08.07.2016 - 13:08 Uhr
Palonera
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Palonera
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22
das Rätsel
Es muß an meiner Nase liegen.
Wieder einmal, wie so oft.
An meiner Nase, die nicht riechen kann, nicht riechen will, was das Auge liest, die Pyramide sagt.
Die sich nicht schert um die Erwartungen des Kopfes, dessen Bild schon fertig ist, noch eh der erste Sprüher meine Haut berührt.
Und an der Haut vielleicht auch noch, der weiblichen, die nicht gemacht ist für den "Herrenduft", als der "Gentile" auf sie trifft und gleich den Flirt beginnt – das alte Spiel von Mann und Frau, von Duft und Haut und dem, was ist, vielleicht auch nicht.
Wo immer sie auch sein mögen, die Vier der Pyramide, auf welcher Haut sie sich entfalten: Die meine ist es nicht.
Weit mehr als eine Woche lang waren wir ein Paar, Marias "Gentile" und ich.
Mehr als eine Woche lang suchte ich den zarten Jüngling, dem Knabenalter kaum entwachsen, die Wangen noch ganz zart unter dem Pfirsichflaum.
Für ihn, so sagte man, sei "Gentile" entstanden, für ihn, Marias jungen Sohn.
Ich suchte ihn am Morgen und am Abend, bei Regen, Wind und Sonnenschein, auf nackter und bedeckter Haut und auch in meinem Haar.
Und manchmal, Augenblicke nur, schien ich ihn auch zu finden, zu sehen in der Ferne, verschwommen, vage nur.
Stets hielt er sich verborgen hinter einem Bodyguard aus kraftvoll-dunklem Holz, harzig-würzig, Aug' in Aug' mit Birkenteer.
Groß und stark und so sehr Mann, so sehr Kerl, breitgeschultert, rauh.
Doch wer mir nah kam, wer ihm nah kam, "Gentile", ganz dicht bis an die Haut, der fand ganz zarte helle Frische, jung und rein, fast feminin.
Lotusblüten, Wasserlilien – feuchtes junges Grün, vom Sommerregen naß.
Nicht jeden Tag, nicht jedes Mal, nicht immer gleich.
Doch immer war da jener dunkle Bursche, der mich umgab auf Schritt und Tritt, der mir voraus war und auch meine Schleppe.
Birkenteer, da war ich sicher, immer wieder, Tag um Tag.
Das war seltsam, wirklich seltsam, denn die Pyramide listet weder Holz noch Leder und auch sonst schrieb niemals jemand je davon.
Sollte es womöglich nicht "Gentile" sein, den ich da trug, die Probe falsch beschriftet und "Barry Lyndon" gar darin?
Der Vergleichstest sagte Nein – zwar listet Barry Leder, doch ist Marias zweiter Mann sehr anders komponiert.
So blieb das Rätsel ungelöst und wurde noch komplexer:
An jenen wirklich trocken-warmen Tagen, von denen dieser Sommer noch nicht viele zählt, fand sich auf meiner Haut kühl-grauer Weihrauch, fragil-sakral, der Rauch schon lang verweht, sein Duft umfangen noch von dicken Mauern.
In seinem Hintergrund auch hier der Birkenteer, das dunkle Holz, sehr erwachsen, ernst – ja, fast schon streng.
Ein dunkelrot-schwarzbrauner Faden, der stets sich durch "Gentile" zieht.
"Gentile" spielt mit mir, für mich in vielerlei Facetten, changiert von zartem Frühlingsgrün und Silberpudermatt zu lichtem Anthrazit und Dunkelschwarzbraunrot.
Kratziges Kraut, wässriges Grün, zarte Blüten und Puderstaub, dunkelharzwürzig geschlagenes Holz.
Die große alte Kathedrale, ein Mann, der keine Kutte trägt.
Und lang schon nicht mehr Jüngling ist.
Das Rätsel bleibt - unverstanden, ungelöst.
Es wird die Haut gewesen sein, wenn nicht die Nase...
PS: Yatagan - danke!
Wieder einmal, wie so oft.
An meiner Nase, die nicht riechen kann, nicht riechen will, was das Auge liest, die Pyramide sagt.
Die sich nicht schert um die Erwartungen des Kopfes, dessen Bild schon fertig ist, noch eh der erste Sprüher meine Haut berührt.
Und an der Haut vielleicht auch noch, der weiblichen, die nicht gemacht ist für den "Herrenduft", als der "Gentile" auf sie trifft und gleich den Flirt beginnt – das alte Spiel von Mann und Frau, von Duft und Haut und dem, was ist, vielleicht auch nicht.
Wo immer sie auch sein mögen, die Vier der Pyramide, auf welcher Haut sie sich entfalten: Die meine ist es nicht.
Weit mehr als eine Woche lang waren wir ein Paar, Marias "Gentile" und ich.
Mehr als eine Woche lang suchte ich den zarten Jüngling, dem Knabenalter kaum entwachsen, die Wangen noch ganz zart unter dem Pfirsichflaum.
Für ihn, so sagte man, sei "Gentile" entstanden, für ihn, Marias jungen Sohn.
Ich suchte ihn am Morgen und am Abend, bei Regen, Wind und Sonnenschein, auf nackter und bedeckter Haut und auch in meinem Haar.
Und manchmal, Augenblicke nur, schien ich ihn auch zu finden, zu sehen in der Ferne, verschwommen, vage nur.
Stets hielt er sich verborgen hinter einem Bodyguard aus kraftvoll-dunklem Holz, harzig-würzig, Aug' in Aug' mit Birkenteer.
Groß und stark und so sehr Mann, so sehr Kerl, breitgeschultert, rauh.
Doch wer mir nah kam, wer ihm nah kam, "Gentile", ganz dicht bis an die Haut, der fand ganz zarte helle Frische, jung und rein, fast feminin.
Lotusblüten, Wasserlilien – feuchtes junges Grün, vom Sommerregen naß.
Nicht jeden Tag, nicht jedes Mal, nicht immer gleich.
Doch immer war da jener dunkle Bursche, der mich umgab auf Schritt und Tritt, der mir voraus war und auch meine Schleppe.
Birkenteer, da war ich sicher, immer wieder, Tag um Tag.
Das war seltsam, wirklich seltsam, denn die Pyramide listet weder Holz noch Leder und auch sonst schrieb niemals jemand je davon.
Sollte es womöglich nicht "Gentile" sein, den ich da trug, die Probe falsch beschriftet und "Barry Lyndon" gar darin?
Der Vergleichstest sagte Nein – zwar listet Barry Leder, doch ist Marias zweiter Mann sehr anders komponiert.
So blieb das Rätsel ungelöst und wurde noch komplexer:
An jenen wirklich trocken-warmen Tagen, von denen dieser Sommer noch nicht viele zählt, fand sich auf meiner Haut kühl-grauer Weihrauch, fragil-sakral, der Rauch schon lang verweht, sein Duft umfangen noch von dicken Mauern.
In seinem Hintergrund auch hier der Birkenteer, das dunkle Holz, sehr erwachsen, ernst – ja, fast schon streng.
Ein dunkelrot-schwarzbrauner Faden, der stets sich durch "Gentile" zieht.
"Gentile" spielt mit mir, für mich in vielerlei Facetten, changiert von zartem Frühlingsgrün und Silberpudermatt zu lichtem Anthrazit und Dunkelschwarzbraunrot.
Kratziges Kraut, wässriges Grün, zarte Blüten und Puderstaub, dunkelharzwürzig geschlagenes Holz.
Die große alte Kathedrale, ein Mann, der keine Kutte trägt.
Und lang schon nicht mehr Jüngling ist.
Das Rätsel bleibt - unverstanden, ungelöst.
Es wird die Haut gewesen sein, wenn nicht die Nase...
PS: Yatagan - danke!
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