29.05.2020 - 05:34 Uhr
Pollita
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Pollita
Top Rezension
36
Unsagbar berührend
Ich habe ein Faible für Musik und insbesondere für schöne Stimmen. Es gibt Sänger, denen höre ich nicht nur gerne zu, sondern denen glaube ich jedes Wort, das sie mit ihren Texten transportieren. Dazu zählen etwa Martin Gore, Alexander Veljanov aber beispielsweise auch Lajon Witherspoon und Corey Taylor. Mit kirchlicher Musik hatte ich bisher kaum Berührungspunkte und daher gibt es auch keine Erfahrungswerte meinerseits, interessierte ich mich doch stets eher für die Genres, Synthpop, New Wave und Metal.
Ein Duft, der der menschlichen Singstimme gewidmet ist, muss ja zwangsweise spannend sein. Vor allem bei dieser Duftpyramide, in der Sorcinelli einfach mal alles auf den Kopf gestellt hat. Ein Start mit Vanille und Bergamotte in der Basis. Das hat man definitiv nicht alle Tage.
Beim Aufsprühen begrüßt einen zunächst die Vanille. Sie ist wunderbar weich und wird von Beginn an von rauchigen und auch sauberen Noten begleitet. Zunächst denke ich an Eau Duelle, mit dem der Duft auch ein bisschen verwandt ist. Denn auch dieser Duft offeriert ein Konzept aus Weihrauch und Vanille. Allerdings bleibt die Vanille beim Diptyque vom Start bis hin zum Ausklang im Vordergrund, während sie bei Voix Humaine 8 lediglich in der Kopfnote wahrzunehmen ist. Danach wird sie sanft in den Hintergrund gedrängt von Ambrette und Weihrauch, wodurch ein holzig-rauchiger Eindruck entsteht. Im Verlauf wird der Duft immer holziger mit einer nur noch unterschwellig wahrnehmbaren Süße. Ja, auch ich habe hier die Assoziation von Produkten aus Holz. An aus Holz gefertigte Musikinstrumente zu denken, liegt nahe.
Im Gegensatz zu Unum LAVS und anderen Düften von Sorcinelli wirkt dieser auf mich keineswegs sakral. Ich befinde mich auch nicht in einer kalten Kirche, wenn ich diesen Duft wahrnehme. Das ist ein Duft, den man wunderbar für sich alleine tragen kann, um in sich zu gehen, Ruhe zu finden. Selten so etwas unaufgeregtes erschnuppert wie Voix Humaine 8. Ja, das ist eine Duftkomposition, der ich ebenfalls alles glauben würde, so wie auch meinen liebsten Sängern. Denn ihre Stimme ist besonders und unsagbar berührend. Speziell, aber dennoch tragbar. Auffällig und gleichzeitig unauffällig.
Wem Düfte wie Eau Duelle oder auch Memoirs of a Trespasser bereits zu süß sein sollten, diese Richtung jedoch gefällt, der ist bei diesem Sorcinelli richtig. Tragbar ist er meines Erachtens zu jeder Zeit und zu Anlässen aller Art. In der Ausstrahlung ist er im moderaten Bereich und sollte daher niemandem auf die Nerven gehen. Er ist für mich zwar kein Must-Have, aber einer, den es sich lohnt, zu entdecken.
Herzlichen Dank an Floyd für die Probe. Er duftet genau so wunderbar, wie Du ihn in Deinem Statement beschrieben hast.
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