sehr gern, Frau Riech-Kolb. Shams richtet sich an all diejenigen, die sich in den einschlägigen Rauchwerk-Kirchen nicht recht wohlfühlen, aber trotzdem nicht auf entsprechende Gerüche verzichten, ja, sich im Gegenteil selbst intensiv damit umgeben wollen. Wir wollen allerdings im Rauch wärmer sein als die Katholiken sowie holziger und auch glutvoller als die Orthodoxen.“
„Und das ist alles?“
„Ja. Schlichtheit steht im Vordergrund. Nicht: Anspruchslosigkeit! Wir haben eine ausgefeilte Kulthandlung entworfen, die den Weihrauch und außerdem das Holz im Mittelpunkt hat. Eine Shams-Messe beginnt mit…“
„Einen Moment, bitte! Bevor wir uns diesen Einzelheiten zuwenden, erklären Sie doch den Hörerinnen und Hörern zunächst, wie Sie auf den Namen ‚Shams‘ gekommen sind.“
„Gern! Ursprünglich wollte ich die neue Religion nach meinen erweiterten Initialen benennen, aber ‚JeDi‘ war leider schon besetzt. Also: Shams. Das ist ein Akronym bzw. Initialwort für ‚Sie haben alle mal Schnupfen‘.“
„Sie…haben…alle…mal…Schnupfen…?“
„Genau. Das unterstreicht unsere gechillte Art. Wer Schnupfen hat, braucht sich um religiöse Rituale nicht zu kümmern. Schlagen Sie das mal einem Pfarrer aus Oberammergau oder einem hanbalitischen Muslim vor!“
„Aha. Nun…äh…das Ritual - wir haben das Thema bereits kurz gestreift. Wie spielt sich das ab?“
„Bei uns geht – Weihrauch hin oder her – nichts ohne Holz. Auf einer Shams-Messe wird ausgewogen balsamisch-rauchiges, sanft-säuerliches Weihrauch-Harz sacht verräuchert, während eine zweite Person mit höchster Geschwindigkeit feines Schleifpapier über ein helles Holz-Brett reibt. Unterdessen erhitzt noch wer anders behutsam Honig in einem Kessel bis irgendwann allmählich mehr und mehr süßliche Schwaden daraus aufsteigen. Eine vierte Person röstet eine Handvoll Gewürze in einer kleinen Bratpfanne und backt gleichzeitig ein Mischbrot mit brauner Kruste. Der Heilige Olfater – so nennen wir den leitenden Priester – wedelt den kombinierten Dunst persönlich zu den Gläubigen hinüber. Das Ganze dauert ungefähr fünf Stunden.“
„Sehr beeindruckend, aber was tun die die Leute, die gechillterweise oder wegen des Anflugs eines Schnupfens gerade keinen Drive haben, zur Messe zu gehen und daheim geblieben sind?“
„Warten Sie doch ab, der einfache Part fehlte noch! Im zweiten Teil der Messe nämlich wird eine naturbelassene Bastelholz-Platte aus der Heimwerker-Abteilung mit Honig bestrichen und im Ofen bei 80 Grad vorsichtig einige Stunden lang überbacken. Das kriegt jeder sogar zu Hause hin, es bedarf nicht einmal einer Umluft-Funktion. Ober-Unterhitze geht auch. Zur gleichmäßigen Beduftung bloß alle ein, zwei Minuten die Klappe öffnen und sich am Holz-Honig-Geruch erfreuen.“
„Äh…ja. Vielen Dank für Ihre Ausführungen und Ihren Besuch – auf Wiedersehen! Das war es für heute, liebe Hörerinnen und Hörer. Nächste Woche begrüßen wir den erst kürzlich erleuchteten Vorsitzenden der Neuolfaktolischen Kirche Bruchsal. Schalten Sie wieder ein, wenn es heißt: ‚Neue Religionen am Start‘!“
„Sehr gern, Frau Riech-Kolb. Shams richtet sich an all diejenigen, die sich in den einschlägigen Rauchwerk-Kirchen nicht recht wohlfühlen, aber trotzdem nicht auf entsprechende Gerüche verzichten, ja, sich im Gegenteil selbst intensiv damit umgeben wollen. Wir wollen allerdings im Rauch wärmer sein als die Katholiken sowie holziger und auch glutvoller als die Orthodoxen.“
„Und das ist alles?“
„Ja. Schlichtheit steht im Vordergrund. Nicht: Anspruchslosigkeit! Wir haben eine ausgefeilte Kulthandlung entworfen, die den Weihrauch und außerdem das Holz im Mittelpunkt hat. Eine Shams-Messe beginnt mit…“
„Einen Moment, bitte! Bevor wir uns diesen Einzelheiten zuwenden, erklären Sie doch den Hörerinnen und Hörern zunächst, wie Sie auf den Namen ‚Shams‘ gekommen sind.“
„Gern! Ursprünglich wollte ich die neue Religion nach meinen erweiterten Initialen benennen, aber ‚JeDi‘ war leider schon besetzt. Also: Shams. Das ist ein Akronym bzw. Initialwort für ‚Sie haben alle mal Schnupfen‘.“
„Sie…haben…alle…mal…Schnupfen…?“
„Genau. Das unterstreicht unsere gechillte Art. Wer Schnupfen hat, braucht sich um religiöse Rituale nicht zu kümmern. Schlagen Sie das mal einem Pfarrer aus Oberammergau oder einem hanbalitischen Muslim vor!“
„Aha. Nun…äh…das Ritual - wir haben das Thema bereits kurz gestreift. Wie spielt sich das ab?“
„Bei uns geht – Weihrauch hin oder her – nichts ohne Holz. Auf einer Shams-Messe wird ausgewogen balsamisch-rauchiges, sanft-säuerliches Weihrauch-Harz sacht verräuchert, während eine zweite Person mit höchster Geschwindigkeit feines Schleifpapier über ein helles Holz-Brett reibt. Unterdessen erhitzt noch wer anders behutsam Honig in einem Kessel bis irgendwann allmählich mehr und mehr süßliche Schwaden daraus aufsteigen. Eine vierte Person röstet eine Handvoll Gewürze in einer kleinen Bratpfanne und backt gleichzeitig ein Mischbrot mit brauner Kruste. Der Heilige Olfater – so nennen wir den leitenden Priester – wedelt den kombinierten Dunst persönlich zu den Gläubigen hinüber. Das Ganze dauert ungefähr fünf Stunden.“
„Sehr beeindruckend, aber was tun die die Leute, die gechillterweise oder wegen des Anflugs eines Schnupfens gerade keinen Drive haben, zur Messe zu gehen und daheim geblieben sind?“
„Warten Sie doch ab, der einfache Part fehlte noch! Im zweiten Teil der Messe nämlich wird eine naturbelassene Bastelholz-Platte aus der Heimwerker-Abteilung mit Honig bestrichen und im Ofen bei 80 Grad vorsichtig einige Stunden lang überbacken. Das kriegt jeder sogar zu Hause hin, es bedarf nicht einmal einer Umluft-Funktion. Ober-Unterhitze geht auch. Zur gleichmäßigen Beduftung bloß alle ein, zwei Minuten die Klappe öffnen und sich am Holz-Honig-Geruch erfreuen.“
„Äh…ja. Vielen Dank für Ihre Ausführungen und Ihren Besuch – auf Wiedersehen! Das war es für heute, liebe Hörerinnen und Hörer. Nächste Woche begrüßen wir den erst kürzlich erleuchteten Vorsitzenden der Neuolfaktolischen Kirche Bruchsal. Schalten Sie wieder ein, wenn es heißt: ‚Neue Religionen am Start‘!“
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