Ein Flakon für N•O•A•M

Kneif mich mal … träume ich? … oder ist das tatsächlich wahr? …
Da ist doch wahrhaftig eine Anfrage in die Mailbox geflattert, ob ich mir vorstellen könnte, für einen Duft einen Flakon zu entwerfen.  

Ich träume nicht. Die Anfrage kommt von N•O•A•M!
Dabei hatte ich doch gerade noch auf einen Kommentar im Blog geantwortet: „Och nö, ich möchte noch spielen, nicht für andere arbeiten…“  
Ach du meine Güte, was mache ich denn jetzt?
Ist das nicht eine Nummer zu groß für mich?
Traue ich mir das wirklich zu?
…
Andererseits, wer meine Blogs gesehen hat, weiß, auf was er sich einlässt.
Das ist ja alles mein Können. So bin ich halt. Kein KI.

Also dann:
- Ja! Ok! Kann ich mir vorstellen. 

Und plötzlich tauche ich in eine völlig neue Welt, in der ich mich erst einmal zurecht finden muss. Tausend Fragen schwirren durch meinen Kopf. Ich darf sie alle stellen. Und bekomme so Einblick in die Entstehungsgeschichte eines neuen Duftes.
Ein Briefing mit Duftnoten und seinen Gedanken zu dem Bild, der Geschichte, die er mit dem Duft verbindet, hilft mir ein ganzes Stück weiter. So kann ich mich in die Thematik einzufühlen. Aber wie kann daraus ein Flakon werden? Welches Material, passt als Grundlage dazu? 

Die Gedanken eines anderen aufzugreifen und daraus etwas Künstlerisches zu gestalten, kenne ich aus meiner Goldschmiedezeit. Also fange ich einfach mal an. Wenn wir was konkretes vor Augen haben, finden wir bestimmt den gemeinsamen Nenner.

Und so ist es auch:
- Beton und Glasperlen, wie die Blüten?
- Nee, so nicht. Eher Wald. Urwald. Karibik halt.
- Oh je, da war ich noch nicht.
- Ich schicke dir Fotos von der Landschaft.

Foto: N•O•A•M

Und dann macht es in meinem Hirn und Herzen „KLiCK“.
Der zweite Anlauf ist schon ein Volltreffer. Mit spielerischer Leichtigkeit entsteht ein gemeinsames Werk. Seine Gedanken und Gefühle fließen in den Beton, in die Farben, in jede der Maulbeerfasern, die den Flakon umranken. 

- Ja! Cool! Genau so! Hast du vielleicht noch einen Farn? Der ist eine besondere Pflanze, wie er so in den Bäumen wächst. Kannst du noch einen Abdruck auf den Deckel machen? Geht das?

 - Klar! Das geht! Der kann auch auf Beton wachsen ;-)

Mit einer Selbstverständlichkeit an Zutrauen und Wertschätzung der Kompetenz des anderen, fühle ich mich leicht, wie in einem Traum. Ist das wirklich wahr? Habe ich jetzt gerade tatsächlich einen Flakon für N•O•A•M gestaltet? 

Ja! Denn jetzt kommt der Auftrag:
- Sieben könnten als Special Edition in den Verkauf.

- Ok! Mache ich!
Meine Hände fliegen über den Werktisch, sie wissen genau was zu tun ist. Jeder Flakon wird anders. In jede Gestaltung fließt die Vorfreude auf den Duft mit ein. Grüntöne, Braun und Gelb, Farben der wilden Natur. Der Pinsel nimmt jede Vertiefung des Betons auf und verwandelt ihn in ein Stück urwüchsigen Wald.

In Farbe getauchte Maulbeerfasern, ranken wie Wurzeln und Moosfäden um den Flakon. Der helle, nebelverhangene Himmel über allem.
Und dann, der Farn. Eine der ältesten Pflanzen auf unserem Planeten… 

Ich bin erfüllt mit Hochachtung. Vor der Natur, vor der Kreativität, die in jedem Menschen steckt, die, wenn sie zusammenfließt, wunderschöne Dinge entstehen lässt.

Danke N•O•A•M,  für diese Erfahrung!

Barbara Josfeld

Nachtrag:

… Und jetzt endlich habe ich ihn selbst unter der Nase… Ich bin überrascht, wie passend der Flakon geworden ist. Absolut passend! Ich hätte ihn nicht anders gestaltet, nachdem ich jetzt den Duft kennen gelernt habe.