13.09.2016 - 14:42 Uhr
Meggi
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Meggi
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Wie zweimal eine Dreiviertel-„Neunte“
Frisch aufgeschnittene Apfelsine. Nein, keine Orange, sondern Apfelsine. Wer den Unterschied nicht kennt, hat nie als Kind von Mama (oder Papa) einen Teller mit diesem Obst zubereitet bekommen. Das ist wirklich verblüffend naturgetreu eingefangen.
Alsbald legt sich die Frucht-Wolke auf die Haut, der Charakter des Duftes bleibt allerdings erhalten. Das fühlt sich ganz wunderbar an, fast wie jene spritzenden Schleier aus „Orangen-Aerosol“, die beim Aufschneiden gelegentlich in die Luft entweichen und alles in der Umgebung beglücken. Erst nach einer guten Stunde beginnt das Wässrig-Frische, sich allmählich in eine würzig-grün-zestige Unterlage zurückzuziehen. Doch selbst nach drei Stunden sind Orangen-Blattgrün und -Schale noch frisch. Dazu ein winziger Hauch nahezu unmerklicher Edelrosen-Wässrigkeit.
Und weiter geht es mit originell-exquisiten Frische Ideen: Um die Mittagszeit denke ich – nanu? – plötzlich an Weihnachten. Einiges Hin- und Her-Überlegen fördert zutage, dass die Linie „Süßliches Heu – Cumarin – Zimt“ gemeinsam mit der Rest-Orange verantwortlich ist. Verrückt, was Weihnachtliches in einem Eigentlich-Sommerduft. Etwas später kommt mir Orangen-Waldmeister-Brause in den Sinn. Ein bisschen süß ist sie geraten, auf die Prise Zimt darin hätte ich ebenfalls verzichten können. Aber da ich ein Faible für lustige Getränke habe, gibt das den nächsten Pluspunkt.
Nach hinten raus, nämlich nach rund sechs Stunden, beschließt unvermittelt eine relativ fade bzw. ereignisarme Kunst-Zeder im Verein mit einem skeletthaften Frische-Überbleibsel laborieller Provenienz und einem Fragment der Heu-Cumarin-Zimt-Süße den Duft. Man mag diesen Abgang, der für ein Cologne um diese Zeit formal völlig in Ordnung geht, für seltsam abrupt halten - für mich ist auch das ein ziemliches Vergnügen!
Denn: Eine vergleichbar künstlich-frische Holznote, wie sie Herr Ellena als Rausschmeißer anbietet, erhebt Herr Schön in Escentric 02 zum Kern eines Duftes. Ich kann mich also nach der eleganten bis originellen Beinahe-Natürlichkeit der vorderen Stunden jetzt als Zugabe bis zum späten Nachmittag derart extravagant-avantgardistisch beduftet fühlen, dass es dafür anderswo eines eigenen Parfüms bedarf. Das ist echt großzügig.
Mithin ist das abrupte Ende des Haupt-Duftteils halt gar kein Ende, es geht vielmehr sozusagen wieder los. Ähnlich wie dereinst beim Umgang des Dirigenten Hans von Bülow (1830-1894; entfernt verwandt mit Loriot) mit Beethovens Neunter Symphonie. Von Bülow weigerte sich schlichtweg, den aus seiner Sicht ungehörigen, weil mit Gesangssolisten und Chor aufgemotzten vierten Satz - Stichwort ‚Ode an die Freude‘ - zu dirigieren. Er hörte nach dem Adagio auf und dirigierte anschließend die ersten drei Sätze einfach nochmal. Hier gibt’s nun zwar nicht denselben Duft nochmal, sondern als Zugabe ‘nen zweiten. Trotzdem irre.
Ich bedanke mich bei Yatagan für die Probe.
Alsbald legt sich die Frucht-Wolke auf die Haut, der Charakter des Duftes bleibt allerdings erhalten. Das fühlt sich ganz wunderbar an, fast wie jene spritzenden Schleier aus „Orangen-Aerosol“, die beim Aufschneiden gelegentlich in die Luft entweichen und alles in der Umgebung beglücken. Erst nach einer guten Stunde beginnt das Wässrig-Frische, sich allmählich in eine würzig-grün-zestige Unterlage zurückzuziehen. Doch selbst nach drei Stunden sind Orangen-Blattgrün und -Schale noch frisch. Dazu ein winziger Hauch nahezu unmerklicher Edelrosen-Wässrigkeit.
Und weiter geht es mit originell-exquisiten Frische Ideen: Um die Mittagszeit denke ich – nanu? – plötzlich an Weihnachten. Einiges Hin- und Her-Überlegen fördert zutage, dass die Linie „Süßliches Heu – Cumarin – Zimt“ gemeinsam mit der Rest-Orange verantwortlich ist. Verrückt, was Weihnachtliches in einem Eigentlich-Sommerduft. Etwas später kommt mir Orangen-Waldmeister-Brause in den Sinn. Ein bisschen süß ist sie geraten, auf die Prise Zimt darin hätte ich ebenfalls verzichten können. Aber da ich ein Faible für lustige Getränke habe, gibt das den nächsten Pluspunkt.
Nach hinten raus, nämlich nach rund sechs Stunden, beschließt unvermittelt eine relativ fade bzw. ereignisarme Kunst-Zeder im Verein mit einem skeletthaften Frische-Überbleibsel laborieller Provenienz und einem Fragment der Heu-Cumarin-Zimt-Süße den Duft. Man mag diesen Abgang, der für ein Cologne um diese Zeit formal völlig in Ordnung geht, für seltsam abrupt halten - für mich ist auch das ein ziemliches Vergnügen!
Denn: Eine vergleichbar künstlich-frische Holznote, wie sie Herr Ellena als Rausschmeißer anbietet, erhebt Herr Schön in Escentric 02 zum Kern eines Duftes. Ich kann mich also nach der eleganten bis originellen Beinahe-Natürlichkeit der vorderen Stunden jetzt als Zugabe bis zum späten Nachmittag derart extravagant-avantgardistisch beduftet fühlen, dass es dafür anderswo eines eigenen Parfüms bedarf. Das ist echt großzügig.
Mithin ist das abrupte Ende des Haupt-Duftteils halt gar kein Ende, es geht vielmehr sozusagen wieder los. Ähnlich wie dereinst beim Umgang des Dirigenten Hans von Bülow (1830-1894; entfernt verwandt mit Loriot) mit Beethovens Neunter Symphonie. Von Bülow weigerte sich schlichtweg, den aus seiner Sicht ungehörigen, weil mit Gesangssolisten und Chor aufgemotzten vierten Satz - Stichwort ‚Ode an die Freude‘ - zu dirigieren. Er hörte nach dem Adagio auf und dirigierte anschließend die ersten drei Sätze einfach nochmal. Hier gibt’s nun zwar nicht denselben Duft nochmal, sondern als Zugabe ‘nen zweiten. Trotzdem irre.
Ich bedanke mich bei Yatagan für die Probe.
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