Whoa! Da ist es also, einer der ersten Kreationen von Aaron Terrance Hughes. Klar, provokant könnte der Name sein aber ist das wichtig? Eigentlich nicht, auf den Inhalt kommt's ja bekanntlich an. Schließlich sind auch Namen wie "Putain des Palaces" von Etat Libre d'Orange extravagant.
Ich selbst besitze zwei Flakons. Meinen ersten erwarb ich direkt von ATHs Webiste vor ca. einem Monat und den zweiten kürzlich von eBay. Mir ist aufgefallen, dass ATH mittlerweile das Design des Flakons ganz leicht angepasst hat. Der Verschluss und Sprayer sind hochwertiger. Außerdem ist der Juice auch kräftiger gelblich gefärbt. Der eBay Flakon war vermutlich von den ersten Chargen - beide riechen und halten aber identisch. Das mal als Info am Rande.
SLUT! Ja das klingt wirklich aufdringlich und aggressiv und so könnte der Duft ja theoretisch auch sein. Aaron beschreibt dies als den ersten Duft seiner "Sex-Range". Ein Duft, der den Raum füllt, Aufmerksamkeit erzeugen soll und auch perfekt als Clubbing-Duft geeignet ist. Und ich muss sagen: jep, das Parfüm ist stark, insbesondere dafür, dass es frischer Duft ist. Clubbing? Weiß nicht. Natürlich aufgrund der aktuellen Situation kann man es eh nicht testen. Aber für Clubbing ist er vielleicht nicht süß genug. Aber das ist eine rein hypothetische Behauptung.
Wenn man erstmal vor dem Sprühen am Flakon und Sprayer riecht, dann glaube ich, dass die meisten hier den Duft so wahrnehmen, dass es gar nicht das ist, was man erwartet hat. Nein, diese DNA war mir auch völlig fremd. Der Geruch erinnerte mich erstmal ganz böserweise an Medizin oder Hustensaft. Zumindest im ersten Moment. Im zweiten Moment dann direkt die Wahrnehmung, dass ich mir was ganz anderes vorgestellt habe. Dennoch merkte ich, als ich die Kappe noch nicht einmal entfernt hatte, dass der Duft bereits wahrnehmbar ist. Also war klar - das Ding hat Power wie versprochen.
Die Sillage nach dem Aufsprühen ist stark, sehr sogar. Also habe ich mich erstmal direkt nach draußen ins Warme zu einem Spaziergang gewagt, um herauszufinden, wie sich der Duft verhält. Neroli und Bergamotte im Auftakt wirken nicht so zitrisch, wie man es vielleicht glaubt oder von anderen Düften kennt. Hier wirken sie wirklich sehr natürlich und bringen ihre grünen Facetten deutlich zum Vorschein. Anders als viele Mainstream-Designer, die komplett synthetisch mit Punch in die Nase kommen, ist die Kopfnote von Slut nach kurzem Einwirken weich und ausgeglichen. Man merkt, dass SLUT kein Mainstream-Zirtusparfüm ist, sondern eine ganz klare eigene Linie verfolgt. Die ersten Minuten sind total angenehm, hauptsächlich grün, floral und leicht zitrisch. Die Slut in SLUT lässt definitv noch auf sich warten. Während ich durch den Park spaziere und der Wind sanft umherstreift, nehme ich die Sillage des Parfüms ständig wahr. Und es riecht für die jetzige Jahreszeit einfach perfekt.
Im Weiteren Verlau kommen dunklere florale Noten von Patchouli und Jasmin-Sambac (arabischer Jasmin) durch, die dem Duft mehr Tiefe und Erwachsenheit verleihen. Genau diesen dunkleren Verlauf in der Herznote ist denke ich genau das, was Aaron als "Filth" und "Dirty" beschreibt. Die "Slut" ist jetzt gewissermaßen da und zieht ihre Spuren. Mit den verblassenden Nuancen der Kopfnote ergibt sich ein tolles Spiel. Man riecht einfach anderes als "die anderen", es verleiht Selbstbewusstsein. Mit dem Duft fühle ich mich draußen rundum wohl. Selbst nach Stunden ist SLUT noch um mich herum, immer wieder ein "Whoa" in meinem Kopf, das hätte ich nicht erwartet. SLUT hat mich wohl in ihren Bann gezogen und verführt. Insgesamt waren über 9 Stunden Haltbarkeit dabei. Jedoch bin ich mir nicht ganz sicher, wie ich in der Basisnote "Schmutz" riechen soll...
Nochmals zurück zum Thema wo man den Duft vielleicht am ehesten trägt: Date? Nein, vielleicht nicht safe genug. Schickes essen? Nein, zu stark. Freizeit? Jawohl, vor allem draußen, wenn es wärmer ist. Club? Kein Plan, kann ich nicht sagen. Büro? Jein, denn grundsätzlich glaube ich, dass das von der DNA geht. Man riecht frisch, clean aber wenn Büro, dann vorsichtig dosieren. Insgesamt aber ein Duft, der deutlich mehr casual als formell funktioniert.
Aaron schlägt ebenso in einem Video vor, dass man SLUT mit Animalix layern kann, um diese dunklen Nuancen noch mehr in den Vordergrund zu rücken. Animalix hatte ich damals dazu bestellt, um genau das mal zu testen. An sich ist Animalix ja ein absolut gefährliches Biest. Sparsam und vorsichtig dosiert, gepaart mit SLUT, hat man gewissermaßen einen ganz neuen Duft, der den animalischen Charakter mehr nach vorne stellt. Es ergibt sich dadurch eine völlig neue Komposition, die aber am besten in den Herbst passt. Diese Kombi lohnt sich. Aber auch hier gilt dann: weniger ist mehr!
Also, mich überzeugt das Parfüm wirklich sehr. Obwohl ich was anderes erwartet habe, bin ich sogar positiv überrascht, was Aaron hier kreiert hat. Dennoch bin ich andererseits nicht überrascht, dass er sein Wissen sehr gut in die Tat bei der Kreation seiner Parfüms umsetzen kann. So, wie SLUT geworden ist, genauso sollte er sein. Ich vermute, dass sich diese dunklen Töne quer durch seine Kollektion ziehen. Mit 55 Britischen Pfund ist er auch nicht besonders teuer in meinen Augen. Er liefert im Grunde genommen alles, was man will: unique DNA und sehr gute Performance für einen frisch-floralen Duft.