22.05.2011 - 15:21 Uhr
Apicius
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Apicius
Top Rezension
20
Herb-Männliches aus Saudi-Arabien!
Wer sagt denn, dass arabische Männer ihr Parfum nur lieblich, süß und blumig mögen? Mit Arooq Al Oud zeigt uns die Marke Al Rehab, dass es auch anders geht. Arooq Al Oud kommt völlig ohne erkennbare florale oder zitrische Noten aus - also etwas Besonderes. Ich kenne nicht viele Ouds ohne Blumen unter den schicken Neuerscheinungen westlicher Parfummarken. Nur zwei fallen mir ein: Pure Oud von By Kilian, das mir nicht sonderlich gefällt, sowie das mit 520 € sehr teure und sehr spezielle Intricate von Boadicea the Victorious.
So ist Arooq Al Oud ein Duft für den Kerl im (arabischen) Mann – holzig und sehr herb, aber nicht unausgewogen. Leider veröffentlicht Al Rehab keine Duftpyramide, doch ein wenig Erfahrung mit arabischen Düften besitze ich ja bereits. Neben dem Oud rieche ich eine gute Portion Amber. Nicht das trockene, fahle Zeug, das den unauffälligen Hintergrund so vieler westlicher Parfums bildet - die Note Amber in traditionellen arabischen Parfums knüpft viel deutlicher an dem an, was man sich unter diesem Begriff vorstellen möchte, nämlich dem Geruch verbrannten Bernsteinharzes! Im Extremfall kann das ein saftiges Schwarzwälder Schinken Aroma bedeuten. In einer Kultur, in der geräuchertes Schwein nicht verzehrt wird, fällt man damit wohl nicht weiter auf. Hierzulande aber müsste man sich die Frage gefallen lassen, ob man zufällig Metzger von Beruf ist. Das ist einer der Gründe, weshalb ich Pure Oud von By Kilian nicht tragen möchte.
Sehr viel besser als in dem hochpreisigen By Kilian Parfum ist der Amber in Arooq Al Oud integriert. Hier begleitet er das Oud, fügt einen dunklen, rauchigen Ton bei, ist aber bei weitem nicht so aufdringlich, dass sich die genannte Assoziation einstellt.
Dritter im Bunde dürfte Sandelholz sein. Hinter dieser Bezeichnung verbergen sich eine ganze Reihe möglicher Duftstoffe: ich tippe auf Javanol. Jedenfalls erkenne ich eine gewisse Ähnlichkeit zu den Holznoten in Montales Amber & Spices sowie Greyland, und da ist ganz offenbar dieser Stoff drin. Und diese beiden Parfums sind auch diejenigen unter den westlichen Ouds, die mit ihrer Herbheit dem maskulinen Stil von Arooq Al Oud am nächsten kommen. Die bittere Sandelholznote hält übrigens auch am längsten von allen durch. Die Haltbarkeit des Arooq Al Oud ist ausreichend – man hat ein paar Stunden einen schönen Vierklang. Vierklang deshalb, weil sich zusätzlich nach einiger Zeit ein deutlich lederartiger Charakter ausprägt. Weitere Noten – eventuell etwas Patchouli - kann ich nicht mit Sicherheit ausmachen.
Das Oud in Arooq Al Oud, verbunden mit der Rauchigkeit, dem Leder und der herben Holznote hat etwas vom Geruch antiker Möbelstücke, vielleicht auch von Pferdestall und Ledersätteln, obwohl alle diese Bilder nicht wirklich treffend sind. Oud, jenes verpilzte Holz, ist eben so einzigartig, dass man diesem Geruch kaum mit Analogien beikommen kann. Hier möge jeder selbst Erfahrung sammeln.
Sehr haltbar ist die Sandelholznote. Wenn Amber, Oud und Leder sich nach ein paar Stunden verabschieden, bleibt sie noch viele Stunden zurück und übersteht auch eine heiße Dusche! Auf Arooq Al Oud muss man sich also etwas einlassen, dennoch ist er überraschend tragbar. Der Duft zieht sich rasch in sich zurück, und jedenfalls nach etwa einer Stunde ist die Projektion eher schwach. So werde ich Arooq Al Oud selbst im Büro tragen können. Ein Pluspunkt: die in vielen Oud Parfums vor allem im Kopf so störende „Haarspraynote“ habe ich nicht finden können. Und durch die fehlende Süße wirkt Arooq Al Oud auch nicht so opulent und schwülstig wie manches andere arabische Parfum.
Oud-Düfte sind niemals leicht. Ausschließliche Anhänger frischer Aquatics oder zitrischer Sommerdüfte werden sich hieran kaum erfreuen können. Doch denjenigen, die ein Faible für kräftige, herbe und unsüße Herrendüfte haben, könnte Arooq Al Oud gefallen. Ich sehe als Interessenten solche Parfumfreunde, die bereits ein Knize Ten, ein Terre d'Hermès , ein Antaeus, ein Leder- oder auch ein sonstiges Herrenchypre ihr eigen nennen.
Arooq Al Oud habe ich gestern im Taiba Shop in Bonn gekauft, und da ist mir wohl ein Glücksgriff gelungen. Bisher haben mich die unsüßen, bitteren Varianten unter den Oud-Parfums eher abgestoßen. Womöglich ist es auch einfacher, das an sich schon sehr herbe Oud-Öl mit lieblichen Noten zu kombinieren, um ein ausgewogenes Ergebnis zu erzielen. Arabische Parfümeure machen das vor allem mit Rose, Honig, sowie mild-cremigen Varianten von Moschus. Das alles fehlt hier, und trotzdem ist das in sich stimmig. Ich denke, hier war ein besonderes geschickter Parfümeur am Werk.
Al Rehab gilt als Billig-Marke. Die verkaufen Alltagsdüfte, die sich viele leisten können, und manches ist auch ziemlich scheußlich. Wer sich einen Duft von Al Rehab zulegt, sollte sich auch im Klaren darüber sein, dass die europäischen IFRA-Richtlinien in Saudi-Arabien nicht gelten. Auf der Verpackung von Arooq Al Oud wird neben Alkohol, Wasser und „Fragrance“ wenigstens noch der in Kosmetika verwendete Stoff Benzophenone-2 ausgewiesen. Aber: no risk, no fun!
Für Arooq Al Oud habe ich nur 20 € ausgegeben. Dafür bekommt man, aufwendig verpackt, 60 ml in einem sehr schweren Glasflakon, der mit einem schönen Druckgussornament verziert ist: winzige Glassteinchen sind in die geometrische Form integriert. Zusätzlich ziert ein großer, geschliffener Glasstein die Kappe. Diesen Gegenstand fasst man gerne an, und das Preis-Leistungsverhältnis ist überragend.
Wiederum kann ich nur dazu raten, sich einmal im Taiba Shop in Bonn beraten zu lassen oder sich in der nächsten Großstadt selber auf die Suche nach einem solchen Geschäft zu machen. Zwischen arabischer Kleidung, islamischer Literatur und allerlei Kosmetik- und Gesundheitsprodukten wird man dort zwar nicht die arabischen Edelmarken finden, aber Überblick gewinnen über die ganze Bandbreite der traditionellen Parfums, wie sie jedermann trägt. Und mit etwas Glück ist Schönes dabei.
So ist Arooq Al Oud ein Duft für den Kerl im (arabischen) Mann – holzig und sehr herb, aber nicht unausgewogen. Leider veröffentlicht Al Rehab keine Duftpyramide, doch ein wenig Erfahrung mit arabischen Düften besitze ich ja bereits. Neben dem Oud rieche ich eine gute Portion Amber. Nicht das trockene, fahle Zeug, das den unauffälligen Hintergrund so vieler westlicher Parfums bildet - die Note Amber in traditionellen arabischen Parfums knüpft viel deutlicher an dem an, was man sich unter diesem Begriff vorstellen möchte, nämlich dem Geruch verbrannten Bernsteinharzes! Im Extremfall kann das ein saftiges Schwarzwälder Schinken Aroma bedeuten. In einer Kultur, in der geräuchertes Schwein nicht verzehrt wird, fällt man damit wohl nicht weiter auf. Hierzulande aber müsste man sich die Frage gefallen lassen, ob man zufällig Metzger von Beruf ist. Das ist einer der Gründe, weshalb ich Pure Oud von By Kilian nicht tragen möchte.
Sehr viel besser als in dem hochpreisigen By Kilian Parfum ist der Amber in Arooq Al Oud integriert. Hier begleitet er das Oud, fügt einen dunklen, rauchigen Ton bei, ist aber bei weitem nicht so aufdringlich, dass sich die genannte Assoziation einstellt.
Dritter im Bunde dürfte Sandelholz sein. Hinter dieser Bezeichnung verbergen sich eine ganze Reihe möglicher Duftstoffe: ich tippe auf Javanol. Jedenfalls erkenne ich eine gewisse Ähnlichkeit zu den Holznoten in Montales Amber & Spices sowie Greyland, und da ist ganz offenbar dieser Stoff drin. Und diese beiden Parfums sind auch diejenigen unter den westlichen Ouds, die mit ihrer Herbheit dem maskulinen Stil von Arooq Al Oud am nächsten kommen. Die bittere Sandelholznote hält übrigens auch am längsten von allen durch. Die Haltbarkeit des Arooq Al Oud ist ausreichend – man hat ein paar Stunden einen schönen Vierklang. Vierklang deshalb, weil sich zusätzlich nach einiger Zeit ein deutlich lederartiger Charakter ausprägt. Weitere Noten – eventuell etwas Patchouli - kann ich nicht mit Sicherheit ausmachen.
Das Oud in Arooq Al Oud, verbunden mit der Rauchigkeit, dem Leder und der herben Holznote hat etwas vom Geruch antiker Möbelstücke, vielleicht auch von Pferdestall und Ledersätteln, obwohl alle diese Bilder nicht wirklich treffend sind. Oud, jenes verpilzte Holz, ist eben so einzigartig, dass man diesem Geruch kaum mit Analogien beikommen kann. Hier möge jeder selbst Erfahrung sammeln.
Sehr haltbar ist die Sandelholznote. Wenn Amber, Oud und Leder sich nach ein paar Stunden verabschieden, bleibt sie noch viele Stunden zurück und übersteht auch eine heiße Dusche! Auf Arooq Al Oud muss man sich also etwas einlassen, dennoch ist er überraschend tragbar. Der Duft zieht sich rasch in sich zurück, und jedenfalls nach etwa einer Stunde ist die Projektion eher schwach. So werde ich Arooq Al Oud selbst im Büro tragen können. Ein Pluspunkt: die in vielen Oud Parfums vor allem im Kopf so störende „Haarspraynote“ habe ich nicht finden können. Und durch die fehlende Süße wirkt Arooq Al Oud auch nicht so opulent und schwülstig wie manches andere arabische Parfum.
Oud-Düfte sind niemals leicht. Ausschließliche Anhänger frischer Aquatics oder zitrischer Sommerdüfte werden sich hieran kaum erfreuen können. Doch denjenigen, die ein Faible für kräftige, herbe und unsüße Herrendüfte haben, könnte Arooq Al Oud gefallen. Ich sehe als Interessenten solche Parfumfreunde, die bereits ein Knize Ten, ein Terre d'Hermès , ein Antaeus, ein Leder- oder auch ein sonstiges Herrenchypre ihr eigen nennen.
Arooq Al Oud habe ich gestern im Taiba Shop in Bonn gekauft, und da ist mir wohl ein Glücksgriff gelungen. Bisher haben mich die unsüßen, bitteren Varianten unter den Oud-Parfums eher abgestoßen. Womöglich ist es auch einfacher, das an sich schon sehr herbe Oud-Öl mit lieblichen Noten zu kombinieren, um ein ausgewogenes Ergebnis zu erzielen. Arabische Parfümeure machen das vor allem mit Rose, Honig, sowie mild-cremigen Varianten von Moschus. Das alles fehlt hier, und trotzdem ist das in sich stimmig. Ich denke, hier war ein besonderes geschickter Parfümeur am Werk.
Al Rehab gilt als Billig-Marke. Die verkaufen Alltagsdüfte, die sich viele leisten können, und manches ist auch ziemlich scheußlich. Wer sich einen Duft von Al Rehab zulegt, sollte sich auch im Klaren darüber sein, dass die europäischen IFRA-Richtlinien in Saudi-Arabien nicht gelten. Auf der Verpackung von Arooq Al Oud wird neben Alkohol, Wasser und „Fragrance“ wenigstens noch der in Kosmetika verwendete Stoff Benzophenone-2 ausgewiesen. Aber: no risk, no fun!
Für Arooq Al Oud habe ich nur 20 € ausgegeben. Dafür bekommt man, aufwendig verpackt, 60 ml in einem sehr schweren Glasflakon, der mit einem schönen Druckgussornament verziert ist: winzige Glassteinchen sind in die geometrische Form integriert. Zusätzlich ziert ein großer, geschliffener Glasstein die Kappe. Diesen Gegenstand fasst man gerne an, und das Preis-Leistungsverhältnis ist überragend.
Wiederum kann ich nur dazu raten, sich einmal im Taiba Shop in Bonn beraten zu lassen oder sich in der nächsten Großstadt selber auf die Suche nach einem solchen Geschäft zu machen. Zwischen arabischer Kleidung, islamischer Literatur und allerlei Kosmetik- und Gesundheitsprodukten wird man dort zwar nicht die arabischen Edelmarken finden, aber Überblick gewinnen über die ganze Bandbreite der traditionellen Parfums, wie sie jedermann trägt. Und mit etwas Glück ist Schönes dabei.
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