12 | Twelve 2021

CoraKirsch
08.03.2023 - 09:38 Uhr
46
Top Rezension
2
Preis
3
Flakon
2
Sillage
4
Haltbarkeit
8.5
Duft

Spiegelei

Auch Veganer dürfen gerne weiterlesen :-)

Rezensionen schreibe ich nur, wenn‘s nicht anders geht. Und damit meine ich: Wenn es mich mehr Zeit und Nerven kosten würde, einen Text, der unbedingt in die Welt entlassen werden möchte, nicht aufzuschreiben, als es eben doch zu tun.

Ich hatte nichts erwartet von diesem Duft. Ich habe die Nummer 6 und die Nummer 9 irgendwann mal getestet, fand beide weder schrecklich noch fabelhaft, habe leider auch keine Details notiert und muss zugeben, dass beide ziemlich spurlos aus meinem Gedächtnis verschwunden sind. Dann aber hat mich neulich eine sehr geschätzte Parfuma gefragt, was ich denn von den diversen Valjues-Düften hielte… und irgendwie hat es mich gewurmt, dass ich gar nichts Ordentliches darauf antworten konnte. (Zumal die Parfums jetzt auch an mehr Orten auftauchen, zum Beispiel in den Filialen der Kette mit dem P vorne.)
Also hab ich nachgesehen, was die unterschiedlichen Kreationen darstellen möchten – und bei Nummer 12 bin ich hellhörig geworden. Einen „Frische-Wäsche-Duft“ suche ich (latent) schon sehr lange. Aber wie so vieles, was einfach scheint, hat sich das als ziemlich schwierig erwiesen bisher. Schon allein der Unterschied zwischen Waschmittel-Duft und Frische-Wäsche-Duft ist nicht jedem sofort eingängig.
(Ich will Euch nicht mit der kompletten Liste meiner Fehlversuche langweilen, aber mal 2 Beispiele: „Warm Cotton“ von Clean Reserve fand ich weder „warm“ noch „Cotton“, sondern nur unglaublich waschmittelig-scharf, wie: kopfüber in der 10-Kilo-Tonne Universal-Pulver stecken, die meine Mutter früher hatte. „The Muse“ von Zarko hingegen riecht für meine Nase nach einer sehr unschönen Mischung aus Lenor und Cool Water for Men, Letzteres in der Variante aus den 90er-Jahren.)

Nun also dieser Kandidat. Bisschen unmotiviert draufgemacht… und BÄM! Das ist – ohne Zweifel, ohne angestrengtes Kramen in Erinnerungen und ohne Umwege – der Duft, den die frisch gewaschene, teilweise gestärkte und gebügelte Wäsche in meinem Elternhaus verströmt hat. Damals: Bevor Persil (das zuhause ausschließlich im Einsatz war) zum xten Mal einer Duftveränderung unterworfen worden war.
Es wird sogar noch konkreter. Ich hab als kleines Mädchen einen gestrickten Teddy besessen, den ich sehr geliebt habe. Er hieß Spiegelei (weil Kinder ihren Kuscheltieren halt blöde Namen geben) und bestand aus Baumwoll-Garn (Körper beige; Nase, Ohren, Füße und „Hände“ dunkelbraun). Gelegentlich wurde er gewaschen und getrocknert. Wenn ich ihn wiederbekam, roch er genau wie Valjues 12. Die Essenz von Sauberkeit, Gepflegtheit, Geborgenheit, Zuhause-Sein. Persil und Trocknerluft auf 100-Prozent-Baumwollgarn, im Wäschekorb geschichtet mit irgendwas, was gestärkt worden ist.

Für diese Zeitkapsel ist absolut essentiell, dass kein bisschen Blume darin vorkommen darf. Und ich riech auch keine. Es ist eigentlich gar nichts, was ich zuordnen könnte. Gleichzeitig Cyberduft und hyper-nostalgisch.

Halten tut er wie Sau – im Sinne von schlecht. Aber (passenderweise) auf Textil besser als auf (meiner) Haut. Jetzt ist er erstmal eingezogen. Vielleicht lernt meine Nase noch, sein laborenes Herz deutlicher wahrzunehmen. Wenn nicht, sehen wir weiter. Vorläufig reicht auch die Kurzstrecke. Me, myself & Spiegelei. What a trip.
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