14.05.2019 - 06:25 Uhr
Stanze
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Aktionskunst
Die Leute meinen immer, dass Künstler dankbar sein sollen, wenn sie eine Ausstellung bekommen. Selbst wenn man alle halbe Jahr eine Ausstellung bekommt, müsste man Bilder oder Skulpturen im Wert von einem halben Jahresgehalt verkaufen, wenn man davon leben wollte. Wenn man nicht gerade mit dem Kulturdezernenten ins Bett geht, dann ist das Künstlerdasein etwas, was man sich nur als Hobby leisten kann. Wenn man gut verdient, kann man sich eine Künstlerfrisur machen und auf den Vernissages anderer Leute wichtig daherreden. Da braucht man gar keine Kunst mehr machen. Petra (Name von der Redaktion frei erfunden) ist ein ganz kleines bisschen verbittert. Da tut sich diese Gelegenheit auf, für Parfumo Aktionskunst zu machen. In der großen eigens dafür angemieteten Halle versammeln sich die Parfumos und Parfumas. Petra hat schon im Vorfeld einen großen Berg Plastikfrüchte in der Mitte der Halle aufgehäuft. Diffusoren in allen vier Ecken zerstäuben Cherry Fantasy von Nina Ricci. Das allein ist schon surreal, die synthetischen Früchte, der dazu passende synthetische Fruchtgeruch. Dann tritt Petra theatralisch vor und kippt einen Kanister Zuckersirup über die Früchte. Dazu ertönt jetzt aus Lautsprechern Lyrik:
"Künstlich, sagte sie, künstliche Erwartungserinnerung, mein Geld für dein Geld für Nina. Und das Niveau fiel tief, tiefer als man stapeln kann. Dort unten eine künstliche Fruchtblume, zuckt zuckrig mit dem letzten Hauch ihrer Nichtexistenz."
Das Publikum murmelt sich etwas in den Bart. Wahrscheinlich denken alle an Tom Ford oder wünschen sich weit fort.
Der dramatische Höhepunkt ist erreicht. Passend dazu wird jetzt die Herznote von Cherry Fantasy vernebelt. Benzingeruch liegt über den synthetischen Früchten. Petra tritt vor, sie hat sich fix umgezogen und trägt nun eine Feuerwehruniform. In den Händen hält sie einen Gartensprüher, auf dem in großen pinkfarbenen Buchstaben "Benzin" geschrieben steht. Petra sprenkelt etwas von der Flüssigkeit auf die Kunstfrüchte und zündet sie an. Das Publikum weicht zurück und erlebt die Katharsis: "okay, ich kaufe nie wieder irgendein Parfum." "Hab ich zuhause den Herd angelassen?" "Wie lange dauert das hier eigentlich?"
Die Sprinkleranlage geht an. Das Publikum wird geduscht. Petra natürlich auch. Nachher sagte sie zur Presse, sie habe mit ihrer Aktionskunst gegen die europäische Gesetzgebung protestieren wollen. Alle nicken, ja klar, das haben wir verstanden.
"Künstlich, sagte sie, künstliche Erwartungserinnerung, mein Geld für dein Geld für Nina. Und das Niveau fiel tief, tiefer als man stapeln kann. Dort unten eine künstliche Fruchtblume, zuckt zuckrig mit dem letzten Hauch ihrer Nichtexistenz."
Das Publikum murmelt sich etwas in den Bart. Wahrscheinlich denken alle an Tom Ford oder wünschen sich weit fort.
Der dramatische Höhepunkt ist erreicht. Passend dazu wird jetzt die Herznote von Cherry Fantasy vernebelt. Benzingeruch liegt über den synthetischen Früchten. Petra tritt vor, sie hat sich fix umgezogen und trägt nun eine Feuerwehruniform. In den Händen hält sie einen Gartensprüher, auf dem in großen pinkfarbenen Buchstaben "Benzin" geschrieben steht. Petra sprenkelt etwas von der Flüssigkeit auf die Kunstfrüchte und zündet sie an. Das Publikum weicht zurück und erlebt die Katharsis: "okay, ich kaufe nie wieder irgendein Parfum." "Hab ich zuhause den Herd angelassen?" "Wie lange dauert das hier eigentlich?"
Die Sprinkleranlage geht an. Das Publikum wird geduscht. Petra natürlich auch. Nachher sagte sie zur Presse, sie habe mit ihrer Aktionskunst gegen die europäische Gesetzgebung protestieren wollen. Alle nicken, ja klar, das haben wir verstanden.
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