Haltbarkeit 10/10

Das finde ich sehr schön geschrieben - vielen Dank.

Ich habe mir in den letzten Tagen mal am Abend ab und an diesen Ticker hier angeschaut und wirklich oft festgestellt dass wenn jemand einen Duft erwähnt hat gleich die nächste Frage war : "Wie hält der?".

Als ich vor kurzem in einer Parfümerie in Frankfurt war habe ich auch ein paar Gespräche mit den Verkäuferinnen mitbekommen und jedes mal wenn die Damen einen Vorschlag gemacht hat war oft die erste Frage nach der Haltbarkeit und nicht nach dem Duft selbst.

Ich denke schon dass bei vielen der Sinn für eine wirklich gute und kreative Duftkreation verloren gegangen ist - Haltbarkeitshämmer schafft man oft einfach nicht mit guten & seltenen Zutaten.

Naja, das ginge rein theoretisch schon. Oud, Harze etc. halten ja teilweise sehr, sehr lange. Nur gibt es eben auch Duftnoten, die schnell verfliegen. Ein gutes Beispiel sind wirklich Zitrusnoten. Wenn man dort eine lange Haltbarkeit erzeugen will, muss man entweder derartig "dicke" Basisnoten hinzugeben, die dem Duft wieder das erfrischende, spritzige nehmen oder man muss viel Synthetik hinzugeben, die dem Duft aber auch oft Glanz, Transparenz etc. nimmt. Je nach Art von Duft bedeutet eine ewige Haltbarkeit eben, dass man Kompromisse beim Geruch als solches machen muss. Wenn sich dann ein Parfümeur entscheidet, auf eine ewige Haltbarkeit zugunsten des Geruchs zu verzichten, finde ich das super und einfach schade, wenn dann gleich Betrug unterstellt wird oder das der Duft sein Geld nicht wert wäre. Es kostet einen Parfümhersteller jetzt auch nicht nennenswert viel, den Duft mit ordentlich Woody Amber anzudicken - soll heißen das ein besonders haltbarer Duft auch absolut nicht teurer in der Herstellung oder besser von den Duftstoffen sein muss. Das hast du ja eben auch schon erwähnt.

Nun ja - die Chefsekretärin mit ihrer 100-m-Duftschleppe von Opium (1977) Parfum ging auch damals schon der restlichen Belegschaft meines Ausbildungsbetriebs auf den Keks.

Da gefühlt immer die schrecklisten Parfums haften wie Patex an Papier hier mein Kandidat: Kenzo Homme Eau de Toilette Intense . 

Den habe ich weder mit Kernseife, Desinfektionsmittel noch mit Nagellackentferner abgekommen. Was für eine grauenhafte Chemie Plörre 

Was bringt mir der beste Duft, wenn er direkt verfliegt?

Ich möchte Düfte die ich genießen kann über längeren Zeitraum und die zur Kenntnis genommen werden.

Die Frage habe ich auch rein aus Interesse gestellt ich würde niemals Düfte nur nach H/S kaufen.

Der Duft selbst spielt selbstverständlich eine deutlich bedeutete Rolle beim Kauf

Manchmal ist das ja sogar erwünscht, dass ein Duft relativ schnell verfliegt. Zum Beispiel bei so einem ganz leichten EdC, dass man im Sommer morgens als Erfrischung aufträgt und später ohnehin auf einen anderen Duft wechselt. 

Da Fragen der Art hier seit einiger Zeit so gehäuft vorkommen, hat sich diese Diskussion entwickelt. Aber das brauchst du jetzt nicht direkt auf dich beziehen. Ich glaube dir speziell wollte auch keiner unterstellen, dass dich nicht der Duft sondern nur H/S interessiert.

Ombre Nomade 

Ich kann nur von mir sprechen. Vielleicht sind wir in Skandinavien entspannter. Ich habe wirklich nie erlebt das sowas überhaupt ein Thema war. Ich bin aber auch in Kopenhagen geboren und  aufgewachsen und habe dort gearbeitet und gewohnt bis Ich 30 war. Es war wirklich nie ein Thema, weder bei mir oder bei meine Kollegen.🤷‍♀️

Sehe Ich genau so. Für mich ist es ein No Go wenn Ich 250 Euro und aufwärts für ein Parfüm bezahle, den Ich nur 1-2 Stunden wahrnehmen kann. Wenn Ich jede 2. Stunde nachsprühen muss um den Duft überhaupt wahrnehmen zu können, ist so ein Flakon ganz schnell aufgebraucht.. Ich befinde mich gerne in meine kleine Duftwolke den ganzen Tag, obwohl Ich über 30 Jahre mein Hobby Parfüm habe. Ich bin also nicht ganz grün was das angeht und liege großen Wert auf Qualität aber was bringt mir, wie du sagst, ein Traum von einen Duft, wenn der verfliegt innerhalb 1- 2 Stunden. 

Im Prinzip halte ich mich auch für recht entspannt. 
Es wird immer erst dann zum Thema, wenn's ZUVIEL ist.

Ich weiß auch nicht, wieso das unentspannt sein soll. Vielleicht eher duckmäuserisch. Wenn ich vor lauter Duftbeschallung Kopfschmerzen oder Atemnot bekomme, dann muss ich das doch wohl nicht einfach akzeptieren?

Haltbarkeit = ich nehme es an mir wahr, auch wenn es eher dezent ist. Hier schneiden die Düfte von Byredo, insbesondere La Tulipe Eau de Parfum und Mojave Ghost Eau de Parfum sehr gut ab, bis zum späten Abend halten diese bei jeweils 3 mal Sprühen in der Früh.  Auch hervorragende Haltbarkeit haben "Portrait of a Lady | Editions de Parfums Frédéric Malle"  und "Synthetic Jungle | Editions de Parfums Frédéric Malle" hier waren  es 1 bis 2 Mal sprühen, die ausreichten, bei letzterem sogar nur 1/2 ×Sprühen.

Ich mag die eher feinen dezenten frisch-fruchtigen Düfte und habe gar kein Problem mit deren Haltbarkeit - Meine Nase nimmt sie alle sehr lange wahr. Und ich mag sowieso nicht gerne von meinem eigenen Parfüm erschlagen werden. 😉

Und wieder sind zwei Threads gerade eben eröffnet wurden, bei dem man Angst um die schlechte Haltbarkeit bei Terre d'Hermès hat und ein cremig meditativer Duft mit guter Haltbarkeit gesucht wird. Der cremig meditative Duft sollte nicht nach zwei Stunden verschwunden sein. Ich kenne außer klassischen Eaux de Cologne keine Düfte, die tatsächlich schon nach zwei Stunden weg sind. 

Es ist kein Wunder, dass sich Connaisseure und die alte Garde hier auf Parfumo mehr und mehr zurückziehen, weil hier immer nur noch das gleiche diskutiert wird, schade. 
Ich war letzter Zeit in einigen Parfümerien unterwegs, auffallend war im Gespräch mit den Verkäufer*innen, wie sehr immer und immer wieder die gute Haltbarkeit einzelner Düfte betont wurde. Bei Düften mit weniger Haltbarkeit wurde sich geradezu entschuldigt.

Ich habe "Portrait of a Lady | Editions de Parfums Frédéric Malle" zweimal besessen und zweimal wieder verkauft, weil mir an mir mit zwei Sprühstößen die unveränderte Duftentwicklung für 10 Stunden viel zu viel war. Ich möchte eine Entwicklung im Duft mitbekommen und auch das Verblassen des Duftes erleben.
Reste an Parfum an anderen Menschen wahrnehmen kann ziemlich sexy sein 😏. Das ist auch etwas weitgefasst das, was Luca Turin auch mit "lived in feeling" in seinen Büchern bei einigen Düften beschrieben hat. 

Ich habe nichts gegen schwache Haltbarkeit, es sollte aber zum Duftkonzept passen, die Hermès Colognes sind darauf ausgelegt zu verschwinden. Das empfinde ich persönlich als stil - und geschmackvoll. Außerdem macht es Spaß, aus den größeren Flakons später nachzulegen. Ich habe auch nichts gegen starke Haltbarkeit. Gehe ich abends weg, möchte ich gerne auch lange wahrgenommen werden...hängt halt vom Event ab. Auf einer 20'er Jahre Mottoparty mit drei Lagen Mitsouko, Tabac Blond o.ä. muss das so sein...Dinner mit Freunden dann eher nicht so.

Ich bin ja alt genug, um das früher in den Achtziger Jahren miterlebt zu haben, klar habe ich das auch auf die zwölf Scherrer 2, Cartier und alles was so angesagt war getragen...genderlos war das bei mir eh schon immer. Ich kenne den Satz "ich habe sie schon auf dem Gang gerochen" aus eigener Erfahrung 🤭.
Ja, Menschen haben sich früher gerne auch mal stärker parfümiert. Aber nicht alle, Parfum war mehr ein Luxusgut und nicht so verbreitet wie heute, ohne Internet, Sonderangebote und Nischenmarken. Es wurde auch überall viel mehr geraucht, rauchen war lifestyle. Er war auch nicht alles parfümiert, wie Verkaufsräume etc.
In guten Restaurants (!) oder Bars standen...oder stehen auch heute noch...Deos, Cremes und Eaux de Cologne etc. für die Gäste parat.
Duftkerzen fanden im Grunde nicht statt. Parfum wurde daher in meiner Erinnerung meist als gut und toll wahrgenommen. Vielleicht ist auch der Wunsch nach stärkerer Parfümierung bei jüngeren als Wunsch zur Abgrenzung vorhanden, mein Geschmack und meine Dosierung haben sich im Laufe der Jahrzehnte auch verändert 🤷🏻‍♂️. 

Generell wären die Düfte welche ich am längsten wahrgenommen habe (jedoch an meiner Kleidung statt Haut):

- Teint de Neige
- Joop Homme
- serge lutens - Un bois vanille
- Xerjoff - Soprano

Ich habe zwar noch nicht so unglaublich viele Düfte probiert, aber das wären die welche ich am längsten wahrgenommen habe

Sowas sind generell meine absoluten Favoriten. Weniger Sillage, hervorragende Haltbarkeit.

Kommt auf die Umstände an. Wenn man nicht gerade in einem engen Raum zusammen eingeschlossen ist, sondern problemlos mehr Abstand halten, woanders gehen, sich ein paar Reihen wegsetzen kann etc., ja dann denke ich, muss man das einfach akzeptieren. Ebenso wenn es einem bloß nicht gefällt. (Atemnot/Asthma etc. ist natürlich schon heftig: wenn ein Parfüm mich gefährdet, und ich mich dem nicht entziehen kann, dann liegt der Fall natürlich anders.)

Der Thread geht doch mehr über lange Haltbarkeit, nicht Hammer-Sillage. Da haben ja auch viele Leute schon gute Tipps gegeben. Und übrigens sind solche Düfte keine Neuerfindung. Ich trage heute seit mittlerweile 11 Stunden eine Version von Bellodgia Eau de Cologne aus den 50ern und rieche sie immer noch an mir. Sehr schön.

Ja, den empfinde ich auch extrem übel….

@Rivegauche danke für den Beitrag, der hier irgendwie viel zu sehr untergeht. Im Übrigen kenne ich auch kaum Düfte, die so schnell verschwinden. Selbst einen Eau de Pamplemousse Rose kann ich auch nach 6 Stunden noch riechen, nur eben ganz hautnah. Wenn es also nicht um die Sillage, sondern wirklich nur um die Haltbarkeit geht, dann ist das bei den meisten Düften absolut kein Problem. Nun kommt aber der von dir bereits angesprochene Punkt mit der olfaktorischen Dauerbeschallung. Raumdüfte, Duftkerzen, irgendwelche Wäscheduftperlen, Kosmetika aller Art... alles bis oben voll mit Duftstoffen. Ich denke der inflationäre Gebrauch solcher Produkte führt dann zu einer derart hohen Wahrnehmungsschwelle, dass die meisten anderen Düfte nur noch so kurz wahrgenommen werden. Ich kenne das ja von mir auch... wenn ich eine Zeit täglich teste und womöglich noch einen eigenen Duft am gleichen Tag auflege, dann sinkt meine Empfindlichkeit auch drastisch. Vermutlich rieche ich dann so ein Hermès Cologne auch nur noch 3 Stunden und davon 2:50 hautnah. Wenn ich, aus welchem Grund auch immer, mal eine Woche quasi kein Parfum genutzt habe, dann existieren Düfte mit schlechter Haltbarkeit quasi nicht. 

@SebastianM ich vermute du stellst dir ganz andere Ausmaße vor als jene, an die ich denke. Wir haben hier zum Beispiel einen wirklich großen, zweistöckigen Kaufland. Ich habe es schon ein paar Mal erlebt, dass da einzelne Personen so extrem überparfümiert waren, dass es nichts genützt hat, ein paar Meter weiter zu gehen. Ich hätte die gesamte Etage wechseln müssen. Es ist auch nicht selten so extrem, dass es auch auf offener Straße kaum nützt, 3 Meter weiter zu gehen. Es sind dann schon eher 100 Meter. Das schlimme ist: ich übertreibe nicht. Von manchen Düften bekomme ich gerade in so extremer Dosierung tatsächlich ein Gefühl des Erstickens oder auch Schwindel. Und dann bin ich unentspannt, wenn ich das nicht ganz locker hinnehme und sage: "och naja, dann geht`s mir halt schlecht, Hauptsache die haben ihren Spaß".

@Rivegauche
Interessanter, erhellender Kontext.
Dazu nehme ich an - korrigiere mich, falls ich falsch liege - dass harte Synthetik im Vergleich zwischen Heute und beispielsweise den 80ern (die ja gerne mit lauten, extravaganten Düften in Verbindung gebracht werden) auch eine Rolle in der Diskussion spielt. Wenn ich an die 80er-Düfte denke, die ich bisher gerochen habe, dann kann ich mich nicht an strenge, stechende Synthetik erinnern, egal wie laut und präsent der Duft. Ist nur ein grober Eindruck, keine endgültige Aussage, dafür habe ich wohl noch zu wenig unter der Nase gehabt. Aber vielleicht gab es insgesamt weniger oder, wahrscheinlicher, zumindest anderen Einsatz von Synthetik in Parfums? Könnte die heute anzutreffende und als mitunter rücksichtslos wahrgenommene Penetranz gewisser Kandidaten daher auch einfach in dem inflationären Einsatz von Ambroxan-Cashmeran-Iso-etc-Geballer liegen?

Das hängt sicher mit dem Einsatz dieser besonderen, sehr stark riechenden Aromachemikalien zusammen. Aber auch in den 80ern waren meines Wissens bereits die meisten Düfte genau wie heute vollsynthetisch.

Für mich ist das eindeutig

Dior Homme Intense (2011) .

Der riecht mit der Zeit aber wesentlich angenehmer, aber der erste Eindruck ist schon heftig.

Vollsynthetisch sind auch heute nur die allerwenigsten Düfte. Es ist fast immer eine Kombination aus natürlichen und synthetischen Inhaltsstoffen und das ist auch schon über 100 Jahre so. Mitsouko kam 1919 auf den Markt und wurde nur durch den Einsatz von Synthetik zu dem Duft, der er ist/war. 

Einige Duftstoffe sind aber hinzugekommen oder werden inflationärer eingesetzt. Ich sehe hier allerdings viel eher Moschusduftstoffe oder Woody Amber Stoffe als Gründe für massive, erdrückende Penetranz,

Die Beschwerden hier und wie man sich da rein steigert, ist echt super peinlich. 

Haltbarkeit ist zurecht für Viele ein wichtiger Faktor. Ich kaufe z.B. kein Parfüm mehr, dass super gut riecht aber dann keine Haltbarkeit oder Sillage hat. Vor Allem nicht, wenn das ein paar hundert Euro kostet. Das letzte, was ich unglaublich gut fande, aber aus genannten Gründen nicht einziehen wird, ist Rosae Mundi 

"Ich kaufe Qualität statt Quantität" 

Bedeutet das, jemand, dem die Haltbarkeit wichtig ist, tut das nicht? 

Dazu waren den meisten Leuten am Anfang mal was Anderes wichtig, als es später ist, wenn man schon viel tiefer im Thema ist. 

Aber "das geht mir auf den Keks", weil Anfänger halt Anfänger sind und zuerst andere Dinge schätzen und haben wollen, bis sich die Nase irgendwann verfeinert und man die Kunst hinter den Düften zu schätzen lernt. So ging es 99% der Menschen hier. 

Außerdem zwingt euch keiner mitzulesen. Ihr habt kein Interesse mehr an dem Thema? Scrollt halt weiter ?!

Nun zum Thema. 

Wenn ich 10/10 Haltbarkeit höre, muss ich immer sofort an ein paar bestimmte Düfte denken:

Arabians Tonka (finde ich pers. ganz schlimm)

Black Afgano Extrait de Parfum (finde ich super)

Air Tiger 

"Shaghaf Oud | Swiss Arabian" 

Ein Duft für wärmere Tage, der 10/10 hat, aber eben nicht zu vergleichen ist mit einer "normalen" 10/10, ist:

Orange Flamingo 

Wichtig ist, zu wissen, dass es hier aber auch immer auf die Haut der Person ankommt. Bei mir halten auf der Haut tatsächlich z.B. kaum Düfte.