Kleine Einordnung meiner Sicht, die natürlich kein Mensch lesen muss (in dem Bewusstsein, dass manche das als "überheblich" ansehen könnten):
Plagiate sind in den meisten Fällen verboten nach Lauterkeitsrecht. Insofern stellt sich hier die Frage nicht, ob das richtig oder falsch ist.
Dupes sind dagegen rein rechtlich erlaubt, solange einfach der Duft kopiert wird. Wie ich bereits vor einiger Zeit hier geschrieben habe, liegt das an einer Schutzlücke im Recht, die wegen der Subjektivität der Materie nicht geschlossen werden kann. In so ziemlich allen anderen Bereichen außerhalb von Parfum besteht aber rechtlicher Schutz von geschaffenen Gütern (z.B. Mode).
Mit anderen Worten: Obwohl in Parfum Leistungen jeglicher Art stecken (Schöpfung durch Parfumeur, Werbung, etc.), sind diese nicht geschützt, wenn nur der Duft kopiert wird. Ein Anhängen an fremde Leistungen ist also ohne Weiteres zulässig.
Ja, man kann also die Meinung haben, dass man unter bestimmten Umständen (Preiserhöhungen oder sonst was) auf die Dupes umsteigt, weil diese billiger sind. "Was erlaubt ist, kann nicht falsch sein."
Ich finde es aber auch erstaunlich, dass am Ende dieser Argumentationen, wonach Dupe-Häuser immer verteidigt werden, immer auch moralische Aspekte eine Rolle spielen. Zum Beispiel sollen diese großen Häuser sich nicht mehr die Taschen voll machen und immer weiter verwässerte Versionen anbieten (usw.). Da sind die Dupe-Häuser dann auf einmal die Robin Hoods der Parfumbranche. Dabei baut ihre gesamte Existenz auf fremden Leistungen auf. Aber das ist natürlich kein Problem für deren Fans, denn immerhin verfolgen sie ja einen guten Zweck? Merkt man hier nicht, dass irgendetwas daran nicht passt?
Hier wird das eine Übel als "vertretbarer" gewertet als das andere. Klar, logisch, wenn man dafür wegen 5 Stunden längerer "Performance" ein "Monster" erhält.
In manchen Fällen finde ich persönlich zwar beide Seiten kritikwürdig (also großes Haus und Dupe-Haus), aber das ist noch immer kein Grund, das Kopieren fremder Leistungen einfach so hinzunehmen. Zumal in den meisten Fällen diese Vorwürfe der Verwässerung, etc. einfach so in den Raum gestellt werden.
Übrigens spielt hier für mich auch keine Rolle, ob der Duft von einem Parfumeur in 20 Jahren Handarbeit entwickelt wurde, oder ob er von einer KI in Millisekunden kreiert wurde.
Verteidige ich damit große Parfum-Häuser? Ja, offenbar tue ich das. Aber nicht, weil ich diese so doll mag, sondern weil für mich die Sache eindeutig ist. Ich finde das einfach verwerflich, fremde Leistungen zu klauen.
Was wäre die Lösung? Naja, vielleicht derselbe Mechanismus wie in so ziemlich allen anderen Bereichen. Wenn der P/L nicht mehr passt, dann weicht man auf Alternativen (also andere Düfte) aus. Und - um Gottes willen - günstige Düfte sind doch nicht verpönt... Es gibt so tolle günstige Düfte. Aber (wie ich bereits geschrieben habe) wäre es die Aufgabe, einen entsprechenden Wettbewerb in allen Preissegmenten zu schaffen. Das mag vielleicht überheblich klingen, aber so ist das auch in allen anderen Bereichen des täglichen Lebens. Ein Handtaschen-Hersteller, der andere Marken kopiert, wird nach Möglichkeit mittels Abmahnungen auch vom Markt gejagt.
Den Fall angenommen, dass ein Haus sein eigenes Produkt "verwässert". Dann wird der Kaufimpuls irgendwann sinken und Leute suchen sich neue Düfte. Übrigens hat ein starker Schutz seiner eigenen Leistungen auch einen besseren Wettbewerb zur Folge. Wenn große Häuser um den nächsten Meilenstein in der Duftwelt kämpfen, und dabei Aussicht auf Schutzfähigkeit des erwarteten Ergebnisses haben, wird von Anfang an der Anreiz größer, neue Innovationen zu schaffen.
Verteidigt man Dupe-Häuser bei Parfum, so muss man das konsequenterweise auch in allen anderen Bereichen tun. Es gibt keinen Unterschied. nur dass dort den Herstellern der Rechtsweg offen steht.
Diese Sicht der Dinge fußt auf rein objektiven Maßstäben. Alles Andere wäre aus meiner Sicht ein persönliches Schönreden, was aber auch mangels rechtlicher Relevanz vollkommen in Ordnung ist. Es bleibt die Entscheidung eines jeden Einzelnen. Die Frage ist, ob man das unterstützen möchte.
(Übrigens bin ich bei Weitem nicht in der Position, mir jeden Duft einfach so kaufen zu können. Wahrscheinlich haben die meisten anderen in dieser Diskussion größere Mittel zur Verfügung, um diesem Hobby nachzugehen. Gleichwohl ist die Sache für mich eindeutig.)