
Interview mit Gatsby, der außergewöhnlichen Nase aus Seattle
Auf einem kleinen Markt auf dem Capitol Hill treffe ich Gatsby Yeh, einen Parfumeur, der vor einem Jahr sein eigenes Label eröffnet hat: Nose of Gatsby.

Foto: Gatsby
Ich hatte schon auf Instagram Kontakt zu ihm. Und da es mich in diesem Jahr nach Seattle in den Urlaub verschlagen hat, nahm ich die Gelegenheit wahr, ihn persönlich kennen zu lernen. Er erwartete mich schon an seinem kleinen Marktstand an dem seine 11 Düfte aufgereiht standen. Mit einem breiten, freundlichen Lächeln erklärte er mir die Düfte, erzählte von den Geschichten dahinter.

Schon nach den ersten Schnuppern war mir klar: Das ist ein interessantes Label mit großer Bandbreite. Folglich landete sein Discovery-Set in meiner Tasche und wir verabredeten uns für ein Interview. Nächste Woche, selber Ort, selbe Uhrzeit.
Hi Gatsby, wie schön, dass du dir die Zeit nimmst uns einen Einblick in deine Kunst zu geben. Erzähl doch bitte mal, wie du in die Parfümwelt eingetaucht bist. Was waren deine ersten Erfahrungen mit diesen besonderen Düften?
„Das ist eine interessante Geschichte. Als ich im Mai 2023 das Business gestartet habe, hab ich mir selbst die Frage gestellt. Und ich erinnerte mich, dass ich ein Kind von 4 oder 5 Jahren war. Damals in Taiwan. Meine Mutter saß mit Freundinnen beim Tee in einem Café. Ich habe Blüten gepflückt und in einer Tasse mit Wasser übergossen. Hab sie im Spiel wie ein Parfüm in eine Flasche gefüllt und meiner Mutter geschenkt. Das war mein erstes Parfüm, das ich kreiert habe.
Später dann habe ich Parfümeuren über die Schulter geschaut, war mit ihnen im Austausch und habe mich 10 Jahre in die Welt der ParfümKunst eingearbeitet bevor ich meine Düfte auf den Markt gebracht habe.
Hast du von einem Parfümeur gelernt, wie man Parfüm herstellt?
"Ich habe hauptsächlich auf eigene Faust Parfümerie gelernt und wurde nie von irgendwelchen Nasen betreut. Ich habe jedoch viel Wissen von anderen Parfümeuren durch ihre Biografien, Bücher und Dokumentationen gewonnen. Ihre Arbeit hat mich definitiv in vielerlei Hinsicht gefördert. Manchmal hatte ich sogar das Glück, eine Nase persönlich zu treffen - Frédéric Malle zum Beispiel. Ich hatte das Privileg, ihn 2018 in San Francisco zu treffen. Obwohl ich einige Workshops über Aromatherapie und ätherische Öle besucht habe. Und nach zehn Jahren Praxis habe ich 2023 meine eigene Marke gegründet.
Heute sehe ich Parfüm als ein Kunstwerk an, wie ein Gemälde auf einer Leinwand, wie ich es als Maler und Bildhauer getan habe.

Gemälde und Foto: Gatsby
Meiner Meinung nach soll Kunst für alle Menschen zugänglich sein. Das ist der Grund, warum ich mich nicht auf eine Duftrichtung beschränke und keine limitierten Düfte anbiete. Man kann wohl eine DNA in meinen Düften erkennen, wie man auch bei Malern den typischen Stil erkennen kann, aber ich habe wie sie unbegrenzte Möglichkeiten,Themen und Konzepte mit der Kunst darzustellen. Diese Vielfalt entspricht auch der Art, wie ich Parfüm kreiere. Ich erreiche damit verschiedene Gruppen von Menschen, die alle unterschiedliche Vorlieben haben. Dabei gehe ich nicht nur von meiner Grundidee aus, die ich versuche umzusetzen, sondern ich greife die Wünsche der Kunden auf, die mich z.B. fragen, hast du einen süßen Duft, oder einen Kaffee-Duft. Dann versuche ich meine Vorstellungen und die Wünsche der Kunden zusammenzubringen.“

Ein Duft aus deinem Discovery Set, der mich richtig gepackt hat ist Burning Piano. Wie bist du auf die Idee gekommen einen so außergewöhnlichen Duft zu kreieren?
„Das ist einer meiner dramatischeren Düfte. Er fällt irgendwie aus dem Rahmen.
Die Geschichte erzählt von Künstlern, Musikern oder auch Malern, die zu Lebzeiten erfolglos ihrer Kunst treu geblieben sind und deren Werke erst nach ihrem Tod berühmt wurden. Der supertalentierte Pianist beherrscht seine Kunst. Er spielt seine Musik, seine Songs, die er liebt. Er bleibt bei seiner Kunst und versucht davon zu leben. Aber es reicht nicht und er muss für seinen Lebensunterhalt anderen Berufen nachgehen. Am Ende seines Lebens und seiner Karriere angelangt spielt er sein letztes Stück. Es ist Chopins Tristesse (Étude Op 10, Nr. 3).(Chopin - Tristesse)
Er beschließt, es an der Meeresküste zu spielen. Mit dem letzten Ton geht sein Klavier zusammen mit seinen Träumen in Flammen auf.

Als ich dieses Parfüm kreiert habe, hab ich nicht an Marketing gedacht. Ich wollte meine Emotionen ausdrücken und in Resonanz treten mit den Menschen, die so etwas erleben. Ich möchte ihnen damit große Anerkennung für ihre Leistung zollen und andere für ihre Situation sensibilisieren. Ich möchte mit der Kreation des Dufts Andere ermutigen authentisch zu sein, ihrem Talent zu folgen und nicht aufzugeben bis an ihr Lebensende, auch wenn sie verkannt werden. Der Duft verkörpert Tapferkeit und einen Hauch Verletzlichkeit. Er ist stark und empfindlich. Riecht kühn, erdig, ledrig, holzig und rauchig. Er ist beim Art of Olfaction Award als besonders erwähnenswert geehrt worden.“

Dein Mut, ein derartiges Parfüm auf den Markt zu bringen, beeindruckt mich sehr! Klasse, dass es diese Anerkennung bekommen hat. Zwei weitere Düfte haben Auszeichnungen erhalten.
„Ja, die anderen beiden Auszeichnungen betreffen AURA. Der Duft gewann 2024 The Golden Pinapple Fragrance Awards for The Best Woody Fragrance. Und FANTÔM gewann 2024 den AskMen Grooming Awards for The Best Woody Fragrance.“

Deine Motivation, deine Gedanken und Visionen, deine positive Sicht auf die Menschen spricht aus den vielen poetischen Sätzen, auf den Instagram Posts und deiner Website.
Du nutzt die Parfümkunst, um deine Botschaft zu verbreiten.
„Mit jeder Duftkreation gebe ich einen Einblick in meine Gefühle, Gedanken, mein Wesen. Ich glaube, dass ich durch meine Authentizität die Menschen erreichen kann.
From Seattle to your heart.“
Ich danke dir von Herzen für den Einblick in deine Duftwelt!
Barbara
Sehr gern und fasziniert gelesen.
Ich wünsche Gatsby viel Erfolg und Glück mit seinen besonderen Duftkreationen.
Sehr schöner und persönlicher Blog, habe ich sehr gerne gelesen und macht mich neugierig auf die Marke.
.. es folgen 30 Discovery-Order..
Ein sehr interessantes Interview von Dir, dass ich gerne gelesen habe.
Danke dir!
Dieser Abschnitt drückt natürlich alle Knöpfe. :-)
Danke dir!
Danke dir!
Und Gatsby sieht sehr sympathisch aus auf den Bildern. Toll!