20.11.2024 - 05:47 Uhr

MattRacer
11 Rezensionen

MattRacer
Hilfreiche Rezension
7
Frankensteins Monster und die eierlegende Wollmilchsau
Hard Candy Elixir aus dem Hause Aaron Terence Hughes: Ein Duft, so auffällig und interessant wie der kreative Kopf dahinter.
Das erste mal an der Abfüllung gerochen, wusste ich den Duft überhaupt nicht einzuschätzen. Aufgesprüht, Nase dran… what the Fu* ?! Erstmal ruckartig ‚ne halbe Armlänge nach hinten ausweichen.
Ich wurde förmlich überfallen von den Sinneseindrücken und der Intensität dieser Duftexplosion, die hier meine Nasenschleimhäute penetrierte. Hard Candy Elixir ist wie ein Korb voll allerhand Süßigkeiten, in flüssiger Form herunter komprimiert auf klitzekleiner molekularer Ebene, geeignet die Rezeptoren und das olfaktorischen Cortexareal temporär gehörig wegzugrillen.
Ok. Kurz mal sacken lassen, den Duft kurz ruhen lassen, auf ein Neues. Was rieche ich hier? Der Duft eröffnet für meine Wahrnehmung süß, fruchtig und frisch. Ich nehme allerlei Früchte, allen voran Mandarine wahr. Stellt euch aber eher ein Multivitamin Früchtekompott vor. Dabei aber nicht nur natürliches Obst, sondern auch stattlich mit synthetischen Aromen ala Brausetablette und Gummibärchen garniert. Das Ganze ist direkt gekoppelt mit einer Pfefferminze und Lavendel. Auch Zimt oder etwas Artverwandtes meine ich wahrzunehmen. Stellt euch die fruchtigen Noten nicht einzeln herausriechbar oder betont fruchtig ala Erba Pura vor. Sie sind eher Teil einer Gesamteröffnung, und werden stark eingebettet in das süß-würzige Opening. Die angegebene Erdbeere rieche ich als Einzelkomponente nur unterschwellig raus.
Und nochwas: Dieser Obstkorb wird euch aber nicht behutsam und manierlich übergeben, nein, er wird euch mit voller Breitseite ins Gesicht geschmettert!
Mich erinnert das Opening an eine Mischung aus JPG Ultra Male und Versace Eros EDT, um hier mal einen Vergleich zu bekannteren Düften zu ziehen. Beide Düfte für sich genommen schon durchaus laut und präsent, setzt Hard Candy Elixir somit nochmal ordentlich einen oben drauf. Das ist in etwa so, als wäre man mit der Lautstärke eines AC/DC Konzerts in der Hallenmitte noch nicht ganz zufrieden, und würde sich lieber Manowar mit 138 Dezibel in Reihe 1 herbeiwünschen.
Nach und nach, wenn die Früchte sich langsam setzen (also nach etwa 3 Tagen bei diesem Duft), zeigt der Duft, woher seine ausgeprägte Süße stammt: Vanille/Tonkabohne setzen sich allmählig gegen die Früchte durch. Den angegebenen Honig nehme ich persönlich nicht wahr. Ich hätte eher gesagt, es geht in Richtung Karamell oder Schokolade.
Und hier wandelt sich der Duft nun auf interessante Art und Weise. Nachdem der Duft seinen frisch würzigen Frucht-Minz-Blast etwas beruhigt hat, offenbart er nach und nach eine warme, kakao-artige, weiche Gourmand-Basis. Durchaus sanfte Moschusnoten betten den Duft fluffig ein. Nun zeigt sich auch ein hauchzart im Hintergrund mitwaberndes Oud, welches den Duft mit etwas Tiefgang und Wärme untermalt. Auch wenn er das fruchtig-frische Opening nie ganz ablegt, hat der Duft somit schon einen facettenreichen und interessanten Verlauf. Hier ist in puncto olfaktorischer Darbietung also gut was los!
Bzgl. Drydown habe ich hier in den Statements die Assoziation mit AXE – Dark Temptation gelesen. Auch wenn letztgenanntes Deo-/Duschgel-Aroma natürlich nicht mit der gleichen Qualität daherkommt, so lässt sich eine grundlegende Ähnlichkeit jedoch tatsächlich nicht ganz negieren. Ich persönlich fände auch den Vergleich zu cremigem Keksteig mit Schokostückchen durchaus angemessen.
Ambroxan sollte man nebenbei bemerkt mögen, um Gefallen an diesem Duft zu finden.
Im Schulterschluss zu meiner gewählten Überschrift sei zu sagen, dass Hard Candy Elixir durchaus eine extreme Kreation ist. Der Duft kann als eierlegende Wollmilchsau gesehen werden, der versucht (und auch schafft!), vieles an Dufteigenschaften gleichzeitig abzudecken, wodurch für die menschliche Nase vielleicht ein nicht ganz von der Hand zu weisendes Wirrwarr an Noten und Charakterzügen entsteht. Der Duft ist exzentrisch, schrill und aufmerksamkeitserregend. Er ist in etwa so dezent und adäquat wie ein oben erwähntes Manowar Konzert im idyllischen Luft-Kurort Bad Reichenhall.
Spaß bei Seite. Zur Relativierung muss man sagen, dass der Duft für die meisten Nasen gefällig anmutet, sofern er denn sparsam aufgetragen wird. Er ist durch sein Reichtum an Facetten durchaus versatil, da er zugleich süß und frisch ist, duschgelig bis Gourmand. Um dies zu erreichen sollte man jedoch einen, maximal zwei Sprüher auftragen.
Ich bin kein Freund davon die Düfte in bestimmte Anwendungskategorien zu unterteilen. So sehe ich auch einen UltraMale oder Eros keinesfalls als reine „Party-Düfte“ an. Doch müsste man einen Anlass zu HardCandy Elixir zuordnen, dann wäre es wohl am ehesten die laute bunte Disko Party.
Die Sillage ist allgegenwärtig.
Ein Wort zur Haltbarkeit: Ja. Punkt.
Das größte Augenmerk an Performance liegt jedoch bei der Projektion. In Puncto Haltbarkeit gibt es durchaus noch ausdauerndere Charaktere innerhalb der Duftwelt.
Aaron ist hier wirklich auf’s Ganze gegangen und hat ein olfaktorisches Monster erschaffen, das radioaktiv in allen erdenklichen Farbmustern ausstrahlt. Dieses Monstrum ist aber weniger abschreckend als durchaus faszinierend und fesselnd.
Wenn man den grundlegend lauten Charakter des Duftes mag, bleiben noch weitere Kritikpunkte übrig. Dies sind zum einen die so gut wie nicht vorhandene Verfügbarkeit innerhalb der EU sowie insbesondere die groteske Preisgestaltung.
Ich glaube keinem anderen Haus mehr, dass hier wirklich hochwertigste Rohstoffe verwendet werden, und der Weg bis zum fertigen Parfum sehr lange und arbeitsreich ist. Aaron wirkt hier in seinen nebenbei bemerkt sehr sehenswerten Videos sehr transparent und authentisch auf mich. Natürlich wird auch er, da es sein Beruf ist, genug Geld mit den Düften machen. Trotzdem sehe ich insbesondere hier durchaus plausibel, dass die Düfte in der Herstellung eine Stange Geld kosten, nicht zuletzt auch aufgrund der verhältnismäßig kleinen Auflagezahlen. Nichtsdestotrotz ist ein Preis von round about 300 Euro für 50ml eine harte Ansage. Vor allem für einen Duft, dessen einzelne Facetten man so oder ähnlich schonmal woanders in einem deutlich günstigeren Preissegment gerochen hat.
Bei wem Geld keine Rolex spielt und die Suche nach DEM einen alleskönnenden „Partyduft“ bislang anhielt, der wird bei Hard Candy Elixir womöglich fündig und glücklich.
Für mich ist er kein Kaufkandidat. Neben dem hohen Preis finde ich, für meinen Geschmack, sein Anwendungsfeld derart schmal bemessen, dass der Flakon in meiner Sammlung keine wirkliche Daseinsberechtigung hätte. Zudem brauche ich auch keine 50ml davon, da ich nicht die Intention habe, den Duft bis ins Jahr 2067 zu tragen oder, bei zu ausschweifender Besprühung vorprogrammiert, die Stratosphäre damit zu kontaminieren.
Wird er also dem Hype gerecht? Jain, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Einen Test für das olfaktorisch interessierte Individuum auf Duftentdeckungsreise ist er aber definitiv wert!
Das erste mal an der Abfüllung gerochen, wusste ich den Duft überhaupt nicht einzuschätzen. Aufgesprüht, Nase dran… what the Fu* ?! Erstmal ruckartig ‚ne halbe Armlänge nach hinten ausweichen.
Ich wurde förmlich überfallen von den Sinneseindrücken und der Intensität dieser Duftexplosion, die hier meine Nasenschleimhäute penetrierte. Hard Candy Elixir ist wie ein Korb voll allerhand Süßigkeiten, in flüssiger Form herunter komprimiert auf klitzekleiner molekularer Ebene, geeignet die Rezeptoren und das olfaktorischen Cortexareal temporär gehörig wegzugrillen.
Ok. Kurz mal sacken lassen, den Duft kurz ruhen lassen, auf ein Neues. Was rieche ich hier? Der Duft eröffnet für meine Wahrnehmung süß, fruchtig und frisch. Ich nehme allerlei Früchte, allen voran Mandarine wahr. Stellt euch aber eher ein Multivitamin Früchtekompott vor. Dabei aber nicht nur natürliches Obst, sondern auch stattlich mit synthetischen Aromen ala Brausetablette und Gummibärchen garniert. Das Ganze ist direkt gekoppelt mit einer Pfefferminze und Lavendel. Auch Zimt oder etwas Artverwandtes meine ich wahrzunehmen. Stellt euch die fruchtigen Noten nicht einzeln herausriechbar oder betont fruchtig ala Erba Pura vor. Sie sind eher Teil einer Gesamteröffnung, und werden stark eingebettet in das süß-würzige Opening. Die angegebene Erdbeere rieche ich als Einzelkomponente nur unterschwellig raus.
Und nochwas: Dieser Obstkorb wird euch aber nicht behutsam und manierlich übergeben, nein, er wird euch mit voller Breitseite ins Gesicht geschmettert!
Mich erinnert das Opening an eine Mischung aus JPG Ultra Male und Versace Eros EDT, um hier mal einen Vergleich zu bekannteren Düften zu ziehen. Beide Düfte für sich genommen schon durchaus laut und präsent, setzt Hard Candy Elixir somit nochmal ordentlich einen oben drauf. Das ist in etwa so, als wäre man mit der Lautstärke eines AC/DC Konzerts in der Hallenmitte noch nicht ganz zufrieden, und würde sich lieber Manowar mit 138 Dezibel in Reihe 1 herbeiwünschen.
Nach und nach, wenn die Früchte sich langsam setzen (also nach etwa 3 Tagen bei diesem Duft), zeigt der Duft, woher seine ausgeprägte Süße stammt: Vanille/Tonkabohne setzen sich allmählig gegen die Früchte durch. Den angegebenen Honig nehme ich persönlich nicht wahr. Ich hätte eher gesagt, es geht in Richtung Karamell oder Schokolade.
Und hier wandelt sich der Duft nun auf interessante Art und Weise. Nachdem der Duft seinen frisch würzigen Frucht-Minz-Blast etwas beruhigt hat, offenbart er nach und nach eine warme, kakao-artige, weiche Gourmand-Basis. Durchaus sanfte Moschusnoten betten den Duft fluffig ein. Nun zeigt sich auch ein hauchzart im Hintergrund mitwaberndes Oud, welches den Duft mit etwas Tiefgang und Wärme untermalt. Auch wenn er das fruchtig-frische Opening nie ganz ablegt, hat der Duft somit schon einen facettenreichen und interessanten Verlauf. Hier ist in puncto olfaktorischer Darbietung also gut was los!
Bzgl. Drydown habe ich hier in den Statements die Assoziation mit AXE – Dark Temptation gelesen. Auch wenn letztgenanntes Deo-/Duschgel-Aroma natürlich nicht mit der gleichen Qualität daherkommt, so lässt sich eine grundlegende Ähnlichkeit jedoch tatsächlich nicht ganz negieren. Ich persönlich fände auch den Vergleich zu cremigem Keksteig mit Schokostückchen durchaus angemessen.
Ambroxan sollte man nebenbei bemerkt mögen, um Gefallen an diesem Duft zu finden.
Im Schulterschluss zu meiner gewählten Überschrift sei zu sagen, dass Hard Candy Elixir durchaus eine extreme Kreation ist. Der Duft kann als eierlegende Wollmilchsau gesehen werden, der versucht (und auch schafft!), vieles an Dufteigenschaften gleichzeitig abzudecken, wodurch für die menschliche Nase vielleicht ein nicht ganz von der Hand zu weisendes Wirrwarr an Noten und Charakterzügen entsteht. Der Duft ist exzentrisch, schrill und aufmerksamkeitserregend. Er ist in etwa so dezent und adäquat wie ein oben erwähntes Manowar Konzert im idyllischen Luft-Kurort Bad Reichenhall.
Spaß bei Seite. Zur Relativierung muss man sagen, dass der Duft für die meisten Nasen gefällig anmutet, sofern er denn sparsam aufgetragen wird. Er ist durch sein Reichtum an Facetten durchaus versatil, da er zugleich süß und frisch ist, duschgelig bis Gourmand. Um dies zu erreichen sollte man jedoch einen, maximal zwei Sprüher auftragen.
Ich bin kein Freund davon die Düfte in bestimmte Anwendungskategorien zu unterteilen. So sehe ich auch einen UltraMale oder Eros keinesfalls als reine „Party-Düfte“ an. Doch müsste man einen Anlass zu HardCandy Elixir zuordnen, dann wäre es wohl am ehesten die laute bunte Disko Party.
Die Sillage ist allgegenwärtig.
Ein Wort zur Haltbarkeit: Ja. Punkt.
Das größte Augenmerk an Performance liegt jedoch bei der Projektion. In Puncto Haltbarkeit gibt es durchaus noch ausdauerndere Charaktere innerhalb der Duftwelt.
Aaron ist hier wirklich auf’s Ganze gegangen und hat ein olfaktorisches Monster erschaffen, das radioaktiv in allen erdenklichen Farbmustern ausstrahlt. Dieses Monstrum ist aber weniger abschreckend als durchaus faszinierend und fesselnd.
Wenn man den grundlegend lauten Charakter des Duftes mag, bleiben noch weitere Kritikpunkte übrig. Dies sind zum einen die so gut wie nicht vorhandene Verfügbarkeit innerhalb der EU sowie insbesondere die groteske Preisgestaltung.
Ich glaube keinem anderen Haus mehr, dass hier wirklich hochwertigste Rohstoffe verwendet werden, und der Weg bis zum fertigen Parfum sehr lange und arbeitsreich ist. Aaron wirkt hier in seinen nebenbei bemerkt sehr sehenswerten Videos sehr transparent und authentisch auf mich. Natürlich wird auch er, da es sein Beruf ist, genug Geld mit den Düften machen. Trotzdem sehe ich insbesondere hier durchaus plausibel, dass die Düfte in der Herstellung eine Stange Geld kosten, nicht zuletzt auch aufgrund der verhältnismäßig kleinen Auflagezahlen. Nichtsdestotrotz ist ein Preis von round about 300 Euro für 50ml eine harte Ansage. Vor allem für einen Duft, dessen einzelne Facetten man so oder ähnlich schonmal woanders in einem deutlich günstigeren Preissegment gerochen hat.
Bei wem Geld keine Rolex spielt und die Suche nach DEM einen alleskönnenden „Partyduft“ bislang anhielt, der wird bei Hard Candy Elixir womöglich fündig und glücklich.
Für mich ist er kein Kaufkandidat. Neben dem hohen Preis finde ich, für meinen Geschmack, sein Anwendungsfeld derart schmal bemessen, dass der Flakon in meiner Sammlung keine wirkliche Daseinsberechtigung hätte. Zudem brauche ich auch keine 50ml davon, da ich nicht die Intention habe, den Duft bis ins Jahr 2067 zu tragen oder, bei zu ausschweifender Besprühung vorprogrammiert, die Stratosphäre damit zu kontaminieren.
Wird er also dem Hype gerecht? Jain, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Einen Test für das olfaktorisch interessierte Individuum auf Duftentdeckungsreise ist er aber definitiv wert!
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