Sir - Irisch Moos 4711 Eau de Toilette
50
Top Rezension
Nachbarn......
Vor einiger Zeit sah ich im Gäste WC bei Bekannten einen Flakon Irisch Moos, noch im alten Flakon, also stand dieser Duft schon eine Weile hier. Die Bekannten sind ebenfalls nicht mehr neu. Ich schraubte den Verschluss auf und schnupperte vorsichtig, dann tief mit der Nase einatmend, wie wunderbar ist der denn?! Aufgelegt hab ich Irisch Moos dann doch nicht, ich wollte mir meinen Tagesduft nicht übertönen. Viele Erinnerungen strömten mir durch den Kopf, ich dachte an meinen Onkel und den Nachbarn meiner Eltern, lange her. Mein Onkel benutzte Irisch Moos (hieß er nicht früher nur Sir?) als After Shave. Parfümtragende Herren wurden auch in den 70er und 80er Jahren von der älteren Generation eher schräg angesehen, entweder waren sie tuckig oder Lebemänner, ein ganzer, hartarbeitender Kerl durfte höchstens Kernseife benutzen, Deo und After Shave setzten sich langsam durch. Der Nachbar meiner Eltern fiel in die Kategorie Lebemann oder besser gesagt, er hielt sich für einen. Im Stadtteil nannte man ihn den Eierdieb, es gab verschiedene Versionen, wie er zu diesem Spitznamen kam, welche die richtige war, hab ich nie erfahren. Er zog mit seiner Frau ins Haus ein, als er schon in Rente war. Jeden Morgen um Punkt 11:00 Uhr verließ er das Haus, eingehüllt in einer Wolke Irisch Moos, mit weißem Hemd und Krawatte, die Anzugjacke lässig über die rechte Schulter gelegt, eine Zigarette im Mundwinkel. Aus der Ferne wirkte er wie ein stattliches Mannsbild, kam man ihm näher, sah man den Verfall. Die frische Farbe ihm Gesicht kam von den geplatzten Äderchen, sein Blick war unstet, die Zähne gelb, die Haare hätten öfter mal einen Schnitt gebraucht (dies bemerkte besonders mein in der Beziehung überaus pingeliger Vater) und sein Small Talk beschränkte sich auf joviale oder zotige Sprüche und anzügliche Witze. Gegen 13:00 Uhr kam er angeschickert zurück und verlangte lautstark sein Essen, dann war Pause… Um 17:00 Uhr ging er wieder los, dann kam er nicht nur angeschickert zurück, sondern „voll wie 1000 Russen“ meinte die Nachbarin im Parterre. Oft schaffte er die 3 Etagen nicht mehr, blieb auf den Stufen liegen und schrie nach seiner Grete. Mein Vater zog ihn einige Male nach oben, seiner Frau zuliebe, die ihm Leid tat. Grete konnte erst ins Bett gehen, wenn er schlief, aus Angst, er würde die Wohnung mit seinen Zigaretten abfackeln. Der Wohnzimmertisch war voller Brandflecken, ich konnte ihre Sorge gut verstehen. Überhaupt hatte sie nichts zu lachen, musste sehr sparsam leben, vom Großteil der Rente lebte der Kneipenwirt an der Ecke. Einige Male kam ich auch in den Genuss, ihm hochzuhelfen, diese Duftmischung aus Irisch Moos, säuerlichem Schweiß, kaltem Rauch und Schnaps hat mir die Freude an dem Duft eine ganze Weile vertrieben.
Diese Woche stromerte ich durch die Parfümerieabteilung und sah ganz unten (Bückware) im Regal eine Reihe Irisch Moos Flakons. Etwas versteckt fand ich noch einen Tester. Ich war nicht mehr im Kaufhof, sondern im tiefsten, dunkelgrünen Tannen- und Kiefernwald, das Harz tropft an den Kiefern hinunter, der Boden ist samtig mit Moos und Sägespänen bedeckt, hier und da lugen ein paar Kräuter durch den Waldboden. Wer den Duft von Gewürznelke, Moos, Tannenwald und Lavendel liebt, es aromatisch und herb mag, kommt um diesen Duft nicht herum. Dabei sticht keine Note besonders hervor, alles vereint sich zu einem harmonischen Waldduft. Sillage und Haltbarkeit liegen im mittleren Bereich und tragbar find ich den zu jeder Jahreszeit. Der Duft ist männlich, kein Zweifel, trotzdem oder gerade deswegen würde ich ihn auch tragen. Ich kauf den, das ist sicher, der geht in die Sammlung „Herr Pluto und ich“. Egal wer ihn trägt, ich hab auf jeden Fall etwas davon.
Ach, Grete hat ihren Lebemann um fast 10 Jahre überlebt, das hat sie sich gewünscht. Und alle ihre Nachbarn haben dafür gebetet. Trotz bescheidener Witwenrente konnte sie sich zweimal im Jahr einen kleinen Urlaub gönnen, davon hatte sie 40 Jahre geträumt.
Diese Woche stromerte ich durch die Parfümerieabteilung und sah ganz unten (Bückware) im Regal eine Reihe Irisch Moos Flakons. Etwas versteckt fand ich noch einen Tester. Ich war nicht mehr im Kaufhof, sondern im tiefsten, dunkelgrünen Tannen- und Kiefernwald, das Harz tropft an den Kiefern hinunter, der Boden ist samtig mit Moos und Sägespänen bedeckt, hier und da lugen ein paar Kräuter durch den Waldboden. Wer den Duft von Gewürznelke, Moos, Tannenwald und Lavendel liebt, es aromatisch und herb mag, kommt um diesen Duft nicht herum. Dabei sticht keine Note besonders hervor, alles vereint sich zu einem harmonischen Waldduft. Sillage und Haltbarkeit liegen im mittleren Bereich und tragbar find ich den zu jeder Jahreszeit. Der Duft ist männlich, kein Zweifel, trotzdem oder gerade deswegen würde ich ihn auch tragen. Ich kauf den, das ist sicher, der geht in die Sammlung „Herr Pluto und ich“. Egal wer ihn trägt, ich hab auf jeden Fall etwas davon.
Ach, Grete hat ihren Lebemann um fast 10 Jahre überlebt, das hat sie sich gewünscht. Und alle ihre Nachbarn haben dafür gebetet. Trotz bescheidener Witwenrente konnte sie sich zweimal im Jahr einen kleinen Urlaub gönnen, davon hatte sie 40 Jahre geträumt.
26 Antworten


Ich liebe SIR (man schau sich nur die original Werbung aus den 70ern an, fast identisch mit CAMEL aus dieser Zeit), kernig, männlich, herb, Naturbursche! ...und dann kam IRISCHER FRÜHLING!
aber den duft finde ich auch total klasse:)
Ist das Zufall? Gestern habe ich die Druckerkoepfe gereinigt. Dazu bediente ich mich eines alten noch vollen Aftershaves meines Gatten. Eben genau diese Irish Moos. Wie wunderbar roch das denn?
(Der Drucker geht leider immer noch nicht :)))