Viel zu ausführlich von mir, aber wer die Zeit mitbringt. 😅
1) Offensichtlich bin ich selber Nutzer von Duftzwillingen, aber verwende auch gerne Originaldüfte. Dabei habe ich per se keine Präferenzen, da ich meist die Originale noch nicht kenne. Solang es gut riecht, mag ich es.
2) Als Duft-Einsteiger und Student sind mir viele Originaldüfte einfach zu teuer. Meine Einstellung ist dabei finanzieller Natur, aber auch dem Hintergrund geschuldet, dass ich persönlich kein Fan von großen Luxushäusern bin. Exklusivität und damit Gate-Keeping (Fernhalten des Pöbels durch hohe Preise oder ausschließendem Verhalten) bei Produkten mit Eigenkostenanteilen von 5-10% ist für mich vom Konzept her unangemessen. Die Qualität mag häufig stimmen, sowie andere Faktoren. Dazu bieten Marken auch immer ein Identifikationspotential mit dem man Teil einer besonderen Community sein kann. Aber auch das sind Konzepte, die für mich hauptsächlich psychologischer Natur sind und das Potential mitbringen sich über andere Menschen zu stellen (tun sicherlich die Allerwenigsten). Aber das größte Problem bleibt für mich einfach die absolut perversen Gewinne, die solche Häuser durch absurde Preise und geniale Marketingstrategien einnehmen. Dazu der Überkonsum der durch diese Marken propagiert wird indem Trendzyklen immer kürzer werden (liegt auch stark an uns Verbrauchern) und damit Altes für einen Teil der Menschen zu Müll wird. Damit will ich gar keine moralisch hohe Position einnehmen, ich bin selber Opfer und Täter des Überkonsums und beherrsche meine Impulse leider schlecht (Teils ADHS bedingt, teils weil die Werbemechanismen derart gut sind). Ich finde, wir sollten konsumieren was und wie wir wollen, solange wir nicht anderes Leben schaden. Aber ich realisiere für mich immer wieder, dass mich mein Konsum nicht langfristig glücklich macht und ich mein Verlangen nach Glück/Zufriedenheit mit anderen Mitteln erfüllt werden muss, wie z.B. sozialen Interaktionen und all die anderen schönen Dinge. Genug an dieser Stelle.
3) Ich persönlich fände es toll, wenn die Akzeptanz für Kopien groß wäre und es Orte gäbe, in denen wir Erfahrungen austauschen könnten. Ich verstehe und fühle den Gedanken, dass man zu etwas Besonderem wird, wenn man Alleine einen ganz tollen Duft trägt, den niemand kennt und alle mögen. Aber ich, du und wir alle sind auch ohne das etwas Besonderes. Dazu brauchen wir keine Düfte. Düfte sind vllt. das i-Tüpfelchen auf unserem Charakter. Dagegen die Alternative das mehr Menschen selbst Teil dieser Community werden, ihre eigenen olfaktorischen Abenteuer erleben und die Welt etwas bedufteter wird, ist für mich ein schöner Gedanke. Ich nehme natürlich Düfte nicht so intensiv negativ, wie einige Andere wahr und wäre dies Anders, wäre ich sicherlich ein Gegner zu der Idee. Aber aus meiner Position finde ich, dass Menschen auch mit wenig finanziellen Mitteln Zugriff auf Düfte haben sollten. Auf die Düfte, die sie mögen.
4) Ich bin bis jetzt teilweise begeistert, was einige Duftzwillinge abliefern und teilweise auch ernüchtert über die Dufteigenschaften. Es ist leider etwas schwieriger hier gute und schlechte Marken zu identifizieren, da meist ein Blind Buy notwendig ist und die Informationen im Internet bis auf ein paar fragliche Duftinfluenzer begrenzt sind. Außerdem ist die Flut an Herstellern auch hier pervers groß.
5) Was ich bis jetzt ignoriert habe, ist die elementare Frage. Entwertet eine Duftkopie das Original? Ich vermute, diese Frage muss am Ende jeder für sich selbst beantworten. In meinen Augen tuen sie das unter Umständen. Sie können aufzeigen, wie groß Gewinnmargen tatsächlich sind. Gerade bei Designerdüften, aber auch diverse Nischendüfte, scheint die Nutzung von synthetischen Stoffen vollständig angekommen zu sein. Was auch logisch ist, da viele natürliche Quellen durch Raubbau, Toxizität, Tierschutz oder Aussterben am versiegen sind. Oud wird nur in den aller seltensten Fällen natürlichen Ursprungs haben. Dafür wurde zu viel Raubbau betrieben und der Preis lag bereits vor 2 Jahren bei 13.000 €/kg. In absehbarer Zeit werden auch viele andere natürliche Quellen versiegen. Synthetik ist per se auch nichts schlechtes. Wir lassen uns allzu gern davon täuschen, dass "natürlich" immer gut sei und "synthetisch" immer schlecht. Aber Fakt bleibt auch, dass Synthetik nicht die Komplexität von natürlichen Stoffen imitieren kann. Nichtsdestotrotz sind die Kosten der Herstellung gering. Sehr gering. Selbst die berüchtigten Kosten für die Entwicklung sind nicht im Ansatz so hoch. Einige Parfumeure mögen Jahrelang an einem Duft arbeiten, aber diese Arbeit ist nicht exklusiv. Daneben gibt es andere Projekte. Und wie hoch ist der Anteil an Parfumeuren die derart lange dran sitzen?
Zuletzt bearbeitet von Ginkstar am 18.07.2023, 15:10, insgesamt einmal bearbeitet