10.08.2020 - 11:44 Uhr
FvSpee
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FvSpee
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35
Neukölln 6: The British-Portuguese Friendship Perfume
Douro ist nicht etwa wie Duro (von Nasomatto), dem Duft für harte Männer, nach dem italienischen und spanischen Wort für "hart" benannt, sondern nach einem Fluss im Norden der spanischen Halbinsel. Er heißt auf spanisch Duero und auf portugiesisch Douro und bildet auf einem Stück seines Laufes auch die Grenze zwischen beiden Staaten. Im Mittelalter markierte er für Jahrhunderte (auf fast seiner gesamten Länge) die Grenze zwischen dem islamischen Al-Andalus im Süden und den christlichen Königreichen, Asturien vor allem, im Norden.
Douro ist ein Eau de Portugal (so steht es auch auf dem Etikett), und das ist, wie mir ein Mit-Parfumo erklärt hat, eine besondere Form des Eau de Cologne mit starkem Anteil an Orangen (oder Mandarinen). Portugal von 4711 ist auch so eins, und viele englische Duftfirmen führen oder führten solche Eaux. Dass die Penhaligonen sich beim Rebranding entschieden haben, "Lords" in "Douro" umzubenennen, ist insoweit sehr passend und feinsinnig.
Denn traditionell verbindet vieles England und Portugal, so zum Beispiel die englische Waffenhilfe für Portugal gegen Napoleon und die portugiesische Waffenhilfe für England gegen Kaiser Wilhelm. Aber wahrscheinlich verbindet nichts die beiden Nationen so sehr wie der Portwein, eine Art Nationalgetränk der Engländer, das in Portugal gekellert wird und dessen Trauben ausschließlich im oberen Dourotal, der Weinbauregion Alto Douro (angeblich der ältesten konkret umgrenzten und mit Namen versehenen Weinbauregion der Welt) angebaut werden dürfen. Angeblich gehen die englischen Portweintraditionen bis aufs 14. Jahrhundert zurück, als es den Namen Portwein und auch die Weinbauregion noch gar nicht gab.
In einem anderen Sinne ist der Name (und ist auch die Bezeichnung als Eau de Portugal) vielleicht nicht ganz so passend. Denn dieser sehr schöne Duft hat nur relativ wenig mit einem orangenlastigen Kölnischwasser, also einem klassischen "EdPo" zu tun. Er steht somit ein wenig am Rande dieser Serie, aber er hat in ihr durchaus seine Berechtigung.
Douro startet - insoweit durchaus colognetypisch - mit einer feinen Zitrusmelange, in der die Mandarine gar nicht so dominant ist. Dass sie hier gleichrangig neben Limette, Zitrone und Bergamotte aufgeführt wird, ist plausibel, wir haben hier eine schöne Allgemeinzitrik im besten Sinne des Wortes, einen Blend sozusagen. Noch viel dominanter ist aus meiner Sicht aber, gerade zu Beginn, der Lavendel, sozusagen der Große Wagen am Sternenhimmel über dem Douro.
Da diese Lavendel-Hesperiden-Melange auch noch schön passend mit ein paar würzigen Noten abgeschmeckt wird, entsteht hier das Bild einer hellgrauen, fein-frischen, etwas understateten Finesse, die viel eher britisch als iberisch anmutet. Das ist eher ein Gentleman auf südlichen Reisen als ein nativer Lusitanier.
Bei fortdauernder Lavendelei wird der Duft dann als nächstes weich, fast schon schmelzend weich, blühend-blütig. Das ist nicht dandyhaft oder effeminiert, aber es hat etwas schmeichelndes und zartes, als ob der Gentleman die steife Oberlippe für eine Weile vergisst und in der Schönheit südlicher Gefilde seinen soft spot entdeckt. Der Duft wird in dieser Phase auch noch einmal orangiger, sodass ich Maiglöckchen und Neroli für diese Phase (wir sind hier etwa in Minute 30 bis 60) absolut plausibel finde.
Danach beginnt, vom Zeitablauf durchaus cologne-typisch, ein sehr hautnah noch etliche Stunden verweilender, wunderschöner, edler, fein-frischer Ausklang, den ich gar nicht mehr als zitrisch empfinde. In ihm mischt sich eine ordentliche Dosis Eichenmoos (oder Eichenmoosoxan oder was man halt heute so nimmt) mit Holz (ich hätte eher Zeder als Sandelholz vermutet) und dem aus der Kopfnote noch in die Basis sickernden Lavendel.
Zu dosieren ist Douro großzügig, wie ein Cologne, gerne auch gesplasht. Zu dezent aufgetragen, verpufft er allzu schnell und entfaltet seine Wirkung nicht.
Alles in allem: Das ist Komplexität und Raffinesse, die nur scheinbar einfach und schlicht ist, weshalb dieses Wässerchen über die Grenzen eines klassischen Kölnischwassers deutlich hinausragt. Um dies zu honorieren, war ich geneigt, 9 Punkte zu geben (was alles andere als abwegig wäre!), aber da der Duft bei aller Schönheit bei mir nicht die mit einer 9 schon verbundenen Verliebtheitsgefühle auslöst, bleibt er irgendwo bei 8,74 hängen.
Trotzdem ein super Duft!
Wie übrigens Duro auch.
Douro ist ein Eau de Portugal (so steht es auch auf dem Etikett), und das ist, wie mir ein Mit-Parfumo erklärt hat, eine besondere Form des Eau de Cologne mit starkem Anteil an Orangen (oder Mandarinen). Portugal von 4711 ist auch so eins, und viele englische Duftfirmen führen oder führten solche Eaux. Dass die Penhaligonen sich beim Rebranding entschieden haben, "Lords" in "Douro" umzubenennen, ist insoweit sehr passend und feinsinnig.
Denn traditionell verbindet vieles England und Portugal, so zum Beispiel die englische Waffenhilfe für Portugal gegen Napoleon und die portugiesische Waffenhilfe für England gegen Kaiser Wilhelm. Aber wahrscheinlich verbindet nichts die beiden Nationen so sehr wie der Portwein, eine Art Nationalgetränk der Engländer, das in Portugal gekellert wird und dessen Trauben ausschließlich im oberen Dourotal, der Weinbauregion Alto Douro (angeblich der ältesten konkret umgrenzten und mit Namen versehenen Weinbauregion der Welt) angebaut werden dürfen. Angeblich gehen die englischen Portweintraditionen bis aufs 14. Jahrhundert zurück, als es den Namen Portwein und auch die Weinbauregion noch gar nicht gab.
In einem anderen Sinne ist der Name (und ist auch die Bezeichnung als Eau de Portugal) vielleicht nicht ganz so passend. Denn dieser sehr schöne Duft hat nur relativ wenig mit einem orangenlastigen Kölnischwasser, also einem klassischen "EdPo" zu tun. Er steht somit ein wenig am Rande dieser Serie, aber er hat in ihr durchaus seine Berechtigung.
Douro startet - insoweit durchaus colognetypisch - mit einer feinen Zitrusmelange, in der die Mandarine gar nicht so dominant ist. Dass sie hier gleichrangig neben Limette, Zitrone und Bergamotte aufgeführt wird, ist plausibel, wir haben hier eine schöne Allgemeinzitrik im besten Sinne des Wortes, einen Blend sozusagen. Noch viel dominanter ist aus meiner Sicht aber, gerade zu Beginn, der Lavendel, sozusagen der Große Wagen am Sternenhimmel über dem Douro.
Da diese Lavendel-Hesperiden-Melange auch noch schön passend mit ein paar würzigen Noten abgeschmeckt wird, entsteht hier das Bild einer hellgrauen, fein-frischen, etwas understateten Finesse, die viel eher britisch als iberisch anmutet. Das ist eher ein Gentleman auf südlichen Reisen als ein nativer Lusitanier.
Bei fortdauernder Lavendelei wird der Duft dann als nächstes weich, fast schon schmelzend weich, blühend-blütig. Das ist nicht dandyhaft oder effeminiert, aber es hat etwas schmeichelndes und zartes, als ob der Gentleman die steife Oberlippe für eine Weile vergisst und in der Schönheit südlicher Gefilde seinen soft spot entdeckt. Der Duft wird in dieser Phase auch noch einmal orangiger, sodass ich Maiglöckchen und Neroli für diese Phase (wir sind hier etwa in Minute 30 bis 60) absolut plausibel finde.
Danach beginnt, vom Zeitablauf durchaus cologne-typisch, ein sehr hautnah noch etliche Stunden verweilender, wunderschöner, edler, fein-frischer Ausklang, den ich gar nicht mehr als zitrisch empfinde. In ihm mischt sich eine ordentliche Dosis Eichenmoos (oder Eichenmoosoxan oder was man halt heute so nimmt) mit Holz (ich hätte eher Zeder als Sandelholz vermutet) und dem aus der Kopfnote noch in die Basis sickernden Lavendel.
Zu dosieren ist Douro großzügig, wie ein Cologne, gerne auch gesplasht. Zu dezent aufgetragen, verpufft er allzu schnell und entfaltet seine Wirkung nicht.
Alles in allem: Das ist Komplexität und Raffinesse, die nur scheinbar einfach und schlicht ist, weshalb dieses Wässerchen über die Grenzen eines klassischen Kölnischwassers deutlich hinausragt. Um dies zu honorieren, war ich geneigt, 9 Punkte zu geben (was alles andere als abwegig wäre!), aber da der Duft bei aller Schönheit bei mir nicht die mit einer 9 schon verbundenen Verliebtheitsgefühle auslöst, bleibt er irgendwo bei 8,74 hängen.
Trotzdem ein super Duft!
Wie übrigens Duro auch.
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