15.08.2020 - 07:43 Uhr
FvSpee
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Neukölln 7: Cologne Grand Nix
Falls es einen Mann gegeben haben sollte, der sich beim Sehen des Films "My Blueberry Nights" nicht in Norah Jones verliebt hat: derjenige war definitiv nicht ich.
Die Jazzmusikerin hat uns nur in diesem einen Film, Roadmovie und wortkarge Romanze, einen Auftritt als Schauspielerin geschenkt, aber das war elektrisierend schön, grandios - und gleich eine Hauptrolle. Die weiblichen Nebenrollen sind mit Rachel Weisz und Natalie Portman besetzt. Ganz zu recht. Auch den Film an sich finde ich übrigens sehr gut, auch wenn die Kritik das eine oder andere rumzunölen hatte, aber ich mag Wong Kar-Wais Werke sowieso: außer diesem insbesondere noch "The Grandmaster" und "In the Mood for Love".
Wenn man sich jetzt fragt, warum ich, obwohl ich gar kein so begeisterter und kenntnisreicher Cineast bin, hier so viel übers Kino schreibe, dann deshalb, weil ich dann nicht so viel über diesen Duft schreiben muss, was nämlich keine angenehme Aufgabe ist. Außerdem enthält Cologne Grand Luxe eine Blaubeernote, die aber störend synthetisch ist. Und auch in natürlicherer Fassung nicht in die Komposition passen würde.
Von der Duftpyramide her haben wir hier ein nahezu ultraklassische Farina-Cologne vor uns, mit dem 100% kompletten Programm an Bergamotte, Zitrone, Neroli, Lavendel und Rosmarin. Also 4711. Dazu Mandarine und Petitgrain, was einen leichten Einschlag ins orangige, eine Tendenz zum Eau de Portugal erwarten lassen würde. Und eine misstrauisch beäugte Rosengeranie nebst etwas generisch klingendem Basisgedöns, was vermutlich die Haltbarkeit verlängern und so die Einstufung als "Eau de Toilette" und das bei einem Duft zu 36 Euro à 200 ml sowieso etwas lächerliche "Grand Luxe"-Geblubbere rechtfertigen soll.
Diese - mittelprächtige - Erwartungshaltung wurde beim Testen noch einmal deutlich unterboten. Der Duft changiert stark, um nicht zu sagen, er eiert unschlüssig in der Gegend rum wie ein mit gestörter Feinmotorik angedrehter Kreisel. Positiv ist zu vermerken, dass er ab und zu mal ganz nette zitronige Strecken hinlegt und an einer Stelle eine drollig-knorrige Wacholdernote aufweist.
Von der großen Linie her kann man ihn jedoch als Travestie eines schönen klassischen Colognes wie etwa "Echt Kölnisch Wasser" von 4711 oder "Colonia Concentrada" von Alvarez Gomez beschreiben. Die Grundidee bricht immer wieder durch, aber kommt nie richtig zur Geltung, nie richtig zur Ruhe und man bekommt sie nie richtig zu Angesicht. Sie ist immer entspitzt und entklart, matt verflufft und synthetisch eingeblast.
Hinzu kommt eine wahre Kaskade von merkwürdigen, kaleidoskopartig auf den ratlosen Beriecher eindringenden Fremdeindrücken, von denen ich nur "Eisbonbons", "sehr hochwertiger Auto-Duftbaum", "braun-schmutzige Pfefferminze" und die eingangs erwähnten Synthie-Blaubeerik nennen möchte.
Insgesamt hat dieses Machwerk auch für 18 Euro je 100 ml keinerlei Existenzberechtigung und verdient daher schnellstens gründlich reformuliert (und umbenannt) oder noch besser eingestellt zu werden. Da ist man mit der guten alten Tante aus Köln oder einem der ausgezeichneten spanischen vier-, sechs- oder achthundertmillilitrigen Drogeriewässern, oder mit dem tschechischen Cologne Classique von Alpa für noch weniger Geld wesentlich besser bedient.
Und ich muss mal wieder My Blueberry Nights ansehen.
Die Jazzmusikerin hat uns nur in diesem einen Film, Roadmovie und wortkarge Romanze, einen Auftritt als Schauspielerin geschenkt, aber das war elektrisierend schön, grandios - und gleich eine Hauptrolle. Die weiblichen Nebenrollen sind mit Rachel Weisz und Natalie Portman besetzt. Ganz zu recht. Auch den Film an sich finde ich übrigens sehr gut, auch wenn die Kritik das eine oder andere rumzunölen hatte, aber ich mag Wong Kar-Wais Werke sowieso: außer diesem insbesondere noch "The Grandmaster" und "In the Mood for Love".
Wenn man sich jetzt fragt, warum ich, obwohl ich gar kein so begeisterter und kenntnisreicher Cineast bin, hier so viel übers Kino schreibe, dann deshalb, weil ich dann nicht so viel über diesen Duft schreiben muss, was nämlich keine angenehme Aufgabe ist. Außerdem enthält Cologne Grand Luxe eine Blaubeernote, die aber störend synthetisch ist. Und auch in natürlicherer Fassung nicht in die Komposition passen würde.
Von der Duftpyramide her haben wir hier ein nahezu ultraklassische Farina-Cologne vor uns, mit dem 100% kompletten Programm an Bergamotte, Zitrone, Neroli, Lavendel und Rosmarin. Also 4711. Dazu Mandarine und Petitgrain, was einen leichten Einschlag ins orangige, eine Tendenz zum Eau de Portugal erwarten lassen würde. Und eine misstrauisch beäugte Rosengeranie nebst etwas generisch klingendem Basisgedöns, was vermutlich die Haltbarkeit verlängern und so die Einstufung als "Eau de Toilette" und das bei einem Duft zu 36 Euro à 200 ml sowieso etwas lächerliche "Grand Luxe"-Geblubbere rechtfertigen soll.
Diese - mittelprächtige - Erwartungshaltung wurde beim Testen noch einmal deutlich unterboten. Der Duft changiert stark, um nicht zu sagen, er eiert unschlüssig in der Gegend rum wie ein mit gestörter Feinmotorik angedrehter Kreisel. Positiv ist zu vermerken, dass er ab und zu mal ganz nette zitronige Strecken hinlegt und an einer Stelle eine drollig-knorrige Wacholdernote aufweist.
Von der großen Linie her kann man ihn jedoch als Travestie eines schönen klassischen Colognes wie etwa "Echt Kölnisch Wasser" von 4711 oder "Colonia Concentrada" von Alvarez Gomez beschreiben. Die Grundidee bricht immer wieder durch, aber kommt nie richtig zur Geltung, nie richtig zur Ruhe und man bekommt sie nie richtig zu Angesicht. Sie ist immer entspitzt und entklart, matt verflufft und synthetisch eingeblast.
Hinzu kommt eine wahre Kaskade von merkwürdigen, kaleidoskopartig auf den ratlosen Beriecher eindringenden Fremdeindrücken, von denen ich nur "Eisbonbons", "sehr hochwertiger Auto-Duftbaum", "braun-schmutzige Pfefferminze" und die eingangs erwähnten Synthie-Blaubeerik nennen möchte.
Insgesamt hat dieses Machwerk auch für 18 Euro je 100 ml keinerlei Existenzberechtigung und verdient daher schnellstens gründlich reformuliert (und umbenannt) oder noch besser eingestellt zu werden. Da ist man mit der guten alten Tante aus Köln oder einem der ausgezeichneten spanischen vier-, sechs- oder achthundertmillilitrigen Drogeriewässern, oder mit dem tschechischen Cologne Classique von Alpa für noch weniger Geld wesentlich besser bedient.
Und ich muss mal wieder My Blueberry Nights ansehen.
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