29.01.2018 - 14:29 Uhr
Fabistinkt
28 Rezensionen
Fabistinkt
Sehr hilfreiche Rezension
10
Ein Gläschen Patchouli, bitte!
Nun ist es an der Zeit für meinen ersten Kommentar überhaupt in diesem wunderbaren Forum.
Heute habe ich nach der Arbeit eine inhabergeführte Parfümerie im österreichischen Hallein erkundet. Ein kleines Geschäft, wo neben ein paar ausgesuchten Düften auch Schmuck und natürlich Kosmetik verkauft werden. Was ich bisher so noch nicht kannte:
In der gesamten Parfümerie gibt es keine Papierstreifen! Stattdessen sind vor den Düften Grappagläser aufgestellt, in die die Inhaberin regelmäßig ein Wölkchen des jeweiligen Parfüms gibt. Wie sie mir erklärt hat, verhindert sie dadurch den typischen Migräne-Dunst, der viele Parfümerien und Kaufhäuser fest im Griff hat, da Kunden nicht ständig am Sprühen sind, sondern nur ein Näschen aus dem Glas zu nehmen brauchen. Zudem hat man schneller Herz- und Basisnoten vor Augen und Nase und riecht nicht das Papier an sich, wie es sonst passieren kann.
Sie ließ mich an einigen Gläsern Trussardi schnüffeln, die in mir keine besondere Reaktion hervorriefen. Dann gab sie mir das Stilglas mit dem neuen Herrenduft von Etienne Aigner. Die Marke war mir bisher nur von Lederaccessoires bekannt und ich hatte keine Vorstellung, was mich erwarten würde. Umso mehr freute ich mich, als mir aus dem Glas ein intensiver Patchouliduft entgegenstieg. Wow! Das hatte ich nicht vorhergesehen.
Gierig streckte ich meine Nase weiter ins Glas und sog die orientalische Würze ein.
Die nette Inhaberin gab mir schließlich einen Spritzer des First Class Executive auf die Handgelenke. Welch ein Kontrast zum duftenden Grappaglas. Jetzt erst las ich den Namen. Was hatten sich die Aigners dabei gedacht? First Class Executive. Ein misslungenes Anbiedern an Kunden aus dem oberen Management? Ein Wettbewerb zum Zeitvertreib in der Mittagspause der Marketingabteilung, bei dem dämliche englische Berufsbezeichnungen gefunden werden sollten? Die ersten Sekunden schienen zum merkwürdigen Namen zu passen. Typische zitrisch-stechende Kopfnoten, wie man sie von hunderten Herrenparfüms der Gegenwart kennt.
Langsam kämpfte sich jedoch der Patchouli, in den ich mich schockverliebt hatte, an die Oberfläche und eine gewisse schimmernde Eleganz legte sich darum. Auf dem Weg nach Hause hatte ich Schwierigkeiten beim Autofahren, da ich ständig das rechte Handgelenk an der Nase hatte. Der Executive gefiel mir außerordentlich gut, eben wegen des Patchoulis, den ich nicht in einem Herrenduft des Mainstream-Marktes erwartet hätte. Nun, drei Stunden später, liege ich auf dem Bett und verfasse meinen Kommentar. "Mein" Patchouli ist nicht mehr besonders herauszuriechen. Allerdings fehlt mir grundsätzlich die Gabe, einzelne Noten in einer Duftkomposition zu lesen. Auf meinem Handgelenk nehme ich jetzt eine angenehme Melange aus süßlich-holzig-warmen und zitrisch-kühlen Tönen wahr, ein hellbrauner Strudel, über dem ein silbern leuchtender Schleier liegt.
Besorgen werde ich mir den Executive wohl nicht, auch wenn er es definitiv wert wäre - meinen Hunger nach Patchouli werde ich mit Parfumerie Generale stillen. Düfte aus der elegant-maskulin-modernen Schiene liegen mir persönlich einfach nicht, wofür der Executive nichts kann. Elegant sind für mich Pour Monsieur von Chanel und Arpege von Lanvin.
Für alle anderen: Traut euch und probiert ihn aus, trotz des lächerlichen Namens.
Cheers!
Heute habe ich nach der Arbeit eine inhabergeführte Parfümerie im österreichischen Hallein erkundet. Ein kleines Geschäft, wo neben ein paar ausgesuchten Düften auch Schmuck und natürlich Kosmetik verkauft werden. Was ich bisher so noch nicht kannte:
In der gesamten Parfümerie gibt es keine Papierstreifen! Stattdessen sind vor den Düften Grappagläser aufgestellt, in die die Inhaberin regelmäßig ein Wölkchen des jeweiligen Parfüms gibt. Wie sie mir erklärt hat, verhindert sie dadurch den typischen Migräne-Dunst, der viele Parfümerien und Kaufhäuser fest im Griff hat, da Kunden nicht ständig am Sprühen sind, sondern nur ein Näschen aus dem Glas zu nehmen brauchen. Zudem hat man schneller Herz- und Basisnoten vor Augen und Nase und riecht nicht das Papier an sich, wie es sonst passieren kann.
Sie ließ mich an einigen Gläsern Trussardi schnüffeln, die in mir keine besondere Reaktion hervorriefen. Dann gab sie mir das Stilglas mit dem neuen Herrenduft von Etienne Aigner. Die Marke war mir bisher nur von Lederaccessoires bekannt und ich hatte keine Vorstellung, was mich erwarten würde. Umso mehr freute ich mich, als mir aus dem Glas ein intensiver Patchouliduft entgegenstieg. Wow! Das hatte ich nicht vorhergesehen.
Gierig streckte ich meine Nase weiter ins Glas und sog die orientalische Würze ein.
Die nette Inhaberin gab mir schließlich einen Spritzer des First Class Executive auf die Handgelenke. Welch ein Kontrast zum duftenden Grappaglas. Jetzt erst las ich den Namen. Was hatten sich die Aigners dabei gedacht? First Class Executive. Ein misslungenes Anbiedern an Kunden aus dem oberen Management? Ein Wettbewerb zum Zeitvertreib in der Mittagspause der Marketingabteilung, bei dem dämliche englische Berufsbezeichnungen gefunden werden sollten? Die ersten Sekunden schienen zum merkwürdigen Namen zu passen. Typische zitrisch-stechende Kopfnoten, wie man sie von hunderten Herrenparfüms der Gegenwart kennt.
Langsam kämpfte sich jedoch der Patchouli, in den ich mich schockverliebt hatte, an die Oberfläche und eine gewisse schimmernde Eleganz legte sich darum. Auf dem Weg nach Hause hatte ich Schwierigkeiten beim Autofahren, da ich ständig das rechte Handgelenk an der Nase hatte. Der Executive gefiel mir außerordentlich gut, eben wegen des Patchoulis, den ich nicht in einem Herrenduft des Mainstream-Marktes erwartet hätte. Nun, drei Stunden später, liege ich auf dem Bett und verfasse meinen Kommentar. "Mein" Patchouli ist nicht mehr besonders herauszuriechen. Allerdings fehlt mir grundsätzlich die Gabe, einzelne Noten in einer Duftkomposition zu lesen. Auf meinem Handgelenk nehme ich jetzt eine angenehme Melange aus süßlich-holzig-warmen und zitrisch-kühlen Tönen wahr, ein hellbrauner Strudel, über dem ein silbern leuchtender Schleier liegt.
Besorgen werde ich mir den Executive wohl nicht, auch wenn er es definitiv wert wäre - meinen Hunger nach Patchouli werde ich mit Parfumerie Generale stillen. Düfte aus der elegant-maskulin-modernen Schiene liegen mir persönlich einfach nicht, wofür der Executive nichts kann. Elegant sind für mich Pour Monsieur von Chanel und Arpege von Lanvin.
Für alle anderen: Traut euch und probiert ihn aus, trotz des lächerlichen Namens.
Cheers!
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