20.08.2022 - 11:32 Uhr
Parma
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Parma
Top Rezension
24
Zartheit
Weißgrün. Sanft. Rein. Leise. Naturalistisch. Ein pures Maiglöckchen.
Lieblichblumig, moschusseidigcremeseifig, grasigmoosigpudrig. So zerbrechlich, dass ich eine natürliche Achtung davor habe. Unglaublich feinfühlig und ausgeglichen komponiert. Dabei wie vieles wirklich Schöne nur eine Andeutung. Wie sanft vom Wind aufgeblähte Vorhänge. Wie die zarte Berührung einer Hand. Faszination vom ersten Augenblick an.
In seiner Lieblichkeit und Moschuscremeseifigkeit vergleichbar mit Floris' Maiglöckchen. Im seidigen Ton mit Comme de Garçons ‚Lily‘. Diese Charakteristiken vereinigen sich auch in Diors ‚Diorissimo EdT‘ aus dem Jahr 2009, dort jedoch robuster, lauter, eindimensionaler. Die grasigmoosige Note erinnert entfernt an Penhaligon's 'Lily of the valley', ist aber weicher, heller, leiser. Eine Mischung aus frischem Gras und etwas dunklerer, ganz dezent rauchigpudriger Moosigkeit. Dabei kein klares Chypregefühl wie beim Briten, aber eine Ahnung desgleichen. Diese spezielle grünherbe Einfärbung setzt ihn ab von den genannten und verleiht ihm eine wunderbare Natürlichkeit (Wasserlilie spricht unten von ihrem bislang „naturalistischte{n} Maiglöckchenduft“ - womit es ihr wie mir geht), die einen reizvollen Gegenpart zur seidigen Cremeseifigkeit bildet. Durch letztere Charakteristik modern gehalten, durch das Grüne zeitlos. Dazu ohne Künstlichkeit, die unterschwellig vielen Maiglöckchen-Düften zu eigen ist.
Er gehört für mich deshalb neben den Guerlain-Jahresausgaben und dem Comme de Garçon-Duft zu den schönsten reinen Maiglöckchen (wobei man 'Lily' aufgrund seines deutlich rosigen Einschlags auch als nicht ganz reinen klassifizieren kann). Aber im Gegensatz zum CdG-Duft ist mir dieser, wie der Guerlain - und das ist meine einzige Kritik -, deutlich zu teuer (270 € für 75 ml, Guerlains Muguet liegt bei 600 € für 145 ml). Zumal es für die Gewinnung von Maiglöckchenessenz bekanntermaßen keine natürliche Quelle gibt. Und selbst wenn er sich im persönlichen Eindruck qualitativ abhebt vom zum Beispiel Penhaligon's-Duft oder auch Hermés' 'Muguet Porcelaine' (Plastikton), reizt Cartier die Exklusivitätskarte hier für meinen Geschmack zu sehr aus. In diesem Zusammenhang wird wahrscheinlich auch einige sein reiner Skinscent-Charakter stören (fast unmittelbar hautnah, wenn auch lange wahrnehmbar), der sicherlich der Orientierung der Les Épures-Reihe am asiatischen Markt geschuldet ist (épuré = rein, schlicht, skizzenhaft). Die Bewertung ist aber trotzdem so hoch, weil ich Maiglöckchen-Düfte sehr mag und dies in meinen Augen ein herausragender Vertreter ist. Wen dieser Preis allerdings ebenfalls nur mit einem Kopfschütteln zurücklässt, findet vom Dufteindruck her mit dem 2009er ‚Diorissimo EdT‘ aus meiner Sicht eine gute Alternative. An das besonders Transparente, Grazile des Cartier - und da kann ich Intersports Eindruck bestätigen - kommt er jedoch nicht heran.
Lieblichblumig, moschusseidigcremeseifig, grasigmoosigpudrig. So zerbrechlich, dass ich eine natürliche Achtung davor habe. Unglaublich feinfühlig und ausgeglichen komponiert. Dabei wie vieles wirklich Schöne nur eine Andeutung. Wie sanft vom Wind aufgeblähte Vorhänge. Wie die zarte Berührung einer Hand. Faszination vom ersten Augenblick an.
In seiner Lieblichkeit und Moschuscremeseifigkeit vergleichbar mit Floris' Maiglöckchen. Im seidigen Ton mit Comme de Garçons ‚Lily‘. Diese Charakteristiken vereinigen sich auch in Diors ‚Diorissimo EdT‘ aus dem Jahr 2009, dort jedoch robuster, lauter, eindimensionaler. Die grasigmoosige Note erinnert entfernt an Penhaligon's 'Lily of the valley', ist aber weicher, heller, leiser. Eine Mischung aus frischem Gras und etwas dunklerer, ganz dezent rauchigpudriger Moosigkeit. Dabei kein klares Chypregefühl wie beim Briten, aber eine Ahnung desgleichen. Diese spezielle grünherbe Einfärbung setzt ihn ab von den genannten und verleiht ihm eine wunderbare Natürlichkeit (Wasserlilie spricht unten von ihrem bislang „naturalistischte{n} Maiglöckchenduft“ - womit es ihr wie mir geht), die einen reizvollen Gegenpart zur seidigen Cremeseifigkeit bildet. Durch letztere Charakteristik modern gehalten, durch das Grüne zeitlos. Dazu ohne Künstlichkeit, die unterschwellig vielen Maiglöckchen-Düften zu eigen ist.
Er gehört für mich deshalb neben den Guerlain-Jahresausgaben und dem Comme de Garçon-Duft zu den schönsten reinen Maiglöckchen (wobei man 'Lily' aufgrund seines deutlich rosigen Einschlags auch als nicht ganz reinen klassifizieren kann). Aber im Gegensatz zum CdG-Duft ist mir dieser, wie der Guerlain - und das ist meine einzige Kritik -, deutlich zu teuer (270 € für 75 ml, Guerlains Muguet liegt bei 600 € für 145 ml). Zumal es für die Gewinnung von Maiglöckchenessenz bekanntermaßen keine natürliche Quelle gibt. Und selbst wenn er sich im persönlichen Eindruck qualitativ abhebt vom zum Beispiel Penhaligon's-Duft oder auch Hermés' 'Muguet Porcelaine' (Plastikton), reizt Cartier die Exklusivitätskarte hier für meinen Geschmack zu sehr aus. In diesem Zusammenhang wird wahrscheinlich auch einige sein reiner Skinscent-Charakter stören (fast unmittelbar hautnah, wenn auch lange wahrnehmbar), der sicherlich der Orientierung der Les Épures-Reihe am asiatischen Markt geschuldet ist (épuré = rein, schlicht, skizzenhaft). Die Bewertung ist aber trotzdem so hoch, weil ich Maiglöckchen-Düfte sehr mag und dies in meinen Augen ein herausragender Vertreter ist. Wen dieser Preis allerdings ebenfalls nur mit einem Kopfschütteln zurücklässt, findet vom Dufteindruck her mit dem 2009er ‚Diorissimo EdT‘ aus meiner Sicht eine gute Alternative. An das besonders Transparente, Grazile des Cartier - und da kann ich Intersports Eindruck bestätigen - kommt er jedoch nicht heran.
Musik:
Eine musikalische Passung ist für mich das optimistische, natürliche, zarte, bodenständige, gelassene und gleichzeitig leicht melancholische Timbre von Nadia Reeds „Oh Canada“ (https://www.youtube.com/watch?v=AEezVTnGuZE).Anmerkung:
Seit März 2022 ist das für die Kreierung eines Maiglöckchengeruchs maßgeblich verwendete synthetische Aldehyd Lilial von der EU für die Duftherstellung verboten. Es wird damit begründet, dass die Möglichkeit einer negativen Beeinflussung der Fruchtbarkeit besteht, was in Tierversuchen nachgewiesen wurde. Zudem kann es allergene Reaktionen (Hautdermatitis) hervorrufen. Ob es auch in diesem Duft Verwendung fand, kann ich nicht sagen. Eine Alternative ist z.B. das unbedenkliche Aldehyd Bourgeonal. Da der dieser Rezension zugrunde liegende Duft im September 2019 produziert wurde, ist eine Verwendung von Lilial möglich. Wenn dem so ist, könnte er sich evtl. von Versionen, die nach diesem Datum hergestellt wurden, geruchlich unterscheiden. Von daher wäre bei folgenden Rezensionen die Angabe des Herstellungsdatums interessant.Ergänzung vom 04.10.2022:
Nach Auskunft der Marke ist von Beginn der Entwicklung an auf Lilial verzichtet worden, weil man wusste, dass das Verbot im Frühjahr 2022 kommen würde. Das bedeutet, dass der Ursprungsduft erstmal ohne Veränderungen aufrecht erhalten werden kann.
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