20.01.2018 - 17:04 Uhr
Hyazinthe
44 Rezensionen
Hyazinthe
13
Eine Rose von Homers Grab
In allen Liedern des Orients erklingt die Liebe der Nachtigall zu der Rose.
In den schweigenden, sternklaren Nächten bringt der geflügelte Sänger seiner duftenden Blume eine Serenade dar. Nicht weit von Smyrna, unter den hohen Platanen, wo der Kaufmann seine belasteten Kamele treibt, die stolz ihre langen Hälse erheben und schwerfällig über eine Erde stampfen, die heilig ist, sah ich eine blühende Rosenhecke. Wilde Tauben flogen zwischen den Zweigen der hochstämmigen Bäume, und die Flügel der Tauben glänzten, wenn ein Sonnenstrahl darüber hinglitt, als seien sie aus Perlmutter gemacht.
In der Rosenhecke war eine Blüte von allen die schönste, und für sie sang die Nachtigall von ihrem Liebesschmerz, aber die Rose war stumm, nicht ein Tautropfen lag, wie eine Träne des Mitleidens, auf ihren Blättern, sie neigte sich auf ihrem Zweige über einige große Steine.
"Hier ruht der Erde größter Sänger!" sagte die Rose, "über seinem Grabe will ich duften, meine Blätter will ich darauf verstreuen, wenn der Sturm sie mir abstreift. Der Ilias' Sänger ward zu Erde in dieser Erde, aus der ich sprieße! Ich, eine Rose von Homers Grab, bin zu heilig, um für eine armselige Nachtigall zu blühen!"
Und die Nachtigall sang sich zu Tode!
Der Kameltreiber kam mit seinen beladenen Kamelen und seinen schwarzen Sklaven.
Sein kleiner Sohn fand den toten Vogel und beerdigte ihn in des großen Homers Grab; und die Rosen bebten im Winde. Der Abend kam.
Die Rose faltete ihre Blätter dichter zusammen und träumte, - sie träumte, es wäre ein herrlicher Sonnentag.
Eine Schar fremder fränkischer Männer kam her, sie hatten eine Pilgerreise zu Homers Grab gemacht.
Unter den Fremden war ein Sänger aus dem Norden, aus der Heimat der Nebel und Nordlichter. Er brach die Rose, preßte sie in einem Buche und nahm sie so mit sich nach einem anderen Weltteil hinüber, mit nach seinem fernen Vaterland. Und die Rose welkte vor Kummer und lag in dem engen Buche, das er in seinem Heim öffnete, und er sagte:
"Hier ist eine Rose von Homers Grab."
Sieh, das träumte die Blume und sie erwachte und zitterte im Winde. Ein Tautropfen fiel von ihren Blättern auf des Sängers Grab; da ging die Sonne auf, und die Rose blühte schöner als zuvor. Der Tag wurde heiß, es war ja im heißen Asien.
Da schallten Fußtritte, fremde Franken kamen, wie sie die Rose im Traume gesehen hatte, und unter diesen Fremden war ein Dichter aus dem Norden; er brach die Rose, drückte einen Kuß auf ihren frischen Mund, und führte sie mit sich in die Heimat der Nebel und der Nordlichter. Wie eine Mumie ruht nun die Blumenleiche in seiner llias, und wie im Traume hört sie ihn das Buch öffnen und sagen:
"Hier ist eine Rose von Homers Grab!"
Eine zarte, kaum erblühte rosafarbene Rose, im Morgentau, das Gras duftet noch von den Tropfen, die im ersten Sonnenlicht glitzern. Die Welt ist noch frisch, das Licht durchsichtig, leichte Brise streicht über die zarten Blütenblätter. Eine frühe Stunde, die noch nicht von der Geschäftigkeit des Tages berührt wurde. Träumend noch, wie kindlich, verwundert in die Gartenwelt erwacht, so ist die Anmutung dieses zarten Duftes.
Erinnert mich an Rosen wie Rosissimo, Rose Ikebana, aber auch Chloés Rose. Zuerst eingebettet in viel zartes Grün, leicht zitrisches.
Später kommen helle Hölzer dazu, das bringt Wärme hinein, aber auch mehr Ernst. Ändert den Charakter der Rose, lässt sie cremiger werden. Hätte jetzt nicht sein müssen für mich, gerne hätte ich diese Stimmung beibehalten. Hier kommt aber nichts von Seifigkeit auf, keine Opulenz, kein Oud oder Patch schafft hier orientalische Feuerwerke; das ist eine kleine lächelnde träumende Rose, die sich selbst genug ist, und das ist manchmal, nach all den olfaktorischen Schwer-Mahlzeiten, wie ein kleines einfaches Gericht, das nur von seinen natürlichen wohlschmeckenden Zutaten lebt.
Und - es hat mir das schöne träumerische Märchen von Andersen wieder in den Sinn gerufen.
In den schweigenden, sternklaren Nächten bringt der geflügelte Sänger seiner duftenden Blume eine Serenade dar. Nicht weit von Smyrna, unter den hohen Platanen, wo der Kaufmann seine belasteten Kamele treibt, die stolz ihre langen Hälse erheben und schwerfällig über eine Erde stampfen, die heilig ist, sah ich eine blühende Rosenhecke. Wilde Tauben flogen zwischen den Zweigen der hochstämmigen Bäume, und die Flügel der Tauben glänzten, wenn ein Sonnenstrahl darüber hinglitt, als seien sie aus Perlmutter gemacht.
In der Rosenhecke war eine Blüte von allen die schönste, und für sie sang die Nachtigall von ihrem Liebesschmerz, aber die Rose war stumm, nicht ein Tautropfen lag, wie eine Träne des Mitleidens, auf ihren Blättern, sie neigte sich auf ihrem Zweige über einige große Steine.
"Hier ruht der Erde größter Sänger!" sagte die Rose, "über seinem Grabe will ich duften, meine Blätter will ich darauf verstreuen, wenn der Sturm sie mir abstreift. Der Ilias' Sänger ward zu Erde in dieser Erde, aus der ich sprieße! Ich, eine Rose von Homers Grab, bin zu heilig, um für eine armselige Nachtigall zu blühen!"
Und die Nachtigall sang sich zu Tode!
Der Kameltreiber kam mit seinen beladenen Kamelen und seinen schwarzen Sklaven.
Sein kleiner Sohn fand den toten Vogel und beerdigte ihn in des großen Homers Grab; und die Rosen bebten im Winde. Der Abend kam.
Die Rose faltete ihre Blätter dichter zusammen und träumte, - sie träumte, es wäre ein herrlicher Sonnentag.
Eine Schar fremder fränkischer Männer kam her, sie hatten eine Pilgerreise zu Homers Grab gemacht.
Unter den Fremden war ein Sänger aus dem Norden, aus der Heimat der Nebel und Nordlichter. Er brach die Rose, preßte sie in einem Buche und nahm sie so mit sich nach einem anderen Weltteil hinüber, mit nach seinem fernen Vaterland. Und die Rose welkte vor Kummer und lag in dem engen Buche, das er in seinem Heim öffnete, und er sagte:
"Hier ist eine Rose von Homers Grab."
Sieh, das träumte die Blume und sie erwachte und zitterte im Winde. Ein Tautropfen fiel von ihren Blättern auf des Sängers Grab; da ging die Sonne auf, und die Rose blühte schöner als zuvor. Der Tag wurde heiß, es war ja im heißen Asien.
Da schallten Fußtritte, fremde Franken kamen, wie sie die Rose im Traume gesehen hatte, und unter diesen Fremden war ein Dichter aus dem Norden; er brach die Rose, drückte einen Kuß auf ihren frischen Mund, und führte sie mit sich in die Heimat der Nebel und der Nordlichter. Wie eine Mumie ruht nun die Blumenleiche in seiner llias, und wie im Traume hört sie ihn das Buch öffnen und sagen:
"Hier ist eine Rose von Homers Grab!"
Eine zarte, kaum erblühte rosafarbene Rose, im Morgentau, das Gras duftet noch von den Tropfen, die im ersten Sonnenlicht glitzern. Die Welt ist noch frisch, das Licht durchsichtig, leichte Brise streicht über die zarten Blütenblätter. Eine frühe Stunde, die noch nicht von der Geschäftigkeit des Tages berührt wurde. Träumend noch, wie kindlich, verwundert in die Gartenwelt erwacht, so ist die Anmutung dieses zarten Duftes.
Erinnert mich an Rosen wie Rosissimo, Rose Ikebana, aber auch Chloés Rose. Zuerst eingebettet in viel zartes Grün, leicht zitrisches.
Später kommen helle Hölzer dazu, das bringt Wärme hinein, aber auch mehr Ernst. Ändert den Charakter der Rose, lässt sie cremiger werden. Hätte jetzt nicht sein müssen für mich, gerne hätte ich diese Stimmung beibehalten. Hier kommt aber nichts von Seifigkeit auf, keine Opulenz, kein Oud oder Patch schafft hier orientalische Feuerwerke; das ist eine kleine lächelnde träumende Rose, die sich selbst genug ist, und das ist manchmal, nach all den olfaktorischen Schwer-Mahlzeiten, wie ein kleines einfaches Gericht, das nur von seinen natürlichen wohlschmeckenden Zutaten lebt.
Und - es hat mir das schöne träumerische Märchen von Andersen wieder in den Sinn gerufen.
7 Antworten