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												 Top Rezension
					Der Kokon
					Dunkel. Nicht ganz. Leichtes helles Flackern. Unregelmäßig, aufblitzend hinter ihren geschlossenen Lidern. 
Hatte sie schon wieder vergessen, die Vorhänge am Abend zuzuziehen?
Sonnenstrahlen kitzeln unaufhörlich penetrant ihr Gesicht, wollen sie zwingen, die Augen zu öffnen, ziehen an ihren Lidern, wie kleine quengelnde Kinder.
Sie will nicht aufstehen.
Ein neuer Tag. Neue Herausforderungen. Neue Hürden. Alte Bekannte. Alte Gefühle. Alte Lasten.
Mühsam ein Auge öffnen, als klebe das Lid fest, sich dem Tag mit seinem gleißenden Sonnenlicht stellen. Erste Tagesaufgabe geschafft. Nun die Decke zurückschlagen. Widerwillig, ein letztes Bollwerk gegen das drohende Aufstehen. Der warmweiche Wäschegeruch verflüchtigt sich im bedrängenden Morgenlicht, der Schutz vor dem Außen verfliegt.
Sie starrt auf ihre nackten Füße, Fremdkörper, die ihr nicht gehorchen wollen. Widerwillig folgt ihr Geist diesen fremd anmutenden Extremitäten, die sich bleischwer ins Bad schleppen.
Einem Hürdenlauf ähnlich hebt sich ihr Arm zur Armatur der Dusche unter dem festen Vorsatz, auch diese Hürde zu meistern. Sie lässt das Wasser über den ausgestreckten Arm laufen. Ist es zu warm? Ist es zu kalt? Sie weiß es nicht. Die Wassertropfen prasseln wie kleine Stecknadeln auf ihre Haut, wollen sie gewaltsam aufrütteln, rufen ihr vermeintliche Motivationen zu, die sie nicht hört.
Nichts dringt nach innen. Dort ist es still. Leer. Taub. Und gespenstisch. Fremd im eigenen Körper.
Fast muss sie lächeln über dieses Paradoxon. Fast.
Ratlosigkeit vor dem Kleiderschrank. Die Farben brüllen sie an, dass es wehtut. Muster verschwimmen zu einem wilden Durcheinander, bringen ihre Welt zum Wanken. Schwarz. Schwarz ist gut. Vielleicht noch grau. Unaufgeregt. Unverfänglich. Unemotional.
Ein Duft? Eigentlich zu ihrem Tag zugehörig wie das Atmen, jetzt eine bleischwere Entscheidung. Irgendwo tief in ihrer inneren Fremde flüstert eine Stimme ihr gut zu. Sie nickt, der Duft könnte gehen. Weißer Flakon. Fast wie schwarz. Genauso unaufgeregt, unverfänglich, unemotional. Nur eben weiß. Wie Yin und Yang.
Und sofort umspinnen sie feinste Duftnetze. Sanft, leise, unaufgeregt. Sie steht ganz still. Düfte, Erinnerungen gleich, umfangen sie, bringen in ihr etwas zum Schwingen. Bilder tauchen vor ihrem Auge auf, Kindheit, wohlig, weich, warm. Ein unbekanntes Gefühl von Geborgenheit. War da nicht, ganz leise, ein glockenhelles Lachen?
Das Duftnetz hat sich dicht verwoben, hält sie, trägt sie, tröstet sie. Es ist, als spüre sie eine warme Hand an ihrer Wange, als umarmten sie unsichtbare Arme.
Sie atmet tief ein. Der Duft durchströmt sie schier, wiegt sachte ihre Seele, öffnet längst verschlossene Türen. Er ist so weiß wie der Flakon, leuchtet in dunkelste Winkel und Ecken ihres fremden Selbst, lässt kleine Lichtstrahlen hinein, ist Balsam für die Wunden.
Und sie schließt die Augen und lässt sich ein wenig tragen von der Sanftheit, der Geborgenheit, der Erinnerung. An sich. Jenseits der Fremden.
Und eine Träne rinnt ihr die Wange herunter.
Eine Emotion.
Sie lächelt.
										
									
				
				
			Hatte sie schon wieder vergessen, die Vorhänge am Abend zuzuziehen?
Sonnenstrahlen kitzeln unaufhörlich penetrant ihr Gesicht, wollen sie zwingen, die Augen zu öffnen, ziehen an ihren Lidern, wie kleine quengelnde Kinder.
Sie will nicht aufstehen.
Ein neuer Tag. Neue Herausforderungen. Neue Hürden. Alte Bekannte. Alte Gefühle. Alte Lasten.
Mühsam ein Auge öffnen, als klebe das Lid fest, sich dem Tag mit seinem gleißenden Sonnenlicht stellen. Erste Tagesaufgabe geschafft. Nun die Decke zurückschlagen. Widerwillig, ein letztes Bollwerk gegen das drohende Aufstehen. Der warmweiche Wäschegeruch verflüchtigt sich im bedrängenden Morgenlicht, der Schutz vor dem Außen verfliegt.
Sie starrt auf ihre nackten Füße, Fremdkörper, die ihr nicht gehorchen wollen. Widerwillig folgt ihr Geist diesen fremd anmutenden Extremitäten, die sich bleischwer ins Bad schleppen.
Einem Hürdenlauf ähnlich hebt sich ihr Arm zur Armatur der Dusche unter dem festen Vorsatz, auch diese Hürde zu meistern. Sie lässt das Wasser über den ausgestreckten Arm laufen. Ist es zu warm? Ist es zu kalt? Sie weiß es nicht. Die Wassertropfen prasseln wie kleine Stecknadeln auf ihre Haut, wollen sie gewaltsam aufrütteln, rufen ihr vermeintliche Motivationen zu, die sie nicht hört.
Nichts dringt nach innen. Dort ist es still. Leer. Taub. Und gespenstisch. Fremd im eigenen Körper.
Fast muss sie lächeln über dieses Paradoxon. Fast.
Ratlosigkeit vor dem Kleiderschrank. Die Farben brüllen sie an, dass es wehtut. Muster verschwimmen zu einem wilden Durcheinander, bringen ihre Welt zum Wanken. Schwarz. Schwarz ist gut. Vielleicht noch grau. Unaufgeregt. Unverfänglich. Unemotional.
Ein Duft? Eigentlich zu ihrem Tag zugehörig wie das Atmen, jetzt eine bleischwere Entscheidung. Irgendwo tief in ihrer inneren Fremde flüstert eine Stimme ihr gut zu. Sie nickt, der Duft könnte gehen. Weißer Flakon. Fast wie schwarz. Genauso unaufgeregt, unverfänglich, unemotional. Nur eben weiß. Wie Yin und Yang.
Und sofort umspinnen sie feinste Duftnetze. Sanft, leise, unaufgeregt. Sie steht ganz still. Düfte, Erinnerungen gleich, umfangen sie, bringen in ihr etwas zum Schwingen. Bilder tauchen vor ihrem Auge auf, Kindheit, wohlig, weich, warm. Ein unbekanntes Gefühl von Geborgenheit. War da nicht, ganz leise, ein glockenhelles Lachen?
Das Duftnetz hat sich dicht verwoben, hält sie, trägt sie, tröstet sie. Es ist, als spüre sie eine warme Hand an ihrer Wange, als umarmten sie unsichtbare Arme.
Sie atmet tief ein. Der Duft durchströmt sie schier, wiegt sachte ihre Seele, öffnet längst verschlossene Türen. Er ist so weiß wie der Flakon, leuchtet in dunkelste Winkel und Ecken ihres fremden Selbst, lässt kleine Lichtstrahlen hinein, ist Balsam für die Wunden.
Und sie schließt die Augen und lässt sich ein wenig tragen von der Sanftheit, der Geborgenheit, der Erinnerung. An sich. Jenseits der Fremden.
Und eine Träne rinnt ihr die Wange herunter.
Eine Emotion.
Sie lächelt.
		24 Antworten 
	
	

 
					
Kein Witz: Als ich vorher den Rosenrot vom Oberarm abgewaschen habe (endlich, nach zwei Stunden), habe ich Nivea drüber, um mich wieder frisch zu fühlen :D
Bin fast angefangen zu Heulen! Das ist so real!
Nivea ,begleitet mich auch schon von Kindheit an!
DerDuft ist eine Homage an vergangene Zeiten!