EdithLyri
Edithlyri sinniert über Unwichtiges
vor 12 Monaten - 29.07.2024
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Beobachtungen über Geschmacksveränderungen

Nachdem ich jetzt lange Zeit Freshies sehr toll fand, erlebe ich gerade eine erneute Änderung meines Parfümgeschmacks in Real Time. Vor den Freshies waren es süße Düfte mit einem dunklen Kontrastgeber wie z.B. Eau Duelle Eau de Toilette , Bitter Sweet oder Daimiris , die ich großartig fand. Und davor fand ich besonders süße, essbare Gourmands interessant, so wie Lait et Chocolat, weil da war ich grade neu ins Parfümgame eingestiegen und war fasziniert vom Konzept Gourmand an sich.

Das dunkelknarzig-würzig-süße wurde mir ganz plötzlich zu viel, als ich nach einem Aufsprühen von Bitter Sweet mit Übelkeit und Kopfweh reagierte. Ich verkaufte meinen Flakon und konnte diese Duftrichtung seitdem nicht mehr ertragen. Von zu süßen Düften bekam ich seitdem einen flauen Magen. Daher widmete ich mich Freshies, die erstens die Stimmung anhoben und dafür sorgten, dass mir nie übel war.

Ich stelle jetzt seit einer Weile fest, dass ich momentan gerade Düfte mit einer Kontrastkomponente wieder sehr spannend finde, solang sie nicht extrem ist und solang der Duft nicht süß wird. Zum Beispiel bei blumigen Düften ein Hauch (wirklich nur ein Hauch) Galbanum wie im Infusion d'Iris (2007) Eau de Parfum oder was auch immer da im Quelques Fleurs Jardin Secret Eau de Parfum rumknarzt (Neroli vielleicht? TIppe aber eigentlich auf ebenfalls Galbanum). Als Sidenote - ich habe auch festgestellt, dass ich Narzisse gerade extrem schön finde - vielleicht ergibt es sich irgendwann, dass ich mal meinen Narzissenduft finde.

Das Galbanum-Harz ist der eingetrocknete Milchsaft von Ferula gummosa Boiss

Vor ein paar Tagen habe ich zum ersten Mal das Experiment gewagt, selbst Parfums zu mischen. Ich hatte kosmetisches Basiswasser bestellt und verschiedene ätherische Öle, die mir schön und passend schienen. Ich bestellte Iris, Moschus (Hibiskus Abelmoschus, nicht dass wir uns falsch verstehen), Sandelholz, Heu, Hinoki, GALBANUM - ja ich bestellte Galbanum - ich als jemand, die von sich dachte "ich hasse Chypre". Einige ätherische Öle hatte ich schon zu Hause. Und ich habe so halb nach System gemischt und halb nach Nase, es ging ein wenig drunter und drüber. Und am Ende schaue ich über meine Notizen (ich hab mal als Start 5 Düfte gemischt) und frage mich... ähm, kann es sein, dass ich aus Versehen lauter Chypres gemischt habe?

Der klassische Chypre besteht aus einer Kopfnote von Bergamotte, einem klassischen blumigen Herz und einer Basis aus "antilieblicher Kante", klassischerweise Eichenmoos, Labdanum, Patchouli.

So, also habe ich zumindest keine klassischen Chypres gemischt, da ich bei keinem Eichenmoos hinzugefügt habe, da ich auf Eichenmoos auch sehr empfindlich reagiere und es nur in Kleinstdosen ertrage (und dann sogar sehr bereichernd finde), aber Sorge hatte, dass ich mir meine Kreationen verkacke. Aber der Rest kommt ungefähr hin! Patchouli ist in den meisten drin, sowie Bergamotte (auch aus Ermangelung anderer Kopfnoten, ich hatte quasi nur Bergamotte da grade) und in vielen ist außerdem eine Harzmischung (Styrax, Benzoe, Myrrhe, Olibanum). Galbanum hab ich ebenfalls verwendet - sehr grün, sehr herb. Und das Heu duftet tatsächlich auch recht herb. Cumarin-süß und so retro-mäßig wie Seife aus den 70ern.

Als mir das klar wurde, musste ich mal ernsthaft meine Vorlieben für Düfte reflektieren. Bin so gespannt by the way, wie die Mischungen rauskommen. Hier mal n Beispiel für die #5

Heu, Bergamotte

Rose, Amyris

Moschus, Vanille, Myrrhe, Patchouli

Klingt doch aufregend, oder? Hoffentlich riecht's auch gut. Aber um wieder zum Thema zu kommen. Ich glaube, mit Victresse wurde die Faszination mit der "Kante" wieder neu befeuert. Ein dunkler, kühler, mysteriöser, orientalisch-holziger Duft (eine Sandelholz-Rose), der gleich zwei Dinge für mich geschafft hat: Erstens, dass ich Rose in Düften wieder leiden kann und zweitens, dass ich realisiert habe, dass es die Süße war, nicht die Würze, die ich in Bitter Sweet damals so übelkeitserregend fand. Und letztens kamen mir einige spannende Düfte unter, die etwas Kontrast und Kante haben, ohne dabei süß zu werden, gerade teste ich zum Beispiel den Narcisse Taiji , der mich total fasziniert. Wie eine Mischung aus Narzisse und dem Heu in Erawan Eau de Parfum mit einer derben Lederkante. Der Cacao Porcelana derselben Marke hat ebenfalls etwas total Spannendes Anziehendes. Bitteres Kakaopulver und würzige Immortelle. Finde ihn nicht so süß wie bewertet.

Dieses filigrane Geschöpf ist übrigens eine peruanische Narzisse

Anscheinend feiern die etwas dunkleren Düfte bei mir gerade ihr Comeback. Letztens hatte ich auch plötzlich das Verlangen nach einem betörenden, weiblichen Gewürz-Orientalen a la Obsession Eau de Parfum in meiner Sammlung.

Eine Duftrichtung nach der anderen wird freigeschalten. Irgendwann hab ich vielleicht alle durch :)

Aktualisiert am 29.07.2024 - 08:15 Uhr
12 Antworten
LoubitzLoubitz vor 12 Monaten
1
Super toller Blog!! :)
TivellonTivellon vor 12 Monaten
1
Was für ein schöner Blog, super gern gelesen und viel gelernt. 👍
Ich finde es toll, dass du so offen für Veränderung bist. Viel Spass weiterhin und viele spannende Neuentdeckungen für dich!
GuerlinchenGuerlinchen vor 12 Monaten
1
Ja das kenne ich auch von mir. Seit einiger Zeit hat mich Patchouli ganz arg in seinen Bann gezogen. Letzten Sommer habe ich nur Chanel No 5 EdP ertragen. Davor waren es auch eher sehr süße Düfte. Danke für den Austausch, dass tut immer gut und -- ganz viel Erfolg mit deinen Eigenkreationen :-).
OdysseaOdyssea vor 12 Monaten
1
Geht mir auch immer wieder so - zum einen ist es von Jahreszeiten abhängig und zum Anderen dreht sich bei mir auch einfach mal so der Geschmack.
Es gibt tatsächlich ein paar Düfte, die gehen trotzdem immer, aber wie hier auch schon geschrieben wurde- umso besser, dann kommen wenigstens immer mal wieder alle Düfte dran 😉
FirstFirst vor 12 Monaten
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Schöner Beitrag! Ich finde mich da auch wieder, habe das auch, nur mit wesentlich schnellerem Ablauf: so ca. im 2-8 Wochenzyklus. Ich meine das wirklich ernst. Deshalb ist meine Sammlung auch so groß und weit gestreut. Was mir diese paar Wochen oder Monate nicht gefällt, behalte ich tunlichst, denn ich weiß: Bald kommt wieder eine Phase, i. der ich genau so einen Duft tragen will. Ausnahmen davon sind nur meine Anti-Noten und Düfte, die ich von vorn herein nicht mochte. Das bleibt bei mir interessanterweise immer gleich. Zumindest bis jetzt, also ca. die letzten 20 Jahre.
CoraKirschCoraKirsch vor 12 Monaten
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Eine gute Selbstbeobachtung ist sicher der erste Schritt zum Duftglück 🙂
Ich glaube, dass ganz viele hier erstmal bei den Gourmands landen. War bei mir auch so, und mein Herz gehört ihnen weiterhin, aber daneben ist Platz für Anderes dazugekommen. Ich find das immer sehr spannend 🙃
XyzXyzXyzXyz vor 12 Monaten
2
Sehr schöner Blog. Ich hab sowas nur mit Musik! Die Phasen dauern aber jahrzehntelang, und enden nicht in Aversionen, und sind vielleicht nur meinem faulen Gehirn geschuldet, das immer keinen Bock hat, sich schon wieder auf was Neues einzulassen und auch mal eine Beethovensinfonie, Technostück, Rap oder ein Lied von Heilung zehn Jahre lang im Auto hören mag - ohne was anderes dazwischen ^^. Interessanterweise kenne ich auch körperliche Übelkeit und sowas nur bei Musik. Beim Olfaktorischen ist es eher so, dass das bei mir von Tag zu Tag wechselt: Eindeutig Bock auf Bianco Latte, eindeutig Bock auf Oud Stallion… Da ist meinem Hirn vollkommen egal, wie heftig der Kontrast ist :D
MelodyMelody vor 12 Monaten
2
Ein sehr interessanter Beitrag!
GaukeleyaGaukeleya vor 12 Monaten
3
Spannend! Und es tut wohl zu lesen, dass nicht nur ich von einer Phase zur nächsten taumele, diese auch sehr drängend und crushig dann jeweils erlebe... Da ich mich kenne, stosse ich daher auch nicht vorschnell abgelegte (oder besser: entliebte?) Düfte ab. Kommt alles wieder. Schlecht für den Überblick ist das allerdings, da ich gern eine kleinere Sammlung hätte. - Meine Experimente in den 90ern mit dem Duftbaukasten vom Spinnrad waren allerdings dürftig und enttäuschend damals, anders als Deine :-D (ich wollte einen sinnlichen Vanille-Moschusduft bauen, aber alles roch nur ökig)
MelodyMelody vor 12 Monaten
3
Ich mochte besonders die Handcreme, die wir mit Rose und Sandelholz verschönerten. :)
XyzXyzXyzXyz vor 12 Monaten
3
Wir haben in den Neunzigern mal richtig schöne Cremes mit Spinnradölen hingekriegt, die Kombi Rose/Vanille werd ich nie vergessen :D
MelodyMelody vor 12 Monaten
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Das geht mir ganz ähnlich. Meine Vorlieben für bestimmte Duftrichtungen wechseln sich ab. Was ich in einem Jahr mal links liegen lasse, entwickelt sich oft zur Duftvorliebe im nächsten Jahr. :)
Und meine eigenen Duftkreationen waren ebenfalls nicht von Erfolg gekrönt. Weder mit dem Duftbaukasten, noch später meine Versuche mit ätherischen Ölen.
Profinasen haben halt doch ihre Daseinsberechtigung. :D

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