09.03.2022 - 12:45 Uhr
Parma
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Parma
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56
Blowing in the wind
Creeds erster rein für Frauen beworbener Duft seit drei Jahren. Sowie der erste nach Übernahme der Marke durch BlackRock. Und dem bestenfalls peinlichen Supergau rund um die – bezogen auf die Parfumaktivitäten – ausgedachte Haushistorie des ehemaligen Creed-Besitzers und Möchtegern-Parfumeurs Olivier Creed. Das erzeugt eine gewisse Erwartungshaltung. Unterfüttert durch eine neue Flakonform. Wie richtet sich die Marke – gemessen an diesem Duft – aus, wie geht sie mit dem „Wirbel“ um?
Die Antwort ist aus meiner Sicht: Unaufgeregt. Und doch überraschend.
Denn mein erster Eindruck war: Dieser Duft ist für den asiatischen Markt gemacht.
Creed hat hier für mich sehr unerwartet – nach den letzten kräftigen Herrenlancierungen – einen unglaublich sanften, weichen, zarten, pastellenen, leicht fruchtig angesüßten, absolut unindolischen, dezent rosigen Weißblüherduft entworfen, der so zurückhaltend komponiert ist, dass ich zwischen dem Eindruck schwanke, eine dem aktuellen Trend bewusst völlig entgegenlaufende Komposition vor mir zu haben oder eine total verunglückte, da sie wirklich fast einem Hauch von Nichts gleicht. Eine schwebende, sanftweiche blumige Frische. Haarscharf über der Haut. Die Farbe der Parfumflüssigkeit passt perfekt.
Ich persönlich mag zurückhaltende Düfte, weshalb ich diese Idee schätze und ihren Mut in diesem Fall bewundere. Andere halten sie vielleicht für eine Frechheit. Erfreulich ist zudem, dass nichts drängend Süßes und keine sich auf der Haut festkrallende Vollsynthetik verbaut wurde. Sondern ein schlankes Bouquet schüchterner Weißblüher (v.a. leicht süßer Jasmin und eine sehr zahme herbgrün-pudrige Tuberose), dezent flankiert von Pfirsichfruchtigkeit, einer Rosennuance, sachter Minzanmutung (wahrscheinlich durch die medizinischen Aspekte der Tuberose hervorgerufen), der Ahnung leichter Süße (als Praline, wie der Pyramide zu entnehmen, geht das nicht durch) und durchweg getragen von einem wertigen, samtigen, zartseifigen Moschus. Tief im Drydown ergänzt durch eine sehr zurückhaltende, trockene Holzgrundierung, die mit dem Moschus verschmilzt. Aufgrund qualitativ solider, aber keinesfalls hochwertiger Bestandteile - der Moschus ist die einzige Ausnahme und sorgt für außerordentliche Haltbarkeit, wenn auch nur sehr hautnah - sowie einer guten Abstimmung entwickelt er sich sehr angenehm, rund und völlig unaufgeregt. Ein gefälliges, sehr leises und glattes Weißblüherbouquet ohne Höhepunkte oder Wagnisse. Aber mit dieser typischen Creed-Reinheit und dem Moschus, welcher es über das Mittelmaß hinaushebt.
Als wirklich besonders empfinde ich allerdings sein unerwartetes Understatement. Es ist eines dieser Parfums, mit denen man absolut dezent und völlig unangestrengt duftet. Diesen Effekt entwickelt es sehr überzeugend. Ein Rest an Ungläubigkeit bleibt dennoch zurück, ob des so ungewöhnlich zarten Ansatzes. Und ob das wirklich ernst gemeint ist. Ich bin gespannt, wie er hier angenommen wird. Für mich ein schwereloser, fast nicht zu greifender, lieblicher Weißblüherduft. Wie ein vom Wind plötzlich fortgetragenes Blumenodeur, welches im Hier und Jetzt nur noch als flüchtig-ferne Erinnerung verbleibt. Ich würde aber auch den Eindruck einer zart parfümierten Körpercreme unterschreiben.
Mit diesen doch recht positiven Eindrücken würde ich gerne schließen, aber der Unmut über den Preis (240 € für 75 ml), den ich aufgrund des Gesamteindrucks (Qualität der meisten Inhaltsstoffe, Raffinesse bzw. Komplexität der Komposition, Skinscent) nicht nachvollziehen kann, drängt sich zu sehr auf. Aus meiner Sicht muss man solche Geschäftsgebaren mit Nichtkauf strafen. Wenn man – nur zur Einordnung – dagegen einen deutlich günstigeren und ebenfalls schon mehr als Taschen leerenden Les Exclusifs-Duft von Chanel stellt und riecht (185 € für 75 ml), kann man schon mal vom Glauben abfallen. Hier ist jedes Maß verloren. Frei nach Bob Dylan: „Where have all my money gone…“.
Die Antwort ist aus meiner Sicht: Unaufgeregt. Und doch überraschend.
Denn mein erster Eindruck war: Dieser Duft ist für den asiatischen Markt gemacht.
Creed hat hier für mich sehr unerwartet – nach den letzten kräftigen Herrenlancierungen – einen unglaublich sanften, weichen, zarten, pastellenen, leicht fruchtig angesüßten, absolut unindolischen, dezent rosigen Weißblüherduft entworfen, der so zurückhaltend komponiert ist, dass ich zwischen dem Eindruck schwanke, eine dem aktuellen Trend bewusst völlig entgegenlaufende Komposition vor mir zu haben oder eine total verunglückte, da sie wirklich fast einem Hauch von Nichts gleicht. Eine schwebende, sanftweiche blumige Frische. Haarscharf über der Haut. Die Farbe der Parfumflüssigkeit passt perfekt.
Ich persönlich mag zurückhaltende Düfte, weshalb ich diese Idee schätze und ihren Mut in diesem Fall bewundere. Andere halten sie vielleicht für eine Frechheit. Erfreulich ist zudem, dass nichts drängend Süßes und keine sich auf der Haut festkrallende Vollsynthetik verbaut wurde. Sondern ein schlankes Bouquet schüchterner Weißblüher (v.a. leicht süßer Jasmin und eine sehr zahme herbgrün-pudrige Tuberose), dezent flankiert von Pfirsichfruchtigkeit, einer Rosennuance, sachter Minzanmutung (wahrscheinlich durch die medizinischen Aspekte der Tuberose hervorgerufen), der Ahnung leichter Süße (als Praline, wie der Pyramide zu entnehmen, geht das nicht durch) und durchweg getragen von einem wertigen, samtigen, zartseifigen Moschus. Tief im Drydown ergänzt durch eine sehr zurückhaltende, trockene Holzgrundierung, die mit dem Moschus verschmilzt. Aufgrund qualitativ solider, aber keinesfalls hochwertiger Bestandteile - der Moschus ist die einzige Ausnahme und sorgt für außerordentliche Haltbarkeit, wenn auch nur sehr hautnah - sowie einer guten Abstimmung entwickelt er sich sehr angenehm, rund und völlig unaufgeregt. Ein gefälliges, sehr leises und glattes Weißblüherbouquet ohne Höhepunkte oder Wagnisse. Aber mit dieser typischen Creed-Reinheit und dem Moschus, welcher es über das Mittelmaß hinaushebt.
Als wirklich besonders empfinde ich allerdings sein unerwartetes Understatement. Es ist eines dieser Parfums, mit denen man absolut dezent und völlig unangestrengt duftet. Diesen Effekt entwickelt es sehr überzeugend. Ein Rest an Ungläubigkeit bleibt dennoch zurück, ob des so ungewöhnlich zarten Ansatzes. Und ob das wirklich ernst gemeint ist. Ich bin gespannt, wie er hier angenommen wird. Für mich ein schwereloser, fast nicht zu greifender, lieblicher Weißblüherduft. Wie ein vom Wind plötzlich fortgetragenes Blumenodeur, welches im Hier und Jetzt nur noch als flüchtig-ferne Erinnerung verbleibt. Ich würde aber auch den Eindruck einer zart parfümierten Körpercreme unterschreiben.
Mit diesen doch recht positiven Eindrücken würde ich gerne schließen, aber der Unmut über den Preis (240 € für 75 ml), den ich aufgrund des Gesamteindrucks (Qualität der meisten Inhaltsstoffe, Raffinesse bzw. Komplexität der Komposition, Skinscent) nicht nachvollziehen kann, drängt sich zu sehr auf. Aus meiner Sicht muss man solche Geschäftsgebaren mit Nichtkauf strafen. Wenn man – nur zur Einordnung – dagegen einen deutlich günstigeren und ebenfalls schon mehr als Taschen leerenden Les Exclusifs-Duft von Chanel stellt und riecht (185 € für 75 ml), kann man schon mal vom Glauben abfallen. Hier ist jedes Maß verloren. Frei nach Bob Dylan: „Where have all my money gone…“.
P.S.:
Die Flakonform ist übrigens nett, aber von den liebgewonnenen Plastikdeckeln scheinen sie sich nicht trennen zu wollen (wann auch in stabiler Ausführung).
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