23.10.2018 - 14:52 Uhr
Meggi
1019 Rezensionen
Meggi
Top Rezension
22
Das war der Paraná
„Herr! Der Paraná! Der Strom kommt ...!“ ruft der Indio in Günther Weisenborns Erzählung ‚Zwei Männer‘ seinem Herrn, dem Farmer, zu. Beide sitzen bereits inmitten einer Überschwemmung nach heftigem Regen, als in der Ferne ein furchtbares Donnern verkündet, dass nun auch noch der Paraná, angeschwollen von Wasser und Wind, seine todbringende Flut hinzugießt.
„Plötzlich stand der Schuh des Farmers im Wasser. Er zog ihn zurück. Aber nach einer Weile stand der Schuh wieder im Wasser... Und wenn man die Maiskiste zurücksetzte, so musste man sie bald noch ein wenig zurücksetzen.
Das war alles, aber das war der Paraná.“
Ich komme auf diese Erzählung nicht, weil sie in Argentinien spielt, der Heimat der Fueguia-Düfte. Das wäre eine dürftige Parallele. Und ein tieferer Bezug wäre in Anbetracht der Härte der Geschichte unangebracht. Mir geht es allein um eine spontane Assoziation zum letzten zitierten Satz. Mein Gedanke zu ‚Elogio de la Sombra‘ war: Ein bisschen Iris, ein bisschen Holz – das ist alles. Mehr braucht es manchmal nicht für einen starken Duft.
Vergessen wir das aufbauende Tasten vornean: die Anmutung von Babykarotte mit Sägespänen, die unleugbare Salatgurken-Beilage, die seltsam pelzig-pilzige, das Dosenobst streifende Mimose. Das sind alles einzelne, vorbereitende Tupfer, die sich erst im Rückblick gleichsam entwirren, während im Laufe des Vormittags das eigentliche Werk entsteht:
Einer kühlen, ruhigen Iris-Frische mit einer Spur floraler Ansatz-Süße gesellt sich zunehmend ein Einschlag jungen, beinahe noch grünen Holzes bei, der sich in die Kühle fügt. Iris und Holz – das klappt offenbar immer gut. Bergamotte liefert einen (sofern man’s gelesen hat) erkennbaren Anflug stumpfer Bittersäure im Untergrund. Ab mittags erstrahlt eine ganz edle, hell-holzige Frische, die unter der Obhut der Iris fast süßrauchig wirkt, geradezu das Süßholzhafte touchiert, ehe der Duft im Laufe des Nachmittags, unter nonchalanter Umkehrung üblicher Verhältnisse, in einer herben Limonade von grüner Zitrone stilvoll vergeht.
Hier und da blitzen die zum Gesamtbild beitragenden Kolleginnen zuweilen mal solistisch durch, doch das geschieht lediglich direkt auf der Haut; mit etwas Abstand verschwimmen die Einzelteile, ähnlich dem impressionistischen Bild, zu einem großen Ganzen, mehr „Stimmung“ als Parfüm und schon gar kein Geschehen.
Ein Duft für stille Stunden. Lässt sich natürlich auch im Büro benutzen, allerdings fühlt er sich dort nicht richtig wohl. Zu hektisch, zu viele nervige Ablenkungen.
Ich bedanke mich bei Rotkehlchen für die Probe.
„Plötzlich stand der Schuh des Farmers im Wasser. Er zog ihn zurück. Aber nach einer Weile stand der Schuh wieder im Wasser... Und wenn man die Maiskiste zurücksetzte, so musste man sie bald noch ein wenig zurücksetzen.
Das war alles, aber das war der Paraná.“
Ich komme auf diese Erzählung nicht, weil sie in Argentinien spielt, der Heimat der Fueguia-Düfte. Das wäre eine dürftige Parallele. Und ein tieferer Bezug wäre in Anbetracht der Härte der Geschichte unangebracht. Mir geht es allein um eine spontane Assoziation zum letzten zitierten Satz. Mein Gedanke zu ‚Elogio de la Sombra‘ war: Ein bisschen Iris, ein bisschen Holz – das ist alles. Mehr braucht es manchmal nicht für einen starken Duft.
Vergessen wir das aufbauende Tasten vornean: die Anmutung von Babykarotte mit Sägespänen, die unleugbare Salatgurken-Beilage, die seltsam pelzig-pilzige, das Dosenobst streifende Mimose. Das sind alles einzelne, vorbereitende Tupfer, die sich erst im Rückblick gleichsam entwirren, während im Laufe des Vormittags das eigentliche Werk entsteht:
Einer kühlen, ruhigen Iris-Frische mit einer Spur floraler Ansatz-Süße gesellt sich zunehmend ein Einschlag jungen, beinahe noch grünen Holzes bei, der sich in die Kühle fügt. Iris und Holz – das klappt offenbar immer gut. Bergamotte liefert einen (sofern man’s gelesen hat) erkennbaren Anflug stumpfer Bittersäure im Untergrund. Ab mittags erstrahlt eine ganz edle, hell-holzige Frische, die unter der Obhut der Iris fast süßrauchig wirkt, geradezu das Süßholzhafte touchiert, ehe der Duft im Laufe des Nachmittags, unter nonchalanter Umkehrung üblicher Verhältnisse, in einer herben Limonade von grüner Zitrone stilvoll vergeht.
Hier und da blitzen die zum Gesamtbild beitragenden Kolleginnen zuweilen mal solistisch durch, doch das geschieht lediglich direkt auf der Haut; mit etwas Abstand verschwimmen die Einzelteile, ähnlich dem impressionistischen Bild, zu einem großen Ganzen, mehr „Stimmung“ als Parfüm und schon gar kein Geschehen.
Ein Duft für stille Stunden. Lässt sich natürlich auch im Büro benutzen, allerdings fühlt er sich dort nicht richtig wohl. Zu hektisch, zu viele nervige Ablenkungen.
Ich bedanke mich bei Rotkehlchen für die Probe.
17 Antworten